Eine Studie zu den Handschriften der falschen Kapitularien.

Von Emil Seckel.

Einleitung.

Die kritische Neuausgabe der falschen Kapitularien des Benedictus Levita1, mit der vor Jahren der hochverehrte Jubilar mich betraut hat, ist zunächst durch die Untersuchung der Quellen des Fälschers vorbereitet worden2. Seit einiger Zeit habe ich in Berlin und auf Reisen einen Teil der mir kärglich verstatteten Muße auf die Prüfung der Handschriften verwendet.

Das große Werk des Kapitularienfälschers (1721 Kapitel) verfiel schon bald nach seinem Erscheinen (848-850) der Kürzung und Exzerpierung. Die Überlieferung sträubte sich, den vielen toten Stoff, den der Fälscher in seiner Exzerptensammlung aufgehäuft hatte, auf die Dauer unvermindert mitzuschleppen. So ist es gekommen, daß nur zwei der erhaltenen Handschriften die ungekürzte Sammlung in ihrer ursprünglichen Vollständigkeit (Vorreden; Buch 1-3; Add. I.-IV.) darbieten. Im übrigen ist die Schilderung der Überlieferung eine Geschichte der Verkürzung, die um das Jahr 1100 zum Stillstand kommt.

Die nachstehende Studie bezweckt, sämtliche bekannten Handschriften3 des Benedictus Levita - es sind




1) Über Ben. Levita vgl. zuletzt und statt aller: Heinrich Brunner, Deutsche Rechtsgeschichte I2 (1906), S. 553-558.
2) Seckel. Studien zu Benedictus Levita I-VII C, im Neuen Archiv d. G. f. ä. d. G.K. 26 Heft 1 (1900), 29 Heft 2 (1904), 31 Heft 1 (1905), 34 Heft 2 (1909), 35 Heft 1 (1909), Heft 2 (1910). Der noch nicht veröffentlichte Rest der Quellenstudien (zu Ben. Buch 3 und Add. 1.-IV.) soll baldmöglichst erscheinen. - Manche Ergebnisse eigener Nachforschungen enthält auch mein Artikel Pseudoisidor in der Realenzyklopädie f. prot. Theol.3 XVI, 265-307.
3) Ihre Existenz war durchweg längstbekannt. Von ihrer Beschaffenheit hatten wir bisher fast durchweg (Ausnahme: die Hss. von Gotha und etwa




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 378]

deren 17 - unter dem Gesichtspunkt ihrer Vollständigkeit vorzuführen und - an der Hand von 11 weiteren Handschriften - von den bisher ermittelten Auszügen genauere Nachricht zu geben. Sowohl dem Umfang als der handschriftlichen Verbreitung nach steht unter den selbständigen Auszügen weitaus an erster Stelle die von mir so genannte Abbreviatio Ansegisi et Benedicti Levitae.

Erster Abschnitt.

Die vollständige Sammlung des Benedictus Levita und ihre Kürzungen.

Erstes Kapitel.

Manuskripte der vollständigen Sammlung.

Wie erwähnt, enthalten nur zwei Codices die ganze unverkürzte1 Sammlung der Pseudokapitularien.

1. *Paris, Bibliothèque nationale, Lat. 4636 (früher Cangianus2 144; dann Regius 4243/5. 5.). Pergament, 9. Jahrhundert3, 144 Blätter (140 alt; Bl. 1. 2; 143. 144 neu) quart. Diese höchst wertvolle Handschrift4, die Baluze noch nicht kannte, habe ich im Frühjahr 1909 in Paris untersucht; weil



von Montpellier) keine genügende Kenntnis; die Angaben von Baluze, der zuletzt eine größere Anzahl von Manuskripten vor sich hatte, sind zuverlässig, aber zum Teil oberflächlich und nicht immer deutlich. Die Quellen meiner Kenntnis (überwiegend Autopsie) gebe ich bei jeder Hs. an. - Wer die Benedictus-Hss. mustert, wird häufig zugleich den Ansegisus zu prüfen haben. Was ich zu Ansegisus fand, kann hier nur nebenbei und mit Auswahl mitgeteilt werden. Daß die Ausgabe von Boretius dringend der Neubearbeitung bedarf, wissen alle Sachkenner. Als eine Boretius unbekannt gebliebene Hs. (Klasse I) mag erwähnt werden: Nikolsburg (Mähren), Fürstlich Dietrichsteinsche Fideikommißbibliothek (Signatur: II 179), 11. oder 12. Jahrh., quart; siehe (A. W. Cramer), Hauschronik (1822), S. 218. 220f.; B. Dudik im Archiv f. österr. Geschichte XXXIX (1868), 491 f; Wattenbach im Archiv X, 693. Wegen der Anhänge, die auf Ansegisus folgen sollen, bleibt die Nikolsburger Hs. zu prüfen.
1) Kleinere Defekte bleiben außer Ansatz, da sie die Erkenntnis des ursprünglichen Umfangs der Sammlung in der defekten Hs. nicht hindern.
2) Laut Notiz in der Hs.: J. P. G. Châtre de Cangé 1729.
3) Nach dem auf Grund der Photographie gewonnenen Urteil von M. Tangl ist die Hs. nicht später geschrieben als etwa im Jahre 880.
4) Kurz erwähnt ist die Hs. an folgenden Orten: Catalogus codd. Paris. III, 617; MG. LL. I, 270; IIb, 18; MG. Capit. I, 391 no. 35; II, p. XXIII; Maassen, N. A. XVIII (1892), 302.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 379]

nicht versendbar, ist sie (Bl. 24b-142b) 1912 für die Mon. Germ. hist. photographiert worden. - Die Hs. ist am Anfang defekt; sie beginnt jetzt Bl. 3a1 mit dem Schluß von Anseg. 1, 99 v. "quod si post haec". Bis Bl. 24b geht Ansegisus2; der Name Lothars ist unterdrückt (also Handschriftenklasse II). Bl. 24b, Zeile 14, beginnt Benedictus. Die Versus de principibus (Bl. 26 a. b) Zeile 33ff. haben die Fassung "Lotharius" (also Hss.-Klasse I). Mehrere Blätter sind ausgerissen. Das Kapitelverzeichnis zum dritten Buch zählt 558 Nummern; die Add. I. hat demgemäß fortlaufende Kapitelzählung. Bl. 142b bricht die Hs. in Add. IV. 8 fin. mit den Worten ab: "Et dominus per prophetam (monet"; dieses Wort unleserlich). Kein Zweifel, daß die Hs. ursprünglich noch die ganze Add. IV. enthielt.

2. *Paris, Bibl. nat., Lat. 4634 (früher laut Randnotiz auf Bl. 1b: "Liber sanctae Mariae sanctique Stephani Senonum"; dann Baluzianus 202, Regius 4243/2). Pergament, (ausgehendes?) 10. Jahrh., 180 Bl. quart3. Von Baluze für seine Ausgabe nicht verwertet. Von mir 1909 in Paris untersucht; freundlicherweise im Winter 1910/11 nach Berlin geliehen und hier von Erich Caspar kollationiert. - Bl. 1b-34b Ansegisus (vollständig); Bl. 34b-179b Benedictus4. Die Versus de principibus Zeile 33ff. in der Fassung "Lotharius" (also Hss.- Klasse I)5. Vom ganzen Werk des Benedictus fehlen nur die Rubriken 415-436 im Kapitelverzeichnis des zweiten Buches und die Rubriken 221 fin.-273 in. im Kapitelverzeichnis des dritten Buches. Das Kapitelverzeichnis zum dritten Buch zählt




1) Von den Blättern 3-8 ist ein erheblicher Teil der oberen Blatthälfte abgerissen.
2) Buch 1-4 nebst den drei Appendices; also war ursprünglich auch Ansegisus vollständig. Jetzt fehlt, außer dem Anfang, mindestens ein Blatt zwischen fol. 8 und 9, welches Ans. 2, 25 p. 419 l. 30 (nouioma | censem) bis 2, 29 p. 421 l. 22 (pascuntur. | Nosodomium) enthielt.
3) Erwähnungen der Hs.: Catalogus III, 617; Archiv II, 387; MG. LL. I, 270; IIb, 18; MG. Capit. I, 391 no. 33; II, p. XXIII; Maassen, N. A. XVIII, 301 unten, wo die Signatur verdruckt oder verschrieben ist (4643 statt 4634; der cod. *Paris. Lat. 4643 ist eine Papierhs. des 15. Jahrh. und enthält einen Stilus curie Parlamenti Parisiensis, inc. "Quoniam hominum memoria labilis est").
4) Die Blätter 99-106 sind verheftet (richtige Reihenfolge: 102. 101. 100. 99; 106. 105. 104. 103). Die Blätter 143-151 (mit Ben. 3, 463-478 und Add. I.) sind aus einer älteren Hs. übernommen.
5) Textlich steht die Hs. der an erster Stelle erwähnten (Paris. 4636) sehr nahe. Wären nicht gewisse Hindernisse (z. B. im Texte von 2, 369), so könnte man geneigt sein, sie für eine Abschrift des Cod. Paris. 4636 zu halten.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 380]

558 Nummern; die Add. I. hat demgemäß fortlaufende Kapitelzählung. -

2a. Eine vollständige Handschrift scheint Ivo von Chartres vorgelegen zu haben. In seinem Dekret1 finden sich mit Inskriptionen, die die Kapitulariensammlungen nennen oder auf sie hindeuten2, viele Stellen aus Anseg. Buch 13, 24, 35, 46 (nicht aus den wenig bedeutenden drei Appendices), sowie aus Benedictus Levita Praefatio7, Buch I8, 29, 310; endlich



