[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 61]

Die Quellen des ersten Buches.

Die nachstehende Arbeit liefert ein Verzeichnis der von Benedictus Levita lib. I. benutzten Quellen. Das Verzeichnis ist der Ausgabe gegenüber ein vorläufiges. Es stützt sich auf fremde (Baluze, Knust, Hinschius u. a.) und eigene Vorarbeiten. Die Quellenangaben der Vorgänger sind durchweg strenger Nachprüfung unterzogen worden, was zur Ausscheidung mancher schiefen und ungenauen Aufstellungen geführt hat. Ob es gelungen ist, in etlichen Punkten den Stand der Quellenfragen zu fördern, untersteht dem Urteil der Fachgenossen.

Das Verzeichnis auf eine blosse Tabula fontium zu beschränken, war nicht die Absicht. Vielmehr ist das Verhältnis von Benedicts Kapiteln, Rubriken wie Texten, zu ihren Quellen bis in die Einzelheiten hinein in möglichster Kürze festgestellt. Der Benutzer wird die Angaben dieser Studie in der Regel verstehen und verwerten können, wenn er nur Benedicts Sammlung vor sich liegen hat; wer sie kontrollieren will oder wer auf abgelegene Minutien eingehen muss, hat natürlich die citierten Quellenschriften danebenzulegen. Die Einzelangaben beruhen auf einer durchgängigen Collation von Benedicts erstem Buche mit den ermittelten Vorlagen; nicht abgeschlossen ist diese in den letzten Jahren gefertigte Textvergleichung nur, wo Benedict auf die Hispana zurückgeht, also vermutlich sich an die gallische Hispana in der pseudoisidorischen Recension der Hs. von Autun (Hispana Gallica Augustodunensis) gehalten hat. Binnen Kurzem wird dank einem mit Freuden zu begrüssenden Beschlusse der Zentraldirektion der MG.1 der Apparat der Monumenta in den Besitz einer Photographie und einer Abschrift der Augustodunensis gelangen.

Benedicts Capitularienwerk ist bekanntlich in der Hauptsache eine Excerptensammlung. Wo der Fälscher in




1) Holder-Egger, Jahresbericht in den Berliner SB. 1905 XXVII, 587 f.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 62]

fortlaufender Reihe ausgezogen hat und die Auszüge reihengetreu beieinander geblieben sind, hebt das Verzeichnis die Reihen durch fettgedruckte Ueberschriften heraus. Reihenfremde Stücke sind von den jeweils vorangehenden Kapiteln durch einen Strich getrennt.

Auf die Ermittelung der Zwischenquellen grundsätzlich auszugehen, konnte nicht das Ziel der vorliegenden Studie sein. Die folgenden Angaben bereiten, was Buch I angeht, die künftige Ermittelung vor, soweit die Frage nach den Zwischenquellen überhaupt einen Sinn hat1, und soweit nicht längst bekannte Zwischenquellen2 diesen ihren Platz allem Anscheine nach behaupten werden. Die Forderung Maassens3, dass die Aufmerksamkeit sich insbesondere auch 'auf die von dem Impostor unmittelbar benutzten Subsidien' richten müsse, kann, soweit das erste Buch in Frage steht, mit Fug nur noch erhoben werden für einen Teil der Concilien und der Decretalen4, für die römischen Quellen, für die Lex Baiuwariorum und für die kirchlichen Scriptores.

Unbekannt geblieben sind die Quellen von 29 Kapiteln und 4 Teilkapiteln: 1, 13. 14. 36. 116. 117. 127. 136. 169. 174. 175. 176. 177. 178. 179. 186. 188 (Text). 189. 191. 309. 310. (334.) 370. (371.) 372. 374. 375. 376. 377. 392. 393. 397 und 1, 35 b. 40 b-f. 137 Satz 2. 322 b. Von diesen 29 + 4/2 Kapiteln haben m. E. 6 (7) Kapitel und 3 Teilkapitel als Fälschungen Benedicts zu gelten: 1, 36. 309. 310. (334.) 370. 392. 393 und 1, 35 b. 40 b-f. 322 b, so dass nur für 23 Kapitel und 1 Teilkapitel des ersten Buches vielleicht noch die Chance besteht, die Vorlagen zu entdecken. Kennt einer der Fachgenossen die Quelle für dieses oder jenes nicht ganz desperate Kapitel,




1) Durch Zwischenquellen nicht verdeckte Urquellen Benedicts sind z. B. das Mainzer Konzil von 813, die Formulae imperiales und manche in der originalen Fassung benutzte Capitularien.    
2) Wie die DionysioHadriana, eine Rezension der gallischen Hispana, der Briefwechsel des Bonifatius, die Capitulariensammlung des Ansegisus.    
3) Maassen, N. A. XVIII, 296.    
4) Die Forschung kann hier zur endlichen Ruhe streng genommen erst dann gelangen, wenn sämtliche einschlagenden vorpseudoisidorischen Kanonensammlungen auf ihr Verhältnis zu Benedictus untersucht sein werden. Vorläufig habe ich auch bequem zugängliche Sammlungen, wie die Dacheriana (mit der Baluze und Kunst gelegentlich operieren) und die Herovalliana mit Absicht aus dem Spiel gelassen. Der gedruckten Herovalliana gegenüber möge schon hier zur Vorsicht geraten werden: sie scheint mit Hilfe der Kapitel Angilrams interpoliert zu sein (vgl. z. B. die zweite Hälfte des Chalcedonensischen Kanon Migne XCIX, 1040 mit Angilr. c. 3); sogar Maassen, Gesch. der Quellen I, 831. 833 ist diese Interpolation entgangen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 63]

so wäre ihm die Benedictusforschung für die Bekanntgabe zu Danke verpflichtet.

Zu 94 Prozent der nicht (oder vermutlich nicht) frei erdichteten Kapitel des ersten Buches sind die Quellen gefunden.

Viele Stücke sind von Benedict in formeller oder sachlicher Hinsicht der Interpolation unterzogen worden. Interpolationen nicht rein formeller Art, die auf Benedicts Konto zu schreiben sind, begegnen in folgenden beinahe 80 Kapiteln1: 1, 2. 9. 11. 13. 16. 28? 31. 32. 33. 50. 53. 59. 62. 71. 82. 87. 110. 120? 125. 127? 128. 129. 133 a. b. 134. 136. 137? 143. 147. 166. 167. 168. 180. 181. 195. 210. 211? 232. 241. 242. 245. 247. 277. 278. 279. 307? 308. 311-314? 315. 316. 319. 321 rubr. 323. 324. 326. 328. 329. 331. 332. 333. 335. 338-339? 378. 381. 383. 385. 386. 387. 390. 394. 396. 398. 399. 402. 403. 404.

Aus echten Capitularien2 sind von den 405 Kapiteln des ersten Buches 209 Vollkapitel und 1 Teilkapitel gebildet, sodass also Lib. I sich ungefähr zur einen Hälfte aus echten, jedoch teilweise verunechteten Gesetzen der Frankenkönige, zur anderen Hälfte aus Pseudocapitularien zusammensetzt.

*  *  *

1, 1-3 aus S. Bonifatii et Lulli Epistolae.

1, 1 = Epist. 61 (a. 745) von Papst Zacharias 'Referente nobis', MG. Epist. III, 325; Jaffé Reg. 2275 (1744). Rubrik von Benedict, Inscription original. Aus 'praedicto Bonifacio' macht Ben.: 'metropolitano Bonifacio', aus 'sub regulari disciplina': 'sub regali disc.' Die übrigen Varianten Benedicts sind ohne sachliche Bedeutung; sie stehen dem Cod. 2 (Karlsruhe Rast. 22) näher als dem Cod. 1 (Monac. 8112). 1, 2 = Epist. 56 (a. 742), MG. Epist. III, 310 f., = Karlmanni Capitulare 742, MG. Capit. I, 24 = Concilium in Austrasia habitum q. d. Germanicum 742, MG. Conc. II, 2-4, wo die Varianten aus Ben. angegeben sind. Rubrik von Benedict. Dem Verzeichnisse der Bischöfe fälscht Ben. hinzu: 'ac reliquos episcopos'; den Schluss 'ordinare et vivere, vitam propriam gubernare studeant' hat Ben. dahin erweitert: 'coenobia vel xenodochia sua ordinare, guber




1) Wobei noch von etwaigen Interpolationen Benedicts in den Stücken aus der Lex Baiuwariorum abgesehen ist.    
2) Zu denen hier alle in den Capitularienbänden der MG. gedruckten Stücke zählen, ausser der Episcoporum relatio von 829. Die Incerta bleiben ausser Ansatz.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 64]

nare et vivere studeant, et vitam propriam degere secundum praedicti patris ordinationem non neglegant'.

1, 3 = Epist. 56 (a. 743), MG. Epist. III, 312, = Karlmanni Capitulare Liftinense 743, MG. Capit. I, 27 = Concilium Liftinense 743, MG. Conc. II, 6. 7, wo die Varianten aus Ben. angegeben sind. Rubrik von Benedict.

1, 4. 5 aus Ansegisus.

1, 4 = Anseg. 1, 58, MG. Capit. I, 401. Wie die Anseg. und Ben. gemeinsamen Eigentümlichkeiten (Rubrik, Einschiebung von 'admonemus', Stellung des 'est', Weglassung von 'nostra') beweisen, hat Ben. nicht das Original (Admonitio generalis 789 c. 61, MG. Capit. I, 58) benutzt1.

1, 5 = Anseg. 1, 59, MG. Capit. l. c. Auch hier fusst Ben. nicht auf dem Capitulare selbst1 (Adm. gen. c. 62, l. c.), wie die Rubrik und die Lesart 'et ut (est)' (statt: 'quia et') dartun.

1, 6-21 aus Capitularien Pippins.

1, 6 = Decretum Compendiense 7572 c. 12, cf. c. 14 i. f., MG. Capit. I, 38. Rubrik von Benedict.

1, 7 = Decr. Comp. cit. c. 15, cf. c. 16 i. f., c. 20 i. f., MG. Capit. l. c. Rubrik von Benedict.

1, 8 = Decr. Comp. cit. c. 21, cf. c. 16 i. f., c. 20 i. f., MG. Capit. I, 39. Rubrik von Benedict.

1, 9 = Pippini Capitulare a. 754-755 (756) c. 1, MG. Capit. I, 31. Benedict hat den Text retouchiert und interpoliert; letzteres durch Einschiebung der Worte3: 'aut cum his quibus canones prohibent copulari' hinter 'matertera' und durch Anfügung des ziemlich nichtssagenden Schlusspassus: 'De reliquis vero propinquis iuxta constituta sanctorum patrum et iuxta decreta canonum iudicetur'.

1, 10 = Pippini Capitulare cit. c. 2, MG. l. c. Den Anfang des Originaltextes hat Benedict formell erheblich umgestaltet, um eine Rubrik herauszubringen und um den Zusammenhang mit dem vorhergehenden Kapitel herauszustellen.




1) Knust lässt die Frage der Zwischenquelle offen. Die Ansicht Hahns (Jahrbücher des Fränk. Reichs 741-752 S. 197), wonach die Kapitel 1, 4. 5 'aus irgend einer Korrespondenz eines Zeitgenossen des Bonifacius' herrühren sollen, ist nicht diskutabel.    
2) Fehlt bei Ansegisus.
3) Mit Rücksicht auf die von ihm vertretene Ausdehnung des Verbots der Verwandtenehen, vgl. Scherer, Ueber das Eherecht bei Benedict Levita und Pseudo-Isidor (1879) S. 37.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 65]

1, 11 = Pippini Capitulare cit. c. 3, erste Hälfte, MG. l. c. p. 31 sq. Rubrik von Benedict. Den Originaltext hat der Fälscher im staatsfeindlichen Sinne interpoliert, indem er die Mitwirkung des Grafen bei der Ladung des angeschuldigten Klerikers vor die geistliche Synode durch den Archidiakonus (Original: 'commoneat una cum comite') wegstreicht (Benedict einfach: 'convocet') und den gräflichen Zwang gegen den ungehorsamen Kleriker (Königsbusse von 60 solidi, Vorführung) nur bei Aufforderung des weltlichen Arms durch den Bischof eintreten lässt (iussione episcopi monitus)1.

1, 12 = Pippini Capitulare cit. c. 3, zweite Hälfte, MG. l. c. p. 32. Rubrik von Benedict. Text ohne tiefere Eingriffe gemodelt; 'vel misso episcopi' interpoliert.

1, 13. 14. Die Verweisung Knusts (MG. LL. IIb, 19) auf Concil. Meldense 845 c. 62 (MG. Capit. II, 413) ist für die Quellenermittelung wertlos2. Ueber die beiden vielbesprochenen Kapitel, für die es an einer von Ben. unabhängigen Ueberlieferung fehlt, sind widerstreitende Ansichten aufgestellt worden: I. die einen treten für die Echtheit ein und erklären die Stücke entweder 1. für Kapitel eines Pippinschen Capitulare (so Baluze3, Roth4 und Hahn5) oder 2. für echte Stücke6 aus den 40er Jahren des 9. Jh.7 (so Oelsner8); II. andere sehen in den Kapiteln




1) Vgl. Scherer a. a. O. S. 40 f.    
2) Schon zutreffend betont (nach Merkel) von Hinschius, Decretales Pseudo-Isid. p. CLXXXIV.
3) Baluze, Capitularia I (1677), col. 177-179 schiebt sie hinter c. 3 des oben genannten, von Ben. 1, 9-12. 15-17 excerpierten Pippini Capitulare (756) 'Metense sive Capitula synodalia post synodum Vernensem data in civitate Metensi, ut quibusdam videtur' ein; vgl. dazu Baluze II, col. 751 (Sirmond). 1030.    
4) Roth, Feudalität (1863) S. 126: die in Capit. V, 13 enthaltene Bestimmung sei aller Wahrscheinlichkeit nach einem Capitular Pippins entnommen.    
5) Hahn, Jahrbücher des fränkischen Reichs 741- 752 (1863), Excurs XIV, S. 196 ff. weist die beiden Kapitel wegen ihrer Stellung bei Benedict dem Capitulare Pippins zu.    
6) Unklar, ob für Capitularien oder Canonen; wenn Stutz, Gesch. des kirchlichen Benefizialwesens I (1895), 191, N. 42 referiert, Oelsner (s. übernächste Note) denke an die Synode von Meaux-Paris als die mögliche Urheberin der beiden Beschlüsse, so hat er zwar Oelsners Unklarheit behoben, aber schwerlich im Sinne ihres Autors.    
7) Die Benutzung so junger Vorlagen lässt sich nirgends bei Benedict mit Sicherheit nachweisen.
8) Oelsner, Jahrbücher Pippins (1871), Excurs II, § 4, S. 467 f., hält wegen Form und Inhalt die Versetzung der Kapitel in das 8. Jh. für unmöglich (zustimmend Stutz a. a. O.) und deutet anscheinend dieWörte 'sicut eis ad Vernum ordinavimus' bei Ben. 1, 13 auf Karls d. K. Synode zu Ver 844 (vgl. auch Stutz a. a. O. S. 191). Waitz, Deutsche Verfassungsgeschichte III 2 (1883), 38 f., N. 2, lässt zwei Möglichkeiten gelten, Oelsners Annahme oder die einer Fälschung Benedicts.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 66]

eine Fälschung (Benedicts), so wohl Pertz1 und Boretius2, die ihnen, weil nur bei Benedict überliefert, die Aufnahme unter die echten Capitularien versagen, und in gewissem Sinne auch Stutz3, der eine Fälschung wenigstens nicht für ausgeschlossen hält und ein Argument für die Unechtheit in der 'formelartigen Fassung' gefunden zu haben glaubt. - Ich bin geneigt, die beiden Texte für echt, den einen aber (gleich andern Capitularien4 der vorliegenden Reihe 1, 6-21) für interpoliert zu halten.

Der Form nach können die zwei Kapitel, trotz der gegenteiligen Behauptung neuerer Gelehrten, sehr wohl zur Zeit Pippins entstanden und als Capitularien dieses Königs erlassen sein. Die vielen 'ille', je fünf in jedem Kapitel, wollen nicht nach Art der Formeln den Raum für konkrete Ausfüllung offen halten; 'ille' hat hier vielmehr die gewöhnliche Bedeutung von 'jener' oder 'der betreffende', und so wird das Wort genau in derselben Häufung in echten Stücken aus dem 3. Viertel des 8. Jh. angetroffen, vgl. Conc. Vernense 755 c. 20.5 216 (MG. Capit. I, 36 sq.), Pippini Capitulare Aquitanicum 768 c. 1. 2. 4. 9 (l. c. p. 42 sq.). - Von dem Worte 'episcopium' (Ben. 1, 13 und 14) behauptet Oelsner7, es komme um die Mitte des 8. Jh. sonst weder in Gesetzen, noch in Briefen vor, während es seit Anfang des 9. Jh. immer häufiger gebraucht werde. Dem gegenüber mag es genügen, auf das Schreiben Gregors II. an Bonifatius 724, J. 2168 (MG. Epist. III, 274, l. 15) und auf die Capitularien von 789. 779-800, Mühlb.2 292 (MG. Capit. I, 60, l. 4, 79, l. 9) zu verweisen: ein Wort, das im ersten und letzten Viertel des Jahrhunderts in Gebrauch ist, darf für das 3. Viertel nicht beanstandet werden. -




1) Pertz, MG. LL. I, 31, N. f; zustimmend Roth, Gesch. des Benefizialwesens (1850) S. 364, N. 183 (s. aber oben S. 65, N. 4), Mühlbacher, Regesten2 (1899) n. 79, S. 41, und E. Perels, Die kirchlichen Zehnten im karolingischen Reiche (1904) S. 60.    
2) Boretius, MG. Capit. I (1883), 452, N. 2.    
3) Stutz a. a. O. S. 191 bei und in N. 43. - Simson, Die Entstehung der pseudo - isidorischen Fälschungen (1886) S. 92 f. scheint zu bestreiten, dass Bestimmungen wie die bei Ben. 1, 13: 'Et qui hoc non fecerit (Entrichtung der Abgaben an die Kirche), ipsas res perdat', in die Zeit Karls d. Gr. hinaufreichen können.    
4) Ben. 1, 9. 11. 16.
5) C. 20: In illo alio sinodo nobis perdonastis, ut illa monasteria, ubi . . ., ut hoc, quod eis de illas res demittebatis, unde vivere potuissent, ut exinde . . . . . si episcopales (erant), ad illum episcopum (fecissent rationes), similiter et de illos vicos. (5 'ille'!).    
6) C. 21: Ut illos presbyteros, qui ad illum episcopatum obtingunt, ut illi episcopi ipsos debeant habere, sicut in illo alio sinodo dixistis. (4 'ille').    
7) Oelsner a. a. O. S. 467, N. 9.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 67]

Echt Pippinische Wendungen sind es, wenn wir lesen: 'qui res ecclesiasticas . . . tenent' (1, 13) bezw. 'qui . . . illas ecclesias tenent' (1, 14) - vgl. Pipp. Cap. 768 c. 11 (p. 43) 'qui res ecclesiae tenent'; 'sic ordinatum est ut' (1, 13) bezw. 'modo sic ordinavimus ut' (1, 14) - vgl. Pipp. Cap. 754- 755 c. 3 (p. 31), ebenso c. 4 (p. 32) 'sic ordinamus ut'. Zu 'per verbum domni regis' vgl. etwa Pipp. ad Lullum epist. 765 (p. 42) 'de verbo nostro'; zu 'et qui hoc non fecerit, sexaginta solidos componat' (1, 14 i. f.) vgl. Pipp. Cap. 754-755 c. 1 (p. 31) 'et si fecerit, sexaginta solidos domno regi componat'.

Nun zur Sache. Die zwei Kapitel enthalten folgende Vorschriften:

a) Wer ein Lehen aus Kirchengut (res ecclesiasticae) 'per verbum domni regis' inne hat, trägt nach dem Wert des Lehens die Baulast (emendare) bezüglich der Kirchen, denen das Eigentum am Lehen zusteht, und bezüglich der Häuser desjenigen Bistums oder Klosters, dessen Eigentum die Zwangsverleihung betroffen hat (1, 131). - Dieser Rechtssatz ist der Zeit Pippins bekannt, vgl. Pipp. Cap. Aquit. 768 c. 1 (p. 42): Restaurationspflicht der 'illi laici homines, qui exinde benefitium habent'.

b) Die Inhaber gedachter Kirchenlehen müssen der Kirche [bei Strafe der Lehensverwirkung] den Zins (vgl. unten litt. c) [sowie den Zehnten und Neunten1] entrichten, wie in Ver bestimmt worden ist (1, 132). - Auf dem Lehensgut liegt ein Zins seit dem Capitulare Liftinense Karlmanns 743 c. 2 (p. 28)2. Dagegen rührt die früheste sonstige Nachricht über das Institut des Neunten und Zehnten erst aus dem Jahre 779 her3; sonach mögen in 1, 13 die Worte 'vel illas decimas ac nonas' spätere Interpolation (nicht notwendig gerade Benedicts) sein. Der Verlust des Lehens als Strafe der Neunt- und Zehntverweigerung ist erstmals angedroht in den Capitula per se scribenda 818. 819 c. 5 i. f. (p. 288)4, und so muss wohl auch der Schlusssatz von 1, 13 als jüngere Zutat (Benedicts?) preisgegeben werden.




1) Die dreifache Abgabe erscheint häufig schon unter König Karl, z. B. in einer Precarienverleihung zwischen 768 und 794 (Flodoardus, Hist. Rem. III c. 20, MG. SS. XIII, 513, l. 16 sqq.), in Karls Epistola 786 (MG. Capit. 1, 203, l. 36) 'de nonis et decimis censibusque', in c. 25 der Frankfurter Synode 794 (l. c. p. 76); ferner Brunner, DRG. II, 249, N. 25. 26 a. E.    
2) Vgl. Brunner a. a. O. S. 249.    
3) Vgl. E. Perels a. a. O. S. 60.    
4) Wiederholungen: Cap. Wormat. 829 c. 5 (MG. Capit. II, 13), Synode von Meaux-Paris 845/6 c. 62 (p. 413).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 68]

c) Wer1 Dörfer (vici)2 oder Kirchen3 zu Lehen hat, soll Zins und Wachs der alten Gewohnheit gemäss an das Bistum entrichten bei Strafe des Königsbanns (1, 14). - Staatliche Strafe auf Zinsverweigerung ist zwar m. W. ohne sonstiges Beispiel, aber als Verschärfung des Capitulare von 743 c. 2 (oben litt. b) für Pippins Zeiten nicht undenkbar. Wer sich an der Vereinzelung der Strafsanction stösst, mag auch aus 1, 14 den Schlusssatz hinauswerfen.

1, 15 = Pippini Capitulare 754-755 c. 6, MG. Capit. I, 32. Rubrik von Benedict4.

1, 16 = Pippini Capitulare cit. c. 7, erste Hälfte, MG. l. c. Benedicts Worte 'suo episcopo suisque ministris, quae ecclesiastica sunt, et quae saecularia' sind eine Fälschung im Interesse der geistlichen Gerichtsbarkeit. Die von der unterrichterlichen Rechtsverletzung handelnden Worte des Originals ('in regis arbitrio erit. Et si reclamaverit - ipsos emendare faciat') sind bis auf minimale Reste gestrichen.

1, 17 = Pippini Capitulare cit. c. 7 Schlusssatz, MG. l. c. Rubrik ausser den beiden ersten Worten von Benedict.

1, 18 = Decretum Compendiense 757 c. 5, MG. Capit. I, 38. Rubrik von Benedict.

1, 19 = Decr. Comp. cit. c. 6, MG. l. c. Rubrik von Benedict, Text oberflächlich verändert.

1, 20 = Decr. Comp. cit. c. 8, MG. l. c. Rubrik von Benedict, Text in untergeordneten Dingen geändert. - Ueber den Grund der Auslassung von c. 7 Decr. Comp. s. Scherer a. a. O. S. 25.

1, 21 = Decr. Comp. cit. c. 11, MG. l. c. Rubrik von Benedict, Text fast unverändert5.

1, 22 - 34 aus der Dionysio - Hadriana6.

In dieser Reihe sind alle Rubriken von Benedict, ausgenommen die zu Ben. 1, 31 und 33.

1, 22 = Concil. Chalcedon. c. 9 rubr.7 (ed. p. 125). Benedict schiebt vor 'clericos' ein: 'sacerdotes vel'. Statt




1) Also Geistliche und Laien (vgl. N. 3); Benedicts Rubrik schränkt die Vorschrift auf geistliche Lehensträger (presbiteri) ein.
2) Mit den dort befindlichen Kirchen?    
3) Ueber Verleihung von Kirchen an Laien vgl. Stutz a. a. O. S. 184 ff.    
4) Ueber ein in der Hs. von Barcelona hinter 1, 15 eingeschobenes, bisher m. W. nicht gedrucktes Kapitel s. die Beilage am Schluss dieser Studie.    
5) Ueber den Widerspruch zwischen Ben. 1, 21 und 3, 381 vgl. Scherer a. a, 0. S. 34.    
6) Benutzt ist die Ausgabe von 1609 mit dem Titel: Codex canonum vetus ecclesiae Romanae . . . . Lutetiae Parisiorum, è Typographiâ Petri Chevalier, in monte Diui Hilarij. M. DC. IX.    
7) Nicht Concil. Chalced. c. 9 'epitome', wie Knust will.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 69]

'ad secularia iudicia' (so Original und, mit Unrecht, die Benedictus-Ausgaben) schreiben sämtliche Hss. der Pseudocapitularien: 'ad secularia negotia'.

1, 23 = Can. apost. c. 40 in. (ed. Bl. [XV]). Selbstverfertigtes Excerpt, nicht etwa Epitome Hadriani (ed. Canisius, Lectiones antiquae2 II 1, 267)1.

1, 24 = Concil. Gangr. c. 8 (ed. p. 48).

1, 25 = Concil. Antioch. c. 2 med. (ed. p. 56).

1, 26 = ibid. c. 5 i. f. (ed. p. 58).

1, 27 = Concil. Chalced. c. 4 med. (ed. p. 123).

1, 28 cf. ibid. c. 10 (ed. p. 125 sq.). Benedicts überarbeitender Text weicht so stark von dem der Hadriana ab, dass man versucht sein könnte zu glauben, Benedict habe hier eine andre Version der Canones von Chalcedon vor sich. Dem ist aber nicht so; vgl. Versio prisca bei Migne 56, 542 (Quesnelliana), isidorische Version bei Migne 84, 168 (Hispana), Version der Sammlung des Theodosius diaconus bei Migne 56, 858.

1, 29 = ibid. c. 4 fin. (ed. p. 123).

1, 30 = Concil. Carthag. (a. 419) c. 29 (ed. p. 198). Text leicht geändert.

1, 31 = ibid. c. 33, Anfang der Rubrik und Anfang des Originaltextes, beide wenig geändert. Benedicts Rubrik ist hier ausnahmsweise (oben S. 68) der Vorlage entnommen. Soweit sich das Veräusserungsverbot gegen die Bischöfe (nicht gegen die Presbyter) richtet, hat ihm Benedict die Aufnahme versagt.

1, 32 = Concil. African. (d. h. Karthagische Synode vom Juni 401) c. 31 rubr.2 (ed. p. 229). Die Vorlage ('De manumissionibus, ut in ecclesia celebrentur, ab imperatore poscendum') ist in charakteristischer Weise, um das Postulat als erfüllt und um die synodale Forderung als fränkisches Capitulare erscheinen zu lassen, dahin geändert: 'Manumissiones in ecclesia sunt celebrandae'.

1, 33 = ibid. (d. h. Karthagische Synode vom September 401) c. 42 (ed. p. 235). Die Rubrik Benedicts entspricht wörtlich der insoweit brauchbaren Vorlage, während sein Text den Canon verfälscht3: letzterer wünscht vom Kaiser die unter bischöflicher Mitwirkung zu vollziehende4 Einsetzung von defensores pauperum, um




1) Can. apost. c. 40 'epit.' gibt wiederum (vgl. vorige Note) Knust als Quelle an.    
2) Knust ungenau: c. 31.    
3) Hier einfach mit Knust (MG. LL. II b, 19) von einer 'epitome' des can. 42 zu sprechen, geht nicht an.    
4) Diesem Wunsch entspricht in der Tat die 409 erlassene Konstitution von Honorius und Theodosius II., Cod. Iust. 1, 55, 8.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 70]

diese 'adversus potentias divitum' zu schützen; Benedict verlangt Bestellung von defensores ecclesiarum 'adversus potentias secularium', d. h. Schutz gegen Säcularisationen von Kirchengut.

1, 34 = Decret. Coelestini (d. h. Coelestins I. Schreiben ad universos episc. per Apuliam et Calabriam constitutos 'Nulli sacerdotum' a. 429, Jaffé 371 [154]) c. 20 rubr. (ed. p. 425); auch deckt sich der buchstäbliche Wortlaut fast durchaus mit dem Textanfang von c. 20 cit. und mit Hispana ep. 37 (35) c. 1 rubr. und Textanfang (Migne 84, 689). Künftige Vergleichung der Hisp. Gallica Augustodunensis bleibt vorbehalten.

1, 35. 36 aus Diöcesanstatuten eines unbekannten Bischofs, bezw. Fälschungen Benedicts.

1, 35 in. stammt aus denselben Statuten, aus denen c. 31 der Capitula episcopi cuiusdam Frisingensia (ed. N. A. Bd. XXIX, 292) abgeleitet ist; Näheres in Studie II, N. A. a. a. O. S. 283.1 284-287. Rubrik von Benedict.

