Die Edition Jean du Tillets


Die erste 'Edition' von Benedicts Werk stammt von Jean du Tillet († 1570). Sie erschien 1548 unter dem Titel:

In Christi nomine incipiunt capitula Regum et Episcoporum maximéque omnium nobilium Francorum ad reprimendas Neophytorum quasi fidelium diversas adinventiones. Cum Privilegio. Parisiis, Apud Iacobum Bogardum sub insigni D. Christophori è regione gymnasii Cameracensium. 1548

Anders als bei der Benedicts Sammlung vorangestellten "Collectio Ansegisi" ist die Edition Benedicts unvollständig, sie bricht S. 448 mitten im Text von 2, 386 ab: CCLXXXVIIII: Qui manifestam detegitur commisisse violentiam, non iam relegatio-

Warum der Druck abgebrochen wurde, ist unklar, aber vermutlich liegt hier einer Gründe dafür, weshalb nur sehr wenige Exemplare dieses Buches in Umlauf kamen. Es stellt eine äußerst seltene bibliophile Rarität dar.

Die handschriftliche Grundlage du Tillets ist, wie schon Baluze feststellte, in Cod. Par. Lat. 4635 zu sehen, ein heute noch erhaltener und mit zahllosen Korrekturen von du Tillets (oder seines Druckers?) Hand versehen, nach Seckels Urteil "von Tilius schonungslos durch Korrekturen, Beischrift fehlender Kapitel usw. zugerichtet" (Benedictus Levita decurtatus et excerptus S. 397). Benedicts Sammlung ist in diesem Codex systemlos gekürzt worden, was Seckel zu einem sowohl für den mittelalterlichen Schreiber als auch für den neuzeitlichen Herausgeber höchst ungünstigen Urteil verleitete:

"Irgendein Prinzip der Kürzung, z.B. einen systematischen oder praktischen Gesichtspunkt, habe ich bisher nicht entdecken können. Vielleicht hat die Kürzung keinen andern Grund als die Absicht des Schreibers, möglichst rasch mit der Ausfüllung der 154 Blätter zu Ende zu kommen. Daß der erste Herausgeber Tilius gerade zu dieser liederlichsten aller Hss. griff, beweist keine glückliche Hand." (Benedictus Levita decurtatus et excerptus S. 399).

Vgl. im übrigen zu Tillet und seiner Arbeitsweise Gerhard Schmitz, MGH Capit. N.S. 1 (1996) S. 374–381.