1)Benutzte Ausgabe: Migne, Patrol. Lat. 161.
2) Die nichtinskribierten Stellen ans Ans. und Ben. lasse ich hier bei Seite. - Die Inskriptionen sind meist richtig; die Zahlenfehler, immer durchsichtig, lassen sich leicht verbessern.
3) Ans. 1, 61 sub fin. = Ivo 12, 33; 1, 61 fin. = Ivo 12, 23; 1, 65b = Ivo 10, 41; 1, 83 = Ivo 16, 261; 1, 85 = Ivo 16, 262; 1, 87 = Ivo 16, 263; 1, 88 = Ivo 16, 264; 1, 99 = Ivo 6, 26b; 1, 125 = Ivo 13, 21; 1, 135 = Ivo, 16, 265.
4) Ans. 2, 41 = Ivo 16, 345.
5) Ans. 3, 4 = Ivo 10, 42; 3, 12 = Ivo 16, 266; 3, 16 = Ivo 8, 51; 3, 43 = Ivo 16, 56; 3, 44 = Ivo 16, 267; 3, 45 = Ivo 16, 268; 3, 47 = Ivo 16, 269; 3, 54 = Ivo 16, 270; 3, 61 = Ivo 16, 236 u. 271; 3, 62 = Ivo 16, 237; 3, 65 = Ivo 16, 272.
6) Ans. 4, 9 = Ivo 16, 273; 4, 13 = Ivo 16, 288; 4, 15 = Ivo 16, 274; 4, 16 = Ivo 16, 275 u. 346; 4, 17 = Ivo 10, 44 u. 16, 276; 4, 18 = Ivo 16, 277; 4, 21 = Ivo 8, 26c; 4, 23 = Ivo 16, 347; 4, 27 = Ivo 16, 239; 4, 31 = Ivo 16, 278; 4, 35 = Ivo 16, 279; 4, 37 = Ivo 16, 280; 4, 45 = Ivo 16, 240; 4, 56 = Ivo 16, 281; 4, 63 = Ivo 16, 241.
7) Vorrede in Prosa § 2 in. 4. 10 = Ivo 4, 174.
8) Ben. 1, 1 med. = Ivo 10, 34; 1, 6 = Ivo 1, 175; 1, 7 = Ivo 1, 302; 1, 18 = Ivo 9, 124; 1, 20 = Ivo 8, 52; 1, 21 = Ivo 8, 256; (1, 36 = Ivo 6, 419); 1, 155 = Ivo 3, 123; 1, 185 = Ivo 6, 402; 1, 186 = Ivo 10, 8; 1, 192 = Ivo 6, 403 u. 16, 206; 1, 197 fin. = Ivo 10, 43; 1, 206 = Ivo 16, 207; 1, 261 = Ivo 10, 9; 1, 279 = Ivo 3, 100; 1, 300 = Ivo 8, 241; 1, 306 = Ivo 16, 101; 1, 309 = Ivo 16, 208; 1, 313. 314 = Ivo 16, 209. 210; 1, 336 = Ivo 6, 401; 1, 343 bis 348 = Ivo 16, 211-216; 3, 351. 352. = Ivo 16, 282. 283; 1, 353-356 = Ivo 16, 217-220; 1, 357 = Ivo 6, 432; 1, 360 = Ivo 16, 284; 1, 362-364 = Ivo 16, 285-287; 1, 365 = Ivo 16, 221; 1, 366 = Ivo 16, 222 u. 288; 1, 367. 368 = Ivo 16, 289. 290.
9) Ben. 2, 10 = Ivo 16, 348; 2, 16-21 = Ivo 16, 349-354; 2, 23-25 = Ivo 16, 291-293; 2, 38 = Ivo 16, 294; 2, 70 = Ivo 10, 5; 2, 77 = Ivo 1, 112; 2, 84 = Ivo 16, 295; 2, 90 = Ivo 10, 10; 2, 91 = Ivo 8, 80; 2, 95 = Ivo 8, 53; 2, 104 = Ivo 16, 296; 2, 111 = Ivo 16, 297; 2, 116 = Ivo 16, 298; 2, 137 = Ivo 16, 299; 2, 146 = Ivo 16, 57; 2, 150 = Ivo 16, 300; 2, 159 = Ivo 16, 58; 2, 160 = Ivo 16, 301; 2, 212 = Ivo 16, 302; 2, 222. 223 = Ivo 16, 303. 304; 2, 228 = Ivo 16, 305; 2, 243 = Ivo 16, 306; 2, 253 = Ivo 16, 307; 2, 293 = Ivo 16, 223; 2, 294 = Ivo 16, 308; 2, 309 = Ivo 16, 309; 2, 344 = Ivo 16, 224; 2, 348 = Ivo 16, 361; 2, 353. 354 = Ivo 16, 310. 311; 2, 355 = Ivo 16, 225;




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 381]

wenigstens aus zweien von Benedictus' Additionen, nämlich Add. I.1 und Add. III.2. Die Möglichkeit, daß das von Ivo unmittelbar benutzte Manuskript am Ende defekt war, wird man offen lassen müssen; denn daß er die Add. IV. nur durch Vermittelung eines (heute verlorenen) großen Auszugs gekannt hat3, wird unten4 zu zeigen versucht werden.

Zweites Kapitel.

Manuskripte, in denen nur die Additio I. ausgelassen ist.

Daß Add. I. mit ihren "regulae monasticae congruentia . . . capitula"5 schon frühe dem Kürzungsbedürfnis zum Opfer fiel, ist leicht begreiflich. Von Handschriften, in denen absichtlich der Text der Add. I. (fast vollständig oder ganz vollständig) unterdrückt worden ist, kennen wir fünf; doch reduzieren sich diese fünf Handschriften auf vier, weil zwei von ihnen6 eine verschollene Handschrift repräsentieren.

3. Diese nicht wieder auffindbare Handschrift befand sich früher im Eigentum der Kirche von Beauvais. Baluze7 be



2, 366 = Ivo 16, 312; 2, 395 = Ivo 16, 362; 2, 410 = Ivo 16, 313; 2, 417 = Ivo 16, 314.
10) Ben. (3, 123 = Ivo 5, 332); 3, 124 = Ivo 10, 45; 3, 141 in. = Ivo 5, 333; 3, 157 = Ivo 16, 355; 3, 177 fin. = Ivo 16, 356; 3, 181 = Ivo 16, 226 u. 315; 3, 200 = Ivo 4, 157; 3, 204 = Ivo 16, 316; 3, 208 = Ivo 16, 59; 3, 212 = Ivo 10, 46; 3, 215 = Ivo 16, 357; 3, 222 = Ivo 11, 24; 3, 227 = Ivo 16, 317; 3, 249 = Ivo 16, 318; 3, 257 = Ivo 13, 6 u. 16, 358; 3, 291 = Ivo 16, 319; 3, 297 = Ivo 16, 320; 3, 298 = Ivo 16, 227 u. 321; 3, 299 = Ivo 16, 228; 3, 303. 304 = Ivo 16, 229. 230 u. 322. 323; 3, 313 = Ivo 16, 231; 3, 318 = Ivo 16, 232; 3, 325 = Ivo 16, 324; 3, 326. 327 = Ivo 16, 233. 234; 3, 334 = Ivo 16, 359; 3, 340. 341 = Ivo 16, 325. 326; 3, 342 = Ivo 16, 100; 3, 343-345 = Ivo 16, 327-329; 3, 353 = Ivo 16, 330; 3, 355 = Ivo 16, 331; 3, 361 = Ivo 16, 235; 3, 386 = Ivo 16, 360; 3, 440 = Ivo 16, 332; 3, 450 = Ivo 16, 333.
1) Ben. Add. I. 16 (494) = Ivo 1, 133 mit der Inskription "Cap. lib.VII. c. 494".
2) Ben. Add. III. 54 fin. = Ivo 8, 54 mit der Inskription "Adiecti capitulares c. 55".
3) Aus diesem Auszug hat Ivo auch einige Stellen der Add. III. entnommen: Decr. 16, 334. 335 (wiederum = Add. III. 54). 336. 337.
4) Abschnitt II, Kap. III, Stück 5.
5) Ben. Praef. § 12.
6) Unten Nr. 3 a. b.
7) Baluze Praef. § 73: ". . . veterem et optimum librum ecclesiae Bellovacensis, omnium quos hactenus vidi optimum, quia plura eaque perfecta continet quam ceteri"; und weiter: "praeterquam quod ille elegantissime scriptus est, habet collectionem Ansegisi et Benedicti Levitae integram, etiam librum




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 382]

zeichnet sie als die beste und vollständigste der ihm bekannten Handschriften. Der codex Bellovacensis enthielt u. a.1 die ganze Sammlung des Benedictus, mit Ausnahme der Add. I. Von dieser standen in ihm nur die Rubriken (als Nr. 479-558 des Kapitelverzeichnisses zum dritten Buch2 und außerdem3, die Praefatio. Die Hs. gehörte der Klasse I der BenedictusCodices an.

An die Stelle des Bellovacensis treten für uns zwei junge aus ihm genommene Abschriften (3 a. b):

3a. *Rom, Bibl. Vaticana, Vaticanus 4982. Papier, 17. Jahrh., 304 Bl. folio. Die Handschrift4 enthält (Bl. 1 a-66 b) von Benedictus Levita das dritte Buch mit voranstehendem Kapitelverzeichnis, das (unter Nr. 479-558) auch die Rubriken der Add. I. bringt; dann die Praefatio der Add. I.5, die Rubriken und den Text von Add. II., Add. III. + IV.6. Viktor Krause hat von der Hs. eine (fehlerhafte) Kollation genommen. Ich habe die Hs. 1907 in Rom eingesehen und zum Teil nachkollationiert. Im Jahr 1908 wurde eine Photographie für die Mon. Germ. hist. angefertigt.

3b. Rom, Bibl. Vaticana, reg. Christ. 291 (früher Petavianus). Papier, 16. Jahrh. - Die Hs.7 enthält Bl. 128a die



septimum". Dieses Buch finde sich nur noch in einem alten Vaticanus (unten Nr. 4). "Tamenetsi autem liber ille (Bellovacensis) sit omnium quos vidi integerrimus, additionem primam non habet, ut supra (§ 48) monui". - Der Hs. wird gedacht: N. A. VIII, 312; MG. LL. I, 268; IIb, 18; MG. Capit. II, p. XIII.
1) Der Ansegisus des Bellovacensis gehörte der I. Klasse der AnsegisusHss. an.
2) Baluze Praef, § 48: ". . . in titulis... libro septimo praefixis . . . sequuntur consequentibus numeris lemmata capitum primae additionis, ita ut additis ad 478 capita libri septimi capitibus 80 primae additionis, consurgat numerus 558 capitulorum".
3) Wovon Baluze nichts sagt; vgl. aber unten Hs. Nr. 3a.
4) Erwähnungen: Archiv XII, 246; N. A. III, 150; MG. Capit. II, p. XXVIII.
5) Anno incarnationis - inuiolabiliter (!); vgl. MG. Capit. I, 344 l. 1-4.
6) Hinter Add. IV. steht eine Urkunde von V. Kal. Mart. anno ab incarn. dom. 1080, tempore Guidonis episcopi (Guido, Bischof von Beauvais 1063 bis 1085), regnante Philippo rege (Philipp I., 1060-1108) usw., betreffend ein von Pantaleon de Britolio zu Unrecht besessenes Allod von S. Peter de Aroissonis curte.
7) Erwähnungen: Archiv XII, 273; MG. Capit. II, p. XXVIII.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 383]

Sammlung des Benedictus, leider nur im Auszug1. Viktor Krause hat sie von Buch 3 ab kollationiert.