1, 35 Rest und 1, 36, die früher für echte Capitularien galten, sind Fälschungen Benedicts; vgl. wegen 1, 35 N. A. a. a. O. S. 283, N. 4 1, wegen 1, 36 ausser den unten N. 1 Angeführten: Weizsäcker, Der Kampf gegen den Chorepiscopat 1859 S. 10. 11, Simson a. a. O. S. 125. 128, Jaffé Reg. 2530. - 1, 36 (vgl. dazu unten 1, 370) ist von Benedict in pseudoisidorischer Manier teils frei stilisiert, teils aus echten Fetzen mosaikartig zusammengesetzt. Die Wendungen: 'quales ad accusationem sacerdotum admitti debeant, in canonibus pleniter expressum est', und: 'si quis autem scire desiderat, quales testes ad accusationem sacerdotum recipi debeant et quid de accusatore faciendum sit, pleniter in canonibus reperire poterit' - enthalten vielleicht bereits Hinweisungen auf die dem Capitularienfälscher im ersten Entwurf zugänglichen Capitula Angilramni2. - Die echten Quellen, an die sich in 1, 36 Anklänge finden oder zu finden scheinen, sind folgende:




1) Dort ist (zu N. 4) nachzutragen, dass, im Gegensatz zu der Leichtgläubigkeit Weizsäckers und Roths, Hildenbrand (Die purgatio canonica und vulgaris 1841 S. 64 ff.) und Hinschius (Kirchenrecht V1, 340, N. 2) c. 35 im ganzen Umfang für Fälschung erklärt haben. DieWahrheit liegt in der Mitte.    
2) Vgl. Seckel, Artikel Pseudoisidor, in der Realencyklopädie für protestantische Theologie3 XVI (1905), 295 f. 305. Die Decretalen Pseudoisidors, auf die auch der Ausdruck canones nicht recht passen würde, waren Benedict bei Abfassung des ersten Buchs noch nicht zugänglich, vgl. Seckel a. a. O. S. 304. 305.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 71]

a) die Arenga: 'Omnibus vobis visu aut auditu notum esse non dubitamus, quod' ist, wie schon in Studie II1 bemerkt wurde, gebildet nach Admon. ad omnes regni ordines 823 - 825 c. 1 in.2 = Anseg. 2, 13: 'Omnibus vobis aut visu aut auditu notum esse non dubitamus, quia' etc.

b) zu 'sacerdotibus crimina diversa obiciantur' vgl. die Glosse zur Dionysio - Hadriana, Concil. Carthag. c. 124: 'postquam infamia criminis obiecta sacerdoti fuerit'.

c) zu '(propter multas et) nimias reclamationes, quae . . . ad nos . . . venerunt' vgl. Capitulum in pago Cenomannico datum 800 (= Ben. 1, 303) zu Anfang5: 'Pro nimia reclamatione, quae ad nos venit' etc.

d) zu 'consultu domni . . . apostolici ceterorumque . . . episcoporum et reliquorum sacerdotum . . . atque reliquorum fidelium . . . consultu' vgl. Karoli M. Capitulare primum 769 c. 1 in.6: 'Apostolicae sedis hortatu omniumque fidelium nostrorum et maxime episcoporum ac reliquorum sacerdotum consultu'.

e) zu '(quotienscunque cuiquam) sacerdoti crimen imponitur' vgl. oben litt. b.

f) zu 'si ipse accusator talis fuerit, ut recipi debeat' vgl. Concil. Chalced. c. 217: '(Clericos) . . . ad accusationem recipi non debere'.

g) zu 'ipse ergo sacerdos, si suspiciosus . . . suo episcopo . . . fuerit' vgl. die oben litt. b angeführte Glosse in den Worten: 'ut super eo (sacerdote) suspiciosa sit ecclesia'.

h) zu 'ne in crimine aut in praedicta suspicione remaneat' vgl. Concil. Carthag. c. 12 Dion.-Hadr.8: 'ne in crimine remaneat', ferner die oben litt. b citierte Glosse: 'ne in infamia criminis remaneat'.

i) zu 'cum . . . quinque . . . sacerdotibus vel eo amplius . . . se . . . purgatum ecclesiae reddat' vgl. die mehrfach erwähnte Glosse, deren Text hier verderbt zu sein scheint: '(sacerdos) se purgari desiderans, si minus voluerit, licet amplius V a presbyteris'.

k) zu 'quales testes ad accusationem sacerdotum recipi debeant' vgl. die Glosse zur Dion.-Hadr., Concil. Chalced. c. 219: 'Debet enim non recipi ad testimonium accusationis nisi' etc.




1) N. A. XXIX, 284, N. 1.    
2) MG. Capit. I, 303.    
3) MG. l. c. p. 414.    
4) Ed. Maassen, Wiener SB. LXXXIV, 277.    
5) MG. Capit. I, 81, l.22.    
6) MG. l. c. p. 44.    
7) Dionysio-Hadr. ed. 1609, p. 130.    
8) Ed. cit. p. 190.    
9) Ed. Maassen a. a. O. S. 275.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 72]

l, 37. 38 aus der Dionysio-Hadriana?

1, 37 = Bonifatii I. Decret. ('Valentinae nos', a. 419, Jaffé 349 [141]) c. 3 gegen Ende (ed. p. 400). Rubrik von Benedict, Text in Einzelheiten geändert, namentlich am Schlusse: 'cum ipsa absentia pro confessione constat', wo das Original lautet: 'cum ipsa quoque (pro add. Hisp.) confessione procurata toties constet absentia'. Vgl. auch Hispana ep. 33 (32), Migne 84, 680 und den in Aussicht stehenden Text der Hisp. Gallica Augustod.

1, 38 = Leonis I. Decret. ('Ut nobis gratulationem', a. 443, Jaffé 402 [180]) c. 3 rubr. (ed. p. 436). Rubrik von Benedict, Text etwas gemodelt. Vgl. auch Hispana ep. 67 (64) c. 3 rubr., Migne 84, 762, bezw. Augustodunensis.

1, 39 - 54 aus Ansegisus, Buch II und I1 (1, 40 b - f Fälschung).

1, 39 = Anseg. 2, 23; Benedict benutzt nicht etwa direkt die Vorlage des Ansegis (Hludowici Pii Admon. ad omnes regni ordines 823-825 c. 25, MG. l. c. p. 307), wie die aus Ansegisus wörtlich übernommene Rubrik und die Lesart 'continetur' beweisen.

1, 40 Rubrik und Textanfang (1, 40a) = Anseg. 1, 136 rubr. et in. (nicht direkt = Capitulare missorum 803 c. 2 in., MG. l. c. p. 115).

1, 40 b 2 (Et ut ante - me spernit): Quelle nicht ermittelt. Anfang aus irgend welchen Capitula episcoporum?, Rest Fälschung. - Die Worte: 'quoniam detractio sacerdotum ad Christum pertinet, cuius et ministri vel nuntii esse noscuntur' variieren einen Gedanken, der im Concil. Aquisgran. 836 Caput III can. 7 i. f. (Mansi XIV, 689) so ausgedrückt wird: 'Quapropter attendendum est, quod sacerdotum Christi spretio ad iniuriam Christi pertinet, cuius vicem et ministerium gerunt'. - Der erste Bibelspruch: 'melius - pusillis' kommt im Wortlaut am nächsten dem Ev. Matth. 18, 6, in der Gedankenfolge ist vorbildlich Ev. Luc. 17, 2; Ev. Marc. 9, 42 (41) ist nicht herangezogen. -




1) MG. Capit. I, 419. 412    
2) Dass Knusts (l. c. p. 20) Hinweis auf Pseudoisidor - Stellen für die Quellenermittelung keinen Wert hat, steht für alle diejenigen fest, die von der Priorität der falschen Capitularien (abgesehen von Add. IV.) gegenüber den falschen Decretalen überzeugt sind. Vgl. zur Orientierung Seckel, Artikel Pseudoisidor a. a. O. S. 304; selbstverständlich hat eine spätere Studie sich möglichst exakt und erschöpfend mit den Beziehungen zwischen Pseudoisidor und Benedictus zu befassen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 73]

Das zweite Bibelcitat: 'qui - recipit, et qui - spernit' stammt im ersten Teil aus Ev. Matth. 10, 40 in., im zweiten aus Ev. Luc. 10, 16 med.; Ev. Joh. 13, 20 ist nicht benutzt.

1, 40 c (Et ut hoc - ministros): anscheinend Fälschung.

1, 40 d (Similiter et - fornicatio): ebenso. Die Quelle der Worte: '(qui detrahit) fratrem suum, homicida est' ist 1. Joh. 3, 15.

1, 40 e (Ideo monemus - inveniatur) und

1, 40 f (Et sicut - bellorum): anscheinend Fälschungen.

1, 41 = Anseg. 1, 140. Da die Vorlage (Cap. eccl. 810-813? c. 1, MG. l. c. p. 178) lediglich aus Ansegisus restituiert ist, so ist die Frage, ob Original oder Zwischenquelle von Benedict benutzt sei, nicht glatt lösbar; übrigens spricht die Uebereinstimmung der Rubrik bei Benedict und Ansegis für Heranziehung des letztern. Das Gesagte gilt auch für Ben. 1, 43-54 (imVerhältnis zu Cap. eccl. 810-813? c. 2-13) und für Ben. 1, 56-58 (im Verhältnis zu Cap. cit. c. 15-17).

1, 42 = Anseg. 1, 138. Auch hier spricht die Herübernahme der Ansegisischen Rubrik durch Benedict gegen direkte Excerpierung des (hier anderwärts überlieferten) Originals (Capitulare missorum 803 c. 16, MG. l. c. p. 116).

1, 43-54 = Anseg. 1, 141-152. Im einzelnen: 1, 43 = 1, 141; die Interpolation 'de ecclesia' soll nur einen Schönheitsfehler beseitigen. - 1, 44 wörtlich = 1, 142. - 1, 45 wörtlich = 1, 143. - 1, 46 = 1, 144, nur dass am Schluss der Rubrik das ungewöhnliche1 Wort 'immeliorandis' hinzugefügt und im Text Kleinigkeiten geändert sind. - 1, 47 = 1, 145. - 1, 48 wörtlich = 1, 146. - 1, 49 wörtlich = 1, 147. - 1, 50 = 1, 148; die Einschiebung von 'presbiteri' soll wohl verdeutlichen, dass nicht Diöcesan-, sondern Parochialgrenzen gemeint sind; die Worte 'eo inconsulto' sind interpoliert, um eine Ausnahme (vgl. Ben. 1, 60) vom Verbote, die Pfarreigrenzen zu überschreiten, offenzuhalten. - 1, 51 wörtlich = 1, 149. - 1, 52 wörtlich = 1, 150. - 1, 53 = 1, 151; indem Benedict das Wort 'invitet' der Vorlage zu 'cogat' umändert, stellt er nicht schon die Einladung des Büssers zum Weintrinken und Fleischessen, sondern erst den Trink- und Esszwang unter Strafe. - 1, 54 wörtlich = 1, 152.




1) Bei Georges fehlt immeliorare; bei Gradenwitz, Laterculi vocum latinarum (1904) ist das Particip immelioratus verzeichnet; Du Cange gibt an: Simeon Dunelmensis ann. 618, eine Charta ann. 878 und 4 Stellen aus der Vita des - Aldrich B. von Le Mans.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 74]

1, 55 cf. Concil. Carthag. II. (a. 390) c. 9 (Hispana, Migne 84, 187), Rubrik und Text, beide formell stark überarbeitet. Vielleicht hat Benedictus bereits eine Epitome vor sich; Fulgentius Ferrandus c. 90 (Migne 67, 954; ed. 1609 p. 628 sq.) ist die zu suchende Epitome nicht.

1, 56-58 aus Ansegisus.

1, 56-58 = Anseg. 1, 154-156, MG. Capit. I, 412 sq. In 1, 56 ist 'se' vor 'caveant' eingefügt, in 1, 57 'semper' hinter 'presbiter' gestrichen; 1, 58 weicht in mehreren Kleinigkeiten von der Vorlage ab.

1, 59-62 aus Conc. Vernense und Hispana bezw. Dionysio - Hadriana.

1, 59 cf. Conc.Vernense 755 c. 8 in., MG. Capit. I, 34. Rubrik von Benedict, Text durch eine Einschiebung ('diaconi et subdiaconi'), eine Streichung (der nun im Original folgenden Worte: 'qui in parrochia sunt') und eine Aenderung ('maneant' statt des originalen: 'esse debeant') ohne Verfälschung des Sinnes interpoliert.

1, 60 = Conc. Vern. cit. c. 8 post init., MG. l. c. p. 34 sq. Die Rubrik 'De ordine sacerdotum' bei Benedict nimmt die Textesworte des Originals 'de eorum ordine' herüber. Die wenigen Textänderungen Benedicts sind belanglos.

1, 61 = Concil. 'Ephesinum' 431 (Alexandrinum 430; Maassen, Gesch. I, 130 ff.) c. 12, entweder aus der Hispana (Migne 84, 159), mit deren Texte sich Benedict bis auf das 'et' vor 'crucifixum' decken würde, oder, wenn man sich an dreimaliger Streichung der Präposition 'in' nicht stösst, aus der Dionysio-Hadriana (ed. 1609 p. 116). Rubrik von Benedict.

1, 62 = Conc. Vern. cit. c. 9, MG. l. c. p. 35, Rubrik und Text. Am Text hat Benedict einiges formell geändert; die Einschiebung von 'vel excommunicatus' bringt eine juristische Ineleganz in die Stelle hinein. ('Si quis presbiter ab episcopo suo . . . excommunicatus fuerit . . . . . et postea ab episcopo . . . excommunicatus fuerit'!).

1, 63-97 aus Ansegisus, Buch I und II.

1, 63-95 aus Anseg. lib. I1, genau in der Reihenfolge der Vorlage, mit häufiger Ueberspringung einzelner




1) MG. Capit. I, 398-413.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 75]

Kapitel. Schon die Reihenfolge schliesst hier die direkte Benutzung der originalen Capitularien aus; vgl. ferner die Texte von Ben. 1, 68. 72. 81-83. 86. 92. - 1, 96. 97 aus Anseg. lib. II1.

1, 63 = Anseg. 1, 7, nur in Kleinigkeiten formell geändert. - 1, 64 = 1, 10, am Ende 'eorum' (sachlich ohne Bedeutung) von Benedict eingeschoben. - 1, 65. 66 wörtlich = 1, 15. 16. - 1, 67 fast wörtlich = 1, 17 (das zweite 'eodem' bei Boretius Druckfehler?). - 1, 68 = 1, 20, abgesehen von unbedeutenden Varianten (das Original weicht ab, vgl. Boretius N. e). - 1, 69 = 1, 21. - 1, 70 = 1, 28. - 1, 71 = 1, 29; die Interpolationen der Worte 'seu laicorum' in der Rubrik und 'nec laici' im Text verdanken der antilaicalen Tendenz des Fälschers ihren Ursprung. - 1, 72. 73. 74 wörtlich = 1, 32. 34. 35. - 1, 75 = 1, 36, mit einer (formellen) Aenderung in der Rubrik. - 1, 76 = 1, 37. - 1, 77 = 1, 38; ein 'et' eingefügt. - 1, 78. 79 wörtlich = 1, 41. 42. - 1, 80 = 1, 46; 'oblata' durch 'oblationes' ersetzt. - 1, 81 wörtlich = 1, 47. - 1, 82 = 1, 48; zwischen die Sodomie und Päderastie interpoliert Ben. die Blutschande hinein: 'aut cum consanguineis usque ad septimum genuculum'; das Vorbild hiezu gab das Concil von Ancyra (vgl. Ben. 3, 356), aus dessen c. 36 in der ältesten isidorischen Version (ed. Maassen, Gesch. der Quellen I, 932) die Worte 'aut cum consanguineis' entlehnt sind; zu den Worten 'usque ad septimum (genuculum)' vgl. Ben. 2, 130. 209. Add. IV. 2; zu dem auf die germanische Computation hinweisenden 'genuculum' vgl. MG. Capit. I, 40, 8. 232, 23. - 1, 83 wörtlich = 1, 52; die Anfangsworte 'Item eiusdem', die Benedict gedankenlos kopiert, beziehen sich in seinem Munde auf das Concil von Ancyra; schon bei Ansegisus waren sie unrichtig bezogen (auf Siricius statt auf Innocenz). Entsprechende Verkehrtheiten ergeben sich aus dem Abschreiben des 'Item eiusdem' in den folgenden Kapiteln 1, 84. 85. - 1, 84 = 1, 53. - 1, 85 = 1, 56, mit blos grammatikalischen Aenderungen. - 1, 86 = 1, 66. - 1, 87 = 1, 84; die Rubrik (in der Vorlage: 'De presbyteris constituendis') ist, im Hinblick auf die Laien und wohl auch auf die Chorbischöfe, umgeformt: 'De presbiteris in ecclesiis constituendis ab episcopis et non ab aliis'. - 1, 88 wörtlich = 1, 87. - 1, 89 = 1, 92, mit einer bedeutungslosen Abweichung. - 1, 90 = 1, 105, mit blos stilistischer Aenderung. - 1, 91 wörtlich = 1, 111. - 1, 92 = 1, 132, leicht




1) MG. l. c. p. 423.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 76]

geändert. - 1, 93 = 1, 134, mit zwei formellen Abweichungen. - 1, 94. 95 wörtlich = 1, 159. 160. - 1, 96. 97 = 2, 44. 45; Textänderungen belanglos.

1, 98 -101 aus dem Capitulare Wormatiense 8291.

1, 98 = Cap. Worm. c. 1. Rubrik von Benedict.

1, 99 = Cap. Worm. c. 2. Rubrik von Benedict (schwerlich aus cod. 4 trotz der grossen Aehnlichkeit).

1, 100 = Cap. Worm. c. 4. Rubrik von Benedict.

1, 101 = Cap. Worm. c. 7. Rubrik von Benedict, Textänderungen ohne Bedeutung.

1, 102-109 aus Ansegisus, Buch III und IV2.

1, 102 = Anseg. 3, 78, MG. Capit. I, 433; 'eligendis' am Ende der Rubrik von Ben. gestrichen.

1, 103 = Anseg. 3, 38, MG. l. c. p. 429.

1, 104 = Anseg. 3, 55, MG. l. c. p. 431. In der Rubrik bei Ben. Plural statt Singularis.

1, 105 = Anseg. 3, 79, MG. l. c. p. 433.

1, 106 = Anseg. 4, 16, MG. l. c. p. 438.

1, 107 = Anseg. 4, 17, MG. l. c. p. 438; untergeordnete Textänderungen.

1, 108 = Anseg. 4, 49, MG. l. c. p. 443; 'praecipimus' eingeschoben.

1, 109 = Anseg. 4, 51, MG. l. c. p. 443.

*  *  *

1, 110 = Capitulare missorum Wormat. 829 c. 5, MG. Capit. II, 15. Rubrik von Benedict; Text, im Gegensatz zu der originaltreuen Wiederholung in Add. IV. 108, interpoliert, insbesondere durch Einschaltung eines 'non' in dem Relativsatz: 'quae rationabilis non esse videatur'.

1, 111-114 aus Theodori Poenitentiale3.

1, 111 = Theodori Poen. II 1 §§ 4. 5 in., ed. Wasserschleben p. 202, ed. Haddan and Stubbs (Councils III) p. 190 sq., ed. Schmitz (I) p. 538, II p. 566. Rubrik von Benedict. Text zum Teil von dem edierten abweichend. Einzelne Les




1) MG. Capit. II, 12 f. Nach den Varianten zu schliessen, hat Benedict eine Hs. des Capitulare vor sich, die mit Krause's codd. 13-16 nahe verwandt ist.    
2) Nicht aus den originalen Capitularien, wie die Reihenfolge und der Text von Ben. 1, 104 ergeben.    
3) Vgl. Wasserschleben, Bussordnungen S. 37, wo statt II 2 § 7 zu lesen ist: II 2 § 9.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 77]

arten stimmen mit denen des cod. Paris. 1603 saec. VIII überein.

1, 112 = Theodori Poen. II 1 § 10, ed. Wass. p. 202, Haddan p. 191, Schmitz (I) p. 539, II p. 567. Rubrik von Benedict. Text so ziemlich kongruent mit dem edierten, namentlich mit dem einer Hamilton-Hs.

1, 113 = Theodori Poen. II 2 § 6, ed. Wass. p. 203, Haddan p. 191, Schmitz (I) p. 539, II p. 5671. Rubrik von Benedict, vielleicht mit Hilfe von Theod. Poen. I 14 § 6 (ed. Wass. p. 198) gebildet.

1, 114 = Theodori Poen. II 2 § 9, ed. Wass. p. 203 etc. Rubrik von Benedict.

*  *  *

1, 115 = Anseg. 1, 147 in. 148 fin., MG. Capit. I, 412; vgl. oben 1, 49. 50. Der zwischenliegende Text des Ansegis (1, 147 fin. 148 in.) ist von Benedict oder von dem Schreiber seiner hier benutzten Vorlage infolge von Homoioteleuton versehentlich ausgelassen.

*  *  *

1, 116. 117: Quelle bisher nicht gefunden. Wie mir scheint, möchte sie in einem Tractatus de poenitentia aus der 1. Hälfte des 9. Jh. zu suchen sein. Es dürfte sich keine Rechtssatzung (Canon oder Decretale oder Capitulare oder Bussbuch) bis zum 9. Jh. auftreiben lassen, worin mit Wendungen wie 'Nec mirum hoc' eine Motivierung versucht würde2. Vgl. wegen des Busstractats unten 1, 118? 119? 120? 127. 136. 137?

1, 116. Citate von Rechtsquellen finden sich nicht; da der Verfasser nicht kopiert, sondern selbständig formuliert, hält es schwer, seine Vorlagen zu nennen. Zu dem Passus: 'si comam dimiserit aut habitum mutaverit, manus ei secundum canonicam auctoritatem imponat' vgl. Concil. Agath.




1) Zu 1, 113 (und 3,455) verweist Knust (l. c. p. 20) auf die Sententiae canonicae iussu Baturici episcopi Ratisponensis a. 821 concriptae (Hs. in München 14468, früher S. Emmeram E XCI); darüber später.
2) Grade das 'Nec mirum' steht zwar a) in einem mit 'Concilio Ancyrano titulo XXXIII.' überschriebenen Stücke des Cod. Salisburg. S. Petri IX. 32 (vgl. Phillips in den Wiener SB. XLIV, 1863; SA., 1864, S. 10. 11, Zeile 7); doch besteht nicht der leiseste Zweifel, dass 'dies Kapitel nicht dem Concilium von Ancyra angehören kann' (Phillips a. a. O.); - b) in dem Schreiben Gregors I. an den Bischof Felix von Messina 'Caput nostrum', J. 1334, Hinschius, Decretales Pseudo-Isid. p. 752 Mitte; aber auch dieses Schreiben ist bekanntlich gefälscht (vor oder von Pseudoisidor).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 78]

c. 15 (Migne 84, 265)1; zu den 'orationes quae in sacramentario (ad dandam poenitentiam; ad reconciliandum poenitentem) continentur', vgl. etwa Theodulfi Aurelianensis Capitulare alterum 798-818? (ed. Baluzius, Miscellanea VII, 1715, p. 40): '(super eum septem psalmos poenitentiales) cum orationibus, quae sunt in sacramentario, (dicat et absolvat eum)'; zu dem Satz über die öffentliche Busse wegen öffentlich bekannt gewordener Verbrechen (Et si publice - gradus) vgl. Concil. Arelat. 813 c. 26 (MG. Conc. II, 253). Der Bibelspruch am Ende ist Ev. Joh. 20, 22 i. f. 23.

1, 117. Die hier namentlich citierten Rechtsquellen sind 1) Concil. Carthag. c. 43 i. f. Dionys. (Migne 67, 195) = Concil. Carthag. III. c. 32 i. f. Hispan. (Migne 84, 193)2 und 2) von Leo I. wahrscheinlich zwei Schreiben: a) epist. ad Nicetam 458, J. 536 (vgl. die Citate unten zu 1, 133 b), c. 6 (ed. Ball. p. 1333)3 und b) epist. ad Theodorum 452, J. 485 (vgl. die Citate unten zu 1, 119) c. 2. 3 i. f. (ed. Ball. p. 1174 sq.)4.

1, 118-123 aus der Hispana?

1, 118 = Statuta ecclesiae antiqua c. 21 (edd. Ballerinii Leonis M. Opera III, 658, Migne 56, 883) = Conc. Carthag. IV. c. 78 Hispan. (Migne 84, 206)5. Zwischenquelle vielleicht der zu 1, 116. 117 vermutete Tractat? Rubrik event. von Benedict, die zwei ersten Worte möglicherweise aus der Rubrik der Hispana.

1, 119 = Leonis I. epist. ad Theodorum Foroiul. episc. 'Sollicitudinis quidem tuae' (a. 452, J. 485 [263]; edd. Ballerinii Leonis M. Opera I, 1173, Migne 54, 1011, Epist. 108) c. 2; vgl. Hispana epist. 73 (70) (Migne 84, 780-782). Die ausführliche Rubrik ist von Benedict nicht verfasst, sondern übernommen; sie steht nämlich mit denselben Worten




1) Zu 1, 116 verweist Knust (l. c. p. 20) ausser auf can. 15 cit. Conc. Agath., nur noch auf c. 11 Concil. Tolet. III. (Migne 84, 353); letzterer Canon ist aber nur Parallele, keinenfalls Quelle.    
2) Der Canon kehrt mehrfach in Bussbüchern wieder, z. B. Poenitent. Marten. c. 2 (Wass. p. 283), Ps. - Theod. Poenit. c. 5 (Wass. p. 571), Halitgar 3, 11 (Canisius, Lectiones antiquae2 II 2, 107).    
3) 'in societatem nostram non nisi per poenitentiae remedium et per impositionem episcopalis manus communionis recipiant unitatem'.    
4) '. . . ut indulgentia dei nisi supplicationibus sacerdotum nequeat obtineri'; '. . . ut peccatorum reatus . . . sacerdotali supplicatione solvatur'.    
5) Ebenfalls in Bussbüchern wiederkehrend, vgl. z. B. Poenit. Marten. c. 1 § 4 (Wass. p. 283).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 79]

schon in der Collectio canonum Dacheriana1 1, 142 und ist von Benedict entweder aus dieser Sammlung oder (wahrscheinlicher) aus gemeinsamer Vorlage3 übernommen. Gegen Benedicts Gewohnheit ist das Stück inscribiert (genau wie in der Dacheriana). Der Text der Decretale ist eigentümlich; vielleicht beruht er auf der Hispana Gallica Augustodunensis. Nähere Untersuchung folgt später.

1, 120 aus Statuta ecclesiae antiqua c. 20 (edd. Ballerinii Leonis M. Opp. III, 658, Migne 56, 882) = Conc. Carthag. IV. c. 76 Hispan. (Migne 84, 206)4. Rubrik von Benedict? Textanfang entweder von Benedict oder von einem Zwischenauctor formell geändert und durch sachliche Erweiterung des Tatbestandes (in periculo vel pace) interpoliert.

1, 121 = Concil. Araus. I. 441 c. 3 fin. Hispan.? (Migne 84, 255; Bruns II, 122)5. Rubrik von Benedict? Text leicht geändert.

1, 122 = Concil. Agath. 506 c. 15 in. Hispan.? (Migne 84, 265; Bruns II, 149)6. Rubrik von Benedict? Text fast wörtliche Wiedergabe.

1, 123 = Statuta ecclesiae antiqua c. 65 (edd. Ballerinii Leonis M. Opp. III, 663, Migne 56, 886) = Conc. Carthag. IV. c. 80 Hispan. (Migne 84, 206). Rubrik von Benedict? Text wörtlich kopiert.

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1, 124 = Synodus q. d. alia S. Patricii c. 7 fin. (Mansi VI, 524, Bruns II, 306, Migne 53, 819, Councils edd. Haddan et Stubbs II, 334). Rubrik von Benedict, Text in Kleinigkeiten von der sonstigen Ueberlieferung abweichend, im Schlusswort 'episcopi' besser als alle sonstigen veröffentlichten Texte: der verlorene codex Andegavensis hatte angeblich 'accepi', was nur eine Verlesung von 'aepi = aepiscopi' sein wird.

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1) Verfasst zwischen 774 und 831, s. Maassen, Gesch. der Quellen I, 852.    
2) Ed. d'Achery, Spicilegium2 (herausg. von De la Barre) I, 1723, p. 520.    
3) Als Vorlagen der Dacheriana kommen nur die Hispana Gallica und die Hadriana in Betracht, s. Maassen a. a. O. Der Text von Ben. 1, 119 weist im Verhältnis zu Dach. 1, 14 bald Uebereinstimmungen, bald Abweichungen auf.    
4) Vgl. Poenit. Marten. c. 1 § 3 (Wass. p. 282 sq.).    
5) Vgl. Poenit. Marten. c. 5 (Wass. p. 284). Gegen die Benutzung der Hispana spricht einigermassen die Lesart 'per- cipiat'.    
6) Vgl. Poenit. Marten. c. 7 (Wass. p. 284).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 80]

1, 125 = Concil. Araus. I. 441 c. 3 (Druckstellen oben zu 1, 121)1 [cf. Concil. Arelat. II. 442-506 c. 282] mit einem Einschiebsel ('pro eo quod honoraverunt poenitentiam') aus can. 123 der genannten Synode von Arles (Bruns II, 134. 132; can. 12 Hispan., Migne 84, 243). Rubrik von Benedict. Textanfang formell gemodelt (von Ben. oder Zwischenquelle?); der Passus von Araus. c. 3 'quod morientis - nominarunt' weggelassen wie in Arel. II. c. 28; ferner unterdrückt die Worte: 'ostensis necessariis poenitentiae fructibus' (anders oben 1, 121); Schluss zwiefach interpoliert, einmal durch Einschiebung der Worte 'statuto tempore', sodann durch den für Benedicts Tendenz4 bezeichnenden Zusatz: 'episcopi vel eius iussu presbiteri'.

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1, 126 = Leonis I. epist. ad Rusticum Narbon. episc. 'Epistolas frat. tuae' (a. 458-459, Jaffé 544 [320], Migne 54, 1199), c. 17 in. Hispan. (epist. 69 [66], Migne 84, 768) oder c. 30 in. Dion.-Hadr. (ed. 1609 p. 461). Die Rubrik steht der Dionysiana, der Text der Hispana näher.

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1, 127: Quelle bisher nicht gefunden5. Vermutlich aus einem Tractatus de poenitentia (vgl. die Worte: 'Non est mirandum') wie 1, 116. 117 (vgl. oben). 136 (vgl. unten). Bibelstellen: Ev. Joh. 11, 39. 44. Die Worte 'eius iussu' und 'eorum auctoritate' sind möglicherweise von Ben. interpoliert.

1, 128-130 wohl aus der Hispana.

1, 128 zum Teil aus Concil. Toletan. III. 589 c. 11 zweite Hälfte, Hispan. (Migne 84, 353). Rubrik von Benedict, Text stark überarbeitet; der Ueberarbeitung gehören insbesondere die Worte an: 'ad officium ecclesiae excubare' und der ganze Schluss: 'et sacerdotali prece - confirment'. In diesem Schluss betont Benedict für die Reconciliation der Büsser die beiden - nicht von ihm erfundenen6 -




1) Vgl. Poenit. Marten. c. 5 (Wass. p. 284).    
2) Erhalten nur in der Sammlung der Hs. von Reims (Berol. Phillipp. 1743), s. Maassen, Gesch. I, 194 ff. 638 ff.    
3) Vgl. Poenit. Marten. c. 6 (Wass. p. 284).
4) Wahrung der Reconciliationsgewalt des Bischofs; vgl. Studie IV, N. A. XXIX, 317, N. 3, dazu die Interpolation unten 1, 134. Die Tendenz Benedicts knüpft hier an echte Quellen an: Conc. Carthag. II c. 4, III. c. 32 Hispan.    
5) Ueber Knusts Verweisung auf eine Homilie Gregors I. vgl. N. A. XXIX, 325, N. 6.    
6) Vgl. zur manus impositio z. B. die echten Texte in 1, 121. 125 i. f. 129 Satz 2 Anf., ferner einige




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 81]

Erfordernisse der Handauflegung (per manus impositionem) und der priesterlichen Fürbitte (sacerdotali prece). Dass Benedict auf beides erhebliches Gewicht legt, beweist eine Reihe von Interpolationen derselben Tendenz im ersten Buche; vgl. wegen der Handauflegung die zahlreichen Einschiebungen der Worte 'per manus impositionem' in 1, 129 (Satz 1 und 2). 133 a i. f. 133 b i. f. 134 med. 316, wegen des Priestergebets die unechtenWendungen in 1, 129 Satz 2 a. E.: 'precibus sacerdotum', 133 a i. f.: 'sacerdotali prece' (wie 1, 128), 133 b i. f. und 134 med.: 'absolutione1 precum sacerdotalium' 2.

1, 129. Rubrik von Benedict. Satz 1 des Textes ('Qui a - in communionem') aus Concil. Arelat. I. 314 c. 16, Hispan. Migne 84, 240; Vorlage stark bearbeitet, die Worte ,per manus impositionem' interpoliert (vgl. zu 1, 128). Satz 2 Halbsatz 1 des Textes ('Nec - credat') scheint mit Hilfe von Stat. eccl. ant. c. 21 (oben zu 1, 118) gebildet zu sein; vgl. auch 1, 121. Der letzte Halbsatz ('sed per - ecclesiastica') ist ohne bekannten Quellenanhalt3.

1, 130 = Concil. Toletan. XI. 675 c. 12, Hispan. Migne 84, 464, Rubrik und Text. Abweichungen vom Original unbedeutend; Näheres später (wie zu allen Hispana-Kapiteln Benedicts), wenn die Hisp. Augustodunensis vorliegt.

1, 131-135 aus der Dionysio-Hadriana?

1, 131 = Synode von Karthago 401 Sept. 13, überliefert in Conc. Carthag. 419, Sessio prima Mai 254; Benedict hat vor sich die Recension A, wie sie ihm die Dionysio-Hadriana Conc. Carthag. c. 27 (ed. 1609 p. 197) bot, nicht5 die Recension B c. 32. 33 (edd. Ballerinii Leonis M. Opp. III, 644, Migne 56, 872) und nicht5 Conc. Carthag. V. c. 116 Hispan. (Migne 84, 210. 211). Rubrik von Benedict.



Stücke unbekannter Herkunft: 1, 116 med. 117 i. f. (Leo I.). 127. 136; zu den Gebeten vgl. wiederum Stücke der letztgedachten Art in 1, 116 med. (orationes). 117 i. f. (Leo I.) und 127 (episcoporum bezw. sacerdotum supplicationes, in 127 auch: preces sacerdotum); vgl. noch S. 81, N. 2.
1) Vgl. die Interpolation in 1, 316.    
2) Dieselbe Wendung in 1, 136, einem Kapitel unbekannter Herkunft.    
3) Knust (l. c. p. 20) weist zu 1, 129 lediglich hin auf can. 16 cit. Conc. Arel. I., sowie auf (Pseudo-) Gregorii III. Poenit. c. 12; mit letzterm Hinweis (Wasserschleben BO. S. 541) lässt sich aber nichts anfangen.    
4) Vgl. Maassen, Gesch. I, 174 f.
5) Dieses negative Urteil muss sich freilich allein auf die teilweise unbedeutenden Varianten stützen. Die Dionysiana ist buchstäblich von Ben. wiederholt.    
6) So Baluze und Knust.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 82]

1, 132 - Innocentii I. epist. ad Decentium episc. Eugubin. 'Si instituta' (a. 416, Jaffé 311 [108]) c. 7, Dionys.- Hadr. (ed. 1609 p. 335 sq.)1; vgl. Quesnell. (edd. Ballerinii Leonis M. Opp. III, 202, Migne 56, 517) und Hispana2 epist. 6 (Migne 84, 643). Rubrik von Benedict, ausser den zwei ersten Worten 'De poenitentibus', die schon in der Hadriana (und Hispana) stehen. Der Text ist getreue Wiedergabe der Vorlage; das 'in' vor 'aegritudinem' fehlt bei Ben. wie in der Hadriana, während es in den andern Sammlungen gesetzt ist.

1, 133a (bis 'admitti') = Leonis I. epist. ad Rusticum Narbon. episc. 'Epistolas frat. tuae' (a. 458-459, Jaffé 544 [320]) c. 17 (edd. Ballerinii, Opp. I, 1416, Migne 54, 1199), Dionys.-Hadr. c. 30, Rubrik und Text (ed. 1609 p. 461); vgl. Quesnell. (ed. cit. p. 469, Migne 56, 743) und Hispana epist. 69 (66) c. 17 (Migne 84, 768). Die Entlehnung der Rubrik aus der Hadriana beweist die Benutzung dieser Sammlung; auf die 3 ersten Worte des Textes war vielleicht die Hispana von Einfluss. Benedict hat den Originaltext an 2 Stellen interpoliert: statt 'manus impositione' schreibt er 'crebris manus impositionibus'; gegen den Schluss hat er die Worte eingefügt: 'et per manus impositionem sacerdotali prece sint reconciliati', vgl. dazu 1, 128 i. f. 129 i. f. 133b. 134. 136.

1, 133b ('Tempora - subveniri') = Leonis I. epist. ad Nicetam Aquileiens. episc. 'Regressus ad nos' (a. 458, Jaffé 536 [312]) c. 6 zweite Hälfte (edd. Ballerinii, epist. 159, l. c. p. 1330, Migne 54, 1135), Dionys.-Hadr. c. 47 zweite Hälfte (ed. 1609 p. 476); vgl. Quesnell. (ed. cit. p. 469, Migne 56, 744) und Hispana epist. 71 (68) c. 6 zweite Hälfte (Migne 84, 776). Benedicts Text stammt nach den Lesarten eher aus der Hadriana als aus der Hispana3. Gegen den Schluss findet sich eine ähnliche Interpolation wie vorhin 1, 133a, nämlich das Einschiebsel: 'id est per manus impositionem absolutione precum sacerdotalium'; die 3 letzten Worte kehren in einer Interpolation von 1, 134 und in 1, 136 wieder.

1, 134. 135 = Felicis III. epist. ad universos episcopos (per Siciliam) 'Qualiter in Africanis' (a. 488, Jaffé 609 [370]), Dionys.-Hadr. c. 2 (ed. 1609 p. 513. 514); vgl. Hispana4 epist. 82 (79) c. 3. 4 in.; c. 4 med. (Migne 84, 794. 795).




1) Vgl. Poenit. Marten. c. 3 (Wass. p. 283).    
2) Auf diese verweist Knust (l. c. p. 20).    
3) Für letztere Knust l. c.    
4) In der Quesnelliana fehlt das Schreiben.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 83]

Rubriken von Benedict. Text aus der Dionysio-Hadriana; z. B. kehren bei Ben. 1, 134 die Worte 'qui eum non timuit (-muerunt) abnegare' wieder, die in der Hispana fehlen1; das Wort 'offerre', das der gedruckten Hadriana abgeht, könnte aus der Hispana eingesetzt sein. Der Anfang von 1, 134 ist eine generalisierende Umarbeitung der Vorlage2. Die Worte 'quinque vel' vor 'septem annis' sind im Geiste der Bussmilderung gefälscht. In der Mitte von 1, 134 hat Ben. eingeschoben: 'iussu aut permissu tamen proprii episcopi3 per manus impositionem absolutione precum sacerdotialium'; über die zweite Hälfte dieser Interpolation s. oben S. 80 f. zu 1, 128. Im weitern Verlauf von 1, 134 finden sich erhebliche Kürzungen der Vorlage.

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1, 136 - Quelle bisher nicht gefunden. Vermutlich aus dem mehrfach erwähnten unbekannten Tractatus de poenitentia; vgl. 1, 116. 117. 127. - Zu 'Qui poenitentiam . . . gerunt' vgl. 1, 134 in. (wo Benedict sich vielleicht von dem Tractat die Feder hat führen lassen). - Zu 'inter audientes vel usque ad magnum diem' vgl. Concil. Ancyr., Dionys.- Hadr. c. 5 med. (ed. 1609 p. 28): '. . . placuit usque ad magnum diem eos inter audientes suscipi'. - Zu 'subiaceant inter poenitentes manibus sacerdotum' vgl. Felicis III. epist., oben 1, 134 in. Zu 'in loco . . . poenitentibus constituto' vgl. Concil. Epaon. 517 c. 29 (MG. Conc. I, 25, 14) = Concil. Ps.-Agath. c. 60 (Migne 84, 272): 'in paenitentum loco'. - Zu 'Duobus etiam annis oblationes modis omnibus non sinantur offerre, sed populis tantummodo in oratione socientur' vgl. Felicis III. epist., oben 1, 134 in. - Die Worte 'eius iussu, si ipse abest' könnten eine Interpolation Benedicts sein (weniger wahrscheinlich die Quelle der Interpolationen 1, 125. 127. 134. 2, 206). - Wegen der Worte: 'per . . . manus impositionem absolutione sacerdotalium praecum' s. oben zu 1, 128. - Zu 'communionis catholicae gratiam recepturi' vgl. Felicis III. epist., oben 1, 135 fin. - Der Herrenspruch am Ende steht Ev. Joh. 8, 11.

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1, 137 ist gefertigt mit Hilfe von Concil. Toletan. VI. 638 c. 7, Rubrik, Textes-Anfang und -Ende, Hispana




1) Also unrichtig Knust l. c. p. 20, der auf die Hispana recurriert; übrigens bleibt abzuwarten, wie die Augustodunensis schreibt.    
2) Vgl. 1, 136 Anfang; 1, 132 Anfang, vielleicht die Quelle der Umarbeitung.
3) Vgl. dazu oben 1, 125 nebst N. 4.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 84]

(Migne 84, 397. 398). Die Bearbeitung greift so tief in den Text der Vorlage ein, dass die Frage nach einer Zwischenquelle sich aufdrängt (Tractatus de poenitentia?). Vom Texte sind, abgesehen vom Schlusssatz, aus can. 7 cit. nur die Worte entnommen: 'Ut . . . frequenti praevaricatione . . . iterant frequenti . . . . . sententia condemnentur'; alles übrige1 ist zugesetzt. Woher Satz 2 'Quod si his - excommunicetur' stammt, weiss ich nicht. Satz 3 'Si quis autem - subiaceat'2 scheint aus Reminiscenzen zu bestehen an Conc. Antioch. 341 c. 2 D.-H. (?), Stat. eccl. ant. c. 40. 85 (73. 69 Hisp.), Conc. Autissiodor. 573-603 c. 39 (MG. Conc. I, 183). Vom Schlusssatz deckt sich der Kern mit can. 7 cit. Toletan.; 'per satisfactionem' und 'damnationis' sind interpoliert.

1, 138-142 aus den Statuta ecclesiae antiqua (Concil. Carthag. IV.)3.

1, 138 = Stat. c. 18 (74)4. Rubrik von Benedict.

1, 139 = Stat. c. 19 (75)5. Rubrik aus der Hispana, Text stimmt wörtlich mit dem der Hispana (nicht mit dem der Ballerinii) überein.

1, 140 = Stat. c. 20 (76)6. Rubrik von Benedict. Der Text weicht in Kleinigkeiten sowohl von dem der Hisp. als dem der Ball. ab. Die Variante 'statutum poenitentiae tempus' steht dem cod. Herovallianus7 (ed. Petit, Migne 99, 1069) am nächsten. Vgl. oben 1, 120.

1, 141 = Stat. c. 21 (78!)8. Rubrik von Benedict. Text überall gleichlautend. Vgl. oben 1, 118.

1, 142 = Stat. c. 22 (79)9. Rubrik von Benedict. Der Text Benedicts weicht in Kleinigkeiten vom Original (Hisp. und Ball.) ab; er ist mit dem des Poenitentiale Martenianum verwandt.

Die Textgestalt bei Ben. 1, 138-142 weist auf eine unbekannte Zwischenquelle hin.




1) Quellen für die Zusätze gibt Knust l. c. p. 20 nicht an.    
2) Auf diesem Satze scheint zu fussen Pseudoisidor Calixt. 10 (p. 138) vv. 'quicumque in his - subiaceat'; Hinschius merkt keineVorlage an.    
3) Edd. Ballerinii, Leonis M. Opp. III, 657. 658, Migne 56, 882. 883 (Conc. Carthag. IV. Hispan., Migne 84, 205 f.).    
4) Vgl. Poenit. Marten. c. 1 § 1 (Wass. p. 282).    
5) Vgl. ebenda c. 1 § 2.    
6) Vgl. ebenda c. 1 § 3.    
7) Vgl. Maassen, Gesch. I, S. 828 ff., insbes. S. 833.    
8) Vgl. Poenit. Marten. c. 1 § 4 (Wass. p. 283).    
9) Vgl. ebenda c. 1 § 5.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 85]

1, 143 -168 aus dem Mainzer Coneil 8131.

Benedict entnimmt der Vorlage nicht nur den Text, sondern auch sämtliche Rubriken. Das hier von ihm benutzte Exemplar muss dem Archetyp des Conc. Mog. sehr nahe gestanden haben, wie die Trefflichkeit der Lesarten beweist. 1, 143 = c. 20; die Interpolation 'nostri' hinter 'missi' zeigt das Bestreben, aus dem Canon ein Königsgesetz zu machen; Varianten unerheblich. - 1, 144 wörtlich = c. 21 bis auf ein überschiessendes 'ut', das aber vielleicht original ist. - 1, 145. 146 wörtlich = c. 27. 28. - 1, 147 = c. 29; Benedict erweitert die Rubrik mit Hilfe des Textes. Durch die Wiederholung 'eosve - consensu' will er den antilaicalen, episcopalistischen Text unterstreichen. - 1, 148. 149. 150 wörtlich = c. 30. 31. 33 (in der echten Fassung). - 1, 151 = c. 34; unbedeutende Abweichungen. - 1, 152 wörtlich = c. 35. - 1, 153 = c. 37; 'a' und 'ut' gestrichen. - 1, 154a (bis: 'necessaria sua') wörtlich = c. 38; angefügt ist 1, 154b: 'Et qui decimam deo dare neglexerit, novem partes auferantur ab eo'; der Relativsatz mag die Worte von Conc. Mogunt. c. 38 cit.: '. . . decima deo omnino dari non neglegatur' wieder aufnehmen; der einzige Text, an den m. W. Benedict den Hauptsatz anknüpfen konnte, ist die Epistula episcoporum provinciae Turonensis ad plebem ca. 567 (MG. Conc. I, 138, 7-10)2. - 1, 155 = c. 39, meist mit codd. NV 2, einmal mit cod. M 1 übereinstimmend. - 1, 156 = c. 40; ein drittes 'in' eingesetzt (anders Add. III. 32. 118). - 1, 157-159 wörtlich = c. 41. 42. 43. - 1, 160 = c. 44; eine Variante. - 1, 161 = c. 45; zwei geringfügige Varianten. - 1, 162 wörtlich = c. 46. - 1, 163 = c. 47; zwei Varianten. - 1, 164 = c. 48; ein belangloses 'et' eingefügt. - 1, 165 wörtlich = c. 53 ('et' mit cod. V 2). - 1, 166 = c. 54, Rubrik (durch Hinzufügung der Worte 'vel quinta aut sexta') und Text (durch Hinzufügung der Worte 'vel quinta sextaque') zwecks Ausdehnung des impedimentum consanguinitatis interpoliert3. - 1, 167 =




1) Ed. Werminghoff, MG. Conc. II, 266 - 271.    
2) Der Text lautet: '. . . quasi novem auferat, decimam ut relinquat. unde satis congruet cum mercede animae unum solvere, ut novem non possit amittere, quam cum peccati crimine et reliquos perdere et, quem dare noluit, non habere'. - Dem Sinne nach deckt sich mit Ben. 1, 154b die erstmals in can. 5 des Concilium Ascheimense 756 (MG. Conc. II, 57) auftauchende Sentenz: 'si quis decimam non dederit, ad decimam revertatur'.    
3) Vgl. Scherer a. a. O. S. 28, dem aber schwerlich beizustimmen sein möchte, wenn er die zu andern, noch weiter greifenden Stellen




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 86]

c. 55; Rubrik in Unterstreichungstendenz (vgl. oben zu 1, 147) erweitert; 'ad confirmationem tenuerit' schreibt Ben. statt 'ad conf. duxerit', wobei er sich an die Ausdrucksweise des Decretum Compendiense c. 15 (oben 1, 7) und des Conc. Cabillon. 813 c. 31 (MG. Conc. II, 279) hält1. - 1, 168 = c. 56 (ult.); Benedict streicht2 die Worte: 'et disiungi praecipimus' (ebenso unten Add. III. 115).

1, 169? 170-173 aus den Diöcesanstatuten eines unbekannten Bischofs.

Rubriken von Benedict.

1, 169: Quelle unbekannt. Vermutlich aus verlorenen Capitula episcoporum, wie 1, 170-173.

1, 170 aus den nicht erhaltenen Diöcesanstatuten, aus denen auch c. 24 der Capitula episcopi cuiusdam Frisingensia abgeleitet ist; vgl. Studie II, N. A. XXIX, 283. 285. 286 f.

1, 171 aus denselben Diöcesanstatuten, entsprechend c. 26 Cap. Frising.; vgl. Studie II a. a. O.

1, 172 ebenso, entsprechend c. 27 Cap. Frising.; vgl. Studie II a. a. O. S. 284-287.

1, 173 ebenso, entsprechend c. 29 Cap. Frising.; vgl. Studie II a. a. O.

*  *  *

1, 174-179 aus einem unbekannten Concil des 9. Jahrh. oder aus den Kapiteln eines Erzbischofs?3 Quelle jedenfalls z. Z. unbekannt.

1, 174. Die Worte der ersten Hälfte 'Ut presbiteri curas seculares nullatenus exerceant' erinnern etwa an Canones apostolorum c. 7: 'Ut sacerdotes et ministri altaris saecularibus curis abstineant; episcopus aut presbyter aut diaconus nequaquam saeculares curas adsumat' etc.; zum Folgenden ('id est ut neque iudices neque maiores villarum fiant') vgl. etwa Conc. Cabillon. 813 c. 12 (MG. Conc. II, 276): 'Ut neque presbyteri . . . vilici fiant', ferner Episcoporum ad Hlud. imp. relatio 829 c. 13 (10), MG. Capit. II, 33: 'Similiter de illis presbiteris, qui contra statuta canonum villici fiunt'.



nicht stimmende Interpolation in 1, 166 vielleicht daraus erklären möchte, 'dass der Levite die Stelle bereits corrumpiert vorfand und gedankenlos aufnahm'; auch sonst (Chorbischöfe) können wir beobachten, dass bei Benedict die Tendenz crescit eundo; Widersprüche genieren den Fälscher, in dessen Brust zwei Seelen Platz haben, nicht. In seinem Kirchenrecht (II, 1898, S. 294, N. 12) lässt Scherer mit uns die Interpolation von Benedict selbst herrühren.    
1) Auch Papst Nicolaus I. schreibt: ad conf. tenere (Jaffé 2765 a. 864).    
2) Vgl. dazu Scherer a. a. O. S. 31. 35 f.
3) Mindestens 1, 177, wohl auch 1, 175 muss von einer den Bischöfen übergeordneten Autorität ausgegangen sein.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 87]

1, 175. Häufig wird den Priestern die stabilitas1 loci vorgeschrieben (Hinschius, Kirchenrecht III, 222, N. 4), fast niemals aber eine promissio stabilitatis; einzige bekannte Ausnahme Concil. Valletanum 524 c. 6 (Migne 84, 328): . . . sed nec illum sanctorum sacerdotum quispiam ordinet, qui localem se futurum primitus non spoponderit etc.; eidliche Versprechen der Ordinanden verbietet Conc. Cabillon. 813 c. 13 (MG. Conc. II, 276).

1, 176. Von den unzähligen Vorschriften, die das Zusammenwohnen von Frauen mit Priestern verbieten, stimmt m. W. keine wörtlich mit unserm Kapitel überein. Die Worte 'ut suspiciones effugiant' gehen natürlich auf die berühmteste jener Vorschriften zurück, Concil. Nicaenum c. 3 (Dion.-Hadr. ed. 1609 p. 2): '(eas tantum personas, quae) suspiciones effugiunt'.

1, 177. Auch die Ordination und Aufnahme hergelaufener Kleriker wird seit dem Nicaenum (c. 16. 17 Hisp.) und dem Sardicense (c. 18. 19 Hisp.) unendlich oft verboten, ohne dass eines der Verbote m. W. sich mit 1, 177 deckte. Zu dem Verlegenheitsschluss 'Et hoc considerandum est, quid de talibus faciendum sit' ist hinzuweisen auf Stat. Salisburg. 800 c. 35 (MG. Capit. I, 229): 'perpendamus, quid de his agendum sit'; Concil. Turon. 813 c. 41 i. f. (MG. Conc. II, 292): 'vestra decernat mansuetudo, quid de talibus deinceps agendum sit'; Capitula Frisingensia 813-830? c. 31 (N. A. XXIX, 292): 'previdendum est, quid de presbiteris . . . agendum sit'.

1, 178. Von Parallelvorschriften, die das Messelesen (oblationem offerre) an nicht geweihtem Ort (zum Teil mit denselben Worten wie unser Kapitel) untersagen, seien, namentlich um das Suchen am unrechten Platz Anderen zu sparen, notiert: Siricii vit. c. 2 im Liber pontificalis (MG. Gesta pontif. I, 85); Concil. Laod. 343 - 381 c. 58 (Dion.- Hadr. ed. 1609 p. 87); Capitula a sacerdotibus proposita 801? 802? c. 9 (MG. Capit. I, 106); Haitonis Capitula 807-823 c. 14 (MG. l. c. p. 364); sog. Homilia Leonis IV. (Sdralek2, Wolfenbüttler Fragmente S. 180 unten): 'Nullus extra ecclesiam per domos nec in locis non consecratis missam cantet'; Capitula XVII c. 13 (N. A. XIX, 118); Concil. Paris. 829 lib. I c. 47, lib. III c. 6 (Mansi XIV, 566. 597); sog. Statuta Bonifatii c. 2 (aus der in Studie IV reconstruierten Burgundischen Synode ca. 800 - 840 = Ben. 2,




1) Das Wort kehrt bei Benedict wieder in 1, 266 rubr.    
2) Der die bekannte Homilia nicht identifiziert hat.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 88]

201): 'Ut nullus presbyter sacra misteria nisi in locis (ab episcopo ins. Ben.) consecratis (pro contemptu ecclesiae ins. Stat.) agere praesumat'; Ben. 1, 383; 2, 102; 3, 431.

1, 179. So oft auch gegen das Waffentragen und die Jagdübung der Kleriker Verbote ergangen sind, so will sich doch keine Stelle finden, die sich als Quelle Benedicts bezeichnen lässt. Einige Parallelen aus dem 9. Jahrhundert mögen verzeichnet werden. Zum arma portare: Capitula a sac. prop. 801? 802? c. 18 (l. c. p. 107); Ghaerbaldi Capitula 802-810 c. 3 (MG. Capit. I, 243); Capitula Frisingensia c. 19 (N. A. XXIX, 291). Zum venationes exercere: Cap. missorum 802 c. 19 (MG. Capit. I, 95); Haitonis Capitula c. 11 (MG. l. c. p. 364); Conc. Mogunt. 813 c. 14 i. f. und Conc. Turon. 813 c. 8 i. f. (MG. Conc. II, 264. 287).

*  *  *

1, 180 = Decretum Compendiense 757 c. 14 in., MG. Capit. I, 38. Rubrik von Benedict. Text manchfach bearbeitet; am interessantesten die Interpolation 'permittente canonice viro suo (aut eo defuncto)', die dem Sinne nach möglicherweise anknüpft an Decretum Vermeriense 756 c. 4 i. f. (MG. l. c. p. 40).

1, 181-185 aus dem Concil. Mogunt. 813 und aus Anseg. lib. III.

1, 181. 182 = Concil. cit. c. 7. 8, MG. Conc. II, 262. Zu 1, 181 ist nur das Schlusswort 'nostram' (can. 7 cit.: vestram) geändert, was für Ben. unumgänglich war. In 1, 182 mehrere unbedeutende Abweichungen.

1, 183. 184 wörtlich = Anseg. 3, 31. 36, MG. Capit. I, 429.

1, 185 = Concil. Mogunt. 813 c. 9, MG. Conc. II, 262. Fast wörtliche Uebereinstimmung; 'inconposite' scheint Conjecturalbesserung Benedicts zu sein, in der er mit der Correctur in cod. V 2 (aus dem 15. Jh.) zusammentrifft1.

*  *  *

1, 186. Es lässt sich nicht mit völliger Sicherheit ausmachen, ob dieses Kapitel (über den Empfänger des Wergeldes für den getöteten Priester) von Benedict gefälscht oder (wahrscheinlicher) einem, sei es unechten sei es (wahrscheinlicher) echten Capitulare Ludwigs d. Fr. entlehnt ist.




1) Vielleicht hat der Corrector Ben. 1, 185 gekannt.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 89]

Die Rechtsentwickelung im 9. Jh. war diese. Karl d. Gr. erhöhte das Wergeld des Priesters im Jahre 803 (Capitulare1 legibus additum c. 1, MG. Capit. I, 113) auf 600 solidi; an wen es zu entrichten sei, ist nicht ausdrücklich gesagt. So erhoben sich Zweifel über die Person des Empfängers, deren Lösung das Concil zu Chalon an der Saone 813 (c. 242, MG. Conc. II, 278) vom Kaiser verlangt. In seinen Capitula e canonibus excerpta 813 (MG. l. c. p. 294 sqq.) übergeht der Kaiser die Frage mit Schweigen. Dass Ludwig d. Fr. das Versäumte in einem Capitulare (welches das unsrige sein könnte) nachgeholt hat, ist nicht ausgeschlossen3. - Mit der anderweitigen Ueberlieferung des Kapitels steht es so. In die Capitulariensammlung des Ansegisus ist das Kapitel an zwei Stellen nachträglich eingeschoben. a) Dem Ende des zweiten Buchs ist es, zusammen mit Ben. 1, 36. 37, angehängt in den Hss. Vat. Pal. 582 (früher S. Martin in Mainz) saec. IX. vel X., Paris 9654 (früher S.Vincentius in Metz) saec. X. vel XI. und Paris 18 239 saec. XI.4 Dass die Zufügung um 900 erfolgt war, beweist nicht nur das Alter der Mainzer Hs., sondern auch Regino 2, 41, wo das Kapitel inscribiert ist: 'Ex Capitularium lib. II. cap. XLVIII'. Die Verknüpfung mit Ben. 1, 36. 37 ist ein starkes Anzeichen dafür, dass das Anhängsel zu Anseg. lib. II lediglich aus Benedict genommen ist. - b) Hinter c. 14 des vierten Buches haben unser Stück mindestens5 die Hss. Paris 4628 A (früher S. Denis) saec. X. und Paris 10 758 (früher S. Remi in Reims) saec. IX. X.6 An dieser Stelle erscheint es schon im Jahre 864; denn Karl d. K. hat in dem Edictum Pistense c. 8. 13. 287 ein Exemplar des Ansegis vor sich, in dem lib. IV c. 30. 31. 35. 18. 45 die höheren Ziffern 32. 33. 36. 19. 47 führen, und dies rührt offenbar von denselben Einschaltungen her, die noch in einem Teil unserer Ansegis - Hss. vorliegen8. Abgesehen von unserm Kapitel gelten diese Einschaltungen (hinter 4, 24. 69)




1) Auf dieses Capitulare verweist unser Kapitel.    
2) 'De episcopis vero, presbyteris . . . interfectis quaerendum a domno imperatore est, cui illius homicidii precium exsolvendum sit' (daran wörtliche Anklänge in unserm Kapitel).    
3) Wie er auch der Bitte des Reimser Concils 813 c. 41 um Beseitigung der noch in Resten fortgeltenden Rechnung des solidus zu 40 (statt 12) Denaren durch c. 2 Cap. legi add. 816 entsprach.    
4) Vgl. MG. Capit. I, 423, N. b.    
5) Aus der Notiz ibid. p. 435, N. a scheint sich zu ergeben, dass auch in den Hss. Bamberg P. I. 1 (62) saec. IX. vel X. und Paris 4638 saec. X. vel XI. der Zusatz steht.    
6) Vgl. ibid. p. 438, N. k; auch p. 435, N. c.
7) MG. Capit. II, 314 f. 322.    
8) Vgl. schon Baluze, Capitularia II, col. 1190.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 90]

für echt1; dasselbe für unser Kapitel anzunehmen, ist nicht unzulässig. Aus Benedict rühren die übrigen Einschaltungen nicht her; der Schluss, dass auch die zu 4, 14 nicht ein Excerpt aus Ben. sei, liegt nahe. - Ist unser Stück ein echtes Capitulare, so rührt die Rubrik von Benedict her; denn im vermehrten Ansegis lautet sie (p. 435, N. c): 'De solutione occisi presbyteri'. Ob der Text sich genau mit dem des vermehrten Ansegis deckt, lässt sich zur Zeit nicht sagen, da Boretius über die Textgestalt schweigt.

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1, 187 Text = Concil. Carthag. c. 8 rubrica2 i. f. Dionysio-Hadr. (ed. 1609 p. 188) oder Capitula Angilramni c. 40 i. f. (ed. Hinschius p. 765). Rubrik von Benedict. Vgl. Ben. 2, 364. 3, 88.

1, 188 Rubrik = Concil. Chalcedonense 451 c. 24 rubrica Dionysio-Hadr. (ed. 1609 p. 131), leicht geändert. - 1, 188 Text wiederholt nicht can. 24 der Synode3, ist vielmehr eine Paraphrase der Rubrik, die Benedict einer unbekannten Zwischenquelle (Bischofskapitel?) entlehnt haben könnte.

1, 189 geht durch irgend welche Vermittelung4 (Bischofskapitel?) zurück auf Concil. Chalced. c. 18 (ed. cit. p. 129): 'De coniuratione vel conspiratione. Coniurationis vel conspirationis crimen . . . ne fiat' etc.

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1, 190 = Concil. Aurelianense III. 538 c. 13 (12) fin., MG. Conc. I, 77. Rubrik von Benedict. Textabweichungen unbedeutend.

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1, 191: Quelle unbekannt. Vielleicht liegt eine echte (merowingische5 oder frühkarolingische?) Quelle zum Grunde, Canon oder Königsgesetz. In Satz 1 klingen die Worte 'Si servus ecclesiae' und 'sicut et reliqui' an Childeberti II. Decretio 596 c. 13 (MG. Capit. I, 17) an; zu 'in furto compraehensus fuerit' vgl. etwa Chlotarii II. Edictum 614 c. 22 (MG. l. c. p. 23), Cap. de latronibus 804-813 c. 7 (MG. l. c. p. 181).

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1) Vgl. MG. Capit. I, 435, N. d, p. 436, N. a, p. 440, N. b (cf. p. 315 c. 2), p. 445, N. a (cf. p. 334 c. 7).    
2) Ungenau Knust l. c. p. 21.
3) Wie Knust l. c. meint.    
4) Liegt nicht vor in Concil. Francofurt. 794 c. 31 (MG. Conc. II, 169).    
5) Beachtlich ist die Stellung 1, 191 zwischen zwei merowingischen Synoden.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 91]

1, 192 = Concil. Autissiodorense ca. 573-603 c. 43, MG. Concil. I, 183. Rubrik von Benedict. Text im wesentlichen originalgemäss; aus dem Schluss 'anno ab omnium christianorum consortio habeatur' macht Ben.: 'anathema ab o. ch. c. habeatur' (!).

1, 193-207 aus dem Capitulare Haristallense 779 (forma communis)1 nebst Anhang, in der Bearbeitung X.