[Rom, cod. Vallicellanus C. 16. Papier, 16. Jahrh., 260 Bl. folio. Die Hs.2 ist nach Werminghoff3 ein "exemplar codicis Bellovacensis deperditi", das 32 Einzelkapitularien überliefert. Diese Kapitularien füllen nur die ersten 88 Blätter. Die Prüfung der Hs. durch E. Caspar (März 1914 in Rom) hat ergeben, daß auf Bl. 89-260 sich die Sammlungen des Ansegisus und Benedictus nicht finden.]

4. *Rom, Bibl. Vatic., Palatinus 583 (früher S. Martin in Mainz4 Pergament, ausgehendes 10. Jahrh., 244 Bl. quart. - Die Hs.5 enthält Bl. 1a-43a Ansegisus und Bl. 43a-244a6 Benedictus. Von den 80 Rubriken der Add. I. sind nur 33 (unter den Nrn. 479-511) dem Kapitelverzeichnis des 3. Buches angehängt. Der Text der Add. I. fehlt völlig. Viktor Krause hat eine (ungenaue) Kollation der Hs. hergestellt. Ich habe die Hs. in Rom 1907 geprüft. Im Jahr 1908 ist Benedictus aus der Hs. für die Mon. Germ. hist. photographiert worden. - Die Hs. gehört der Klasse II an.

5. *Rom, Bibl. Vat., reg. Christ. 974 (früher Petavianus7 244). Pergament, 11. Jahrh., 187 Bl. groß- und breitfolio. Die Hs.8 enthält Blatt 1-38 den Ansegisus und Bl. 38 b bis Schluß den Benedictus. Der Codex ist eine alte Abschrift des Vat. Pal. 583 (oben Nr. 4), wie zuerst Viktor Krause9 erkannt hat und was ich bei Einsichtnahme in die Hs. zu Rom im Jahr 1907 bestätigt gefunden habe. Der Abschreiber hat sich übrigens Kürzungen erlaubt; z. B. finden sich statt der Volltexte nur kurze Exzerpte




1) Die Rubriken und zahlreiche Texte fehlen. Das Nähere interessiert hier nicht, da der Auszug erst im 16. Jahrh. gefertigt worden ist.
2) Erwähnungen: Archiv XII, 423; MG. Capit, II, p. XXVII.
3) MG. l. c.
4) Auf Bl. 1 a steht, wie in andern alten Mainzer Hss., die Eigentümernotiz: "Iste liber pertinet ad librariam Sanctj martinj Ecclesie maguntin(ensis). M(acarius de Buseck) Sindicus subscripsit. 1479".
5) Erwähnungen: Baluze Praef. § 48. 73. 78 i. f.; Archiv XII, 339; N. A. II, 332 N. 1; VIII, 307f.; Codices Vat. Pal. Lat. I, 196; MG. LL. I, 269; II b, 17; MG. Capit. I, 391 no. 29; II, p. XXIX sq.; MG. Conc. II, 912; Maassen, N. A. XVIII, 302.
6) Bl. 244 a. b folgt noch das Capitulare Francof. 951 (MG. Const. I, 17).
7) Auf Bl. 2a der Hs. steht auf dem untern Rande: "Alexander, Pauli filius, Petauius, Senator parisiensis, anno 1647".
8) Erwähnungen: Archiv XII, 311; MG. Capit. I, 391 no. 28; II, p. XXIX.
9) Laut einer nicht veröffentlichten Notiz.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 384]

(mit Rückverweisungen) aus Add. III. 92. 93. 96-98; III. 91 fehlt; auf Add. III. 99 folgt Add. IV. 9; usw.

6. *Gotha, Herzogl. Bibl., Membr. I. 84 (54; zuvor der ecclesia S. Martini Maguntinensis gehörig). Pergament, 10./ 11. Jahrh., 413 Bl. großfolio. - Die Hs.1 enthält Bl. 1-145 den Ansegisus nebst den Appendices und die Sammlung des Benedictus (beide in der Fassung der Hss.-KI. II; = Gothanus b)2. Von den Rubriken und vom Texte der Add. I. gilt genau dasselbe, wie bei dem ebenfalls aus Mainz stammenden Palatinus 583 (vorhin Nr. 4). - L. C. Bethmann hat die Hs. für die Ausgabe von Pertz in MG. LL. IIb kollationiert. Ich habe sie 1891 zu Gotha nur flüchtig eingesehen3.

Drittes Kapitel.

Unvollständige (defekte oder abbrechende) Handschriften.

Unter dieser Gruppe III fasse ich fünf Codices zusammen, die in ihrem heutigen Blätter- oder Schriftbestande nur Teile des Benedictus enthalten, möglicherweise aber, wenn defekt, d. h. eines Teiles der Blätter beraubt, in ihrem ursprünglichen Umfange die vollständige (oben Kap. I) oder die annähernd vollständige (oben Kap. II) Sammlung selbst enthielten, oder, wenn abbrechend, d. h. in äußerlich nichtdefektem Zustande nur einen Teil des Benedictus überliefernd, aus einer vollständigen (oben Kap. I) oder annähernd vollständigen (oben Kap. II) Vorlage abgeschrieben sind. Soweit die Hss. dieser Gruppe den Benedictus überliefern, sind sie nach dem heutigen Stand meiner Kenntnis ungekürzt. Von den nachstehend aufgeführten Manuskripten enthält Nr. 7 den Text von 634, Nr. 8 den Text von 505, Nr. 9 den Text von 405, Nr. 10 den Text von 236 und Nr. 11 den Text von 88 Kapiteln.

7. *Paris, Bibl. nat., Lat. 4637, erste Hs. des Sammel




1) Erwähnungen: Archiv X, 363; XI, 604; Cyprianus, Catalogus codd. mss. bibl. Gothanae (1714), p. 12ff.; MG. LL. I, p. XXVIII; IIb, 17. 18; MG. Capit. I, 390 no. 3; I, 391 no. 27; II, p. XV; MG. Conc. II, 909; Maassen, N. A. XVIII, 302.
2) Auf Benedictus folgt Bl. 145. 146 das Concil. de clericorum percussoribus (MG. Capit. I, 359).
3) Eine fünfte Hs. der vorstehend behandelten Gruppe II lag der Abbreviatio zum Grunde; die wahrscheinlich verlorene Hs. läßt sich großenteils aus den 4 Hss. der Abbreviatio rekonstruieren, vgl. unten Abschn. II, Kap. III, Stück 4, Ziff. VI.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 385]

bandes (der Band war vormals Colbertinus 467, dann Regius 4243/4 [nicht: 4243A]). Pergament, 11. Jahrh., 176 Bl., mittleres Folio. - Der Sammelband1 ist aus mehreren (2? 3?) früher selbständigen Handschriften zusammengesetzt. Ich habe den Band im Jahr 1909 in Paris geprüft.

Erste Handschrift, Bl. 1a-160b, Handwechsel auf Bl. 153 (der Quatern Bl. 153-160 aus einer andern Hs. eingefügt?). Inhalt: Bl. 1a-65a Ansegisus2 mit den 3 Appendices3 (Hss.- Klasse II); Bl. 65a (Zeile 11)-160b Bruchstücke des Benedictus:

a) Bl. 65a-152b, ein großes Bruchstück, enthaltend den gewöhnlichen Anfang, die Versus de principibus Z. 33-40 in der Fassung der II. Hss.-Klasse (Ludwig, Lothar, Karl); Buch 1 mit voranstehendem Kapitelverzeichnis, vollständig; vollständiges Kapitelverzeichnis zu Buch 2 (c. 1-436); Text des 2. Buches defekt4 (endigend in 2, 176 mit den Worten: quorum tibi fides cognita est et nota | ).

b) Bl. 153a-160b, kleines Bruchstück von anderer Hand, enthaltend Ben. 3, 253-3, 305. Diese Kapitel sind, wie die des Bruchstücks a, rubriziert; sie haben die richtige und fortlaufende Numerierung. Der defekte4 Text endigt in 3, 305 fin. mit den Worten: pro eo quod fidem et con | .

Zweite Handschrift - s. unten Nr. 11.

8. Sankt Gallen, Stiftsbibliothek 727. Pergament, 10./11. Jahrh., 256 Bl. folio. - Die Hs.5 enthält a) Ansegisus nebst den Appendices; b) Benedictus Buch 1 und von Buch 2 die Kapitel 1-100. Der Codex ist noch nicht für die neue Ausgabe geprüft; vermutlich gehört er zur Klasse II der Hss.

9. Barcelona, Archivo de la Corona de Aragon 40 (vormals Eigentum des Klosters Santa Maria de Ripoll). Pergament,




1) Erwähnungen: Baluze Praef. § 68; Catalogus III, 617; MG. LL. I, 269; IIb, 17. 18; MG. Capit. I, 391 no. 36; II, p. XXIII.
2) Bl. 1a eigenartige Überschrift: "In Christi nomine incipiunt capitula regum et episcoporum maximeque nobilium omnium francorum" - also ganz im Geiste des Benedictus; vgl. Seckel, Art. Pseudoisidor, S. 301, 60 bis 302, 40.
3) App. I. und II. fortlaufend numeriert.
4) Es ist deshalb in jeder Beziehung ungenau, wenn Maassen (N. A. XVIII, 302) und andere von diesem codex mancus, non abbreviatus sagen, er "bringe außer dem vollständigen ersten die zwei letzten Bücher nur in abgekürzter Form".
5) Erwähnungen: Baluze Praef. § 72; Archiv V, 315; Scherrer, Verzeichnis der Hss. der Stiftsbibl. von St. Gallen, S. 233; MG. LL. I, 269; IIb, 17. 18; MG. Capit. I, 391 no. 31; II, p. XXX; Maassen, N.A. XVIII, 302.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 386]

11. Jahrh., folio. - Die Hs.1 enthält den Ansegisus und das vollständige erste Buch des Benedictus2. Sie wurde von Bernays für die Mon. Germ. hist. kollationiert. Textlich gehört sie zur II. Klasse der Benedictus-Hss.