Ob die Rubriken von 1, 193-206 von Benedict herrühren, muss späterer Untersuchung vorbehalten bleiben. Wie nämlich Boretius MG. Capit. I, 47, N. c mitteilt, sind in der Hs. S. Paul in Kärnthen, XXV a4 (S. Blasien) fast allen Kapiteln des Capitulare Rubriken vorgesetzt; ihren Wortlaut hat der Herausgeber leider nicht veröffentlicht.

Das ganze Capitular von Herstal nebst Anhang hat Benedict in die Additio IV. (c. 120-143) aufgenommen. Das gegenseitige Verhältnis der drei Texte (Capitulare, Ben. 1, 193 ff. und Ben. Add. IV. 120 ff.) ist sehr interessant. Wie der Apparat zeigen wird2, ist weder Ben. lib. I aus Add. IV. noch umgekehrt Add. IV. aus Ben. lib. I abgeschrieben. Vielmehr gehen beide auf eine gemeinsame Vorlage (X) zurück; X ist aber nicht etwa identisch mit dem Originaltext des Cap. Haristall., sondern eine Bearbeitung des letztern3. Diese Bearbeitung bezweckte teils und meist die Entbarbarisierung des ursprünglichen Textes4, teils5 seine sachliche Umänderung. Urheber der Bearbeitung kann entweder Benedict bezw. die pseudoisidorische Fälschergruppe6 oder ein Interpolator gewesen sein, der vor Benedict und ausserhalb des pseudoisidorischen Kreises in Tätigkeit trat. Da in der Interpolation nirgends pseudoisidorische (benedictische) Tendenzen zum Worte gelangen7, so liegt die Verfasserfrage nicht zu Gunsten der Fälschercompagnie wie bei der Hispana Gallica Augusto




1) MG. Capit. I, 48-52.    
2) Die Mitteilung an dieser Stelle geht des Umfangs wegen nicht an; so muss ich nach meinem Manuskript des Apparats citieren.    
3) Sie liesse sich unschwer reconstruieren; Material s. in N. 6. 9 auf S. 92.    
4) Oder sonstige nur formale Aenderungen. So ist in 1, 207 (n. 39) die Geldbezeichnung 'unciam et dimidiam' durch 'denarios triginta' verdrängt. Beide Bezeichnungen kommen auf dasselbe hinaus: 30 Pfennige sind 2,5 Schillinge, da auf den Silbersolidus 12 Denare gehen, und 1,5 Unzen (=1/8 Pfund) sind ebenfalls 2,5 Schillinge, da aus dem Pfund Silber 20 solidi geschlagen werden. - Vgl. noch die Streichung 1, 201 am Ende (n. 8).    
5) Vgl. z. B. 1, 207 Apparat not. 20 'aut (eam) valente'; 1, 198 am Ende (n. 16).    
6) Seckel, Art. Pseudoisidor, a. a. O. S. 304 f.    
7) Anders bei Ben. Add. IV. 132.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 92]

dunensis1, sondern wie bei der Summa De ordine ecclesiastico2 und bei der Lex Baiuwariorum canonice compta3 wo nicht zu ihren Ungunsten, so doch mindestens neutral4. Dass das bearbeitete Herstalsche Capitular nirgends überliefert ist5 ausser bei Benedict, verschlägt nichts; auch die Summa De ord. ecclesiastico z. B. ist textlich grossenteils nur durch Benedict auf unsere Tage gekommen.

Die Bearbeitung X unterscheidet sich von der ursprünglichen Textgestalt des Capitulare durch eine grosse Zahl von Varianten, die Ben. lib. I und Add. IV. gemeinsam sind. Diese Varianten sind in der Note 6 verzeichnet. Eine zweite Gruppe von Lesarten7 zeigt die Add. IV. im Einklang mit dem (echten wie auch dem bearbeiteten) Capitulare, indessen Ben. lib. I sich von (dem Original und von) X durch (harmlose) Aenderungen und Streichungen bezw. Auslassungen entfernt. Eine dritte Variantengruppe endlich, und zwar die kleinste8, lässt Ben. lib. I im Licht grösserer Quellentreue gegenüber (Cap. bezw.) X erscheinen, wogegen hier der Add. IV. teils belanglose, teils (Add. IV. 132) tendenziöse Abweichungen zur Last fallen.

1, 193 = Add. IV. 126 = Cap. c. 8. - 1, 194 = Add. IV. 127 = Cap. c. 79. - 1, 195 = Add. IV. 128 = Cap. c. 9; zu 'iudice' fügt Ben. interpolierend bei 'ipsius emunitatis'. - 1, 196 = Add. IV. 129 = Cap. c. 10. - 1, 197 Add. IV. 130 = Cap. c. 11. - 1, 198 = Add. IV. 132a




1) Maassen, Pseudoisidor- Studien II. in den Wiener SB. CIX, Heft 2; vgl. Seckel a. a. O. S. 293 f.    
2) Vgl. unten zu 1, 378 ff.    
3) Vgl. unten zu 1, 306.    
4) Die Möglichkeit, dass die Reimser Kleriker selbst erst sich unser Capitulare zurechtmachten, ist nicht zu leugnen.
5) Während die echte Fassung (forma communis) in nicht weniger als 21 Handschriften vorliegt; vgl. MG. Conc. II, 106.    
6) Ben. 1, 193 Apparatus not. 3 verbo 'vel'. 5 v. nullus eis; 194 n. 4; 195 n. 7. 9. 10; 196 n. 3. 4. 6; 197 n. 6. 12. 14. 16; 198 n. 6. 7. 8. 10. 12. 14. 15. 16; 199 n. 3. 4; 200 n. 3. 6. 7. 9; 201 n. 4. 6. 7. 8; 202 n. 3. 4 v. observetur ut. 5 v. quod ab; 203 n. 3. 4. 6. 7. 8 v. marcam. 9. 11. 12. 13 v. wadium; 204 n. 3. 4 v. de suis exeniis serviat. 5. 6. 8. 11; 205 n. 4. 5. 8; 206 n. 4. 5. 7. 8. 9; 207 n. 5-8. 10 v. vero. 13 v. 'quam' que. 16. 17. 20 v. aut (eam) valente. 22. 24. 25. 26. 28. 29 v. vero. 30. 31. 32. 36-40. 42. 43. 44. 47.    
7) Ben. 1, 193 n. 4; 194 n. 3; 195 n. 3. 4. 12; 197 n. 4. 8. 9. 13. 15; (200 n. 4. 5 blosse Wortumstellungen); 201 n. 5; 202 n. 4 v. nemo. 5 v. tempore; 203 n. 5. 8 v. foris. 10. 13 v. pro servo, se 'met' ipsum donet, auch: pro pretio verglichen mit der Mehrzahl der Hss. des Capit.; 204 n. 12; 205 n. 3. 7; 206 n. 10; 207 n. 4. 9. 10 v. unusquisque. 18. 21. 46.    
8) Ben. 1, 195 n. 8; 196 n. 5; (197 n. 14); 198 n. 4. 5. 9. 11. 13; 203 n. (13 v. pro pretio verglichen mit den codd. 13. 14 des Capit.). 14; 204 n. 4 v. de sua causa (casa). 10; 205 n. 6; 207 n. 10 v. presbiter. 13 v. quam 'que'. 14. 15. 20 v. elemosina. 23. 27. 29 v. comes fortior, 33. 34. 35. 41. 45.    
9) Die Umstellung von c. 7. 8 des Originals ist schon in der Bearbeitung X erfolgt.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 93]

= Cap. c. 13. - 1, 199 = Add. IV. 133 = Cap. c. 15. - 1, 200 = Add. IV. 134 = Cap. c. 16. - 1, 201 = Add. IV. 135 = Cap. c. 17. - 1, 202 = Add. IV. 136 = Cap. c. 18. - 1, 203 = Add. IV. 137 = Cap. c. 19. - 1, 204 = Add. IV. 139 = Cap. c. 21. - 1, 205 = Add. IV. 140. 141 = Cap. c. 22; infolge von Homoioteleuton lässt Ben. ein grösseres Stück 'tunc ad nos - solvere non vult' aus. - 1, 206 = Add. IV. 142 = Cap. c. 23 (ult.).

1, 207 = Add. IV. 143 = Capitulare episcoporum 779? 780?, MG. Capit. I, 52 und (als 'Concilium in Francia habitum' 779? 780?) MG. Conc. II, 108 sq.1 Im Cod. Norimberg. Cent. V Anhang No. 96 saec. X. vel XI. ist dieses Concil als c. 25 dem Capitulare Haristallense angehängt; ebenso muss es das Schlusskapitel der Bearbeitung X gebildet haben.

1, 208-229 aus Ansegis lib. I2 (bezw. Capitulare ecclesiasticum 818. 8193).

1, 208 = Anseg. 1, 77. Rubrik4 von Benedict (die des Ansegisus lautet anders). Der Text (von Ben. in Kleinigkeiten geändert) könnte an sich hier auch aus dem Original (Cap. cit. c. 1) entnommen sein.

1, 209 = Anseg. 1, 80. Rubrik aus Ansegisus, also wohl auch der Text. Textende leicht bearbeitet.

1, 210 = Anseg. 1, 82. Rubrik aus Ansegisus. Text in einigen Einzelheiten meist formeller Art geändert; an Stelle des avus die mater interpoliert. Dass die Worte 'veniens dominus illius' dem Originale (Cap. cit. c. 6) und nicht Anseg. ('dom. eius veniens') in der Folge und Fassung entsprechen, dürfte schwerlich einem blossen Zufall zuzuschreiben sein; wie sich zu 1, 211 alsbald ergeben wird, muss in gegenwärtiger Reihe ohnehin entweder mit gleichzeitiger Benutzung von Zwischenquelle und Original oder aber mit der Möglichkeit, dass Benedict einen bereits von anderer Seite verbesserten Ansegisus vor sich hatte, gerechnet werden.

1, 211 = Anseg. 1, 83. Rubrik aus Ansegisus. Vergleicht man den Text Benedicts mit dem des Ansegisus, so ergeben sich zwei Auffälligkeiten: a) eine Entsäcularisation, indem von den Worten des Ansegisus 'a sinodali vel imperiali sententia' bei Benedict nur übrig geblieben




1) Hier sind die Varianten aus Benedict im Apparat angegeben.
2) MG. Capit. I, 405-409.    
3) Ibid. p. 275-279.    
4) Das Original hat keine Rubriken.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 94]

ist 'synodali sententia'; b) die Behebung einer Textverwirrung bei Anseg. 1, 83 i. f., wo c. 7. 8 des Originals dadurch zu einem Kapitel verschmolzen sind, dass infolge von Homoioteleuton c. 7 Ende und c. 8 Anfang übersprungen wurden1. - Beide Auffälligkeiten erklären sich daraus, dass ein Bearbeiter das Original zwecks Abänderung der Vulgata des Ansegisus herangezogen hat (was wenigstens zu b der Sorgfalt des Besserers ein glänzendes Zeugnis ausstellt). Zu a hält sich der Bearbeiter, der im nächsten Kapitel an den echten Worten 'synodali vel imperiali sententia' keinen Anstoss nimmt, an eine Recension des Originals (Cap. cit. c. 7), in der die Worte 'vel imperiali' gestrichen waren; diese Recension liegt noch heute in 2 von den 10 Hss. des Originals vor (MG. Capit. I, 277, N. g). Zu b entnimmt der Bearbeiter des Ansegisus dem echten Capitulare c. 7 die Schlussworte bei Ben. 1, 211: '(synodali sententia) districte feriatur et res ad exheredatos redeant', sowie

1, 212 = Capit. cit. c. 8 (der Text bei Ben. 1, 212 deckt sich wörtlich mit dem der Vorlage, nur dass 'etiam' gestrichen ist). Die rectificierende Bearbeitung des Ansegisus liegt uns noch in 3 verbesserten Exemplaren vor2. Die Frage, ob der Bearbeiter mit Benedictus zu identificieren sei, ist von untergeordneter Bedeutung; sie zu bejahen, fehlt es übrigens an plausiblen Gründen. Benedict bleibt also nur das Glück oder das Verdienst, jene zum Teil bessere Recension des Ansegis in die Hand genommen zu haben. - Vielleicht ist die Rubrik von 1, 212 Zutat Benedicts; ob nämlich in den 3 Codices (N. 2) dem Kapitel eine Rubrik vorangeht und welche, ist zur Zeit nicht bekannt.

1, 213 = Anseg. 1, 84 (wörtlich, während oben 1, 87 die Rubrik erweitert ist).

1, 214 = Anseg. 1, 85. Text weicht in Nebendingen ab.

1, 215 = Anseg. 1, 86.

1, 216 = Anseg. 1, 88. Zwei untergeordneteVarianten.

1, 217 = Anseg. 1, 89; 'nobis' (statt 'a nobis') wie im Original (Cap. cit. c. 14), was blosser Zufall sein könnte; 'subter' gestrichen.

1, 218 = Anseg. 1, 92 (ohne Aenderung, während oben 1, 89 'Sancitum' aus 'Statutum' geändert ist).

1, 219 = Anseg. 1, 93. Drei belanglose Varianten.




1) Vgl. Baluze, Capitularia II, col. 1147; Boretius, MG. Capit. I, 389, 30.    
2) Baluze l. c. nennt 3 Codices: den Divionensis (= Parisiensis 4761 saec. X.), den Rivipullensis (= Barcinonensis archivi coronae Aragoniae 40 saec. XI.) und den Normannicus (= Abrincatensis 145 saec. XII.).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 95]

1, 220 = Anseg. 1, 94. Zwei desgl.

1, 221 = Anseg. 1, 95. Zwei desgl.

1, 222 = Anseg. 1, 96. Vier desgl.

1, 223 = Anseg. 1, 97. Vier desgl.; dass in dem von 'quid' abhängenden Nebensatz die Lesart 'praecipiant' (statt: ('praecipiunt') mit dem Original (Cap. cit. c. 22) übereinstimmt, kann wiederum zufällig sein.

1, 224 = Anseg. 1, 98. Die Lesart 'affuerunt' (statt des Ansegisischen: 'fuerunt') deckt sich mit dem Original (Cap. cit. c. 23) und könnte (von Benedict oder vielmehr von seinem Vorgänger) diesem entnommen sein. Zwei andere Varianten belanglos.

1, 225 = Anseg. 1, 99. Varianten unbedeutend; auch das Zusammentreffen mit dem Original (Cap. cit. c. 24) in den Lesarten 'sententiae' und '(se) iungere' will an sich nicht viel besagen; vgl. aber 1, 227.

1, 226 = Anseg. 1, 100. Eine gleichgiltige Variante.

1, 227 = Anseg. 1, 1011. Unter den meist bedeutungslosen Varianten heben sich 3 heraus: 'inserere' statt 'inferre', 'compulerint' statt 'compellant', 'consecranti' statt 'consecrationis'. In den je an erster Stelle genannten Lesarten stehen Original (Capit. cit. c. 25) und Benedict gegen Ansegis zusammen. Der Einfluss des echten Textes auf Benedict (wohl, wie hier überall, durch die Vermittelung der zu 1, 211. 212 besprochenen Bearbeitung des Ansegisus seitens eines Vorgängers zwischen den Jahren 827 und ca. 847) wird hier kaum zu leugnen sein.

1, 228 = Anseg. 1, 102. Zwei geringfügige Abweichungen. Direkt aus dem Original (Cap. cit. c. 27) kann 1, 228 nicht geflossen sein, wie hier auch die Textgestalt beweist.

1, 229 = Anseg. 1, 103. Sieben desgl.

1, 230-239 aus den Capitula legibus addenda 818. 8192.

1, 230 = Cap. c. 1. Rubrik abweichend von der echten Fassung3. Der Text deckt sich mit ihr, abgesehen von der fast restlosen Tilgung des Passus 'per sacramentum adfirmet - bannum nostrum solvere'.

1, 231 = Cap. c. 2. Die Rubrik bei Ben. ist die echte, nicht die interpolierte des Ansegisus 4, 14. In textlichen Kleinigkeiten (ecclesia, triplo) trifft Ben. mit Anseg. durch




1) Auch die Lesart 'Africano', die von dem Original ('Cartaginensi') abweicht, kann Ben. nur aus Anseg. haben.    
2) MG. Capit. I, 281-283. Die Capitula sind rubriciert. - Ueber das Verhältnis zu Ansegis s. unten S. 96 am Schluss dieser Reihe.    
3) Die auch bei Anseg. 4, 13 wiederkehrt.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 96]

Zufall zusammen. In der Mitte hat Ben. ein längeres Stück (conpositionem eius - clerico secundum) wohl infolge von Homoioteleuton ausgelassen.

1, 232 = Cap. c. 3. Abgesehen vom Textanfang stimmt Ben. wörtlich mit dem Original überein; auch das erste 'et' der Rubrik hat er, im Gegensatz zu Ansegis 4, 15, festgehalten. Der Textanfang ('Viduae et pupilli ac pauperes' statt des blossen 'Ut' im Original) ist von Benedict selbständig, ohne Anschluss an den anders interpolierenden Ansegis, zurechtgemacht.

1, 233 = Cap. c. 4 (das sich mit Anseg. 4, 16 deckt).

1, 234 = Cap. c. 5 (das sich mit Anseg. 4, 17 deckt).

1, 235 = Cap. c. 6. Die Rubrik ist die originale, nicht die abgeänderte des Anseg. 4, 18. Auch die Interpolation des Anseg. in der Mitte (bei Boretius p. 439 cursiv gedruckt) macht Ben. nicht mit. Varianten unbedeutend.

1, 236 = Cap. c. 7 (das sich mit Anseg. 4, 19 deckt).

1, 237 = Cap. c. 8. Rubrik die des Originals, nicht die des Ansegisus 4, 20. Zwei nichtssagende Varianten.

1, 238 = Cap. c. 9 (das sich mit Anseg. 4, 21 deckt). Zwei belanglose Varianten.

1, 239 = Cap. c. 10 Anfang (das sich mit Anseg. 4, 22 Anfang deckt).

Wie die Bemerkungen zu 1, 231. 232. 235. 237 zeigen, hat in diesen Kapiteln, und, wie ein naheliegender Schluss ergibt, auch in dem Rest vorstehender Reihe Benedict nicht den Ansegisus1, sondern die Capitula selbst vor sich.

1, 210-243 aus dem Capitulare Baiwaricum (circa a. 810?)2.

1, 240 = 2, 249 = Cap. c. 4. Rubrik von Benedict ebenso die Rubriken 1, 241-243.

1, 241 = 2, 250 = Cap. c. 5. Im Text hat Ben. 1, 241 seu, vel, sive statt vel, seu, vel (2, 250 ist auch in diesen Minutien quellentreu). Am Ende hat Ben. 1, 241 (anders 2, 250) die Worte gestrichen: 'secundum euuam (eoa) Baiuvariorum vel legem (lege)'.

1, 242 = 2, 251 = Cap. c. 6. Das Wort 'propresis' hat Ben. hier (anders 2, 251) durch 'propriis' ersetzt. Die übrigen Varianten sind ohne Bedeutung.

1, 243 = 2, 253 = Cap. c. 7. Varianten ohne Interesse.




1) Den Knust l. c. p. 21 neben den Capitula anzieht.    
2) MG. Capit. I, 158 f; MG. LL. III, 478 f.    
3) Das Original hat keine Rubriken; ebensowenig die von Benedict unmittelbar benutzte Recension X (unten S. 97).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 97]

Die von Benedict benutzte Textrecension weicht von der anderweit bekannten nur ganz wenig ab1. Von den beiden Wiedergaben Benedicts ist die im zweiten Buche zum Teil quellentreuer2, zum Teil weniger treu3 als die im ersten.

1, 244-259 (260) aus dem Capitulare missorum in Theodonis villa datum 8054 nebst Anhang.

1, 244 = 2, 257 = Cap. I. c. 9. Rubrik von Benedict5, ebenso bei den folgenden Kapiteln 1, 245 - 259. Text auch bei Anseg. App. I. 8, der aber von Ben. nicht benutzt6 ist.

1, 245 = 2, 260 = Cap. I. c. 10 in der ausführlicheren Recension. Ansegisus App. I. 9 bietet den kürzeren Text6. Ben. streicht aus der Vorlage hier und 2, 260 zunächst das Wort 'dominicum' und fügt am Schlusse hinzu 'aut servitium dominicum faciant'. Auch in den Worten 'regulae' und 'vivant' weichen beide Texte Benedicts gemeinsam vom Original ab.

1, 246 = 2, 270 = Cap. II. c. 4. In der Lesart 'aut inaequalitas' geht Benedict mit den codd. (1. 3.) 14. 157 des Capitulare, während die Mehrzahl der Hss. 'pestilentia, inaequalitas', Anseg.8 1, 112 'pest. et inaequ.' schreiben. Die Lesart 'dominicum' (statt: 'nostrum') ist der ganzen sonstigen Ueberlieferung ausser cod. 13 des Capitulare unbekannt. Mit seiner Fassung 'nemo suam annonam' (statt: 's. a. non') steht Ben. völlig allein.

1, 247 = 2, 271 = Cap. II. c. 5. Ansegis 3, 4 ist nicht benutzt. Während Original und Ansegis 'et distringantur' schreiben, macht Ben. daraus 'constringantur'. Die Worte 'absque ulla redemptione' sind der ganzen anderweitigen Ueberlieferung fremd. Der Schluss 'Et ut servi lanceas non portent. Qui inventus fuerit post bannum, hasta




1) 1, 240 v. possit; 242 v. et (statt seu), sed (statt nisi); 243 v. praesentiam nostram, veniat, dilatanda.    
2) 2, 250 v. vel, seu, vel, secundum - legem; 251 v. proprisis, (ut) inantea.    
3) 2, 249 v. utrique; 251 v. ii qui hoc egerunt (Interpolation), quaerant.    
4) MG. Capit. I, 121-125.    
5) Das Capitulare ist rubrikenlos. Die Rubriken, die Ben. in lib. II anbringt, weichen von denen in lib. I ab. Soweit sich bei Ansegis Rubriken finden, decken sie sich ebenfalls nicht mit 1, 244-259 rubr.    
6) Also von Knust l. c. p. 21 zu Unrecht allegiert.    
7) Benedicts Vorlage scheint im Allgemeinen einen Mischtext aus cod. 13 (Guelferbytanus inter Blank. 130. 52 saec. X.) und codd. 14 (Parisiensis 9654 [olim S. Vinc. Mettensis] saec. X. vel XI.). 15 (Vat. Pal. 582 [olim S. Mart. Mogunt.] saec. IX. vel X.) des Capitulare enthalten zu haben.    
8) Knust's (l. c. p. 21) Hinweise zu 1, 246-259 auf Ansegis gehören nicht in ein Quellenregister.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 98]

frangatur in dorso eius' kehrt nur in cod. 13 des Capitulare wieder.

1, 248 = 2, 272 = Cap. II. c. 6. Ansegis 3, 5 ist nicht benutzt. Von sonstiger Ueberlieferung weicht Ben. ab in den Worten 'habet (et)'1 und 'duxerit' (statt 'tullerit').

1, 249 = 2, 274 = Cap. II. c. 8 forma communis2. Ansegis 3, 7 ist nicht benutzt. Von den Lesarten Benedicts sind höchstens bemerkenswert die Einfügung eines 'tunc', die Ersetzung von 'ponantur' durch 'mittantur' und die Streichung von 'pariter'.

1, 250 = 2, 275 = Cap. II. c. 9 forma communis2. Ansegis 3, 8 ist nicht benutzt. Die Worte 'nobis repromittant' der Vorlage sind gekürzt zu 'promittant'.

1, 251 = 2, 276 = Cap. II. c. 10 forma communis2. Ansegis 3, 9 ist nicht benutzt. Textanfang von Ben. leicht geändert, sonstige Varianten meist nicht bedeutend, vgl. etwa 'invicem' (Original: 'vicissim'), 'quod . . . fecissent (statt: 'fecisse').

1, 252 = 2, 277 = Cap. II. c. 11. Ansegis 3, 10 und App. II. 16 sind nicht benutzt. In der Lesart 'soli accusatori liceat' trifft Ben. (zufällig) mit Anseg. zusammen (Original: 'solum accusatorem l.'; 2, 277: 'l. aecusatores').

1, 253 = 2, 278 = Cap. II. c. 12 forma communis2. Der Textanfang: 'De advocatis, vicedominis, vicariis, centenariis pravis ut tollantur' gibt die Lesart der codd. 1. 2. 3 des Capitulare3 = Ansegisus 3, 11 wieder; ob hier Benedict seine Vorlage nach Ansegis oder nach der genannten Hss.- Klasse gemodelt hat, oder ob seine Vorlage bereits die Lesart aufwies, können wir nicht entscheiden. Im weiteren Verlauf des Textes (v. qui, causam, quisquis, pro certo) weicht Ben. (1, 253 und 2, 278) vom Original und von dem damit übereinstimmenden Ansegisus mehrfach ab.

1, 254 = 2, 279 = Cap. II. c. 13. Ansegis 3, 12, der den Schlusssatz streicht, ist nicht benutzt. Benedict hat Einzelnes geändert ('proximum' vor 'placitum' getilgt; 'missis nostris' statt 'ipsis missis').

1, 255 = 2, 281 = Cap. II. c. 15. Ansegis 1, 114 ist nicht benutzt. Varianten Benedicts geringfügig (z. B. Einschaltung von 'praecipimus').

1, 256 = 2, 282 = Cap. II. c. 16. Ansegis 1, 115 ist




1) Richtig dagegen 2, 272: habens.    
2) Eine andere Fassung bieten die codd. 14. 15 des Capitulare.    
3) d. h. Codd. Parisiensis 10 754, 4628 A (oben S. 89 litt. b, unten S. 100, N. 9) und Guelferb. inter August. 50. 2 saec. IX.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 99]

nicht benutzt. Am Schluss lässt Ben. die Worte 'ita servetur' weg.

1, 257 = 2, 283 = Cap. II. c. 17. Ansegis App. I. 10 ist nicht benutzt.

1, 258 = 2, 285 = Cap. II. c. 19. Ansegis 3, 14 ist nicht benutzt. Aus 'exactare debeant' macht Ben. 'exigant'; hinter 'bubus (boves)' schaltet er ein: 'ovibus'; 'dispoliati' ist ihm ('spoliati') hier (und 1, 298; anders 2, 285) zu gewählt, und was dergleichen Kleinigkeiten mehr sind.

1, 259 = 2, 288 = Cap. II. c. 22. Ansegis 3, 16 ist nicht benutzt. Manche Einzelheiten ändert Ben.

Die Texte in lib. II haben ab und zu die ursprüngliche Fassung1, wo in lib. I abgewichen wird; hie und da ist auch das Umgekehrte der Fall2.

*  *  *

1, 260 = 2, 290 = Capitulare missorum 802-813 c. 2-4, MG. Capit. I, 1473. Rubrik von Benedict, Text in untergeordneten Dingen abweichend. Bald 2, 290 originaler4, bald 1, 2605.

1, 261-263 aus dem Capitulare legibus additum 8036.

1, 261 = 2, 291 a = Cap. c. 1. Rubrik von Benedict; denn er übernimmt weder die Rubrik der Vulgata des Capitulare (= Anseg. 3, 25 rubr.) noch die der codd. 23. 24 des Capitulare. Ansegis7 3, 25 ist nicht benutzt (vgl. Schluss des Textes). Varianten unbedeutend.

1, 262 = 2, 291 b = Cap. c. 2 Anfang. Rubrik von Benedict; die weitgehende Uebereinstimmung mit der Rubrik des cod. 14 Cap. dürfte auf Zufall beruhen. Ansegis 3, 26 ist nicht benutzt (Rubrik abweichend).

1, 263 = 2, 291 c = Cap. c. 2 Rest. Rubrik von Benedict; die übrige Ueberlieferung bietet keine Rubrik. Ansegis




1) Ben. 2, 257 v. discant; 270 v. et, foris, aliquid alimoniae; 271 v. aliquis; 272 v. habens; 274 v. reclamaverint; 279 v. et, ut; 281 v. ut; 288 v. (de) feminis, similiter, ut (nec).    
2) Ben. 1, 251 v. quamcunque, huiusmodi, (neque); 252 v. De periuriis ut, et non, soli; 254 v. De teloneis; 256 v. (ut) supra et hic, diximus; 258 v. blanditia, ut, praeparare; 259 v. etiam.    
3) Im Cod. Guelferb. inter Blankenb. 130. 52 (oben S. 97, N. 7) folgt dieses Capitulare, wie bei Ben. lib. I und II, auf das Capitulare in Theodonis villa datum 805.    
4) Ben. 2,290 v. discant, Weglassung von debeant, v. profectum, ita.    
5) Ben. 1, 260 v. et ceteri, a, capitulari(a), annuntient, et.    
6) MG, Capit. I, 113. Im Cod. Guelferb. cit. (oben N. 3) folgt dieses Capitulare auf die vorher von Ben. benutzten, aber nicht unmittelbar.    
7) Knust's Hinweise auf Ansegis zu 1, 261-263 sind aus der tabula fontium zu streichen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 100]

3, 26 ist nicht benutzt (vgl. etwa die Lesart 'tertiam inquisitionem'). Die Lesarten von Benedict differieren in manchen Einzelheiten vom Original; am auffälligsten ist die Streichung der Worte 'si ad secundam' usw. Bald ist 2, 291c der Quelle näher1, bald 1, 2632.

1, 264-274 aus Ansegis lib. IV. I. II3.

Wie die Rubriken4, für den grössten Teil die Reihenfolge und für einzelne Kapitel die Lesarten5 beweisen, geht Benedict in unserer Reihe nicht auf die erste Quelle6, sondern auf Ansegisus zurück.

1, 264 = Anseg. 4, 48. Eine Variante.

1, 265 = Anseg. 1, 125. Fünf Varianten.

1, 266 = Anseg. 1, 131. Eine Variante.

1, 267 = Anseg. 1, 145. Eine Variante, genau wie oben 1, 47.

1, 268 = Anseg. 1, 161. Zwei Varianten.

1, 269 = Anseg. 2, 6 Anfang. Zwei Varianten.

1, 270 = Anseg. 2, 7. Fünf Varianten.

1, 271 = Anseg. 2, 10. Zwei Varianten; dass Ben. mit dem Original 'ad', nicht mit Auseg. 'et' schreibt, ist blosser Zufall.

1, 272 = Anseg. 2, 22. Eine Variante.

1, 273 = Anseg. 2, 23. Zwei Var., genau wie oben 1, 39.

1, 274 = Anseg. 2, 37. Eine Variante.

1, 275-278 aus dem Capitulare Wormatiense 8297.

1, 275 = Add. IV. 97 = Cap. c. 3. Benedicts Rubrik stimmt hier mit der des cod. 178 überein, während er in Add. IV. dem cod. 49 folgt. Abweichungen in Benedicts Text geringfügig.