10. * Rom, Bibl. Vat., reg. Christ. 447. Pergament, 11. Jahrh., 72 Bl. quart. - Die Hs.3 enthält Ansegisus, und Bl. 50b-72b. 17a-24b ein Fragment des ersten Buchs der falschen Kapitularien. Der cod. beginnt (ohne die Worte: De conglutinatione - versiculis) mit der metrischen Vorrede. Die Versus de principibus Z. 33ff. haben die Fassung der II. Hss.-Klasse. Bl. 72b endigt mit Ben. 1, 142 v. "commendetur"; die Fortsetzung (Ben. 1, 143ff.) steht Bl. 17a-24b, wo der Text in Ben. 1, 236 fin. aufhört mit den Worten: amittat. Explicit4.

11. * Paris, Bibl. nat., Lat. 4637 (vgl. oben Nr. 7), zweite Handschrift des Sammelbandes; Bl. 161a-175b zwei Bruchstücke des Benedictus:

a) Bl. 161a-173a, ein Fragment des ersten Buches5. Es beginnt in der Mitte von Ben. 1, 318 mit den Worten: "uitandam pretermittuntur. quisquis ergo"; es geht bis 1, 405, das heißt bis zum Schluß des letzten Kapitels des ersten Buches




1) Erwähnungen: Baluze Praef. § 67; N. A. VI, 386; R. Beer, Handschriftenschätze Spaniens (1894), S. 412 N. 1; Derselbe, Die Hss. des Klosters S. Maria de Ripoll, in den Wiener SB., Phil.-hist. Kl. 155 (1908), S. 4. 95. 104; MG. LL. I, 268; IIb, 17. 18; (MG. Capit. I, 390sq. nicht erwähnt); MG. Capit. II, p. XIII; MG. Conc. II, 908; Maassen, N. A. XVIII, 302.
2) Auf Ben. lib. 1 folgen Kapitularien Ludwigs d. Fr. und Karls d. Kahlen; die Capitula des Bischofs Walter von Orléans; Briefe des Erzbischofs Hinkmar von Reims; endlich die Historia de translatione reliquiarum sancti Stephani.
3) Erwähnungen: Archiv XII, 281; MG. Capit. I, 391 no. 22; II, p. XXVIII.
4) Zwischen das Rubrikenverzeichnis und den Text von Buch 1 sind (Bl. 59a unten - 59b) von anderer Hand 4 fremde, rubrizierte Stücke eingeschoben: a) In capitularibus dominicis. cap. XLIII. De illis libertatibus et rebus, quę in dominica uestitura sunt, qualiter inquirantur. Volumus ut - examinentur = Anseg. 4, 43; - b) De prescriptione. xl. annorum. Nec decem anni - ereditatibus = Jul. Ep. Nov. 119, 6 § 511 (cf. MG. Capit. I, 219, 9); - c) De rebus ecclesiae vsv collatis, vt prescriptione temporis non defendantur. Clerici quilibet - transcribere = Conc. Epaon. 517 c. 18 = Conc. Pseudo-Agath. c. 59 (MG. Conc. I, 23); - d) Vt nemo res ecclesiae, nisi cuius (!) iure debentur, in quibuslibet regionibus coniacentes competere audeat uel tenere. cap. C. XXXV. Ut nullus episcoporum - restituat = (wie Rubrik und Ziffer zeigen) Ben. 2, 135.
5) Das erste Buch steht vorher vollständig in demselben Sammelband (oben Nr. 7, litt. a).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 387]

("non ualeat"). Die Rubriken fehlen1; doch ist für sie vor jedem Kapitel reichlicher Raum freigelassen.

b) Bl. 173a-175b, ein lückenhaftes2 Fragment des Rubrikenverzeichnisses3 zum zweiten Buch. Vorhanden sind die Rubriken zu 2, 1-101 ("De blasphemia in deum") und Reste von der Rubrik zu 2, 102 (Bl. 175a med.); auf der ersten Hälfte von Bl. 175 b4 folgen noch die Rubriken zu 2, 108-117.

Viertes Kapitel.

Manuskripte, in denen mehr als nur die Additio I. ausgelassen ist.

Das Bestreben, die gewaltige Sammlung der falschen Kapitularien handlicher zu gestalten, machte früh (schon im Jahrhundert des Fälschers selbst!) nicht mehr5 Halt vor den drei Büchern und den drei letzten Additionen.

Sollte schon einmal gekürzt werden, so konnte man entweder nach Willkür und Geschmack verfahren oder ein methodisches Verfahren6 einschlagen. Methodischen Köpfen von einiger Gelehrsamkeit mußte der Gedanke kommen, daß es die reine Zeit- und Pergamentvergeudung sei, erst den Ansegisus abzuschreiben und dann in derselben Handschrift7 die vielen Kapitel nochmals zu kopieren, die Benedictus einfach dem Ansegisus8 oder dessen Vorlagen entlehnt hatte; es mußte die Rückverweisung auf Ansegisus genügen. Nach diesem Rezept ist die Handschrift oder vielmehr die Rezension von Avranches (unten Nr. 12) gearbeitet.

Wer weniger Philologenblut in den Adern hatte und sich daher nicht scheute, die Kapitelziffern zu ändern, konnte leichten Herzens auch ohne die Rückverweisungen auskommen. Solche




1) Anders als in der ersten Handschrift des Sammelbandes.
2) Die Lücken rühren daher, daß die Blätter 175. 176 je der unteren Hälfte beraubt sind.
3) Die Bezifferung fehlt.
4) Bl. 176 hat nichts mit Benedikt zu schaffen.
5) Anders als in der Rezension, die unsere Gruppe II (oben S. 381ff.) bildet.
6) Auf diese Weise entstand auch die jüngste der Kürzungen, d. h. die Ausgabe des Petrus Pithoeus von 1588.
7) Denn regelmäßig wurden die sieben Bücher der Kapitularien zusammen abgeschrieben.
8) Für Buch 1 habe ich die Ansegisus-Stücke verzeichnet N. A. XXXI, 136. In Buch 2 steht kein einziges Exzerpt aus Ansegisus (N. A. XXXV, 108). Auch in Buch 3 scheint keiner der (ziemlich zahlreichen) Texte aus echten Kapitularien durch Ansegisus vermittelt zu sein.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 388]

Enthaltsamkeit übte der Autor der in der Hs. Nr. 13 vorliegenden Rezension.

Wessen Gelehrsamkeit über Ansegisus hinaus bis zu den Originalen reichte, aus denen Benedictus selbst geschöpft hatte, wer z. B. originale Einzelkapitulare der Frankenkönige kannte und Abschriften von ihnen bequem zur Hand hatte, konnte im Auslassen noch einen Schritt weiter gehen. - Gefielen dem Redaktor die von Benedictus beliebten Wiederholungen aus Ansegisus, z. B. weil er als Feinschmecker die tendenziösen Interpolationen des Fälschers zu schätzen wußte, oder war er stumpfsinnig genug, der Wiederholungen nicht gewahr zu werden, so blieb es ihm unbenommen, nur solche Kapitel aus Benedictus herauszustreichen, deren dem Ansegisus fremde Originale er entdeckt hatte und jederzeit zu benutzen in der Lage war. In letzterem Sinne verfuhr der Urheber der Rezension Nr. 13a.

Ferner mußten die Wiederholungen innerhalb der Collectio Benedicti selbst dazu reizen, den duplicata vel triplicata nur einmal Aufnahme zu gewähren (s. unten Nr. 12. 15/16).

Daß sich noch andere Kürzungsmotive denken lassen1, zeigen der cod. Paris. 18239 bei Ben. 1, 35-37. 186 (unten Nr. 13), sowie die Sonderhandschriften der 4 Additionen (unten Nr. 15/16).

Lag der Kürzung ein absolut oder relativ vollständiges Exemplar des Benedictus (oben Gruppe I. II.) zum Grunde, so konnte sie in reduzierter Gestalt alle Teile der Sammlung wiedergeben. Dies tut in der Tat die Rezension der Hs. Nr. 14.

Bieten uns die Handschriften nur einzelne Teile der Sammlung in reduzierter Form - was bei den Rezensionen des Isaac (unten Nr. 13a) und der Hss. Nr. 12. 13 zutrifft -, so kann dies einen dreifachen Grund haben. Entweder war schon die Vorlage, die der Kürzungsoperation unterzogen wurde, unvollständig2. Oder war die Vorlage vollständig; dann war noch ein doppeltes möglich: entweder ließ der reduzierende Bearbeiter von sich aus ganze Teile weg, oder traf die an sich noch alle Teile umfassende Kürzung durch die Ungunst der Zeiten, durch die Faulheit der Abschreiber usw. das Schicksal der Verstümmelung3.




1) Berücksichtigung eines Ansegisus auctus.
2) Im Sinne unserer Gruppe III.
3) Wiederum im Sinne unserer Gruppe III.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 389]

1. Weglassung der Stücke aus Ansegisus.

Das Kürzungsverfahren, das prinzipiell darin bestand, die bei Benedikt wiederkehrenden Ansegisus-Kapitel auszuschalten, wurde in zwei Handschriften beobachtet, die zugleich zwei Rezensionen darstellen.

12. * Avranches, Bibl. de la ville 145 (alte Nrn.: 121 und 40/56; vormals Eigentum des Klosters Mont-Saint-Michel1 in der Normandie). Pergament, 12. Jahrh.1, 110 Blätter und zwei Vorblätter, hochquart. Die Hs.2 enthält - abgesehen von zwei an der Spitze stehenden Stücken3, die vielleicht aus dem Vorblatt der Vorlage in den cod. Abrincatensis geraten sind - Bl. 1b bis 46b den Ansegisus, dann Bl. 46b (Zeile 3) bis 110b die (gekürzte) Sammlung des Benedictus Levita von ihrem gewöhnlichen Beginn4 bis einschließlich Kapitel 2, 3625. Das Manuskript wurde Anfang 1911 dankenswerterweise nach Berlin gesendet, hier von mir geprüft und von Ernst Müller kollationiert. Es gehört der Hss.-Klasse II an.

Mit der decurtatio Benedicti hat es in der Hs. folgende Bewandtnis. Die Anfangsstücke und das Kapitelverzeichnis vor Buch 1 sind vollständig; im Text des ersten Buches fehlen die Rubriken. Die Hauptkürzung wird dadurch erreicht, daß von den aus Ansegisus stammenden Kapiteln nur die Anfangsworte6 hergesetzt und dahinter Rückverweisungen mit roter Tinte oder




1) Bl. 110b der Hs. steht die Notiz: "Iste liber est S. Michaelis de periculo maris, quem domnus Robertus fecit fieri".
2) Erwähnungen: Baluze Praef. § 77; Archiv VIII, 382; Catalogue général (alte Serie) IV, 500fg.; Catalogue gén. (neue Serie), Dép. X, 66fg.; MG. LL. I, 268; IIb, 17. 18; MG. Capit. I, 391 no. 25; II, p. XI; Maassen, N. A. XVIII, 302.
3) Bl. 1a: Gregorius theodelinde regine langobardorum. Qvorvmdam ad nos relatione - inueniuntur aliena = Gregorii I. Registr. 4, 4 (MG. Epist. I, 236, 7-23; Jaffé 1275). - Bl. 1a-b: eine nach 1078 und vor 1108 verfaßte Genealogie der Frankenkönige; Anfang: Genealogia hec est regum francorum. Ex genere priami fuit meroueus. Als letzter König erscheint Philipp I. 1060-1108), "qui modo deo donante regnum Francorum regit. Philipus (!) genuit laudouicum". Ludwig VI. ist 1078 geboren.
4) Vor den Anfangsworten "De conglutinatione" steht die Kapitelziffer "Xl"; da Anseg. App. III. 10 vorhergeht, so verdankt diese Fortnumerierung ihre Existenz einer auch sonst (vgl. unten S. 392 N. 5) zu beobachtenden vis inertiae.
5) Es führt in der Hs. die unrichtige Nummer 363.
6) Sei es des Textes, sei es der Rubrik. Die Rubriken werden aber auch häufig im ungekürzten Wortlaute belassen.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 390]

schwarz mit roter Durchstreichung oder rot mit schwarzer Durchstreichung geschrieben werden, in folgender Form: "require" - oder: "require retro" - "in . . .1 cap. . . .1 libri". Die von solcher Kürzung betroffenen Kapitel des ersten Buches sind: 1, 4. 5. 49-54. 56-58. 63-97. (104?)2. 105-109. (115?)2. 1633. 183. 184. 209-229. 231-2394. 258, zweite Hälfte, von den Worten "id est libras tres" an. 2595. 262-2746. 280-299. 3027. Buch 1 ist danach von 405 auf 285 Kapitel zusammengeschrumpft.

Das Rubrikenverzeichnis des zweiten Buches (Bl. 84b bis 92a) ist zwar vollständig, doch geht die Bezifferung nur bis 2, 3628 9. Im Text des zweiten Buches fehlen die Anfangsüberschrift und vor den nichtgestrichenen Kapiteln die Rubriken. Ferner sind fortgelassen folgende Kapitel: 2, 108, weil = 1, 37910; 2, 257. 25811. 260-266. 268-288, weil nach der Meinung des Bearbeiters12 identisch mit Anseg.13, oder weil schon in Ben.




1) An dieser Stelle stehen die Kapitel- bzw. Buchziffern des Ansegisus.
2) Fehlt; keine Rückverweisung, sondern: "deest hic sentencia". So auch bei einer Reihe anderer Kapitel, die nicht bei Anseg. vorkommen.
3) Da der Urheber der Kürzung nicht wußte, daß Ben. 1, 143-168 aus dem Mainzer Konzil 813 stammen, so mußte er annehmen, daß Ben. 1, 163 = Anseg. 2, 35 sei. Jedenfalls decken sich Ben. 1, 163 und Anseg. 2, 35 fast völlig.
4) Daß genau genommen Benedikt nicht Anseg. 4, 13-22, sondern das Original (Capp. legibus addenda 818. 819) vor sich hatte, war für unseren Redaktor gleichgültig.
5) Der Bearbeiter mag an Anseg. 3, 14. 16 gedacht haben, aber er hat hier den "require"-Vermerk nicht beigeschrieben.
6) Daß Ben. 1, 262. 263 in Wirklichkeit aus dem Original (Cap. legibus additum 803) und nicht aus Ans. 3, 26 stammen, brauchte unsern Bearbeiter nicht zu stören. Daß er 1, 261 nicht gestrichen hat (welches Kapitel demselben Original entnommen ist und mit geringfügiger Abweichung bei Anseg. 3, 25 wiederkehrt), beruht entweder auf Versehen oder darauf, daß ihm der Inhalt des Kapitels (Tötungsbuße der Kleriker und Mönche) mehr am Herzen lag als die konsequente Durchführung seines Kürzungsprinzips.
7) Verweisungsvermerk nicht beigeschrieben.
8) "CCCLXIII" schreibt irrtümlich Abrinc.
9) Entsprechend dem letzten im Text des Abrincatensis enthaltenen Kapitel (oben S. 389).
10) 2, 253. 254 sind nur versehentlich vom Abschreiber ausgelassen.
11) Hier in der Hs. anscheinend eine Verwirrung: zu 2, 257 (statt 258) wird Ans. 1, 105 zitiert; bei 2, 258 (statt 257) fehlt die Rückverweisung (auf Ans. App. I. 8?).
12) In Wahrheit liegt bei Ben. hier vielmehr das Duplex Capitulare missorum in Theodonis villa datum 805 (in einer eigenartigen Rezension, s. N. A. XXXV, 435-447) zum Grunde.
13) 2, 257 = Ans. App, I. 8 (?); 2, 258 = Ans. 1, 105; 2, 261-266 = Ans. 1,




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 391]

lib. 1 enthalten1; 2, 2902, weil schon in Ben. lib. 1 enthalten3; 2, 291-2984, weil nach der Meinung des Bearbeiters5 identisch mit Anseg.6 7; 2, 349. 3508, weil schon einmal in Buch 2 enthalten9; 2, 352. 35310 und 2, 355. 35611 aus demselben Grunde12 13.

Man wird der gekürzten Rezension von Avranches die Anerkennung nicht versagen dürfen, daß sie ihr Kürzungsprinzip im ganzen mit Anstand durchgeführt hat. Freilich hätten



106-111; 2, 268 = Ans. 3, 2 (3, 5 Abrinc.); 2, 269 = Ans. 3, 3 (1, 55 Abrinc.); 2, 270 = Ans. 1, 112; 2, 273-279 = Ans. 3, 6-12 (die Parallelen bei Ben. 1, 249-254 nicht erwähnt); 2, 280-282 = Ans. 1, 113-115 (13-15 Abrinc.; die Parallelen bei Ben. 1, 255. 256 nicht erwähnt); 2, 284-286 = Ans. 3, 13-15 (die Parallele bei Ben. 1, 258 nicht erwähnt); 2, 287: hier hätte auf Ans. App. II. 1 zurüekverwiesen werden können - statt dessen nennt unser Bearbeiter Ans. 3, 23, wo sich eine Sachparallele, aber nicht Ben. 2, 287 findet.
1) 2, 260 = Ben. 1, 245; 2, 271 = Ben. 1, 247 (= Ans. 3, 4!, was der Redaktor nicht erwähnt); 2, 272 = Ben. 1, 248 (247 Abrinc.; = Ans. 3, 5!); 2, 283 = Ben. 1, 257 (Abrinc. schreibt statt V 257 unrichtig: II 207!); 2, 288 Ben. 1, 259 (240 Abrinc.!).
2) In der Hs. irrtümlich ausgelassen ("deest hic sententia quedam" Abrinc.). In der Vorlage stand wohl: "De laicis - discant, Require in CCLX. cap. V. libri".
3) 2, 290 = Ben. 1, 260.
4) Im cod. Abrinc. (wenn die mir vorliegende Kollation, die ich für trefflich halte, nicht täuscht) hat sich mehrfache Verwirrung eingeschlichen. Die Entwirrung hier näher darzulegen, würde zu weit führen; sie ist in N. 6 stillschweigend enthalten.
5) In Wahrheit schöpft hier Ben. aus 3 Originalkapitularien: Cap. legibus additum 803, Capp. per missos cognita facienda 803-813, Cap. Aquisgranense 809.
6) 2, 291 = Anseg. 3, 25 + 26; 2, 292-294 = Anseg. 3, 22-24 (die Parallele bei Ben. 1, 281 nicht erwähnt); 2, 295-298 = Anseg. 3, 47-50 (die Parallelen bei Ben. 1, 286. 287 nicht erwähnt).
7) Bei 2, 291 besteht auch die Möglichkeit, daß im korrekten Text auf Ben. 1, 261-263 verwiesen war.
8) "CCCLI" Abrinc. - Unter der Ziffer 350 wird im Rubrikenverzeichnis die Rubrik von 2, 338 wiederholt. Im Text des 2. Buches ist die Rubrik und ihre Ziffer 350 ausgelassen und am Rande vermerkt: "Deest hic sentencia".
9) Ben. 2, 349. 350 = Ben. 2, 150. 151.
10) CCCLIII. CCCLIIII. Abrinc. 11) CCCLVI. CCCLVII. Abrinc. 12) 2, 352 = Ben. 2, 159; 2, 353 = Ben. 2, 161; 2, 355. 356 = Ben 2, 137. 138.
18) Ben. 2, 334 fin. ("divi | narum") bis 2, 348 fehlen im cod. Abrinc., weil das Blatt, auf dem die Kapitel standen, ausgeschnitten ist.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 392]

mindestens noch die Kapitel 1, 39. 41-48 und 1, 102. 103 gestrichen werden sollen. Die ebenfalls von der Streichung verschonten Kapitel 1, 208. 230. 261; 2, 256. 267 teilen miteinander die Eigentümlichkeit, daß sie sämtlich je eine Reihe eröffnen; ob sie diesem etwas rätselhaften Umstand ihre Erhaltung verdanken1, lasse ich dahingestellt.