1) Ben. 2, 291c, v. eum, in, si ad secundam inquisitionem eum reddere noluerit, triginta solid(os conponat).    
2) Ben. 1, 263 v. vel, (sexcent)is (solid)is culpabilis iudicetur.    
3) MG. Capit. I, 443. 411-422.
4) Sie gehen durchweg den Originalen ab, und stammen bei Ben. durchweg aus Ansegisus (wörtlich gleichlautend, ausser 1, 274 rubr.).    
5) Vgl. 1, 264 v. nostra liberalitate concedatur; 265 venundare (statt: iterum ven.); 266 vel; 268 primo, caveant, iunioribus, bonum; (269 perficiatur); 273 continet.    
6) Die Originale sind die Capitularien (Capitula, Admonitio) MG. Capit. I, p. 289 c. 7, p. 132 c. 17, p. 133 c. 10, p. 178 c. 6, p. 153 c. 7, p. 304-307 c. 7. 9. 12. 24. 25, p. 312 c. 7.    
7) MG. Capit. II, 12-14. Vgl. Ben. 1, 98-101.    
8) Gothanus membr. I. 84 saec. X. ex. vel XI. in.
9) Parisiensis 4628 A saec. X. Ob übrigens diese Hs. nicht umgekehrt von Ben. abhängt, bleibt zu untersuchen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 101]

1, 276 = Add. IV. 99 in. 100 = Cap. c. 5 in. 6. Rubrik von Benedict (dagegen Add. IV. 99 wiederum aus cod. 4). Text einigemal leicht geändert. Während auf die Worte 'capitulo CLVII.' im Original und in Add. IV. 99 die Texte von Anseg. 1, 157 und 2, 21 folgen, lässt Ben. diese Texte aus, indem er auf c. 6 des Cap. Wormat. überspringt, das nun fälschlich als ein Text aus Ansegis erscheint.

1, 277 = Add. IV. 102 = Cap. c. 9. Rubrik wie bei 1, 276. Text in Einzelheiten geändert, z. B. 'auctoritatis nostrae capitularem' statt: 'cap. anteriorem'. Interpoliert sind die Worte: 'et cunctis censibus exceptis hostiliensibus' (an derselben Stelle andere Interpolation unten Add. IV. 102).

1, 278 = Add. IV. 103 = Cap. c. 10. Rubrik wie bei 1, 276. Statt 'aut missorum' schreibt Ben. hier (anders Add. IV. 103) 'aut vassallorum'; die übrigen Varianten geringfügig.

Hinsichtlich des Verhältnisses von 1, 275-278 zu Add. IV. 97ff. wiederholt sich die schon mehrfach zu beobachtende Erscheinung, dass Benedictus Texte, die aus derselben Quelle mehrfach bei ihm wiederkehren, bei der zweiten Kopie nicht aus seinem eigenen Werke einfach wiederholt, sondern entweder a) beidemal allein aus seiner echten Vorlage oder b) das eine Mal aus der Vorlage, das andere Mal aus der ersten Kopie unter nochmaliger Heranziehung der Vorlage schöpft. Welche der beiden letztern Methoden er im Einzelfalle befolgt, wird sich nicht immer mit Sicherheit entscheiden lassen. In 1, 275 ff. scheint mir die Methode zu a angewandt zu sein. - Dass Benedict hier beidemal irgendwie auf die echte Vorlage zurückgeht, ergibt sich unzweifelhaft daraus, dass bald die Texte der Add. IV.1, bald die des lib. I.2 dem Capitulare Wormat. näher stehen.

*  *  *

1, 279 ist gebildet aus Formulae imperiales, form. 15 erste Hälfte, MG. Form. p. 296, 26 - 297, 103. Die Vorlage der Formel, d. h. die Urkunde vom 19. März 8224,




1) Add. IV. 97 v. emendare, qui eas, debuerant; 99 in. v. unius anni nonam et decimam, Aufnahme von Anseg. 1, 157. 2, 21; Add. IV. 100 v. vel; 102 v. anteriorem, illis, id est, (Nichteinfügung von 'continetur'), v. (consideratum, vgl. aber Cap. cod. 15), opere vero, et, abbas, solvat; 103 v. illo, neglexit (und die folgenden Singulare), missorum.    
2) Ben. 1, 276 v. his, capitulo LVII.; 277 v. adimpleatur, (Nichteinfügung von 'namque'), v. persolvantur, ecclesiasticarum, et insuper.    
3) Vgl. Mühlbacher, Reg.2 n. 751, S. 299f., Simson, Fälschungen S. 76 N. 2, S. 137.
4) Vaissete, Hist. de Languedoc ed. Dulaurier IIb, 139; Migne 103, 1431.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 102]

ist nicht direkt benutzt. Rubrik von Benedict. Textanfang gemodelt, um aus dem Diplom ein Capitular zu machen. Auch im Fortgang des Textes hat Benedict leicht eingegriffen.

1, 280-299 aus Ansegisus lib. III. IV.1

Wie die Reihenfolge, für den grössten Teil die Rubriken2 und für die Mehrzahl der Kapitel die Lesarten3 beweisen, geht auch hier4 Benedict auf die Zwischenquelle und nicht auf die Originalquellen5 zurück.

1, 280 = Anseg. 3, 2. Benedict schiebt 'primo' ein.

1, 281. 282. 283 wörtlich = Anseg. 3, 24. 32. 35.

1, 284 = Anseg. 3, 36. Aus 'possint alicubi traditiones facere' macht Ben.: 'alicubi traditiones f. audeat'. Oben 1, 184 hat er dagegen Anseg. wörtlich wiedergegeben.

1, 285 = Anseg. 3, 41. Benedict ändert 'De falsis testibus' um zu: 'Falsi testes'.

1, 286 = Anseg. 3, 47. Vier Varianten.

1, 287 = Anseg. 3, 48. Drei Varianten; dass Ben. in der Lesart 'iudicatus' (statt 'diiudicatus') mit dem Original (MG. Capit. I, 148 c. 2) zusammentrifft, ist Zufall.

1, 288 = Anseg. 3, 51. Eine Variante; die Lesart 'adquirere' stimmt mit den meisten Hss. des Ansegisus überein, während eine Minderzahl mit dem Originale (MG. Capit. I, 148 c. 5) 'aut quaerere' schreibt.

1, 289. 290. 291 wörtlich = Anseg. 3, 52. 53. 61. 1, 292 = Anseg. 3, 78. Die Lesart 'possunt' (statt: 'possint' Ans.) stimmt zufällig mit dem Original (l. c. p. 176 c. 3) überein. Oben 1, 102 schreibt Ben. 'possint', hat er aber ein Wort von Ansegisus' Rubrik gestrichen.

1, 293. 294 wörtlich = Anseg. 3, 79. 87. Oben 1, 105 (=1, 293) hat Ben. das zweite 'neque' mit 'nec' vertauscht.




1) MG. Capit. I, 425-443.    
2) Ausgenommen 1, 296-298, da hier die Originale (Capitula legibus addenda 818. 819 c. 10, Capitula per se scribenda 818. 819 c. 2. 4, MG. l. c. p. 282 sq. 287) schon dieselben Rubriken aufweisen wie Ansegisus.    
3) Vgl. 1, 280 v. praecipimus; 281 v. et, eum vendit; 282 v. testimoniare, debet; 284 v. aliubi; 285 v. praecipimus; 286 v. eis vita, illos, fuerit, revocatae, testimonium, teneatur, aliquid, contendat; 287 v. superius, aliqua mala; 288 v. vel (vassis), adquirere, debent; 290 v. quilibet, aut, potuerit, aliquod ingenium malum; 291 v. his; (292 v. re qualicumque, litigatoribus, vgl. aber cod. 3 des Originals); (294 v. fecit, vgl. aber cod. 2 des Originals); 296 v. possint.
4) Vgl. oben die Reihe 1, 264-274 (S. 100).    
5) Diese sind die Capitularien (Capitula) MG. Capit. I, p. 122 c. 2, p. 157 c. 3, p. 114 c. 11, p. 115 c. 5. 10, p. 116 c. 21, p. 148 rubr. und c. 1. 2. 5. 6, p. 149 c. 7, p. 153 c. 11, p. 176 c. 3. 4, p. 177 c. 12, p. 301 c. 9, p. 282 sq. c. 10, p. 287 c. 2. 4, p. 289 c. 8.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 103]

1, 295 = Anseg. 4, 9. Eine Variante.

1, 296 = Anseg. 4, 22. Vier Var.

1, 297 wörtlich = Anseg. 4, 35.

1, 298 = Anseg. 4, 37. Vier Varianten. Auch hier (vgl. oben zu 1, 258) perhorresciert Ben. das Wort 'dispoliatus'.

1, 299 = Anseg. 4, 49. Benedict schaltet 'praecipimus' ein, wie oben 1, 108, aber an anderer Stelle des Textes.

1, 300. 301 aus dem Capitulare pro lege habendum Wormatiense 8291.

1, 300 = Add. IV. 118 = Cap. c. 3. Rubrik von Benedict (während er in Add. IV. mit cod. 4 des Cap. geht). Eine Variante (custodiam); im übrigen folgt Ben. teils der Vulgata des Cap., teils den codd. 12-14.

1, 301 = Capit. 6. Rubrik von Benedict (cod. 4 hat nur: De liberis hominibus). Zwei Varianten.

*  *  *

1, 302 = Anseg. 1, 133, MG. Capit. I, 411. Rubrik, Inscription und mehrere Lesarten entscheiden für die Benutzung des Anseg. und gegen die Heranziehung a) der nächsten Vorlage des Ansegisus, d. h. der Capitula excerpta de canone 806?, Appendix, MG. l. c. p. 133 sq., b) der letzten Quelle des Stücks, d. h. des (unechten) can. 3 der Synodus Romana II. sub Silvestro, Mansi II, 6232.

*  *  *

1, 303 = Capitulum in pago Cenomannico datum 800, MG. Capit. I, 81 sq. Inscription ähnlich wie vor dem Capitulum, Rubrik (Qualiter-exigantur) von Benedict, Text (B) von der bei Boretius abgedruckten Recension (A) in vielen unbedeutenden Einzelheiten abweichend. Ueber die Frage der Echtheit des Capitulum3 s. (contra): Simson, Die Entstehung der pseudo - isidorischen Fälschungen in Le Mans (1886) S. 124 -128, Hist. Z. 68 (1892) S. 207;




1) MG. Capit. II, 18 f.    
2) Ueber die Beziehungen von Ben. 1, 302 zu Capitula Angilramni c. 51 b (p. 766), c. 13 bis (p. 768) und zu Pseudoisidors Excerpta ex synodalibus gestis Silvestri c. 2. 3. 4 (p. 449) wird in anderm Zusammenhang zu handeln sein.    
3) Eine Fälschung durch Benedictus selbst ist m. E. unwahrscheinlich schon wegen der Textverderbnisse ('annuale' statt 'manuale', 'ne' statt 'nec'), die sich 1, 303 finden und die, wenn Ben. der Verfasser des Stückes wäre, als fast unbegreiflich erscheinen müssten.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 104]

(pro:) Seeliger, Die Kapitularien der Karolinger (1893) S. 30 N. 1 und Mühlbacher, Reg. (2) n. 356 (347) p. 160. Auch nach meiner Ansicht sind die Gründe, welche die Unechtheit beweisen sollen, nicht ausschlaggebend. Wenn die Wendung 'una cum consultu fidelium nostrorum' nach Mühlbacher allerdings mehr für Ludwig als für Karl d. Gr. sprechen soll, so wiegt auch dieses Argument gegen die Abfassung im Jahr 800 leicht, da schon Karl d. Gr. (769) eine ähnliche Wendung gebraucht, MG. Capit. I, 44: 'omniumque fidelium nostrorum . . . consultu'.

1, 304. 305 aus dem Capitulare Haristallense 779 (forma communis)1.

1, 304 = Add. IV. 124 = Cap. c. 5. Rubrik von Benedict2. Text wörtlich3 aus der Bearbeitung X (oben S. 91 f.)4.

1, 305 = Add. IV. 131 = Cap. c. 12. Rubrik von Benedict2. Text aus der genannten Bearbeitung, nur dass Benedict 1, 305 für 'volumus' einsetzt: 'praecipimus' (Variantengruppe II oben S. 92). - Die Rubrik v. 'Pippinus' beweist, dass Karl d. Gr. als Urheber des Cap. Harist. dem Fälscher (aus cod. 4 des Cap.?) bekannt war.

*  *  *

1, 306 = Lex Baiuwariorum (canonice compta5) 16, 3 (15, 3), MG. LL. III, 321, cf. p. 349. 433. Rubrik wohl aus der Vorlage6. Der Text Benedicts (und der Zwischenquelle) deckt sich hier fast völlig mit dem Originale. - Vgl. unten 1, 310? 336. 337. 340-367. 2, 382.




1) MG. Capit. I, 48. 50.    
2) Vgl. übrigens oben zur Reihe 1, 193 ff. (S. 91).    
3) Unsicher ist nur, ob in der Bearbeitung X 'ex his' oder 'ex eis' interpoliert war.    
4) In Add. IV. 124 ändert Ben. 'seu' um in 'sed'.    
5) Von der Bearbeitung des Bayerngesetzes, die Ben. als Zwischenquelle vor sich hatte, ist in einer besonderen Studie zu handeln; vgl. vorläufig Studie III, N. A. XXIX, 299. 303.    
6) Die meisten Rubriken der letztlich auf die Lex Bai. zurückgehenden Kapitel Benedicts (s. die im Text alsbald folgende Aufzählung derselben) lassen noch vielfach den Einfluss der Originalrubriken (MG. LL. III, 261-268. 358-373) erkennen. Wörtliche oder überwiegend wörtliche Uebereinstimmung der rubrr. L. Bai. (insbesondere Hss. - Klasse F) und der rubrr. Ben. findet sich bei 1, 306. 342. 343. 344. 348. 350. 353. 354. 365; jede Uebereinstimmung fehlt bei 1, 337. 351. 355. 356. 360. 361. 362. 364; der Rest steht auf der mittlern Linie halber oder zweifelhafter Abhängigkeit. Ob die Aenderungen schon auf den ersten Bearbeiter oder erst auf Benedict zurückgehen, wird sich meist nicht mit Sicherheit entscheiden lassen. Regelmässig wird die erste Alternative zutreffen, wofür auch die Analogie der Behandlung des Textes spricht.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 105]

1, 307. 308 aus der Epitome Aegidii des Breviars1.

Rubriken nicht aus dem Original (aber aus der Zwischenquelle?).

1, 307 cf. Brev. Cod. Theod. 2, 4, 7 Epitome Aegidii, ed. Haenel p. 38. Während Ben. 3, 150 die angeführte Vorlage wortgetreu wiedergibt, ist sie hier formell geändert, sowie durch Hinzufügung der Worte 'et proficue incremententur' interpoliert und zwar in kirchenfreundlicher Tendenz. Ob die Interpolation von Benedict herrührt oder ob er vielmehr eine Epitome Aegidii canonice compta benutzte, möge einstweilen dahingestellt bleiben.

1, 308 cf. Brev. Cod. Theod. 9, 30, 1. 2 Epitome Aegidii, p. 204. Dieselbe Vorlage benutzt Benedict noch zweimal (2, 398. 3, 170); vgl. auch Cap. Angilramni c. 1 bis. Vom echten Text weicht er hier (1, 308), bezw. weicht die Zwischenquelle weiter ab als die angeführten Parallelstellen. In 1, 308 sind interpoliert die Worte 'et veraces', hinter 'testes' sind zwölf Wörter der Vorlage gestrichen. Der Schlusssatz nimmt eine Kürzung des Originals vor und setzt an Stelle der 'principis' sententia (die 3, 170 unverändert übernommen ist) 'nostra aut successorum nostrorum' sententia; die letzte Aenderung dürfte (erst) aus Benedicts Feder geflossen sein (vgl. etwa 1, 367).

*  *  *

1, 309: Quelle unbekannt. Wahrscheinlich Fälschung Benedicts. Der Anfang des Textes: 'Placuit, ut testes non admittantur, qui sunt socii criminis' richtet tendenziös seine Spitze gegen Vorschriften des römischen Rechts, die das Gegenteil verfügen, z. B. Brev. Paul. 5, 16, 1: 'reus . . . de sociis . . . suis confiteri compellitur'; Brev. C. Th. 9, 30, 1 interpr. oder Ep. Aeg.: 'reus . . . per conscios criminis sui . . . convincatur'. Manches spricht dafür, dass Benedict hier pro domo fälscht2.

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1, 310 scheint von Benedict3 mit Hilfe verschiedener4 Vorlagen gefertigt zu sein:

v. 'De nuptiis incestis prohibendis. Nuptias prohibemus incestas' = Lex Baiuwariorum 7 (6) rubr. und c. 1 in., MG. LL. III, 297, cf. p. 346. 404 und p. 264. 364: 'De nup




1) Knust (l. c. p. 21) hier ganz ungenau.    
2) Vgl. Seckel, angef. Artikel Pseudoisidor, S. 305, Z. 26-30.    
3) Oder vom Verfasser der Lex Baiuwar. can. compta??    
4) Knust nennt nur c. 5 Conc. Tolet. II.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 106]

tiis prohibendis1 incestis2 (inlicitis). Nuptias prohibemus incestas';

v. 'usque ad affinitatis lineam'3 vgl. Concil. Toletan. II. 527 (531) c. 5 in.: '. . . propinquam sanguinis sui, u s q u e quo affinitatis lineamenta generis successione cognoscit'; völlig congruent findet sich die Wendung in einem Stück4 des Cap. 54 der Herovalliana (Migne 99, 1058): 'Item Gregorius in libro pastorum. Incestum committit, qui se . . . infra affinitatis lineam coniungit. Nullus enim fidelium usque ad affinitatis lineam, id est usque in septimam progeniem, consanguineam suam ducat uxorem' etc.;

v. 'quandiu inter se hereditare potuerint' vgl. etwa Brev. Paul. 4, 10, 8 int. = Epit. Aegid. (ed. Haenel p. 408): 'in his septem gradibus omnia propinquitatum nomina continentur, ultra quos nec affinitas inveniri nec succesio potest amplius propagari' (cf. Add. IV. 74 i. f.), - eine GedankenParallele, nicht eine Wort-Quelle;

v. 'haec potius incestiva quam coniugia sunt iudicanda' vgl. etwa Lex Visigothorum 3, 5, 2 (MG. Leges Visig. p. 160, 13. 14): '. . . nec verum poterit esse coniugium, quod a meliori proposito deducitur ad deterius, et sub falsi nominis copula incestiva5 pollutio et fornicationis inmunditia perpetratur'; vgl. ferner Concil. Ps.-Agath. 506 c. 61 (Migne 84, 272): '. . . incestos vero nullo coniugii nomine deputandos' (= Conc. Arel. 813 c. 11, MG. Conc. I, 251); Concil. Epaon. 517 c. 22 (Migne 84, 289; c. 30 MG. Conc. I, 26)6: 'incestos vero nec ullo coniugii nomine praevalendos' (= Conc. Turon. 567 c. 22 [21], MG. l. c. p. 132, 16); Concil. Matiscon. 585 c. 18 (MG. l. c. p. 171): 'incestam copulationem, in qua nec coniunx nec nuptiae recte appellare legis sanxerunt'; Concil. Aurel. 538 c. 11 (10), MG. l. c. p. 76: 'quod si qui in hoc incesti adulterio potius quam coniugio fuerint sociati'.




1) Das Wort 'prohibendis' ist gegenüber der westgothischen Vorlage und der alamannischen Parallele eine Eigentümlichkeit gerade des Bayerngesetzes, vgl. Zeumer N. A. XXIII, 104. 112, Brunner, Ueber ein verschollenes merowingisches Königsgesetz, Berliner SB. 1901 XXXIX, 23.
2) Ueber die vorzuziehende Lesart 'incestis' vgl. Zeumer a. a. O.    
3) Diese Worte kehren wieder bei Ben. 3, 179 gegen Ende; 3, 432 rubr. et in. = Add. III. 123 rubr. et in.    
4) Ueber die Herkunft habe ich noch keine Nachforschungen anstellen können; die Notizen des Herausgebers Petit (bei Migne l. c.) stellen seiner Gelehrsamkeit kein gutes Zeugnis aus. Die Möglichkeit einer Interpolation der Herovalliana ist im Auge zu behalten (oben S. 62, N. 4).    
5) Das Wort 'incestivus' kennen die echten Capitularien überhaupt nicht, ebensowenig die merowingischen Concilien.
6) Vgl. Ben. 3, 434.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 107]

1, 311-314 aus der Epitome Aegidii des Breviars.

Rubriken durchweg vom Bearbeiter. - Die Ordnung des Originals ist invertiert.

1, 311 cf. Brev. Cod. Greg. 12, 1 Epit. Aegid.1, ed. Haenel p. 4512. Text wiederum erheblich gemodelt, ohne Sinnesänderung; die Worte der Vorlage 'vel minores' sind gestrichen. Auf die Worte 'prolata sententia' war vielleicht c. 53 der Statuta eccl. antiqua3 (ed. Ballerinii Opp. Leonis III, 662, Migne 56, 885 = Conc. Carth. IV. Hisp. c. 30, Migne 84, 202 sq.) von Einfluss. Vgl. oben zu 1, 307.

1, 312 cf. Brev. Paul. 4, 11, 5 i. f. Epit. Aegid.4, p. 410. Im Text ist ausser dem Anfang noch das Wort 'semper' interpoliert.

1, 313 cf. Brev. Paul. 1, 12, 5 Epit. Aegid., p. 348. Textanfang und -Schluss, sowie das Wort 'crimen'5 interpoliert.

1, 314 = Brev. Cod. Theod. 11, 14, 2 Ep. Aegid.6, p. 232. An Stelle von 'honestiores magis quam viliores' setzt der Bearbeiter: 'veraciores (vgl. 1, 308) atque religiosiores et honestiores'.

1, 315-333 (334) aus der Episcoporum ad Hludowicum imperatorem relatio 8297.

1, 315 = Episc. relatio c. 21. 22. Rubrik von Benedict. Den Textanfang hat Benedict geändert8; in der Vorlage lautet er: 'Petimus humiliter vestram excellentiam, (ut) per vos filii et proceres vestri'; welche Worte sich natürlich nicht zur Aufnahme in die Pseudocapitularien eigneten; Ben. setzt dafür: 'Praecipimus atque iubemus, ne forte, quod absit, aliquis circa episcopos leviter aut graviter agat: quod ad periculum totius imperii nostri pertinet. Et




1) Vgl. Seckel bei Wretschko im Theodosianus ed. Mommsen I 1, p. CCCXXXVI; Knust verweist unrichtig auf Brev. Paul. 5, 5, 9 (blosse Parallele, wie z. B. auch Conc. Carthag. IV. c. 30, Migne 84, 202).    
2) Vgl. Ben. 1, 391. 2, 360. 399. 3, 216 (an welch letzterem Ort die Quelle wörtlich wiederkehrt).    
3) c. 53 cit. lautet: 'Caveant iudices ecclesiae, ne absente eo, cuius causa ventilatur, sententiam proferant, quia irrita erit: immo (et) causam in synodo pro facto dabunt'.    
4) An sich könnte auch der Breviartext selbst benutzt sein; die Umgebung von 1, 312 spricht dagegen.    
5) Aber gewiss nicht aus Ennodius VII (epist. 1, 4, MG. Auct. antiquiss. VII), p. 11 lin. 11.    
6) Knust l. c. p. 21 ungenau.    
7) MG. Capit. II, 35. 36; 28. 29. 32. 35; 33. 34. 35. 37. 38. (39). - Auf das Verhältnis Benedicts (1, 315-334) zu den Concilien von Paris 829 und Aachen 836 komme ich zurück, wenn die kritische Ausgabe in MG. Conc. II 2 vorliegen wird.    
8) Vgl. Ben. Praef. (MG. LL. II b, 39, 52): 'Invenimus . . . quaedam . . . habentia . . . pares fines, sed non paria initia'.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 108]

(ut) omnes'. - Im Verlauf des Textes ist die Vorlage noch mehrfach retouchiert, so heisst es bei Ben. 'episcopi gerunt' statt 'indigni gerimus'. - Den Schlusssatz von c. 22 der Vorlage streicht Benedict.

1, 316 = Episc. relatio c. 1 nach dem Anfang (ed. p. 28, 25-28). Rubrik von Benedict, ebenso der Textanfang: 'Sciendum est omnibus atque (crede)ndum'; interpoliert sind die Worte 'et absolutionem manusque inpositionem', vgl. oben zu 1, 128 (S. 80 f.).

1, 317 = Episc. relatio c. 1 gegen Ende (ed. p. 28, 39-29,3). Rubrik von Benedict. Textanfang leicht geändert; die Worte 'nec quiet(a)m tranquillamque' bei Ben. kommen dem Concil. Paris. 829 lib. I c. 1 gegen Ende (Mansi XIV, 537) näher als der Relatio; 'Et reliqua' am Schluss ist Zusatz Benedicts.

1, 318 = Episc. relatio c. 2. Rubrik original. Die Worte 'noverit se in corpore Christi non esse, sed in corpore diaboli. Proinde necesse est, ut corpori Christi' fehlen in der Relatio (oder nur in der Ueberlieferung der Relatio?), stehen dagegen im Concil. Paris. 829 lib. I c. 2 (Mansi XIV, 537); auch das Wort 'separatus' deckt sich mit dem Conc. Paris., nicht mit der Relatio ('superatus').

1, 319 = Episc. relatio c. 3. Rubrik original. Statt 'imperator auguste'1 schreibt Ben.: 'imperatrices augustae', wodurch er die auctoritas pontificum (neben der regalis potestas) zu einer der imperatrices über die Welt erhebt.

1, 320 = Episc. relatio c. 9 (ed. p. 32, 17-27). Rubrik (abgesehen von einer gleichgiltigen Variante) original, Text ebenfalls (4 Varianten).

1, 321 = Episc. relatio c. 9 Schluss (ed. p. 32, 27-31). Rubrik nur zum Teil original (von Ben. die Worte: 'De corepiscopis, qui in vicis commorantur' und 'habetur ita'). Text echt (1 Variante).

1, 322 a (bis 'necessarium iudicavimus') = Episc. relatio c. 19 Anfang (ed. p. 35,10-12). Rubrik von Benedict. Text echt. - Der zweite, grössere Teil des Kapitels (1, 322b, 'omnibus praecipere' bis Schluss) scheint von Benedict in pseudoisidorischer Manier gefälscht zu sein. Von den echten Steinchen, die zu dem falschen Mosaik haben dienen müssen, sind bis jetzt folgende ermittelt:

a) Der Bibelspruch 'Qui vos audit - spernit' steht




1) Ob so auch Pseudoisidor (p. 639b lin. 15) schreibt, wird erst die kritische Ausgabe der 'echten' Bestandteile der pseudoisidorischen Sammlung zeigen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 109]

wörtlich im Ev. Luc. 10, 16. b) Der Spruch 'Si te non audierit - et publicanus' ist gebildet aus Ev. Matth. 18, 16 Anfang und 18, 17 ohne den Anfang. c) Zu dem Spruch 'Si quis scandalizaverit - minimis' vgl. im Allgemeinen Ev. Matth. 18, 6 (oben zu 1, 40 b, S. 72); zu den Worten 'melius est illi' s. Ev. Luc. 17, 2 in.: 'Utilius est illi'; zu den Worten 'quam scandalizet' usw. s. Ev. Luc. 17, 2 i. f.: 'quam ut scandalizet unum de pusillis istis';

d) v. 'Nam episcopos et sacerdotes, quibus omnis terra caput inclinat, per quos et nostrum pollet imperium' vgl. Constitutio Theodosii II. et Valentiniani III. ad Albinum 4301 (ed. Haenel2, Corpus legum p. 241b): '. . . de sanctis et venerabilibus sacerdotibus et secundis sacerdotibus . . . quibus omnis3 terra caput inclinat; . . . ecclesiae3 vel clerico, per quos nostrum pollet imperium . . .';

e) v. 'quia detractio sacerdotum ad Christum pertinet' vgl. Concil. Aquisgran. 836 Cap. III can. 7 i. f., oben zu 1, 40b, S. 72;

f) v. 'cuius vice legatione funguntur in ecclesia' vgl. 2. Cor. 5, 20: 'pro Christo ergo legatione fungimur';

g) v. 'si quis detrahit alium hominem, sicut homicida reputabitur' vgl. 1. Joh. 3, 15, oben zu 1, 40 d, S. 73.

1, 323 = Episc. relatio c. 11. Rubrik von Benedict. Im Text 'divinum' und (für: 'audaciter') 'in tantam audaciam' interpoliert.

1, 324 = Episc. relatio c. 12. Rubrik von Benedict. Im Text sieben nebensächliche Varianten; 'vestri' bezw. 'vestro' musste Ben. ändern in 'nostri' bezw. 'nostro'.

1, 325 = Episc. relatio c. 13. Rubrik von Benedict. Vier untergeordnete Varianten im Text.

1, 326 = Episc. relatio c. 14. Rubrik original. Im Text zwölf meist bedeutungslose Varianten; in dem Spruch Tit. 2, 7 interpoliert Ben. 'caritate' für 'integritate'.

1, 327 = Episc. relatio c. 15. Rubrik original (zwei Varianten). Im Text hat Ben. 'inde' und 'et' eingesetzt, 'vel diaconibus' gestrichen.

1, 328 = Episc. relatio c. 16. Rubrik von Benedict. Im Text musste Ben. 'vestrae' bezw. 'nostrae' umschreiben zu 'nostrae' bezw. 'sacerdotali'.




1) Bereits von Baluze ad h. l. gefunden; von Knust ignoriert.
2) Abweichender Text MG. Capit. II, 127.    
3) Das Wort 'omnis' und der Satz mit 'ecclesiae - imperium' fehlt bei Florus von Lyon (d'Achery, Spicilegium2 I, 598; Maassen, Ein Commentar des Florus von Lyon, in den Wiener SB. 1878 Bd. XCII, 324); also kann Florus nicht die Zwischenquelle Benedicts sein.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 110]

1, 329 = Episc. relatio c. 17. Rubrik von Benedict. Von den Textänderungen, die Ben. vorgenommen hat, bezwecken die beachtlicheren nicht nur die formelle Umwandlung einer bischöflichen Programmschrift in ein Königsgesetz, sondern auch die Generalisierung der ursprünglichen, die Residenzpflicht nur der Bischöfe regelnden Fassung; Ben. schärft die Residenzpflicht auch den Aebten und Priestern ein, indem er die Worte 'socios ordinis nostri' (d. h. Bischöfe) umgestaltet zu 'episcopos et abbates atque sacerdotes' und indem er zu dem nicht zu verlassenden Bischofsitz hinzuinterpoliert 'vel monasterii septa aut ecclesiae propriae'; vgl. dazu noch Benedicts Rubrik. Wenn der Fälscher schliesslich statt 'sine inevitabili necessitate et certa utilitate' die Worte wählt: 's. i. n. aut aliqua utilitate', so liegt darin vielleicht das Bestreben, da wo er personal ausgedehnt hat, inhaltlich zu mildern.

1, 330 = Episc. relatio c. 18. Rubrik von Benedict. Text fast durchweg der originale.

1, 331 = Episc. relatio c. 26. Rubrik von Benedict. Seine Textänderungen dienen fast nur dem in der vorliegenden Reihe durchweg leitenden Gedanken, bischöfliche Wünsche in königliche Gewährungen umzufälschen; er schreibt für 'Illud quoque nichilo minus a vestra pietate suppliciter flagitamus' - 'Placuit', für 'vestris' - 'nostris' und für 'vestra auctoritate et potestate deterreantur, ne' - 'ut non'.