13. * Paris, Bibl. nat., Lat. 18239 (früher dem Marienkloster in Cambron gehörig2, dann "Jacob. s. hon. 48"). Pergament, 110 Blätter (pag. 1-16, fol. 17-118), quart. Die Hs.3 enthält Bl. 1b (= pag. 2) - Bl. 73b einen aus Benedikt vermehrten Ansegisus, und Bl. 73b (Zeile 8 von unten) bis 118b Mitte einen um die Ansegisusstücke4 verminderten Benedictus (Buch 1). Ich habe die Hs. 1909 in Paris summarisch geprüft.

a) Ansegisus auctus. - Der Text gehört zur Hss.- Klasse I. Zu Anfang fehlen die Verse und die Überschrift, Beginn also: "Dominante per secula"5. Die Einschiebungen aus Benedikt sind folgende:

α) Ben. 1, 35 (außer den Schlußworten): "Et hoc nobis cum magno - ab utrisque maneamus" findet sich hinter Anseg. 1, 44;, auf das Exzerpt aus Benedikt folgt freier Raum (fast drei Zeilen), wohl bestimmt nicht für Ben., sondern für Anseg. 1, 45, welches Kapitel in der Hs. fehlt;

β) Ben. 1, 36 (Omnibus uobis - poterit). 37 (Manifestum - constat). 186 (Presbiteri - sociauit) folgen (Bl. 45a Zeile 2 - Bl. 46a) auf das Ende des zweiten Buches von Ansegisus;




1) Mehrfach mögen andere Gründe eingewirkt haben, insbesondere die Tatsache, daß sich ein Teil der erhaltenen Kapitel nicht genau mit den Parallelkapiteln bei Ansegisus deckt. So ist zwar 1, 208 = Anseg. 1, 77; 1, 261 fast = Anseg. 3, 25 (dazu oben S. 391 N. 6), - aber 1, 230 ist kürzer gefaßt als Anseg. 4, 13; 2, 256 weicht von den Parallelen bei Anseg. (App. I. 1. 2. 3. 4. 6. 7) großenteils in sehr erheblichem Maße ab (Ausnahme: 2, 256 VI, verglichen mit Anseg. App. 1. 7); und 2, 267 deckt sich in den Anfangsworten nicht mit Anseg. 3, 1.
2) Auf dem letzten Blatt steht: "Liber sancte Marie de Camberone"; ebenso pag. 3 unten; mehrfach (z. B. fol. 17a. 25) steht unten auf dem Rande: "de Camberone".
3) Erwähnungen: Baluze Praef. § 71; Delisle Inventaire fasc. V, 88; MG. LL. I, 268; IIb, 17. 18; MG. Capit. I, 391 no. 24; II, p. XXV; Maassen, N. A. XVIII, 302.
4) Einschließlich der in Ansegis hier eingefügten Benedictusstücke.
5) Auch sonst hat die Hs. ihre Eigenheiten (von denen man durch Boretius nichts erfährt). So zu Buch 4 die Unterschrift: "hludouuici imperatoris. secuntur capitula domni Karoli". Dann folgen (mit ihren Überschriften) App. I. + II., fortlaufend durchgezählt (1-35; 36-73). - Ansegisi App. III. fehlt.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 393]

γ) Ben. Add. IV- 170 (= Capitulare Wormatiense 829 c. 8; MG. Capit. II, 13): "Ut de rebus - contineri solent" ist (Bl. 59a) an das Ende des dritten Buches von Ansegisus angehängt.

b) Benedictus decurtatus, liber primus. - Die Worte "De conglutinatione - versiculis" fehlen, Beginn also: "Quattuor explicitis". Die Vorrede in Prosa hat die Überschrift: "Incipit sequentium capitulorum prefatio". Vers 33-40 der Versus de principibus weisen die Fassung der Hss.-Klasse II auf. Das Kapitelverzeichnis des ersten Buchs zählt nicht 405, sondern nur 252 Rubriken; letzte: CCLII. De iniusto iudicio - causando (!) (= 1, 405 rubr.).

Der Text des ersten Buches (Bl. 85a-118b)1 ist in ähnlicher Weise verkürzt wie in der Rezension von Avranches (oben Nr. 12); doch sind die Auslassungen nicht wie dort durch Hersetzen der Rubriken oder Anfangsworte kenntlich gemacht und werden keine Rückverweisungen gegeben. Der Text der Rezension von Cambron bietet nur noch 2552 Kapitel. Restlos gestrichen sind3 Ben. 1, 4. 5; 1, 35-37 (oben litt. a α. β); 1, 41-54; 1, 55 (eine Epitome von Conc. Carthag. II. c. 9)4; 1, 56-58; 1, 63-97; 1, 102-107; 1, 115; 1, 126 (= Leo I., Jaffé 544 [320], c. 17 in.)5; 1, 147 (vom Bearbeiter irrtümlich identifiziert mit Anseg. 1, 84?); 1, 157 (nach Ansicht des Bearbeiters = Anseg. 2, 34); 1, 163 (vgl. oben S. 390 N. 3 [Anseg. 2, 35]); 1, 170 (ein Stück aus gewissen Diözesanstatuten)5; 1, 176. 177 (zwei Stücke aus ähnlichen Statuten)5; 1, 181 (nach Ansicht des Bearbeiters = Anseg. 2, 32); 1, 183; 1, 186 (oben litt. a β); 1, 207 (Cap. episcoporum 789)5; 1, 208-211. 213-229; 1, 230. 231. 233-239 (nach Ansicht des Bearbeiters = Anseg. 4, 13. 14. 16-22); 1, 246-256. 258. 259 (nach Ansicht des Bearbeiters = Anseg. 1, 112. 3, 4. 5. 7-12. 1, 114. 115. 3, 14. 16); 1, 261 bis




1) Die Rubriken sind im Texte vor den einzelnen Kapiteln nicht wiederholt.
2) Wie sich die kleine Differenz gegenüber dem Kapitelverzeichnis erklärt, kann hier offengelassen werden.
3) Wo in folgender Aufzählung nichts bemerkt ist, finden sich die genannten Kapitel auch bei Ansegisus; vgl. meine Studie VI.
4) Entweder ist 1, 55 in die Streichung von 1, 41-54. 56-58 versehentlich mit hineingerissen worden, oder fand etwa der Bearbeiter die Epitome als Glosse zu Ansegisus vor.
5) Für die Weglassung weiß ich keinen Grund anzugeben.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 394]

263 (nach Ansicht des Bearbeiters = Anseg. 3, 25. 26); 1, 265. 269-274; 1, 280-299; 1, 3021.

Die kürzende Rezension von Cambron-Paris deckt sich nicht mit der kürzenden Rezension von Avranches2. Auch die Camberonensis ist gar nicht übel ausgefallen. Geht ihr Prinzip wirklich dahin, alle und nur die Ansegisusstücke3 weg zu streichen, so trifft freilich den Bearbeiter der Vorwurf, Ben. 1, 394. 108. 109. 1845. 2646. 266. 267. 268 nicht getilgt und Ben. 1, 55. 126. 147. 170. 176. 177. 207 getilgt zu haben.

2. Weglassung einer - aus Kapiteln der Admonitio generalis von 789 bestehenden - Reihe.

(13a.) Der Bischof Isaac von Langres (859-880) hat seine Statuten7, wie bekannt, ausschließlich aus Exzerpten der drei Bücher des Benedictus Levita8 zusammengesetzt. Die Statuten Isaacs sind in elf Titel eingeteilt. Die elf Titel enthalten zusammen 151 Kapitel9. Jedes einzelne Kapitel ist




1) In Ben. 1, 337 ist der Schluß weggelassen.
2) Die Unterschiede bestehen in Folgendem. Die Camberonensis rechnet mit einem Ansegisus auctus (Streichung von Ben. 1, 35-37. 186), die Abrinc. nicht. - Die Abrinc. streicht auch Ben. 1, 108. 109. 184. 212. 232. 264. 266 bis 268, die Camberon. behält diese Kapitel bei. Umgekehrt streicht die Camberon. Ben. 1, 41-48. 55. 102. 103. 126. 147. 157. 170. 176. 177. 181. 207. 208. 230. 246-256. 258 (erste Hälfte). 261, während diese Kapitel in der Abrinc. stehen geblieben sind.
3) Die Appendices I. II des Ansegisus scheinen für den Decurtator nicht vorhanden zu sein, trotzdem sie im Camberonensis (Bl. 70b-73b) abgeschrieben sind (oben S. 392 N. 5). Er beläßt also Ben. 1, 244. 245 (ausführlichere Fassung!). 257 in seiner Rezension, obgleich die Kapitel schon bei Ans. App. I. 8. 9 (kürzere Fassung!). 10 stehen.
4) Ben. 1, 40 ist mit Recht aufgenommen, weil Ans. 1, 136 abweicht.
5) Ben. 1, 212 steht nicht in der Vulgata des Ansegisus (Studie VI, S. 94 N. 2); von Ben. 1, 232 weicht wenigstens der Anfang des Kapitels bei Anseg. 4, 15 ab.
6) Vorlagerung in der Reihe Ben. 1, 264-274, und daher bei Ansegisus nicht so leicht zu finden.
7) Handschriften und Ausgaben bei Werminghoff, N. A. XXVI, 670. Ich benutze die Ausgabe von Baluze, Capitularia I, 1233-1284.
8) In der Vorrede will Isaac glauben machen, der wahre Verfasser der Pseudokapitularien sei Bonifatius, der päpstliche Legat und Erzbischof von Mainz. Vgl. Seckel, N. A. XXIX, 328.
9) Meist entspricht ein Kapitel Isaacs einem Kapitel Benedicts. Doch sind einmal bei Isaac (7, 3) zwei Kapitel Benedikts (2, 396. 397) in eines zusammengezogen, und dreimal ist ein Kapitel Benedikts (2, 75. 275. 381) bei




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 395]

rubriziert und mit einer Inskription versehen. Die Inskriptionen geben die Ziffer von Buch und Kapitel der falschen Kapitularien an (z. B.: "Ex libro.V. Capitularis, cap. LV."). Aus diesen unscheinbaren Ziffern ergibt sich die interessante Tatsache, daß als Vorlage Isaacs schon zwei bis drei Jahrzehnte nach Abfassung von Benedikts Werk mindestens eine Handschrift (13a) existierte, die bereits die drei "Bücher" nicht mehr völlig unverkürzt enthielt.