1, 332 = Episc. relatio c. 29. Rubrik von Benedict. Die Textänderungen beschränken sich in der Hauptsache auf den umfälschenden Anfang:
Relatio.
Ben.
  Iterum suppliciter admo-   Volumus atque praecipimus
nendo vestrae suggerimus se- nostra auctoritate adnuntiari
renitati, ut vestro sollertissi- omnibus, immo et a sacerdotibus
mo studio vestraque imperiali praedicari, ne/s- . . in regno no-
auctoritate . . in regno vestro stro sinatur.
. . non sinatur.

1, 333 = Episc. relatio c. 30. Rubrik von Benedict. Wo Benedict im Texte befiehlt: 'omnino praecipimus', fordert die Synode: 'illud vestrae pietati deposcimus, ut nunc in praesenti placito a vestra serenitate expresse admoneantur'; ferner hat Ben. im Folgenden eingeschaltet 'magnam curam habeant et' und 'propter aliquam necessitatem'. Eigenes Fabrikat des Fälschers ist sein Schlusssatz 'Et qui haec agere neglexerint, sciant se ea illis auferre et religiosioribus dare', welcher Passus den Schluss des Originals verdrängt hat.

*  *  *



[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 111]

1, 334. In diesem gefälschten Kapitel lässt Benedict seine Kaiser drei Wünschen willfahren, die in der Episc. relatio c. 32 und 33 geäussert worden waren:
Relatio c. 32 (p. 39, 7-11).
Ben. 1, 334 a.
  De presbiteris et capellis   Placuit nobis, ut, sicut ab
palatinis . . inconsulte habitis episcopis et reliquis sacerdo-
vestram monemus sollertiam, tibus ac dei servis admoniti
ut a vestra potestate inhibe- fuimus, nec capellae in pa-
antur etc. latio nostro vel aliubi sine

permissu vel iussu episcopi,

in cuius est parrochia, fiant1.
Relatio c. 33 (p. 39, 17-20).
Ben. 1, 334 b.
  De perceptione vero sacri   Et ut omnes2 per dies do-
corporis et sanguinis domini minicos vel festivitates prae-
nostri Iesu Christi nichilo claras sacra eucharistia com-
minus monemus, ut . . quando municent2, nisi quibus absti-
possibile fuerit, faciatis et nere praeceptum est3.
vestro exemplo vobis famu-
lantibus, ut hoc faciant, in-
struatis.
Relatio c. 32 (p. 39, 11-16).
Ben. 1, 334 c.
  Nam et obnixe deprecamur,   Et ut observatio omni-
ut in observatione diei do- um dierum dominicorum4
minici .. debitam adhibeatis a mane usque ad vesperam5
curam, quatinus nisi magna secundum canonicam aucto-
conpellente necessitate in ipsa ritatem ab omnibus fiat6.
die a curis et sollicitudinibus,
mundanis, quantum potestis,
vos exuatis et, quod tantae




1) Zur Sache vgl. Ben. 2, 102. 201; sog. Statuta Bonifatii (Burgundische Synode saec. IX.) c. 2; Haito Capitula c. 14; ferner Studie IV, N. A. XXIX, 311, N. 3, Hinschius, KR. IV, 188, N. 2, S. 314, N. 5, Waitz Verf. - Gesch. III2 S. 517, N. 1 a. E.    
2) Vgl. Capitula exc. de canone 806? c. 23 (MG. Capit. I, 133): 'Ut omnes fideles conmunicent'; ferner Episcoporum relatio c. 3 i. f. (MG. Capit. I, 367).    
3) Zur Sache vgl. Ben. 2, 170 b; Hinschius, KR. IV, 70, N. 2-7; S. Chrodegangi regula (ed. W. Schmitz 1889) c. 14, p. 10: 'Et cui (quos) peccata non inpediunt de clero, omnibus diebus dominicis et festivitatibus preclaris debent corpus et sanguinem domini nostri Hiesu Christi accipere'.    
4) Conc. Mogunt. 813 c. 37 (MG. Conc. II, 270): Omnes dies dominicos . . . observare decrevimus.    
5) Vgl. Admonitio generalis 789 c. 15 (MG. Capit. I, 55) = Anseg. 1, 15 = Ben. 1, 65: 'ut a vespera usque ad vesperam dies dominica servetur'.    
6) Zur Sache vgl. ferner Cap. Frising. c. 12 (N. A. XXIX, 290), Cap. Theodulfi I. c. 24. 45 i. f. (Migne 105, 198. 205), Hinschius, KR. IV, 291 f.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 112]


  diei venerationi competit, et
vos faciatis et vestros sacro
vestro exemplo et doceatis et
agere conpellatis.

*  *  *

1, 335 cf.1 Concil. Toletanum IV. 633 c. 64, Migne 84, 381. Zu Satz 1 vgl. Ben. 3, 176; zu den Schlussworten vgl. Cap. Angilramni c. 3 lin. 3. 4 (ed. Hinschius p. 758). - Rubrik und Textanfang (v. 'Omnes qui') weichen vom Originale, das von abtrünnigen Judenconvertiten handelt, ab. Der ganze Rest des Textes ist zwar aus dem Conc. Tolet. entnommen, aber interpoliert durch Einschaltung der Worte 'vel catholica', durch Streichung von 'ita et' und durch Ersetzung des echten 'a se fidem abiciunt', wofür Benedict und Angilram2 unter sich übereinstimmend 'fidem ignorant' haben. Wie die Augustodunensis schreibt, bleibt abzuwarten.

1, 336. 337 aus der Lex Baiuwariorum (canonice compta).

1, 336 = L. Bai. 1, 8 (cf. 1, 9), MG. LL. III, 274, cf. p. 341. 380 sq. Ueber die Rubrik s. N. 6 zu 1, 306. Der Text weicht mehrfach von dem ursprünglichen ab. So setzt der Bearbeiter die Composition für Kleriker der niederen Weihestufen vom Zweifachen auf das Dreifache, für Kleriker der höheren Grade (Diakon, Priester, Bischof) vom Zweifachen bezw. Dreifachen auf das Vierfache hinauf.

1, 337 = L. Bai. 1, 7 i. f., MG. LL. III, 273, cf. p. 340. 3803. Rubrik im Original anderslautend. Von den Abweichungen im Text sind die bemerkenswertesten: zu 'ecclesia' fügt der Bearbeiter hinzu 'vel de porticu eius'; hinter 'ecclesiam' schaltet er ein 'pro neglecto suo'; aus dem echten Passus 'conponat . . . cum XL solidis iudice cogente et pro fredo ad fiscum XL solidos' wird bei dem Bearbeiter: 'conponat . . . solidos quingentos et pro fredo ad fiscum solidos ducentos'4 (hätte der Bearbeiter an Stelle




1) Knust kannte die Quelle noch nicht; s. Hinschius, Decret. PseudoIsid. p. CXLVIII.    
2) Angilram, der hier Benedict benutzt hat, entfernt sich vom echten Wortlaut dadurch noch um einen weiteren Schritt, dass er hinter 'nec eis' einschiebt: 'omnino'; an diesem 'omnino' hält Pseudoisidor fest (Calixt. c. 17, p. 140 unten; Sixt. I. c. 3, p. 107 usw.).
3) Ob Burchard 3, 197 (vgl. N. A. XX, 317, N. 2) aus Benedict oder direkt aus der Lex Baiuw. canonice compta stammt, wird später zu erwägen sein. Der entsprechende Text im Cod. Monac. 3909 (Seckel N. A. XVIII, 402, Ziff. 4) ist näher mit Burchard als mit Benedict verwandt.    
4) Vgl. Brunner, DRG. II, 611, N. 13.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 113]

der bayrischen Goldsolidi einfach die fränkischen Silbersolidi setzen wollen, so wäre er bei Umrechnung der 40 Goldschillinge nur auf etwa 120 Silberschillinge gekommen); die anschliessenden Worte 'ipse vero publica poenitentia iuxta iudicium episcopi multetur' sind dem Original fremd (vgl. unten zu 1, 339. 340. 351).

1, 338. 339 aus dem Cod. Theod. dib. XVI. (Const. Sirmond.)1.

1, 338 cf. Cod. Theod. 16, 11, 3 (ed. Mommsen p. 906)2 [= Brev. Cod. Theod. 16, 5, 3 (ed. Haenel p. 252)]. Rubrik nicht im Original. Der Text hat starke Eingriffe3 über sich ergehen lassen müssen:
Cod. Theod.
Ben.
  Ea   Cuncta
catholicam legem sanctarum loca ecclesiarum

  eiusque ministros
parentum antecessorum
novella superstitione submota illibata
  integra et inviolata4
(fehlt) nunc et in futuro.

1, 339 vgl. sowohl Cod. Theod. 16, 2, 405 (ed. Mommsen p. 849, Zeile 1. 4-6. 12) als Const. Sirmond. 116 (ed. Mommsen p. 915, Z. 7. 12. 13, p. 916, Z. 1. 2). Rubrik nicht in den Originalen. Text anscheinend mit Hilfe beider Originale gefertigt und dabei stark überarbeitet:
Orig.
Ben.
  Placet (Th. lin. 1, Sirm. lin. 7)   Placuit
praedia usibus (Th. 4, Sirm. 12) praedia
sordidorum munerum fasce Deo quae tradita sunt a qui-
  (Th. 5, Sirm. 13)   busdam aliqua occasione
(fehlt) aut invadantur, sed sub in-

  munitatis tuitione




1) Vgl. Brunner, Ueber ein merowing. Königsgesetz S. 15, N. 3; meine Studie III, S. 299, N. 1 (wo statt 138. 139 durchweg 338. 339 zu lesen ist).    
2) Baluze ad h. l. und Knust l. c. p. 21 haben unrichtige Angaben; das Richtige schon bei Conrat, Gesch. der Quellen I (1891), S. 34, N. 5.    
3) Den echten Text geben wieder Ben. 3, 287 und 2, 367.
4) Statt 'et inviolata' hat die Hs. E 'inlibata', und die sog. decurtati (codd. Bernensis 263, Parisiensis 4409 und Vat. reg. 1048) schreiben 'inlibataque'.    
5) Auf diese Stelle haben bereits Baluze ad h. l. und Savigny, Gesch. d. röm. Rechts2 II, 104, N. c (freilich noch in Wahlconcurrenz mit Cod. Iust. 1, 2, 5) hingewiesen; unrichtig Knust l. c.    
6) Vgl. Studie III a. a. O.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 114]


oraculi praesentis adque in perpetua firmitate perdurent
  omne aevum perpeti fir-
  mitate duraturi (Sirm. 1. 2;
  om. Th.).
(fehlt) similiter et homines earum

  et omnia, quae eis subiecta

  esse noscuntur
Si quis contra venerit (Th. 12; Si quis contra haec venerit
  aliter Sirm.)
(fehlt) conponat sicut de emunitate

  constituimus1, et poeni-

  tentia publica2 a sacer-

  dotibus usque ad satisfacti-

  onem multetur2.

Zu 1, 338. 339 möge vorläufig die Andeutung genügen, dass die hier in die lex Baiuwariorum canonice compta (1, 336-337. 340-367) eingebettete Bearbeitung des Cod. Theod. XVI. wahrscheinlich derselben Feder entflossen ist wie das kirchlich zurechtgestutzte Bayerngesetz, eine Erscheinung, die mutatis mutandis bereits für Ben. 1, 307. 308 (vgl. 306) und 1, 311-314 (vgl. 310?) zu beobachten war, s. oben S. 105. 107; vgl. ferner 1, 368. 369 (Reihenfolge).

1, 340-367 aus der Lex Baiuwariorum (canonice compta)3.

Ueber die Rubriken vgl. im Allgemeinen N. 6 zu 1, 306.

1, 340 = L. Bai. Append. 1 (6, 4), MG. LL. III, 335. 404. Nur Satz 1 wiederholt wörtlich das Origina14. Der ganze Rest ('Et si alia' bis Schluss) ist sehr freie Umsetzung des Gebots der Sonntagsruhe aus dem Weltlichen ins Geistliche5.
Lex Bai.
Ben.
  Si autem secaverit fenum   Et si alia, quae canonica
vel collegerit aut messem se- auctoritate prohibita sunt,
caverit aut collegerit vel ali- servilia opera fecerit, sacer-
quod opus servile fecerit die dotibusilla emendet, sicut
dominico, corripiatur semel de reliquis neglegentiis iudi-
vel bis, et si non emendaverit, cibus emendari solet, et ab
rumpatur dorso eius L per- ipsis sacerdotibus poeniten-
cussiones; et si iterum prae- tiam iuxta modum culpae




1) Damit ist anscheinend 1, 337 (lex Baiuw. canonice compta!) gemeint.    
2) Vgl. die in der vorigen Note angeführte Stelle.    
3) Vgl. oben 1, 306. 310? 336. 337.    
4) Vgl, N. A. XXIX, 306.    
5) Auf die Einzelheiten gehe ich hier und im Folgenden nicht erschöpfend ein, da über die Bearbeitung des Bayerngesetzes ohnehin gesondert zu handeln sein wird.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 115]


sumpserit operare die domi- accipiat2. Similiter et de
nico, auferatur de rebus eius praecipuis festivitati-
tertiam partem, et si nec ces- bus3 observari placuit. Quod
saverit, tune perdat libertatem si sacerdotes eos nequive-
suam1 et sit servus, qui no- rint corripere, tunc a iudici-
luit in die sancto esse liber etc. bus ad sacerdotes adducantur

eisque oboedire in omnibus

faciant.

1, 341 = L. Bai. 2, 5, ed. p. 283, cf. p. 342. 388; vgl. unten 2, 382. Der Text bei Ben. ist eine Bearbeitung4, die sich zwar im Bau der Satzteile eng an die echte Lex anschliesst, dabei aber sehr zahlreiche formelle und sachliche Aenderungen vornimmt. Wenn der Comptor 'fortia hostile' in 'vim hostilem', 'vel casas' in 'domosque', 'testamur' in 'prohibemus' und 'contestavit' in 'correxit nec custodivit' umschreibt, so mag er lediglich an der barbarischen Sprache Anstoss genommen haben. Sachliche Eingriffe sind es, wenn er die 40 (Gold)solidi der Lex, die 120 fränkische Schillinge ausmachen, auf 60 (Silber)solidi herabsetzt (vgl. dazu oben 1, 337, unten 1, 351), wenn er einige Einschaltungen vornimmt ('pecora maiora vel minora', 'infringere vel', 'aut cum duodecim testibus se purget') und wenn er5 endlich den Herzog6 und den Grafen und was mit diesen zusammenhängt, herauscorrigiert, um alles auf den König oder Heerführer abzustellen. So wird aus 'provincia': 'regnum', aus (iussio) 'ducis sui': i. 'dominica', aus 'comes': 'unusquisque' (jeder Heerführer), aus 'in provincia sua': 'infra regnum'; gestrichen wird nach Satz 1 der originale Passus, der sich auf die cura comitis in suo comitatu bezieht, und gestrichen werden in Satz 2 die Vorschriften über das Einschreiten des comes gegen seinen homo, über die Eigenhaftung des Grafen7 bei Unterlassung des Einschreitens und über die Anrufung des Herzogs gegen übermächtige homines des Grafen.

1, 342 = L. Bai. 9, 6 (8, 6), ed. p. 304, cf. p. 347. 412. Rubrik so ziemlich originalgetreu. Neben wenigen formellen Abweichungen im Texte, zu denen auch die Einschiebung 'vel exortatione' gehört, steht die Streichung der Worte




1) Vgl. unten zu 1, 352.    
2) Vgl. oben 1, 337. (339); unten 1,351.    
3) Vgl. unten 2, 189 b.    
4) Vgl. auch Brunner, Ein merowing. Königsgesetz S. 16.    
5) Oder setzt hier der Rotstift Benedicts ein? Ich möchte es verneinen. Vgl. 2, 382.    
6) Anders unten 1, 367.
7) In dem Parallelkapitel 2, 382 hat Benedict durch den interpolierten Schluss die Eigenhaftung wiederhergestellt, aber nicht zu Lasten des Grafen, sondern zu Lasten der 'magistri vel seniores'; vgl. dazu Brunner, DRG. II, 214, N. 55.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 116]

(hinter 'dampnetur'): 'in novuplum conponat, ne cogatur exsolvere servus' und die Erhöhung der Prügelzahl von 100 auf 120.

1, 343 = L. Bai. 9, 5 (8, 5), ed. p. 303, cf. p. 347. 412. Wörtliche Wiederholung des Originals, auch in der Rubrik (F, p. 365).

1, 344 = L. Bai. 9, 7 (8, 7), ed. p. 304, cf. p. 348. 412 sq. Rubrik (F, p. 366) unverändert, Text1 leicht geändert. Sachlich modificiert ist die Restitutionspflicht des gutgläubigen Käufers der gestohlenen Sache, der den verkaufenden Dieb nicht namhaft machen kann: während die Lex sagt 'ex medietate restituat', tilgt der Comptor 'ex medietate'. Vgl. aber 1, 356.

1, 345 = L. Bai. 9, 9 (8, 9), ed. p. 304, cf. p. 348. 413. Text wörtliche Wiedergabe, bis auf zwei gleichgiltige Varianten.

1, 346 = L. Bai. 9, 10 (8, 10), ed. p. 304, cf. p. 348. 413. Text wörtliche Wiedergabe1; nur ist aus 'casu faciente', wohl infolge Missverständnisses der Lesart 'causu faciente(m)', geworden 'causa faciente', so dass für Tötung eines fremden Tiers causa faciente, d. h. vielleicht in Notstand und Notwehr bezw. weil das fremde Vieh auf das Grundstück des Täters übergetreten war, Ersatz (nicht auch Busse) geleistet werden muss.

1, 347 = L. Bai. 9, 14 (8, 14), ed. p. 305, cf. p. 348. 414. Der Bearbeiter, der hier auch sonst leichte formelle Aenderungen vornimmt, ersetzt aus technischer Gewissenhaftigkeit den für die Busse (des Hehlers) weniger passenden Ausdruck 'similem rem donet' durch 's. r. reddat'. Am Schlusse beraubt unsere Recension den Fiscus des Rechts auf das Friedensgeld2, indem sie an Stelle der Worte 'et in fisco pro fredo XII solidos sit culpabilis' die ziemlich selbstverständliche Bemerkung anbringt: 'salva videlicet eius (des Bestohlenen) iustitia in altero' (gegenüber dem Diebe).

1, 348 = L. Bai. 9, 15 (8, 15) Anfang, ed. p. 305, cf. p. 348. 414. Rubrik in der Hauptsache originalgemäss. Aenderungen im Texte zwar nicht geringfügig, aber wohl ohne Einfluss auf den Sinn. Statt 'de manu furoni (furis)' schreibt der Bearbeiter 'de latrone'; er lässt denjenigen, der wissentlich die gestohlene Sache in Verwahrung genommen hat, bussfällig werden nicht 'quasi consensu (consentiens) furoni (furi, furti) est', sondern einfach 'quasi fur'.




1) Vgl. den Parallelabdruck N. A. XXIX, 306f.    
2) Anders oben 1, 337.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 117]

Die Verweisung des Originals auf eine vorhergehende Stelle (9, 1. 2) ist getilgt.

1, 349 = L. Bai. 9, 17 (8, 17) Anfang, ed. p. 306, cf. p. 348. 415. Text in Nebendingen leicht gemodelt.

1, 350 = L. Bai. 9, 18 (8, 18), ed. p. 306, cf. p. 348. 415. Wie zu 1, 349. Rubrik wörtlich aus dem Original F (p. 366).

1, 351 = L. Bai. 10, 1 codd. classis B. (9, 1), ed. p. 306, cf. p. [353]. 416. Der Bearbeiter hat hier wieder einmal energischer in die Vorlage eingegriffen1. Schon die Rubrik ist selbständig. Während der Text der Lex nur von der Brandstiftung 'in nocte' handelt, generalisiert unsere Fassung den Tatbestand durch die Interpolation 'vel in die'. Bei Normierung der Rechtsfolgen kürzt der Comptor zunächst, indem er vor 'omnia' die Worte 'inprimis secundum qualitatem personae', vor 'restituat' die Worte 'conponat atque' streicht und durch das bei ihm folgende Wort 'conponat' die ihm vielleicht unverständliche echte Wendung 'restituat unaquaque subiectalia (unaqueque suppellectilia)' ersetzt. Wenn er nunmehr schreibt: 'et insuper LX solidis sit culpabilis', so nimmt er damit die Schlussworte der Lex: 'tunc domui culmen cum XL solidis conponat' in veränderter Gestalt herauf; mit der Ersetzung der 40 Schillinge durch 60 bleibt er sich selbst getreu (oben 1, 341). Die Einfügung der Kirchenbusse ('et publica poenitentia secundum iudicium sacerdotum multetur') kennen wir bereits als Eigentümlichkeit der Lex canonice compta (oben 1, 337. [339.] 340). Im Schlusspassus werden die 'liberi nudi' der Vorlage durch 'homines', die Worte 'unumquemque eum sua hrevavunti2' durch 'unicuique secundum legem' verdrängt; an Stelle der alamannisch-bayrischen3 Doppelbusse der Frau ('de feminis vero dupletur') setzt der Franke die im Original in richtigerem Zusammenhang erledigte Ersatzpflicht für die verbrannten Mobilien: 'et omnia, quae ibi perdiderint, restituat' (vgl. im Original: 'restituat unaquaque subiectalia').

1, 352 = L. Bai. 9, 19 (8, 19), ed. p. 306, cf. p. 348. 415. Der Bearbeiter streicht im Text hinter 'pertulerit' die (entbehrlichen) echten Worte 'pro eo, quod innocentem in tormenta tradidit', um gleich darauf (nach 'mancipium') für sie eigenen Ersatz zu schaffen ('pro hoc facto'). Den Schluss der Quelle: 'si non habuerit servum aut unde con




1) Vgl. den Parallelabdruck N. A. XXIX, 307.    
2) Vgl. Brunner, DRG. II, 562, N. 24: hrewawunta = Busse von 12 Solidi ist specifisch bayrisch.    
3) Vgl. Brunner a. a. O. S. 614.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 118]

ponat, ipse subiaceat servituti, qui innocentem fecit occidi' wiederholt der fränkische Bearbeiter nicht; er steht (hier und oben 1, 340) der Strafknechtschaft ablehnend gegenüber, da 'den Franken die Verknechtung als principale Strafe1 unbekannt ist'2.

1, 353 = L. Bai. 10, 19 (9, 19), ed. p. 310, cf. p. 351. 419. Abgesehen von grammatischen und ('clausuram quam ibi fecit' statt des echten 'illam sepem'; 'viam communem' statt des echten 'viam aequalem') lexikalischen Abweichungen, ändert der Bearbeiter den Text insoferne, als er erstens aus der öffentlichen Herzogsstrasse des Bayernrechts - 'via(m) publica(m), ubi' ('rex vel' fügt ein Teil der Hss. bei) 'dux egreditur' -, die er nicht brauchen kann (vgl. oben zu 1, 341), vielmehr 'viam publicam aut litostratum'3 bildet, und als er zweitens statt 'cum XII solidis' schreibt 'cum sua lege' (vgl. oben 1, 351; unten 1, 354).

1, 354 = L. Bai. 10, 20. 21 (9, 20. 21), ed. p. 310, cf. p. 351. 4194. Wiederum verdrängt die Wendung 'cum sua lege' den zahlenmässigen Betrag bayrischer Goldrechnung ('cum VI solidis'); ausserdem weicht Satz 1 unseres Textes, um von der formellen Umgiessung zu schweigen, dadurch von der Vorlage ab, dass hinter 'aperiat' die Alternative fehlt: 'vel cum VI sacramentales (-libus) iuret'5. Der kurze Schlusssatz unserer Recension 'Similiter et de semita faciendum est' stellt sich als farblose Kürzung der Vorlage dar; letztere lautet: 'De semita convicinale (-li) quis (qui, si quis) eam clauserit, cum III solidis conponat aut cum I saeramentale (-li) iuret'.

1, 355 = L. Bai. 10, 22. 23 (9, 22. 23), ed. p. 310, cf. p. 348. 419 sq. Rubrik selbständig. Satz 1 des Textes weicht formell in Kleinigkeiten ab, verschlechtert 'inmundicia' zu 'invidia' und 'emundet' zu 'emendet' und ändert die Bussvorschrift nach dem in 1, 353. 354 verwendeten Recepte ('cum lege sua vicinis hoc emendet', während die Lex verfügt: 'cum VI solidis conponat', wozu ein Teil der Hss. hinzusetzt: 'aut cum sex sacramentales iuret'). Am Schlusse von Satz 2 fährt die Lex fort: 'illi vero in pristi




1) Gegensatz: als Milderung der Todesstrafe.    
2) Brunner a. a. O. S. 594.    
3) Verballhornung von lithostrotum (λιθόστρωτον) d. h. mit Steinen belegter Weg. Das Wort wird dem Bearbeiter schwerlich aus Isid. Etymol. 19, 14 (Migne 82, 675), bei dem es eine andere Bedeutung hat, sondern eher aus einem Glossar (vgl. Corpus glossar. latin. III, 499, 16: 'litosthroton lapide stratum') bekannt geworden sein.    
4) Vgl. für den Textanfang den Parallelabdruck N. A. XXIX, 307.    
5) Nicht etwa aus principieller Gegnerschaft gegen den Reinigungseid mit Eidhelfern; vgl. die Interpolation oben 1, 341.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 119]

num puteum restituatur gradum' (sic), womit der Bearbeiter nichts anzufangen wusste.

1, 356 = L. Bai. 15, 2. 4. 5 (14, 2. 4. 5), ed. p. 318 sq., cf. p. 352. 428 sq.1. Rubrik selbständig. Varianten im Text meist nur von formeller Bedeutung. Im Schlusssatz ist gekürzt, indem hinter 'repererit' gestrichen wurde: 'cum haec ille prius se dixerat perdidisse vel furto fuisse sublata', und indem unser Bearbeiter einfach schreibt 'exigantur', wo die Lex bestimmt: 'exigi legum statuta praecipiunt, (et) conpositionem cogatur inplere'.

1, 357 = L. Bai. 15, 6 (14, 6), ed. p. 319, cf. p. 352. 430 a. Wörtliche Uebereinstimmung des Textes.

1, 358 = L. Bai. 16, 6 (15, 6), ed. p. 322, cf. p. 349. 433 sq. Ebenso (höchstens dass das doppelte 'habeat' an zweiter Stelle gestrichen ist).

1, 359 = L. Bai. 16, 7 (15, 7), ed. p. 322, cf. p. 349. 434. Wörtliche Uebereinstimmung des Textes.

1, 360 = L. Bai. 19, 9. 10 (18, 9. 10), ed. p. 329, cf. p. 355. 442. Das Delictsobject ist in der Lex ein Schiff; aus 'navem, macht die Bearbeitung 'causam' (= Sache; 'casam' cod. Gothanus) und dementsprechend aus 'foras aqua(m)': 'foras aliqua'. Die übrigen Abweichungen des Textes vom Original sind untergeordnet. Die Rubrik hat selbständige Fassung.

1, 361 = L. Bai. 19, 7 (18, 7), ed. p. 329, cf. p. 355. 441. Rubrik vom Bearbeiter. Der Textanfang stimmt leidlich mit der Vorlage zusammen; von der Mitte ab sind die Differenzen bedeutend (etwa weil der Bearbeiter den Text nicht verstanden hat?):
L. Bai.
Ben.
  . . . et postea repertum   . . . nullam ex hoc calum-
(-tus) fuerit, et illi, qui eum niam sustineat, sed magis
humaverit, si requirere volu- a parentibus eius remunera-
erit; parentes vero illius sol- tionem condignam2 accipiat.
vant ei solidum unum2 aut et si a parentibus mercedem
dominus servi, si servus fuerit noluerit recipere, recipiet a
(fuit). sin autem, a Domino Domino, qui praecepitmortuos
recipiat (-piet) mercedem, quia sepelire.
scriptum (praeceptum) est mor-
tuum (-tuos) sepelire.

1, 362 = L. Bai. 16, 9 (15, 9), ed. p. 322 sq., cf. p. 349. 434 sq. Rubrik vom Bearbeiter geformt. Die etwa 25 Vari




1) Vgl. für den Textanfang den Parallelabdruck N. A. XXIX, 308.
2) Ueber die Verwischung der festen Sätze bayrischer Goldrechnung s. oben 1, 351. 353. 354.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 120]

anten im Texte sind meist von geringem Gewicht. Den ihm zu breiten Passus in der Mitte der Vorlage:

'nisi forte vitium invenerit, quod ille venditor celavit, hoc est in mancipio aut in cavallo aut in qualecumque peculio, id est aut ceco aut ernioso aut cadivo aut leproso; in animalibus autem sunt vitia, quod aliquotiens celare potest venditor'

hat der Bearbeiter in die Worte zusammengezogen: 'nisi forte vitium sibi a venditore celatum invenerit'. Von den sonstigen Abweichungen interessieren etwa: 'qui vitium (Vorlage: vitiatum) vendidit' und die Verwässerung1 des originalen 'cum I sacramentale (-li)' zu 'cum suis sacramentalibus'.

1, 363 = L. Bai. 16, 10 (15, 10) Anfang, ed. p. 323, cf. p. 349. 435. Text wörtlich übereinstimmend. 1, 364 = L. Bai. 4, 30. 31 (3, 32. 33), ed. p. 294 sq., cf. p. 345. 400. Erheblich umgeformt, wie die folgende Nebeneinanderstellung der am stärksten betroffenen Partien des Textes2 vor Augen führt:
L. Bai.
Ben.
  De peregrinis transeuntes
(-tibus) viam (per viam).
  (I.) Nemo enim ausus sit   Placuit, ne peregrinos trans-
inquietare vel nocere peregri- euntes quisquam inquietare
num (-nis) . . . . praesumat eisque nocere au-

deat . . . .
  (II.) peregrinum (-nis, -no) peregrino nocuerit vel eum
nocere voluerit et fecerit . . . assallierit3 . . . .
  (III.) C solidos auro adpre- ut liberum hominem de4 ipsa
tiatos cogatur exsolvere; si provincia4 in duplo4 con-
parentes desunt, fiscus acci- ponat4; et ipsa pecunia a
piat et pro delicto hoc pau- memoratis5 sacerdotibus in
peribus tribuat, ut posset is sua detur elymosina, quoniam
Dominum propitium habere, Dominus ait . . . .
qui dixit . . . .




1) Analog der in der vorigen Note berührten Erscheinung.
2) Auch die Rubrik ist eine Neubildung des Bearbeiters.    
3) In den echten Capitularien scheint dieses Verbum nur einmal vorzukommen und zwar an einer Stelle, die dem Sinne nach der obigen entspricht (Cap. Haristall. 779 c. 17, MG. Capit. I, 51).    
4) Die im Texte Benedicts gesperrt gedruckten Wörter sind andern (von Benedict ebenfalls übernommenen) Sätzen des echten Textes entlehnt.    
5) In der Einschaltung I in der Mitte von Benedicts Text (s. unten).




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 121]

Neben diesen Umformungen finden sich charakteristische Einschaltungen und Streichungen. Die Einschaltung I, die sich in der Mitte findet, besagt:

'ipsi peregrino1 singillatim dupliciter1 sicut1 de alio homine solet1 conponi1, aut suo seniori vel socio cum sua lege conponat. Quod si mortuus fuerit et seniorem ibi vel socium non habuerit, tunc episcopus aut sacerdotes eiusdem pagi ipsam conpositionem in duplo, sicut de indigena, distringente iudice accipiant1 et1 in suam elymosinam illa tribuant1; et insuper'.

Die II. Einschaltung ('ut praedictum est, per singula illi'), zwischen 'dupliciter' und 'conponat', nimmt auf die erste Bezug und offenbart, dass der Interpolator, der, wie die Sperrungen im obigen Abdruck zeigen, mit fremdem Kalbe gepflügt hat, nun eine Wiederholung in seinem Texte verschuldet. Die Tendenz der Einschaltung I und der Umformung III ist u. a. die, das subsidiäre2 Recht auf das (als Almosen zu verteilende) Wergeld dem Fiscus zu entwinden3 und es der Kirche zuzuwenden. - Von der Streichung werden betroffen die juristisch entbehrlichen Worte 'tamen una pax omnibus necessaria est' hinter 'discurrunt necessitates', der Hinweis auf die Ueberführung 'et exinde probatus fuerit' hinter 'occiderit', sowie der Schluss der Lex: 'De suis rebus, si dux illi concesserit aliquid habere, conponat cum LXXX solidos'.

1, 365 = L. Bai. 16, 1 (15, 1), ed. p. 321, cf. p. 348. 432. Rubrik der originalen ähnlich. Die Varianten im Text sind sprachlicher Art, ausser der Interpolation: 'et aequalis meriti'.

1, 366 = L. Bai. 14, 8 (13, 8), ed. p. 317, cf. p. 354. 427. Rubrik abgesehen von den zwei letzten Worten originalfremd. Varianten im Text nur grammatisch.

1, 367 = L. Bai. 2, 8, ed. p. 285 sq., cf. p. 343. 389 sq. Textvarianten teils formeller Art ('provinciam regit' statt des originalen 'pr. in potestate[m] habet', Einschaltung von propterea' und 'lex et', Aenderung von 'iussio de domino




1) Die im Texte Benedicts gesperrt gedruckten Wörter sind andern (von Benedict ebenfalls übernommenen) Sätzen des echten Textes entlehnt.    
2) Das Recht wird in der Lex von der Sippelosigkeit (vgl. Brunner a. a. O. II, 71), in der Bearbeitung (Einschaltung I) von dem Nichtvorhandensein eines Senior (dazu Ben. 2, 382) oder Socius (was bedeutet letzterer? etwa Hausgemeinder?) abhängig gemacht.    
3) Das Friedensgeld des Fiscus, das in der Lex sich auf 160 (!) Goldschillinge (d. i. das vierfache grosse Friedensgeld der Bayern) beläuft, setzt der Bearbeiter auf 60 (Silber-) Schillinge herab. Zu den 60 Solidi vgl. oben 1, 341. 351.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 122]

suo fuit' zu: 'iussio dominica occidit eum' usw.), teils von sachlichem Interesse:
L. Bai.
Ben.
  Sed dux defendat eum1 et   Princeps vero et successores
filios eius pro eo; et si dux eius defendant eum1 et totam
ille mortuus fuerit, alius dux, progeniem eius, ne ob hoc
qui in loco eius accedit, de- (etc., s. unten).
fendat eum.

Hier ist die Bearbeitung nicht blos wegen der grössern Eleganz der Formulierung, sondern auch wegen der Ausdehnung der Schutzpflicht auf den König bemerkenswert. Am Schlusse schöpft der Bearbeiter aus Eigenem. Wenn man vermuten wollte, sein kirchlicher Standpunkt führe ihn hier dazu, auf die Tötung im Königskriege usw. Kirchenbusse zu setzen2, wie er auch sonst in seiner Rechtsbesserung die publica poenitentia seiner weltlichen Vorlage aufpfropft (Belege oben zu 1, 351) - so würde man nicht richtig geraten haben. Der Autor sucht vielmehr den weltlichen Schutz gegen die Blutrache durch Schaffung eines Sonderfriedens zu verstärken, indem er3 den Faden so fortspinnt: 'ne ob hoc pereat aut malum patiatur; quod si propterea ipse aut eius progenies aliquid mali passi fuerint aut occisi, dupliciter conponatur'.

1, 368. 369 aus der Epitome Aeg.4 des Breviars.

1, 368 = Brev. Cod. Theod. 11, 14, 3 Epit. Aeg., Satz 1, ed. Haenel p. 232. Rubrik nicht in der Vorlage; letztere im Text bis auf eine geringfügige Variante wortgetreu wiedergegeben.

1, 369 = Brev. Nov. Martiani 2, 1 Epit. Aeg., ed. Haenel p. 300. Rubrik nicht in der Vorlage. Text unter Weglassung der Anfangsworte 'Hoc est ut' wörtlich aus der Quelle.

*  *  *

1, 370 Quelle unbekannt. Das Mittelstück (mit zutreffender Quellenangabe) ist aus Innocentius I. epist. ad




1) Denjenigen, welcher auf seinen (ihren) Befehl einen Menschen getötet hat.    
2) Vgl. Brunner, DRG. II, 608; übrigens haben nur die privaten Bussbücher, niemals aber hat das officielle Recht der Kirche auf die gerechte Tötung im Kriege (anders vereinzelt bei Notwehr und gerichtlichem Zweikampf) Busse festgesetzt, vgl. das Schweigen der bei Hinschius, KR. V, 1, 176 f. wohl erschöpfend verzeichneten Quellen.    
3) Und nicht etwa erst Benedict; vgl. Brunner, Ein merowing. Königsgesetz S. 16.    
4) Ungenau redet Knust l. c. p. 21 von der Interpretatio.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 123]

Maximum et Severum episc. per Britios (J. 315 [112]), Dionysio-Hadriana c. 33 (ed. 1609 p. 357). lm Schlusssatze wird auf Ben. 1, 36 verwiesen. Das ganze Kapitel dürfte1 als Fälschung Benedicts anzusprechen sein.

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1, 371 wohl aus den zu 1, 35. 170-173 erwähnten Diöcesanstatuten eines unbekannten Bischofs, aus denen auch die Capitula Frisingensia geflossen sind; Näheres Studie II, N. A. XXIX, 284. 286. 287. In den Cap. Fris. c. 25 findet sich eine Parallele nur zu dem Mittelstück ('Et hoc populo - deo offerant'), dagegen nicht zu dem Anfang ('Unusquisque presbiter missam ordine Romano cum sandaliis celebret') und nicht zu dem Schluss ('et ut ipsa oblatio foris septa altaris recipiatur').

*  *  *

1, 372 Quelle nicht gefunden; vielleicht aus bischöflichen Capiteln? - Zu dem Schlusssatze vgl. Concil. Mog. 813 c. 4 (MG. Conc. II, 261)2.

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1, 373 = Concil. Mogunt. 813 c. 20 erste Hälfte, MG. Conc. II, 266; vgl. oben 1, 143. Benedict kann nicht sich selbst benutzt haben. Dass 1, 373 direkt auf das Original zurückgeht, beweist die grössere Treue mancher Lesarten ('locis'; Weglassung von 'nostri', sowie des 'in' vor 'congruo'; 'monasterii'). Noch weniger kann 1, 143 auf 1, 373 beruhen; dies beweist ausser der echten Lesart 'similiterque' insbesondere der Umstand, dass 1, 143 den ganzen can. 20 und zwar in der Reihe 1, 143-168 wiedergibt.

*  *  *

1, 374 Quelle nicht gefunden3; vielleicht aus bischöflichen Capiteln? - Zu dem Passus 'cui de his rationem reddituri estis' vgl. etwa Gelasius I., J. 636, c. 23, Migne 56, 704: 'divinis rationibus se dispensasse monstraturus', und J. 676, Migne 59, 102. 150 (Grat. decr. C. 12 q. 2 c. 26): 'quarum rationem divino est redditurus examini'.




1) Mit Knust (z. d. St.) und mit Simson (Fälschungen S. 128 nebst N. 2).    
2) Ueber den Ordo scrutinii vgl. auch Scherer, KR. II, 78, N. 15.
3) Die Stellen, auf die Knust ad h. l. verweist: Concil. Aquisgr. 816 c. 141 (MG. Concil. II, 416; vgl. auch Institutio sanctimonialium c. 28, l. c. p. 455) und Concil. Paris. 829 lib. I, c. 14 (Mansi XIV, 548) sind lediglich Parallelen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 124]

1, 375-377 aus einem verlorenen Capitulare Ludwigs d. Fr. oder eines seiner Söhne??

Wäre die in der Ueberschrift aufgeworfene Frage zu bejahen - was ganz unsicher ist -, so hätte man noch immer mit Interpolationen Benedicts zu rechnen.

1, 375. Die Arenga 'Volumus vos scire' verwenden die Capitularienverfasser vor Karl II. nirgends, vgl. MG. Capit. II, Index, p. 726, wo sich als ältestes Beispiel ein Capitulare von 857 (l. c. p. 293 sq.) findet. - Die Wendung 'ministerium vestrum adimplere' begegnet in Ludwigs Admonitio ad omnes regni ordines 823-825 c. 8 i. f. (MG. Capit. I, 304). - Zu 'humilitatem nostram' wäre zu constatieren, dass von seiner Humilität kein Frankenkönig in den Capitularien redet, s. MG. Capit. II, Index, s. v. humilitas; in einem Briefe an den Erzbischof Arn (799 oder 800) nennt sich Karl d. Gr. allerdings 'devotus sancte ecclesie defensor et humilis adiutor' (MG. Conc. II, 213). - Ebensowenig spricht ein König von 'oboedientia, quam monitis vestris (Bischöfe) propter dei timorem exhibemus', vgl. den angeführten Index s. v. oboedientia. - Dagegen hat die königlich klingende Mahnung: 'honorem nobis a deo concessum conservetis, sicut antecessores vestri nostris antecessoribus fecerunt' einen Vorgang in Karls d. Gr. Capitulare 805 c. 22 i. f. (MG. Capit. I, 126): 'sed talis etiam nobis in hac causa honor servetur, qualis et antecessoribus nostris regibus vel imperatoribus (echt?) servatus esse cognoscitur'; vgl. auch die umgekehrte Bitte der Bischöfe an Karl II. auf der Synode von Beauvais 845 c. 11 (MG. l. c. II, 387 sq.); eigentümlich berührt es, dass im Jahre 8512 in Karl's d. K. Adnuntiatio (l. c. p. 74: 'et vobis lex et iustitia3 conservetur, et vos nobis, sicut antecessores vestri nostris antecessoribus fecerunt, debitum honorem et auxilium exhibeatis') ein Satzteil unseres Kapitels buchstäblich wiederkehrt4.




1) Auf diese Stelle verweist schon Knust; Quelle Benedicts ist sie aber natürlich nicht; vgl. auch Hinschius, Decret. Pseudo-Isid. p. CLXXXIV. Die einzige Parallele, die Knust noch anmerkt, nämlich Conventus in villa Colonia 843 c. 1. 2 (MG. Capit. II, 255), führt auch nicht weiter.    
2) Also bald nach der vermutlichen Veröffentlichung der falschen Capitularien.    
3) Also nicht humilitas et oboedientia!    
4) Auf eine Benutzung Benedicts im J. 851 wird man daraus, obwohl sie nicht unmöglich ist, nicht schliessen wollen.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 125]

Zu 1, 376.1 3771 lässt sich in. W. nichts Weiteres beibringen.

1, 378-389 aus der Summa De ordine ecclesiastico.2

Zu unserer Reihe sind von der Summa durchweg nur die Rubriken erhalten (N. A. XXIV, 344)3; der Text der Vorlage ist verloren, kann aber aus unserer Reihe und aus den Parallelbenutzungen bei Benedict grösstenteils reconstruiert werden.

1, 378 = Summa c. 34; Vorlage der Summa: Iuliani Epit. Nov. 73, 1-3 (264-266), ed. Haenel p. 96 sq.; vgl. die zweite Benutzung der Summa durch Benedict in Add. III. 59. Rubrik in 1, 378 nicht die originale, während Add. III. 59, auch sonst quellentreu, die echte Rubrik festhält. Text in 1, 378 mehrfach interpoliert, wie die Uebereinstimmung von Add. und Iul. beweist. Benedict schaltet vor 'monachum' ein: 'clericum aut', um den Ausschluss der staatlichen Strafgerichtsbarkeit ('Nemo audeat monachum . . . ad civile iudicium accusare') auf den Klerus auszudehnen; hinter 'consentaneam' ist hinzugesetzt: 'et iustam'; die Add. schreibt noch, wie wahrscheinlich die Summa: 'praefecti Romani (praefecti praetoriorum . . . et praefecti utriusque Romae Iul.) et praetores (praetor Iul.) populi' - Benedict 1, 378 dagegen: 'fideles sanctae dei ecclesiae'. Im nächsten Satze interpoliert Ben. durch Zufügung von 'nostri' vor 'provinciarum praesides' und durch Streichung von 'citius' nach 'procurent' ('ut curent citius' Add., 'et cur. cit.' Iul.); Benedict scheint den Bischöfen, denen er als Angeklagten jede Prozessverschleppung gestattet, als Richtern über Kleriker besondere Eile nicht vorschreiben zu wollen. In Consequenz seiner anfänglichen Generalisierung setzt Ben. weiter vor 'monachorum' hinein: 'quorumque clericorum vel'. In der Verdrängung von 'decanicis' (so Iul.) durch




1) Knust verweist zu 1, 376. 377 der Vergleichung halber auf Conventus cit. (S. 124, N. 1) c. 3. 4, welche Stellen aber auch den bescheidensten Ansprüchen auf Aehnlichkeit nicht genügen.    
2) Die Summa De ordine ecclesiastico ist (nach Haenel und V. Rose) zuerst näher beschrieben und als Quelle Benedicts nachgewiesen von Conrat (Cohn) in zwei Abhandlungen: Der Novellenauszug De ordine ecclesiastico, eine Quelle des Benedict Levita, N. A. XXIV (1899), 341-348, und La Somma delle Novelle De ordine ecclesiastico, Bullettino dell' istituto di diritto Romano, Anno XI (1898), fasc. 1, p. 7-22. Ueber die Person des (fränkischen) Verfassers der Summa weiss man nichts, über ihr Alter nur soviel, dass sie älter ist als die falschen Capitularien (die Schätzung des Alters der Hs., saec. VIII/IX?, ist unsicher).    
3) Vgl. Bullettino a. a. O. p. 11 sq.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 126]

'catenis' stimmen 1, 378 und Add. überein; sie geht schon auf die bearbeitende Summa zurück.

1, 379 = Summa c. 35; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 4, 5. 7. 8 (16. 18. 19), ed. Haenel p. 27 sq.1; vgl. unten 2, 108 und Add. III. 62. Rubrik aus der Summa. Text relativ treu (vgl. das Wort 'praesidis'), während in 2, 108 mehrfach interpoliert ist. Die Summa schon weicht von Iul. darin ab, dass sie 'praesidis' schreibt statt 'praesidis provinciae'.

1, 380 = Summa c. 36; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 115, 55 (481), ed. Haenel p. 160. Rubrik aus der Summa; das letzte, barbarische Wort 'positum' in der Rubrik der Summa ersetzt Ben. durch 'recepto'. Benedict scheint den Text der Summa wörtlich zu wiederholen; von Iul. weicht die Summa in dem Worte 'libertus' (Iul.: 'adscripticiu[s]') ab.

1, 381 = Summa c. 38; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 115, 66 (492), ed. Haenel p. 162; Dublette unten Add. III. 66. Rubrik aus der Summa; Ben. 1, 381 fügt am Schluss hinzu 'factis'. Im Text 1, 381 ist 'autem' interpoliert und 'taxeotas vel' gestrichen (ursprünglicher ist in beiden Punkten Add.). Schon die Summa dürfte zu Iulians Worten 'taxeotis suis' unter Streichung von 'suis' hinzugefügt haben: 'vel curiae suae' (so Add.).

1, 382 = Summa c. 40; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 61, 1 (205), ed. Haenel p. 83; Dublette unten Add. III. 72. Rubrik aus der Summa. Benedict scheint sich wortgetreu der Zwischenquelle anzuschliessen, während diese an einer Stelle die Vorlage ('alimonias eorum, qui ibi observant' Iul.) bearbeitet ('stipendia custodum').

1, 383 = Summa c. 41; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 52, 1 (194), ed. Haenel p. 78; Parallelbenutzungen unten 2, 102 (zum Teil interpoliert) und Add. III. 75. Rubrik aus der Summa, leicht geändert. Text von 1, 383 an zwei Stellen interpoliert: a) 'praefectus praetorii (-rio Iul.)' Iul., Add. (also auch Summa); 'comes vero' 2, 102; 'comes et missi eius' 1, 383; - b) 'quinquaginta librarum auri mulcta plectetur' Iul., 'libra auri multabitur' Add. (und Summa); 'l. a. m. et ab episcopo loci illius canonicam suscipiat excommunicationem vel exclusionem' 1, 383; 'publica poenitentia multetur vel honore privetur' 2, 102.




1) Unrichtig Savigny, Gesch. des röm. R. II, 478. 516 und Knust z. d. St.: Iul. Ep. 4, 58.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 127]

1, 384 = Summa c. 42; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 115, 54 (480), ed. Haenel p. 159 sq.1. Rubrik aus der Summa. Das Adjektiv 'humanam' bei 'gratiam' fehlt bei Iulian; ob es in der Summa oder erst bei Ben. hinzugefügt wurde, lässt sich nicht entscheiden. Im Uebrigen scheint Benedict am Texte der Summa nichts geändert zu haben2. 1, 385 = Summa c. 44; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 115, 67 (493), ed. Haenel p. 162 sq.; Parallelbenutzungen unten 2, 100 und Add. III. 81. Die Rubrik von 1, 385 ist nicht aus c. 44, sondern aus c. 43 rubr. der Summa ('De diaconissa'; vgl. Add. III. 78 rubr.) entnommen und durch die Worte 'vel deo devota' erweitert; die Rubrik von c. 44 kehrt in Add. III. 81 und bei Ben. 2, 100 (hier mit einem Zusatze) wieder. Der Text der Summa ist in 2, 100 stark interpoliert; hier in 1, 385 halten sich die Textänderungen in bescheidenen Grenzen: 'comes loci illius' statt 'comes privatarum', 'comes' statt 'praeses', 'honore careat' statt 'cingulo careat' (so jeweils Add. und Iul.); 'duas libras auri' statt 'quinque (so auch Iul.) lib. aur.' (Add.). - Mit dem Worte 'locis' (so auch Iul.) steht Ben. 1, 385 der Quelle sogar näher als Add. III. 81 ('laicis').

1, 386 = Summa c. 45; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 7, 11 (42), ed. Haenel p. 36. Rubrik aus der Summa. Im Text sind die Worte 'regum aut cuiquam hominum', sowie der Satz 'Hoc etiam divina et apostolica atque canonica sub anathematis poena sanxit auctoritas', die beide bei Iulian fehlen, sehr wahrscheinlich von Benedict interpoliert3, mit dessen Tendenzen (Kampf gegen Säcularisation; System des ius utrumque) sie im besten Einklange stehen.

1, 387 = Summa c. 46; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 69, 7 (253), ed. Haenel p. 94. Rubrik aus der Summa. Text unverschämt interpoliert:
Iul. (= Summa?)
Ben.
  In civitatibus, in quibus prae-   In civitatibus, in quibus prae-
sides praesto non sunt, ade- sides prae - sunt, ipsi audiant




1) Benedict (und wohl auch die Summa) schreiben 'non secundum ordinem', während Iul. l. c. 'non secundum gradus' hat. An anderer Stelle, Ep. 4, 10 (21), p. 28, bietet Iul. 'non secundum ordinem', aber schwerlich hat die Summa darum letztere Stelle benutzt.    
2) Anders, wohl nur aus Versehen, Conrat, N. A. a. a. O. S. 345, N. 1, ohne Angabe von Gründen (vgl. dagegen S. 345 Text, wo 1, 384 nicht cursiv gedruckt ist; ebenso im Bullettino a. a. O. p. 14).    
3) Vgl. auch Conrat, N. A. a. a. O. S. 345, N. 1.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 128]


ant litigatores1 defensorem causas seu et defensores. Qui
civitatis, et ille audiat causas. autem episcopum vel sacerdotes
Sin autem episcopum iudicare aut clericos iudicare sibi ma-
sibi maluerint, hoc quoque fieri luerint, hoc quoque fieri non
iubemus. permittimus.

Für Satz 1 wird sich nicht entscheiden lassen, wieviel von den Aenderungen schon auf Rechnung des Summisten kommt2. In Satz 2 hat es Benedict - denn hier kommt offenbar seine tendenziöse Feder zum Vorschein - mit Geschick so einzurichten gewusst, dass als Subjecte nicht die litigatores, sondern die praesides et defensores erscheinen, und eine auch grammatisch (hoc quoque non!) anstössige Negation sorgt dafür, deren staatliche Gerichtsbarkeit über die Bischöfe (und die sonstige Klerisei) zu beseitigen.

1, 388 = Summa c. 47; Vorlage der Summa: Iul. Ep. 115, 68 (494), ed. Haenel p. 163. Rubrik aus der Summa. Text unverfälscht bis auf die Worte 'sacerdotalem aut' (zu: 'vestem'), denen bei Iulian nichts entspricht. Die Interpolation kann dem Bearbeiter der Summa3, aber auch Benedict zur Last fallen.

1, 389 = Summa c. 52 (ult.); Vorlage der Summa: Iul. Ep. 119, 6 (511), ed. Haenel p. 166. Rubrik aus der Summa. Der Text entfernt sich so wenig vom Original, dass man annehmen kann, die Summa gebe die Epitome fast wörtlich, Benedict gebe die Summa wörtlich wieder.

1, 390. 391 aus der Epitome Aegidii des Breviars.

1, 390 cf. Brev. Cod. Theod. 16, 1, 2 Ep. Aeg.4, ed. Haenel p. 246. Rubrik nicht im Original. Text sowohl in der Form (und zwar erheblich) als in der Sache (Beseitigung der staatlichen Gerichtsbarkeit nicht blos über die Bischöfe, sondern auch über Priester und Kleriker) verändert. Der Schluss ist gekürzt: 'sed apud episcopos' statt des originalen Satzes 'sed apud alios5 episcopos convenit explorare, quicquid sibi pro qualitate negotii debeat definiri'.




1) Vgl. die Rubrik der Summa: 'De litigatoribus'.    
2) Schon er kann z. B. den der Karolingerzeit unbekannten defensor civitatis in einen defensor (ecclesiae?, s. Brunner, DRG. II, 201, N. 212) verwandelt haben.
3) So Conrat, N. A. a. a. O. S. 345, der 1, 388, wie der aufrechte Druck der Ziffer zeigt, für unbearbeitete Wiedergabe der Summa hält.
4) Falsch Knust l. c. p. 21: Iul. Ep. Nov. 115, 10 (ed. Haenel p. 150); ungenau Conrat, N. A. a. a. O. S. 346, N. 1 und Bullettino a. a. O. p. 20, N. 1: Brev C. Th. 16, 1, 2 Interpr.; wie oben (Seckel bei) Wretschko im Theodosianus ed. Mommsen I 1, p. CCCXXXVI.    
5) Dieses Wort musste fallen wegen der vorangegangenen Generalisierung.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 129]

1, 391 cf. Brev. Cod. Greg. 12, 1 Ep. Aeg., ed. Haenel p. 451; vgl. oben 1, 311. Rubrik nicht in der Quelle; auch deckt sie sich nicht mit 1, 311 rubr. Der Text ist formell stark geändert; die Aenderungen stimmen nicht durchweg, aber in solchem Umfang mit denen in 1, 311 überein, dass entweder 1, 311 mit Hilfe von 1, 391 oder umgekehrt 1, 391 aus 1, 311 gebildet sein muss. Nichts zwingt dagegen zu der Annahme, dass beide Texte aus gemeinsamer Zwischenquelle1 fliessen.

1, 392. 393 Fälschungen Benedicts mit Hilfe der Apostelgeschichte und der Dionysio-Hadriana?

1, 392 (vgl. unten 2, 381 i und 3, 184, sowie Cap. Angilr. c. 192). In der Einleitung, die das System des ius utrumque effectvoll auf die Bühne bringt, ist die Phrase 'sancta Romana, et apostolica ecclesia' ein altes Erbstück, vgl. z. B. den Text bei Maassen, Gesch. d. Qu. I, 957 Abs. 1 a. E. (dazu S. 403 oben). Die Worte 'ex sacerdotali catalogo' gehen letztlich auf can. 9 der Canones apostolorum zurück, vgl. N. A. XXIX, 293, N. 1. Die zweite Hälfte des Kapitels ist3 eine ziemlich wörtliche Wiederholung von Actus apostolorum 25, 16, deren Umgiessung in Capitularienform der Zweck des Kapitels ist; Benedict versäumt nicht4, die pseudoisidorische Forderung anzubringen, dass die accusatores 'legitimi' sein müssen.

1, 393 (vgl. unten 2, 381 h nach dem Anfang, sowie Cap. Angilr. c. 3 Anfang, c. 125). Zu der Einleitung vgl. 1, 392. - Zu dem Rechtsbefehl:

'primum persona . . . (accusantium) enucleatim6 perscrutetur, et postea, quae obiciuntur, fideliter pertractentur'
hat in erster Reihe die Dionysio-Hadriana Modell gestanden7, Concil. Afric. c. 17 med. (ed. 1609 p. 217): '. . . discutiantur primo personae contradicentium, postremo etiam illa, quae obiciuntur, pertractentur'; die Vierzahl '(persona), fides, vita, conversatio' scheint ein Arrangement verschiedener Lese


1) Mögliche Zwischenquelle wäre die Epitome Aegidii canonice compta, s. oben zu 1, 307.    
2) Sehe ich recht, so steht Ben. 2, 381 i dem Original (Actus apost.) am nächsten; aus 2, 381 i wären abgeleitet einerseits 3,184, andrerseits Angilr.; aus Angilr. wäre Ben. 1, 392 gebildet.
3) Was Knust nicht bemerkt hat.    
4) ln Uebereinstimmung mit Angilram, im Gegensatz zu Ben. 2, 381 i und 3, 184.    
5) Entwicklung: Angilr. c. 12; Ben. 2, 381 h; 1, 393; Angilr. c. 3 in.?    
6) Zu 'enucleatim' vgl. vorläufig Simson, Fälschungen S. 69.    
7) Knust beschränkt sich zu 1, 393 auf ein abwegiges Pseudoisidor - Citat.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 130]

früchte zu sein, vgl. für 'fides . . . conversatio' Statuta eccl. antiqua c. 52 (Migne 56, 885 = Conc. Carth. IV. Hisp. c. 96, Migne 84, 207): 'Quaerendum in iudicio, cuius sit conversationis et fidei is, qui accusat, et is, qui accusatur'; für 'vita, conversatio' Ansegisus 1, 35 (MG. Capit. I, 400): . . . 'ut illi, qui non sunt bonae conversationis et eorum vita est accusabilis, non audeant episcopos vel maiores natu accusare' (vgl. dazu die Vorlage, Conc. Carth. Dion.-Hadr. c. 8, ed. 1609 p. 188, wo sich nur die bona conversatio findet). - Zu der Motivierung:

'(accusantium) . . . . ., quia non aliter fieri quicquam debet, nisi prius inpetitorum1 vita discutiatur'

stimmt aus dem bekannten Quellenmaterial am besten Concil. Chalcedon. Dion.-Hadr. c. 21 (p. 130): 'Clericos aut laicos accusantes episcopos aut clericos passim et sine probatione ad accusationem recipi non debere, nisi prius eorum discutiatur existimationis opinio'.

*  *  *

1, 394 = Concil. Bracar. II. 572 c. 8, Hispana (Migne 84, 572). Rubrik nicht die originale. Abweichungen im Text zumeist geringfügig, bezeichnend nur, dass Benedict (oder schon die Augustodunensis?) statt der 'duo vel tria' testimonia des Apostels Paulus die pseudoisidorischen 'legitima' testimonia verlangt.

*  *  *

1, 395 = Concil. Carthag. Dionys.-Hadr. c. 19 i. f.2 (ed. 1609 p. 194) = Conc. Carthag. III. c. 7 i. f. Hisp. (Migne 84, 190); vgl. unten 3, 90. 119, sowie Cap. Angilr. c. 4 § 93. Rubrik von Benedict. Umgestaltungen nur formeller Art, Schluss gekürzt.

*  *  *

1, 396 cf. Cassiodorius, Hist. tripartita 5, 17 (Migne 69, 996 C, cf. 997 B. C); vgl. unten 2, 313. 381 m. Rubrik von Benedict. Die nicht ganz glatten Textverhältnisse sind diese:




1) Das Wort 'impetitor' fehlt bei Du Cange und bei Georges; es findet sich bei Gradenwitz, Laterculi p. 120.    
2) Knust ungenau: 'c. 19 epitome'.    
3) Ben. 3, 90 und 119 stimmen mit 1, 395 überein (sind also gegenseitig benutzt), nur dass in 3, 119 eine Interpolation stattgefunden hat, Angilram und Benedict gehen beide auf eine Urform (v. apparuerit!) zurück, in der die accusatoris persona im Singularis stand (wie bei Ben.) und in der das Ende (wie bei Ang.) lautete: 'nisi proprias causas, non tamen [criminales vel] ecclesiasticas'. Die vermutliche Urform dürfte sich decken mit der ersten Textgestalt des capitulum Angilramni.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 131]


Cassiod. 996 C.
Ben.
  Non enim possibile est con-   Non est iustum iudicare1
demnari virum, de quo nihil aut1 condemnare virum, cuius
examinatum est. causa2 ad liquidum non3 est

examinata.

*  *  *

1, 397 (vgl. unten 2, 381 n, sowie Cap. Angilr. c. 18 i. f.). Quelle nicht mit Sicherheit zu ermitteln4. Das kurze Kapitel lautet:

  De non iudicando maiore a minore. Maior a minore non potest iudicari.

Auf die Quelle schien glücklich hinzuführen eine Stelle in Bonizonis episcopi Sutrini Liber ad amicum lib. I init. (MG. Libelli de lite imp. et pont.

  'Cui (Constantino) cum quadam die libelli accusationum ab episcopis porrigerentur, fertur dixisse: "Absit, ut ego iudicem deos . . .; neque enim rectum est, ut maior a minore iudicetur".

Der gelehrte Herausgeber (Dümmler bezw. Jaffé) verweist dazu auf Hist. tripart. 2, 2, wo allerdings dem Sinne nach eine Parallele, aber nicht für den Wortlaut eine Quelle sich findet. Um Parallelen zu unserm Kapitel braucht man auch sonst nicht verlegen zu sein5. Vielleicht findet sich noch eine Bearbeitung des Cassiodorius oder Rufinus, auf der Benedict und Bonizo gemeinsam fussen. Schliesslich wäre es nicht undenkbar, dass sich Benedict selbst die in Note 5 citierte Rufinstelle zurecht gemacht hätte.