Setzt man die Benedictus-Kapitel des Isaac nach Art einer Palingenesie in die ursprüngliche Ordnung unter Beibehaltung ihrer Kapitelziffern1 um, so erhält man das nachstehende Bild:

Benedictus
Isaac
Benedictus
Isaac
Benedictus
Isaac
1, 7 11, 1 1, 165 4, 3 2, 88 9, 4
1, 9 4, 1 1, 175 10, 2 2, 90. 91 2, 8. 11, 13
1, 19 11, 2 1, 186 2, 1 2, 96-99 11, 14. 6, 2. 2,
1, 21 3, 1 1, 223-225 5, 2-4
9. 9, 5
1, 25 9, 1 1, 226 3, 2 2, 102 11, 15
1, 28 10, 1 1, 230 2, 2 2, 106 4, 6
1, 30 9, 2 1, 234 2, 3 2, 131 1, 25
1, 36 i. f. 11, 3 1, 236 2, 4 2, 144 11, 16
1, 53 1, 1 1, 238 5, 5 2, 184 11, 17
1, 62. 63 9, 9. 10 1, 261 2, 5 2, 207 11, 18
1, 75 9, 3 1, 300 2, 6 2, 248 9, 6
1, 91 4, 2 1, 304 4, 4 2, 277 8, 2
1, 104 11, 5 1, 332 2, 7 2, 355. 356 6, 3. 4
1, 106. 107 5, 1. 1, 2 1, 341 6, 1 2, *375 6, 5
1, 117. 118 1, 3. 4 1, 349 8, 1 2, *385-*387 7, 1-3
1, 120-125 1, 5-10 1, 382 11, 7 2, *395-*398 7, 4-7
1, 127-130 1, 11-14 1, 398 11, 8 2,*400-*402 4, 7-9
1, 132 1, 15 1, 403 11, 9 2, *403-*406 3, 3-6
1, 134 1, 16 2, 61 11, 10 2, *415 7, 8
1, 136. 137 1, 17. 18 2, 71 4, 5 2, *421. *422 2, 10. 7, 9
1, 139-142 1, 19-22 2, 75a. b 1, 23. 24 2, *424 11, 19
1, 145 11, 4 2, 77 11, 11 3, 5. 6 1, 26. 27
1, 162 11, 6 2, 83 11, 12 3, 9 9, 7



Isaac auf zwei (1, 23. 24), bzw. auf drei (6, 7-9), bzw. auf zwei (3, 8; 2, 14) Kapitel verteilt. Von den 1319 Kapiteln Benedikts kehren also bei Isaac 148 Kapitel wieder, die meisten vollständig, einzelne nur in Fragmenten (Ben. 1, 36; 3, 248. 381. 382). - Kein Kapitel Benedikts ist mehrfach aufgenommen.
1) Und zwar in 6 Fällen in der von Isaac abweichenden echten Bezifferung: 1, 53 (Isaac 1, 1 ed.: 1, 55); 2, 75 b (Isaac 1, 24 ed.: 2, 76); 3, 168 (Isaac 2, 11 ed: 3, 166); 3, 179 (Isaac 5, 6 ed.: 3, 178); 3, 256 (Isaac 2, 12 ed.: 3, 255); 3, 258 (Isaac 4, 10 ed.: 3, 257). - Daß hier überall die Überlieferung oder die Ausgabe Isaacs fehlerhaft sei, will ich keineswegs behauptet haben. Die Differenz beträgt nirgends mehr als 2.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 396]



Benedictus
Isaac
Benedictus
Isaac
Benedictus
Isaac
3, 20. 21 1, 28. 29 3, 202 1, 35 3, 317 1, 38
3, 30 1, 30 3, 243 1, 36 3, 356 4, 11
3, 36 1, 31 3, 248 b. c 5, 7 3, 377 4, 12
3, 55 7, 10 3, 256 2, 12 3, 379. 380 1, 39. 2, 13
3, 62 1, 32 3, 258 4, 10 3, 381 a. c 3, 8. 2, 141
3, 67 1, 33. 3, 267 6, 6 3, 382 a 3, 9
3, 137-139 11, 20. 1, 34. 3, 270 11, 25 3, 389 11, 29

11, 21 3, 275 6, 7-9 3, 395 5, 8
3, 166 11, 22 3, 283 11, 26 3, 402 11, 30
3, 168 2, 11 3, 286 11, 27 3, 423 11, 31
3, 179. 180 5, 6. 9, 8 3, 296 11, 28 3, 432-434 4, 13-15
3, 190 11, 23 3, 305 3, 7 3, 442 11, 32
3, 192 11, 24 3, 310 1, 37 3, 476 11, 33

Vergleicht man die durch die Benedictus-Ziffern der Tabelle bezeichneten Benedictus-Texte mit den in der zweiten Spalte aufgeführten Texten des Isaac, so herrscht vollste Übereinstimmung, ausgenommen die auf Ben. 2, 356 folgenden Schlußpartien des zweiten Buches. Hier bleiben die (kritisch unanfechtbaren) Benedictus-Ziffern bei Isaac2 durchweg um 9 hinter den Ziffern des vollständigen Benedictus zurück. Es ist klar, daß in der Benedictus-Handschrift des Isaac, die älter gewesen sein muß als 880, zwischen 2, 356 und 2, 384 neun Kapitel im Text und in der Numerierung ausgefallen waren. Und bei näherer Betrachtung von Ben. 2, 356-3843 wird es in hohem Grade wahrscheinlich, daß nicht willkürlich irgendwelche 9 Kapitel gestrichen waren, sondern daß ein Sachkenner 9 zusammengehörige Kapitel, daß heißt die 9 von Benedikt der Admonitio generalis Karls d. Gr. (789) entnommenen Fragmente 2, 372-3804, aus einem verständigen Grunde wegließ. Den Grund wird man sehen dürfen in der weiten Verbreitung und allgemeinen Bekanntschaft der Adm. generalis5 6.




1) Mit der Inskription: "iuxta praetitulatum capitulum". Das vorangehende Kapitel Isaacs (2, 13) ist Ben. 3, 380.
2) Sie sind in der Tabelle durch Sternchen hervorgehoben.
3) An der Hand meiner Studie VII C (N. A. XXXV), S. 473-502.
4) Vgl. die angeführte Studie S. 488-491.
5) Boretius (MG. Capit. I, 52) zählt 15 Handschriften der Admonitio auf; als 16te kommt vielleicht hinzu: Oxford, Bodl., Hatton. ms. 42, ausgehendes 9. Jahrh., kleinfolio, Bl. 188b-204, wo unter der Überschrift; "Incipiunt excerpta, quae congregavit Carolus rex de senodis Gallicisic" ein (?) Stück enthalten ist mit dem Anfang: Sunt enim aliqui qui culpis exigentibus, und mit dem Schluß: nec alia ulla possessione priventur; siehe Wassersch-




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 397]

Die Hs. von Langres ist verschollen; keine der bekannten Hss. bietet dieselbe Verkürzung.

3. Willkürlich auswählende Kürzung.

Eine Kürzung, die jedenfalls nicht auf der Idee ruht, die schon bei Ansegisus begegnenden Kapitularien auszulassen1 oder Wiederholung bereits bei Benedictus aufgenommener Stücke zu vermeiden2, liegt vor in:

14. * Paris, Bibl. nat., Lat. 4635 (früher Tilianus, darauf Mazarineus H. 243, dann Regius 4243). Pergament, 10. Jahrh., 154 Blätter (pag. 1-172 und fol. 173-240; pag. 1/2 = Bl. 1 fehlt) in kleinerem Quart. - Die Hs.3 ist beschädigt (Flecken auf dem untern Teil der Blätter; die untern Ecken nicht intakt). Sie hat dem Tilius zur Vorbereitung seiner unvollendet gebliebenen Ausgabe (Paris 1518) gedient; dabei ist sie von Tilius schonungslos durch Korrekturen, Beischrift fehlender Kapitel usw. zugerichtet worden. Ich habe 1909 zu Paris die Hs. summarisch geprüft. Inhalt:

a) pag. 3-69 Ansegisus. Beginnt im Kapitelverzeichnis zu Buch 1 mit der Rubrik von c. 27 De monachis. Die Hs. des Ansegisus gehört nicht, wie Boretius behauptet4, zur II. Hss.- Klasse, die den Namen Lothars unterdrückt, sondern zur ersten; denn Lothar wird in den Prooemia zu Buch 2, 3 und 4 erwähnt. Die Kapitel der 3 Appendices sind je für sich gezählt.

b) pag. 69 (vorletzte Zeile) - fol. 240b Benedictus Levita, Buch 1-3, Add. II.-IV. Fällt der Codex an sich in die II. Gruppe (oben S. 381ff.), so unterscheidet er sich von ihr durch die verhältnismäßig starke Kürzung, die Benedictus bei Herstellung der hier vorliegenden Rezension durch einen Be



leben, Irische Kanonensammlung2, S. XXXIII. Den Anfang identifiziert Wasserschleben mit c. 1 der Admonitio (vgl. auch Anseg. 1, 1!); der Schluß, den W. nicht identifiziert hat, gehört zu Anseg. 2, 45 (= Capp. e conciliis exc. c. 15, MG. Capit. I, 314; = Conc. Arelat. 813 c. 20, MG. Conc. II, 252).
6) Bei Ansegisus fand sich die ganze Admonitio, allerdings in mehrere Teile zerrissen (MG. Capit. I, 385).
1) Weil sie - anders als die Rezension von Avranches - z. B. die Kapitel 2, 261. 262. 273. 274. 276. 284. 286 beibehält.
2) Weil sie z. B. 2, 261 und 353 neben einander stehen läßt.
3) Erwähnungen: Baluze Praef. § 48. 69; Catalogus III, 617; MG. LL. I, 269; IIb, 18; MG. Capit. I, 391 no. 34; II, p. XXIII; Maassen, N. A. XVIII, 301/2.
4) MG. Capit. I, 391 no. 34. Auch sonst finden sich bei Boretius unrichtige Angaben über die Handschrift (l. c. p. 434 not. b, p. 334).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 398]

arbeiter des (9. oder) 10. Jahrh. erfahren hat. Es sind reduziert worden:
Buch 1 von 405 Kapiteln auf 3841,
Buch 2 von 436 Kapiteln auf 196 (!),
Buch 3 von 478 Kapiteln auf 3521.