*  *  *



1) 'iudicare aut' fehlt an der Hauptstelle Cassiodors 996 C; vgl. aber etwa - wenn man nicht lieber in dem Worte 'iudicare' eine Interpolation Benedicts sehen will, die ihr Seitenstück in 1, 398 finden würde - col. 997 B: 'sed ita irrationabiliter adiudicandus est homo' usw. (N. 3).
2) Vgl. Cassiod. col. 997 C: 'examinata causa possimus proferre sententiam'.    
3) Vgl. Cassiod. col. 997 B: 'homo, qui non est examinatus'.
4) Knust bringt wiederum nichts bei als ein nichtssagendes PseudoisidorCitat (er meint wohl Ps.-Iulius c. 12 p. 470 f: 'ne summorum quispiam minorum accusationibus impetatur'); auch Hinschius trifft schwerlich das Richtige, wenn er (a. a. O. p. 470) Ben. 1, 397. 2, 381 für die Quelle Pseudoisidors erklärt.    
5) Vgl. z. B. Isidorus, Sententiae III, 39, n. 5 (Migne 83, 710): 'Rectores ergo a deo iudicandi sunt, a suis autem subditis nequaquam iudicandi sunt' etc.; Rufinus, Hist. eccl. 10 (1), 2 (Migne 21, 468): '. . . offerebantur libelli . . ., at ille . . . suscepit a singulis libellos . . . ait ad episcopos: "Deus . . . potestatem vobis dedit de nobis quoque iudicandi. Et ideo . . . vos . . .non potetis ab hominibus iudicari . . . conveniens non est, ut homo iudicet deos'. Die Stelle ist auch Pseudoisidor (p. 256 H.) bekannt; vgl. Ben. 1, 315.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 132]

1, 398 cf.1 Pseudo-Ambrosius, Commentarius in Epist. I. ad Cor. 5, 2 (Migne 17, 219 A); vgl. unten 2, 381 o. Die Rubrik Benedicts, 'De non iudicando quemquam absque legitimo accusatore', die natürlich beim Ambrosiaster kein Gegenstück hat, scheint gebildet zu sein2 nach Concil. Toletan. VI. 638 c. 11 rubr. (Migne 84, 399): 'Ne sine accusatore legitimo quispiam condemnetur'. Beziehungen der Texte:
Ps. - Ambr.
Ben.
  . . . et iudicis non est sine   Iudicis non est quemlibet
accusatore damnare, quia et iudicare vel condempnare3 abs-
Dominus Iudam, cum fur esset, que legitimo3 accusatore, quo-
quia non est accusatus, minime niam et Dominus Iudam furem
abiecit. esse sciebat, sed quia non est

accusatus, ideo non est eiectus.

*  *  *

1, 399 = (Statuta eccl. antiqua c. 46, Migne 56, 884 =) Concil. Carthag. IV. Hispana (Augustodunensis?) c. 58, Migne 84, 204; vgl. Cap. Angilr. c. 50. Rubrik fehlt in den Statuta und lautet anders in der Hispana. Varianten im Text meist geringfügig; '(in) testimonium' ersetzt Ben. durch 'accusationem'.

*  *  *

1, 400 cf. Brev. Cod. Theod. 2, 18, 1 Text und Interpretatio, ed. Haenel p. 54. 56, aus welchen beiden unser Kapitel sich zusammensetzt; vgl. Cap. Angilr. c. 23. Rubrik von Benedict. - Der Textanfang (bis 'limitata sit') ist aus der lex selbst genommen; einzige Variante: 'ibi' statt 'ubi'. - Dem ganzen Reste der Stelle ('pleniter; nec - remaneat'), ausgenommen die 3 letzten Wörter, liegt die Interpretatio zum Grunde; mehrere nicht tiefer greifende Varianten. - Die Schlussworte 'quod adnecti conveniat' sind wieder aus der lex selbst heraus excerpiert.

*  *  *

1, 401 = Concil. Arelat. I. 314 c. 13 i. f., aus der, für dieses Stück bereits bekannten, Hispana Augustodunensis (ed. Maassen, Pseudoisidor- Studien I, 1078. SA. S. 18); mit dem Schlusse vgl. Cap. Angilr. c. 4 § 8 i. f. Rubrik von Benedict. Der Text folgt, abgesehen von 3 nebensächlichen Varianten, der pseudoisidorischen Vorlage.

*  *  *



1) Knust verweist auf Pseudoisidor; und doch hatte schon Baluze Capitularia II, 1219 die Quelle richtig angegeben.    
2) Vgl. Hinschius, Decretales Pseudo-Isid. p. CXII. CXLV.    
3) Vgl. die citierte Rubrik zu c. 11 Tolet. VI.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 133]

1, 402 = Cassiodorius, Hist. trip. 10, 6 (Migne 69, 1168 D); vgl. Cap. Angilr. c. 16 bis. Rubrik von Benedict. Text fast wörtlich aus der Vorlage; nur sind die Worte 'vel cuiquam' (ähnlich auch bei Angilr.) zwecks Generalisierung eingeschaltet.

*  *  *
1, 403 = Römische Synode vom 6. November 502 unter Symmachus (Jaffé p. 98) c. 2, Dionysio-Hadriana ed. 1609 p. 571; s. unten 2, 393. 3, 199; vgl. auch 3, 207. Rubrik von Benedict, der vielleicht an einen Passus in c. 3 der Synode anknüpft (l. c. p. 572: 'praesumendi quibuslibet laicis'). Der Text Benedicts ist, was bei ihm verhältnismässig selten (vgl. 1, 400 i. f.) vorkommt, nicht Wiedergabe, sondern Excerpt der Vorlage. Interpoliert sind die Worte 'vel de deo dicatis hominibus', kraft deren Benedict ausser dem Kirchengut auch die Glieder der kirchlichen Hierarchie der Dispositionsgewalt der Laien (des Staates) entziehen will.

*  *  *

1, 404 = Concil. Carthag. Dion.-Hadr. c. 15 Mitte (ed. 1609 p. 191) = Concil. Carthag. III. Hisp. c. 10 Anfang (Migne 84, 191); vgl. unten 2, 300. 3, 121, sowie Cap. Angilr. c. 421. Rubrik von Benedict (Hadriana und Hispana haben abweichende Inhaltsvermerke). Textanfang leicht geändert. Die interpolierten 3 Schlussworte stellen den Sinn des echten Canon auf den Kopf: während letzterer besagt, dass die Abänderung eines unterinstanzlichen Urteils durch die höhere Kircheninstanz auf Appellation hin den ersten Richtern nichts schaden solle ('non eis obsit, quorum fuerit soluta sententia'), verfügt der Fälscher, dass im Falle der Anrufung der kirchlichen Oberinstanz (das rechtliche Gehör) 'non eis denegetur, qui provocaverint'.

*  *  *
1, 405 = Lex Visigothorum 2, 1, 29 rubr. (Recc. et Erv.), MG. Leges Visig. p. 76; vgl. Cap. Angilr. c. 18 bis. Rubrik zur rubrica von Benedict. Text Benedicts fast wörtliche Wiederholung seiner Quelle.

*  *  *



1) Ben. 2, 300 und 3, 121 decken sich mit dem interpolierten Kapitel 1, 404 bis auf den Anfang, der in den erstgenannten beiden Kapiteln grössere Ursprünglichkeit aufweist. Ben. 1, 404 ist also aus 2, 300 oder 3, 121 abgeleitet (nicht aus dem Original; für eine gemeinsame Zwischen- quelle [Angilram erster Lesung?] spricht hier nichts). - Angilram scheint entweder aus Ben. 2, 300 = 3, 121 zu schöpfen oder, was wegen der Gemeinsamkeit der Interpolationsidee (die interpolierten Worte decken sich nicht) weniger wahrscheinlich klingt, aus dem Original.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 134]

Verzeichnis der Quellen des I. Buches.

I. Uebernommene Quellen.



A. Bibel: vacat. Mogunt. 813 c. 7. 8: 181. 182.
B. Concilien: c. 9: 185.
Afric. (D.) c. 31 (Conc. Carth. 401 c. 201: 373.
Juni 16) rubr.: 32. c. 20. 21: 143. 144.
c. 42 (Conc. Carth. 401 Sept. 13) c. 27-31: 145-149.
:33. c. 33-35: 150-152.
Agath. 506 (H.?) c. 15 in.: 122. c. 37-48: 153-164.
Alexandr. 430 (H. s. D.) c. 12: 61. c. 53-56: 165-168.
Antioch. 341 (D.) c. 2 med.: 25. Patricii syn. alia c. 7 fin.: 124.
c. 5 fin.: 26. Roman. sub Symm. 502 Nov. 6
Araus. I. 441 (H.?) c. 3: 125. (D.) c. 2 (+ 3?): 403.
c. 3 fin.: 121. Tolet. III. 589 (H.) c. 11,: 128.
Arel. I. 314 (H.) c. 13 fin.: 401. IV. 633 (H.) c. 64: 135.
c. 16: 1291. VI. 638 (H.) c. 7: 137.
Arel. II. 442-506 (H.?) c. 12. [28] c. 11 rubr.: 398 rubr.
: 125. XI. 675 (H.) c. 12: 130.
Aurel. III. 538 c. 13 (12) fin.: 190. Turonensis provinciae episcoporum
Autissiod. ca. 573-603 c. 43: 192. epist. ad plebem ca. 567: 154 b.
Bracar. II. 572 c. 8: 394.

*  *  *
Carthag. (D.) 419 c. 8 (Conc. Carth. Conc. ignot. saec. VI.?: 191.
390) rubr.: 187. Conc. ignot. saec. IX.?: 174-179.
c. 15 (Brev. Hippon. 393. 397)

*  *  *
med.: 404.
c. 19 (ebendaher) fin.: 395. Canones apostolorum (D.) c. 40
c. 27 (Conc. Carth. 401 Sept. 13) in.: 23.
: 131. C. Decretalen:
c. 29: 30. Bonif. I. 419, J. 349 (D.) c. 3 versus
c. 33 rubr. init. et context. init.: 31. fin.: 37.
Carthag. II. (H.) c. 9 (epitome?) Coelest. I. 429, J. 371 (D.) c. 20
: 55. rubr.: 34.
Carthag. III. (H.) c. 10 in.: 404. Felix III. 488, J. 609 (D.) c. 2
(Carthag. IV. H.) [= Statuta eccle- : 134 + 135.
siae antiqua] c. 30 [53]?: 311.391. Innoc. I. 416, J. 311 (D.?) c. 7: 132.
c. 58 [46]: 399. Leo I. 443, J. 402 (D.) c. 3 rubr.: 38.
c. 74 [18]: 138. 452, J. 485 (H.?): 119.
c. 75 [19]: 139. 458, J. 536 (D.?) c. 62: 133 b.
c. 76 [20]: 120. 140. 458/9, J. 544 (H.?) c. 17 in.: 126.
c. 78 [21]: 118. 1292. 141. (D.?) c. 17: 133 a.
c. 79 [22]: 142. Zacharias 745, J. 2275: 1.
c. 80 [65]: 123. D. Römisches Recht:
Chalced. 451 (D.) c. 4 med.: 27. a) Brev.: C. Th. 2, 18, 1 et int.: 400.
c. 4 fin.: 29. (16, 5, 3: 338.)
c. 9 rubr.: 22. b) Brev. Ep. Aeg. (canonice compta?)
c. 10: 28. C. Greg. 12, 1: 311. 391.
c. 18: 189. C. Th. 2, 4, 7: 307.
c. 24 rubr.: 188 rubr. 9, 30, 1 + 2: 308.
Ephes. cf. Alexandr. 11, 14, 2: 314.
Francia: Conc. in F. habitum 779? 11, 14, 31: 368.
780?: 207; cf. sub Fc. 16, 1, 2: 390.
Gangr. 325-370 (D.) c. 8: 24. Nov. Martiani 2, 1: 369.
Germanicum 742: 2; cf. sub F a. Paul. 1, 12, 5: 313.
Liftinense 743: 3; cf. sub F a. 4, 11, 5 fin.: 312.



[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 135]



c) Cod. Theod. (canonice comptus?)
b) Pippini
16, 2, 40: 339. Cap. 754-755 c. 1. 2. 31. 32
16, 11, 3: 338, cf. sub a. : 9-12.
d) Sirmond. const. 11 (canonice comp- c. 6. 71. 7 fin.: 15-17.
ta?): 339. Conc. Vern. 755 c. 8 in.: 59.
e) Summa De ordine ecclesiastico c. 8 post in.: 60.
c. 34-36: 378-380. c. 9: 62.
c. 38: 381. Decr. Vermeriense 756 c. 4 fin.
c. 40-42: 382 -384. : 180.
c. 44-47: 385-388. Decr.Compend. 757 c. 5. 6: 18. 19.
c. 52 (ult.): 389. c. 8: 20.

c. 11. 12: 21. 6.
E. Germanische Volksgesetze: c. 14 in.: 180.
Lex Baiuwariorum (canonice c. 15: 7.
compta) c. 21: 8.
1, 7 fin.: 337. Cap. incert.?: 13? 14?
1, 8 (+ 9): 336. e) Karoli M.
2, 5: 341. Cap. Harist. 779 formae com-
2, 8: 367. munis recensio aliunde non tra-
4, 30+31: 364. dita:
7 rubr.; 7, 1 in.: 310. c. 5: 304.
9, 5: 343. c. 7: 194.
9, 6: 342. c. 8-11: 193. 195-197.
9, 7: 344. c. 12: 305.
9, 9: 345. c. 13: 198.
9, 10: 346. c. 15-19: 199-203.
9, 14: 347. c. 21-23 (ult.): 204-206.
9, 15 in.: 348. Cap. episcoporum 779? 780? eius-
9, 17 in.: 349. dem recensionis: 207; cf. sub
9, 18: 350. A (Francia).
9, 19: 352. Cap. in pago Cenomannico datum
10, 1: 351. 800: 303.
10, 19: 353. Cap. legibus additum 803 c. 1.
10, 20 + 21: 354. 2 in. 2 fin.: 261-263.
10, 22 + 23: 355. Cap. missorum in Theodonis villa
14, 8: 366. datum 805
15, 2 + 4 + 5: 356. I. c. 9. 10: 244. 245.
15, 6: 357. II. c. 4-6: 246-248.
16, 1: 365. c. 8-13: 249-254.
16, 3: 306. c. 15-17: 255-257.
16, 6: 358. c. 19: 258.
16, 7: 359. c. 22: 259.
16, 9: 362. Capitulare missorum 802-813
16, 10: 363. c. 2+3+4: 260.
19, 7: 361. Cap. Baiuwaricum ca. 810?
19, 9 + 10: 360. c. 4-7: 240-243.
App. 1: 340. d) Hludowici Pii
Lex Visigothorum 2, 1, 29 rubr. [Capitulare ecclesiasticum 818.
: 405. 819

c. 6-8: 210-212.
F. Capitularien: c. 23-25: 224. 225. 227.]
a) Karlmanni Capitula legibus addenda 818.
Cap. 742: 2; cf. Conc. Germ. 819
sub B. c. 1-10: 230-239.
Cap. Liftinense 743: 3; cf. Conc. Capitulare Wormatiense 829
Lift. sub B. c. 1. 2: 98. 99.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 136]



c. 3: 275.
1, 140: 41.
c. 4: 100. 1, 141-144: 43-46.
c. 5 in. + 6: 276. 1, 145: 47 und 267.
c. 7: 101. 1, 146: 48.
c. 9. 10: 277. 278. 1, 147 in. + 148 fin.: 115.
Capitulare missorum Worma- 1, 147-152: 49-54.
tiense 829 1, 154-156: 56-58.
c. 5: 110. 1, 159. 160: 94. 95.
Capitulare pro lege hab. Wor- 1, 161: 268.
matiense 829

*  *  *
c. 3. 6: 300. 301. 2, 6. 7: 269. 270.
Cap. incert.?: 186? 375-377? 2, 10: 271.
d) Episcoporum ad Hludowicum 2, 22: 272.
imperatorem relatio 829 2, 23: 273 und 39.
c. 21 + 22: 315. 2, 37: 274.
c. 1 Post in. 1 versus fin. 2, 44. 45: 96. 97.
: 316. 317.

*  *  *
c. 2. 3: 318. 319. 3, 2: 280.
c. 9. 9 fin.: 320. 321. 3, 11: 253.
c. 11-18: 323-330. 3, 24: 281.
c. 19 in.: 322a. 3, 31: 183.
c. 26: 331. 3, 32: 282.
c. 29. 30: 332. 333. 3, 35: 283.
(c. 32 + 33): 334. 3, 36: 284 und 184.
e) Ansegisi Capitularium collectio 3, 38: 103.
1, 7: 63. 3, 41: 285.
1, 10: 64. 3, 47. 48: 286. 287.
1, 15-17: 65-67. 3, 51-53: 288-290.
1, 20. 21: 68. 69. 3, 55: 104.
1, 28. 29: 70. 71. 3, 61: 291.
1, 32: 72 3, 78: 292 und 102.
1, 34-38: 73-77. 3, 79: 293 und 105.
1, 41. 42: 78. 79. 3, 87: 294.
1, 46-48: 80-82.

*  *  *
1, 52. 53: 83. 84. 4, 9: 295.
1, 56: 85. 4, 16. 17: 106. 107.
1, 58. 59: 4. 5. 4, 22: 296.
1, 66: 86. 4, 35: 297.
1, 77: 208. 4, 37: 298.
1, 80: 209. 4, 48: 264.
1, 82. 83: 210. 211. (212). 4, 49: 299 und 108.
1, 84: 87 und 213. 4, 51: 109.
1, 85. 86: 214. 215. G. Bussbücher:
1, 87: 88. Theodori Poenitentiale
1, 88. 89: 216. 217. II 1 § 4 + 5 in. § 10: 111. 112.
1, 92: 89 und 218. II 2 § 6. 9: 113. 114.
1, 93-103: 219-229. Tractatus quidam de poenitentia?:
1, 105: 90. 116. 117. 119? 120? 127. 136.
1, 111: 91. 137?
1, 125: 265. H. Kirchenväter und andere Schrift-
1, 131: 266. steller:
1, 132: 92. Ps.-Ambrosius (4. Jahrh.) in. Epist. I.
1, 133: 302. ad Cor. 5, 2: 398.
1, 134: 93. Cassiodorius Hist. trip. 5, 17: 396.
1, 136 rubr. et in.: 40 rubr. et in. 10, 6: 402.
1, 138: 42. Rufinus Hist. eccl. 10, 2: 397?




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 137]



I. Verschiedenes1:
c. 29: 173.
a) Capitula episcoporum: c. 31: 35 in.,
α) Fons Capitulorum Frisingen- ferner ebendaher vielleicht: 169.
sium β) Capitula ignota?. 40b in.?
c. 24: 170. 188? 189? 372? (373?) 374?
c. 25: 371. γ) Capitula ignota archiepiscopi
c. 26: 171. cuiusdam?: 174-179?
c. 27: 172. b) Formulae imperiales, form. 15: 279.

II. Mosaikartig in Fälschungen und Interpolationen verarbeitete Quellen.



A. Bibel: Mogunt. 813 c. 38: 154 b.
Ev. Matth. 10, 40: 40 b. Tolet. II. 527 (531) c. 5 in.: 310.
18, 6: 40 b. 322 b.

*  *  *
18, 16. 17: 322 b. Can. apost. c. 9: 392.
Ev. Luc. 10, 16. 17, 2: 40 b. 322 b. C. Decretalen:
Act. apost. 25, 16: 392. Innoc. I., J. 315 (D.) c. 33: 370.
2 Cor. 5, 20: 322 b. D. Römisches Recht:
1 Joh. 3, 15: 40 d. 322 b. Constitutio Theodosii II. et Valen-
B. Concilien: tiniani III. Ad Albinum 430: 322 b.
Afric. (D.) c. 17 med. (Conc. Carth. E. Germanische Volksgesetze:
397): 393. Lex Visig. 3, 5, 2?: 310.
Ps. - Agath. 506 c. 61?: 310. F. Capitularien:
Ancyr. 314 c. 36 (versio Isid.): 82. Karoli M. Capitulare primum 769
Aquisgr. 836 Cap. III c. 7 i. f.: 40b. c. 1 in.: 36.
322 b. Capitulum in pago Cenom. datum
Aurel. III. 538 c. 11?: 310. 800: 36.
Carthag. (D.) c. 12 (Conc. Carth. 419 Admonitio ad omnes regni ordines
c. 12 bezw. Conc. Carth. 390 823-825 c. 1 in.: 36.
c. 10): 36. Ansegisus 1, 35: 393.
(Carthag. IV. H.) [Stat. eccl. ant.] 2, 1: 36.
c. 96 [52]: 393. H. Schriftsteller:
Chalced. 451 (D.) c. 21: 36. 393. Glossen zur Dionysio-Hadriana,
Epaon. 517 c. 22?: 310. Conc. Chalced. c. 21 und Conc.
Matiscon. 585 c. 18?: 310. Carthag. c. 12: 36.

*  *  *

Beilage.

Ein ungedrucktes Capitulare.

Wie oben zu 1, 15 (S. 68, N. 4) bemerkt ist, steht in der Hs. zu Barcelona, Arch. de la corona de Aragon 40 (= Codex monasterii Rivipullensis bei Baluze2) saec. XI., Blatt 32 b ein bisher unbekanntes Zusatzkapitel. Der nachstehend mitgeteilte Text des Kapitels beruht auf einer von Bernays gefertigten Abschrift im Apparat der MG. Er lautet:




1) Wegen der Statuta ecclesiae antiqua s. oben B (Conc. Carthag. IV., Hisp.).    
2) Vgl. MG. Capit. II, XIII.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 138]

Item de immunitate infracta. KAROLVS AVGVSTVS. Si quis infra claustra ecclesiarum1 dei violenter intraverit et immunitatem infringere presumpserit, usque ad satisfactionis emendacionem veniat2, omnium communione privetur3 et a sanctae dei ecclesiae liminibus arceatur3; nec cum fidelibus communicet, qui sacrosancto loco divino cultui consecrato vim inferre non metuit. Primum igitur ab episcopo parroechiae4 excomunicandus est, et ab eo ceteris episcopis innotescendum5, ut nullius communione iungatur, donec emendando satisfatiat. Comes vero pagi ipsius eum per bannum venire fatiat, et per legem omnia emendare compellatur et pro6 dampno, quod in immunitate fecit, DCos solidos componat. Si autem ipse nec episcopis nec comiti adquieverit7, a missis nostris comprehensus8 in causas nostras legales deducatur et pro eo, quod episcopis inobediens fuit et comitis nostri et scabinorum9 iuditio non adquievit et bannum nostrum transgressus10 est, per legem iudicatus11 capitali sententia puniatur12, et res ipsius in fiscum nostrum redigantur13.




1) Zu 'claustra ecclesiarum' vgl. die Quelle von Ben. 1, 279 (oben S. 101).    
2) Vgl. Hinschius, KR. V 1, S. 10, N. 6. 7.    
3) Zur Terminologie vgl. Hinschius a. a. O. S. 2.    
4) Vom episcopus delicti commissi? oder vom episcopus proprius?    
5) Vgl. im Allgemeinen Hinschius a. a. O. IV, 705. 801, N. 5. V 1, S. 13, N. 1. Hauptstelle aus älterer Zeit Conc. Tolet. I. c. 11 (Migne 84, 330), ein Canon, mit dessen Gedankengang sich der Satz unseres Textes deckt.    
6) Vgl. zum Folgenden die fast wörtlich übereinstimmende Vorschrift Karls d Gr. (Capitulare legibus additum 803 c. 2 in., MG. Capit. I, 113): 'Si quis in emunitatem damnum aliquid fecerit, DC solidos componat'. - Ueber die enorme Busse von 600 Solidi für Immunitätsbruch s. Brunner, DRG. II, 54. 297; vgl. auch Ben. 1, 279.    
7) Das 'comiti non adquiescere' dürfte zu deuten sein auf die Verweigerung des durch das Urteil auferlegten fidem facere, vgl. Brunner, DRG. II, 462 ff.    
8) Ueber die Verhaftung des Ungehorsamen durch den königlichen Missus vgl. Brunner a. a. O. S. 465.    
9) Vgl. die Wendung: 'iuditium scabinorum adquiescere' im Capitulare miss. in Theod. v. datum II. c. 8 in. (MG. l. c. p. 123).    
10) Uebliche Wendung, vgl. MG. Capit. II, Index, s. v. transgredi.    
11) Die Ungehorsamsacht, die zur Verwirkung des Lebens und Vermögens führt, zu verhängen ist ein Vorrecht des Königs, Brunner a. a. O. S. 466. Dass dem verhafteten Verbrecher gegenüber die Acht nur auf Entziehung des Lebens und des Vermögens (nicht auf die allgemeine Verfolgungspflicht) hinausläuft, hat Brunner a. a. O. S. 468 dargetan.     12.) Der Ausdruck 'capit. sent. puniatur' oder ein ähnlicher findet sich MG. Capit. I, 23, l. 14. 30, p. 69, l. 1. 13.    
13) Die in N. 7. 8. 11 vertretene Auffassung, wonach das Ende unseres Stückes auf das Ungehorsamsverfahren zu deuten ist, erspart den recht bedenklichen Ausweg, Tötung und Vermögenseinziehung hier als Strafe der Infidelität aus dem hybriden Gesichtspunkt des hartnäckigen Widerstrebens gegen das Königsgebot aufzufassen; vgl. über die Ausdehnung des Infidelitätsbegriffs in einem andern, problematischen Falle Brunner a. a. O. S. 64, N. 38.




[Seckel, "Studien", VI, NA 31 (1906), Seite 139]

Der Inhalt des Stückes entspricht wohl dem Rechtszustand des 9. Jh. Die Zuweisung an Karl d. Gr. freilich hat sachliche und stilistische Bedenken gegen sich, die zur Anzweifelung der Inscription berechtigen; eher dürfte an Karl d. K. (Karolus rex) zu denken sein.

*  *  *



[Seckel, Nachtrag zu Studie VI, NA 31 (1906), Seite 238]

Nachtrag zur Benedictus-Studie VI, oben S. 90.

Von Emil Seckel.

Es ist geglückt, die bisher unbekannte Quelle von Ben. Lev. 1, 191 zu finden.

1, 191 = Pseudo-Chalcedonensischer1 Canon2, überliefert in den Collectiones codicum Pithoeani3, Burgundici4, Sangermanensis5.6, ed. Maassen, Bibliotheca lat. iur. can.



  
1) Der Synode zu Chalcedon wird unser Stück von der Ueberlieferung teils ausdrücklich, teils durch seine Stellung und Bezifferung zugeschrieben: a) In der Collectio Pithoeana (N. 3) stehen unter der durch die ganze Sammlung laufenden Nummer LXXXVII die Canonen von Chalcedon in der Version des Dionysius. Auf den Schlussvermerk ΦΙΝΙΘ hinter diesen Canonen folgen einige Zeilen und zwar, was Maassen (an den unten im Text a. OO.) nicht bemerkt hat, drei Hexameter. An letztere schliesst sich unser Canon unter der Ziffer XXVII an; diese Bezifferung soll ihn wohl, trotz des vorangehenden Finit, als Canon von Chalcedon erscheinen lassen. b) In der Collectio Sangermanensis (N. 5) und in den Excerpta Monacensia (N. 6) ist das Stück inscribert: 'Canones (Canon Mon.) Calcidon.' c) In der Collectio Burgundica (N. 4) scheinen Inscription und Bezifferung zu fehlen.      
2) Die lediglich in Canonen-Sammlungen bestehende Ueberlieferung entscheidet wohl die Alternative: Canon oder Königsgesetz? (oben S. 90) zu Gunsten der ersten Annahme. Für den Ort und die Zeit der Entstehung des Canon lässt sich der nunmehr bekannten Ueberlieferung etwa Folgendes entnehmen. Das Stück ist wahrscheinlich fränkisch, da es nur in gallischen Sammlungen (N. 3-5) vorkommt; es taucht auf um 600 (N. 3) und kann nicht später gesetzt werden als 800 (N. 4. 5). - So dienen die äusseren Anhaltspunkte lediglich zur Bestätigung unserer früheren (oben S. 90. 134), sich auf innere Kriterien stützenden Vermutung, dass wir es mit einer merowingischen oder frühkarolingischen Quelle zu tun haben.      
3) Cod. Paris. 1564 saec. IX. Die Sammlung ist sicher nicht vor dem Ende des 6., vielleicht im 7., spätestens im (beginnenden?) 8. Jh. entstanden; vgl. über sie Maassen, Gesch. der Quellen I, 604-611, speziell über den Canon, den sie im vollen Umfang ('Si servus - praecipimus') bietet, S. 609.     
4) Brüssel, Cod. Burgund. 8780-8793 saec. IX. Die Sammlung ist im 8. Jh. entstanden; vgl. Maassen a. a. O. S. 636-638, insbesondere S. 636 unten. Auch hier ist der Canon vollständig.      
5) Cod. Paris. 12444 (Sangerm. 938) saec. VIII. vel IX ineunt. Die Sammlung, welche zum Teil mit Hilfe der Pithoeana (N. 3) gefertigt ist, gehört ebenfalls ins 8. Jh.; vgl. Maassen a. a. O. S. 836-840, insbes. S. 838, Nürnberger a. anzuf. O. S. 2f. 5. Der Schluss des Canon ist hier weggelassen, so dass er (wie bei Benedictus) mit den Worten endigt: 'liminibus arceatur'.      6) Ein Auszug aus der Sangermanensis (N. 5), in dem unser Canon, natürlich




[Seckel, Nachtrag zu Studie VI, NA 31 (1906), Seite 239]

manuscripta I 2 (Wiener SB. LIV, 1866) S. 207 = Gesch. der Quellen I, 6091, ed. Nürnberger, Ueber eine ungedruckte Kanonensammlung aus dem 8. Jh. (SA. aus dem 25. Bericht der wissenschaftlichen Gesellschaft Philomathie zu Neisse), 1890, S. 662. Eine Rubrik hat nur die Coll. Sangerman., wo sie aber anders als bei Ben. lautet: 'Si servus ecclesiae super furtum pressus fuerit'. Der Text Benedicts, der dem cod. Pithoeanus näher steht als dem Sangerman.3, weicht von der Vorlage meist lediglich formell ab: 'in furto compraehensus' statt 'super furtum prensus'; 'sine audientia' statt 'ante audientia(m)'4. Nur eine Wortänderung berührt auch den Sinn; Benedict macht nämlich den beim Diebstahl nicht ergriffenen Kirchenknecht: 'super furtum non praesum'5, vielleicht weil im 'praesum' unverständlich war, zu einem des Diebstahls nicht schuldigen, nichts verbrechenden Knecht: 'sine furto, non praesumentem'.



ohne den Schluss, wiederkehrt, ist enthalten im Cod. Monacensis 14 508 (S. Emmeram F 11) saec. IX./X.; vgl. Maassen a. a. O. S. 840f., Nürnberger S. 3f.     
1) Aus der Collectio Pithoeana (N. 3).     
2) Aus der Coll. Sangerman. (N. 5) unter Vergleichung des cod. Monac. (N. 6) und der ed. Maassen, wobei Nürnberger in den Noten 3 und 4 Ungenauigkeiten unterlaufen sind.      
3) Ben. schreibt 'iudice publico' (iudicio Sangerm. Mon.) und 'distringatur' (distringantur iidem) mit dem Pithoeanus.     
4) Dazu kommen einige weitere, noch weniger bedeutsame Varianten.      
5) So Pith.; pressum Sangerm.