Auch die Additiones II.-IV. (Bl. 215b-224a; 224a-229b; 229b-240b) sind durch etliche Auslassungen verkürzt2. Die Vorreden stehen sämtlich in der Hs. (De conglutinatione - versiculis; Quattuor - pie; Incipit sequentium capitulorum prefatio. contuli. Pręcedentes - mereamur. amen. Explicit praefatio). Die Versus de principibus haben Zeile 33ff. die Fassung der II. Hss.-Klasse. Den Büchern 1 und 3 gehen Kapitelverzeichnisse voran; dagegen beginnt Buch 2 ohne Kapitelverzeichnis mit der gekürzten Überschrift: Incipit libellus. De effusione sanguinis. - Die Rubriken sind im Anfang des ersten Buches mit roter, dann mit schwarzer Tinte eingetragen; schon in Buch 1 fallen sie allmählich weg.

Auf die Kürzungen hin habe ich nur das am stärksten von ihnen betroffene zweite Buch genauer untersucht. Die 196 Kapitel, auf die hier Ben. 2, 1-436 zusammengestrichen ist, sind folgende3: 2, 1. 2. 4-6. 10-18. 20-24. 30. 31. 33. 35-39. 44. 47-49. 51-53. 55. 63-65. 68. 70-72. 75. 81. 83. 84. 87. 88. 90. 92-95. 98. 101. 103. 106. 107. 111. 115. 116. 118. 119. 122-126. 128. 129. 134. 138. 141. 142. 144. 146-148. 161. 162. 170. 175. 176. 187-191. 193. 196. 198. 199. 202. 205-207. 211-215. 220. 228. 230. 232. 234. 235. 240. 244. 245. 256. 260 bis 262. 273. 274. 276. 284. 286. 289. 299. 300. 302. 303. 305. 307 bis 309. 313. 316-318. 321. 322. 325. 326. 328. 331-333. 335. 337 bis 339. 341-343. 347-349. 351-355. 357. 363. 365-372. 377. 379. 381. 382. 385. 386. 390. 392. 397. 398. 401. 402. 404. 407. 409. 411. 415. 417-419. 421. 424. 425. 427. 428. 430-433. 435. 4364.




1) Laut Kapitelverzeichnis (s. unten). In Buch 1 fehlen z. B. Ben. 1, 275. 387. 390. 391. 397. 399.
2) Die Add. III. beginnt mit c. 2 und endet mit dem vorletzten c. 123. - In Add. IV. fehlen z. B. c. 162-169.
3) Die Angabe der Initien, die sonst bei Mitteilungen über den Inhalt von handschriftlichen Sammlungen unerläßlich ist, glaube ich hier ausnahmsweise unterlassen zu dürfen.
4) Hinter dem Ende von 2, 436 ("noscuntur") eine Zeile leer. Dann von der Texthand: "Penes episcopos erit - et posterior inq"(uiratur), d. h. Ben. 3, 5, mitten im Wort gegen Schluß des Kapitels abbrechend. Dieses Abbrechen, kurz vor dem Ende der viertletzten Zeile von Bl. 180b, fällt ledig-




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 399]

Irgendein Prinzip der Kürzung, z. B. einen systematischen oder praktischen Gesichtspunkt, habe ich bisher nicht entdecken können1. Vielleicht hat die Kürzung keinen andern Grund als die Absicht des Schreibers, möglichst rasch mit der Ausfüllung der 154 Blätter zu Ende zu kommen. Daß der erste Herausgeber Tilius gerade zu dieser liederlichsten aller Hss. griff, beweist keine glückliche Hand.

4. Sonderhandschriften der gekürzten vier Additionen.

In zwei Manuskripten folgen auf den Schluß des Ansegisus - oder vielmehr auf den Schluß gewisser Anhangskapitularien hinter Ansegisus - die vier Additionen des Benedictus Levita. Es sind die einzigen Hss., in denen außerhalb der Gruppe I (oben S. 378ff.) die erste Additio als Bestandteil von Benedictus' Sammlung falscher Kapitularien überliefert ist. Die Additiones III. und IV. werden in den zwei hier zu behandelnden Codices nicht vollständig wiedergegeben.

15. *Berlin, Königl. Bibl., Phillippicus 1762 (früher2 Eigentum des Jacobus Sirmondus; dann collegii Claramontani sive Parisiensis societatis Jesu 621, Meermannianus 605). Pergament, 10. Jahrh., 138 Bl. quart. Die Hs.3, die ich aus eigener Anschauung kenne, enthält

a) Bl. 1a-68b: Ansegisus. Vor Bl. 1 sind drei Blätter ausgeschnitten; sie enthielten die Vorrede des Ansegisus "Dominante" (ohne die Eingangsverse? vgl. unten Nr. 16 litt. a) und das Kapitelverzeichnis zum ersten Buch (Reste der Ziffern sind



lich dem lässigen Schreiber zur Last. Die drei letzten Zeilen der Seite sind leer. Es folgt (Bl. 181a) ohne Überschrift das Kapitelverzeichnis zum dritten Buche.
1) Irgendwelcher Zusammenhang mit einer der andern kürzenden Rezensionen besteht nicht. Insbesondere bringt der codex Tilianus in Buch 2 eine Anzahl Kapitel, die in der Rezension von Avranches (oben S. 389ff.) fehlen (Ben. 2, 261. 262. 273. 274. 276. 284. 286, mit Ansegisus verwandt; Ben. 2, 260. 349. 352. 353. 355, sich als Duplicata darstellend).
2) Nicht Kloster S. Remy in Reims, und nicht Tilianus, wie V. Rose (unten N. 3) aus Mißverständnis der Angaben von Baluze behauptet.
3) Erwähnungen: Baluze Praef. § 48. 76, cf. Capit. I, 691; Archiv VII, 98. 790; IX, 499; Rose, Die lateinischen Meermann-Handschriften des Sir Thomas Phillipps in der Königl. Bibl. zu Berlin (1892) Nr. 163, S. 357-359; MG. LL. I, 270; IIb, 18. 133 not. f; MG. Capit. I, 392 no. 43; II, p. XIII; MG. Conc. II, 908.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 400]

erhalten auf der Vorderseite des 2.1 und 3.2 ausgeschnittenen Blattes). Bl. 1a die praefatio domni Karoli "Regnante" ohne Inskription, für die aber freier Raum gelassen ist. Dann die vier Bücher mit voranstehenden Kapitelverzeichnissen, und Bl. 63b die beiden ersten Appendices3; App. III. fehlt. Auf das Ende der App. II. (Bl. 67b oben) folgen4 Bl. 67b-68b mit vorangehendem Kapitelverzeichnis und unter den Kapitelnummern 38-41 die schon Bl. 62b-63b kopierten vier Schlußkapitel des 4. Buches von Ansegisus (4, 71-74). Die Hs. gehört zur Klasse II.

b) Bl. 68b-77b: Sammlung von sieben Einzelkapitu- larien5, und zwar MG. Capit. I no. 77; II no. 184. 186. 191. 192. 193. 189.

c) Bl. 78a-137a: die vier Additionen des Benedictus Levita, teilweise gekürzt (s. unten).

d) Bl. 137b-138b: die jüngeren Zugaben (fünf falsche canones)6; sie brechen im 4. Stück mit den Worten ab: "ablata usque dum ad romanum pergat | ".

16. *Paris, Bibl. nat., Lat. 4638 (früher [seit 1568] Eigentum des Petrus Pithoeus, dann des Jac. Aug. Thuanus; darauf Colbertinus 1597, Regius 4243/1). Pergament, 11. Jahrh., 192 Bl.




1) Letzte Ziffer: XXI.
2) Letzte Ziffer: CIIII.
3) App. II. 1-3 richtig beziffert; App. II. 4 und 5 in ein Kapitel zusammengezogen. Schlußkapitel demnach nicht mit "38", sondern mit "37" beziffert.
4) Darin weicht der Phillippicus von dem nahe verwandten Parisiensis 4638 (unten Nr. 16) ab.
5) Diese sieben Kapitularien (oder wenigstens sechs von ihnen) sind sehr häufige Begleiter der Sammlung des Ansegisus. So in den Hss. von Bamberg P. I. 1, Bonn 402, Paris 4417. 4628 A. 4761. 9654. 10 758, Rom, Vat. reg. Christ. 417 (und [oder?] 447), Vat. Pal. 582, Schaffhausen Bibl. eccl. 74. - Drei von den Kapitularien (no. 191-193) finden sich noch in den Ansegisus-Hss. von Berlin Phillipp. 1737, Hamburg Stadtbibl. 83, München 3853 und 19416.
6) Die Canones liegen in fünffacher Überlieferung vor. Zu den zwei Benedictus-Hss. (oben Nr. 15. 16) kommen zwei Kanonensammlungen hinzu, davon die eine mit Doppeltext: 1) Sammlung des Cod. Paris. Lat. 2449 saec. X, Bl. 43 und nochmals in dem Abschnitt Bl. 63-87, vgl. P. Fournier, Un groupe de recueils canoniques inédits du Xe siècle, in den Annales de l'Université de Grenoble XI (1899), 358 (wo die fünf Stücke aus Cod. Paris. 2449 veröffentlicht sind). 366; - 2) Collectio septem librorum codicis Taurinensis D. IV. 33 saec. XII., vgl. P. Fournier, De quelques collections canoniques issues du Décret de Burchard, in den Mélanges Paul Fabre (Paris 1902), p. 209. 210.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 401]

kleinfolio. Die Hs.1, die ich 1909 in Paris summarisch untersucht habe, enthält2, ähnlich wie die Berliner (vorhin Nr. 15),

a) Bl. 1a-70a: Ansegisus. Die Eingangsverse fehlen; Anfang: Incipit praefatio. Dominante; der Name Lothars hier und sonst unterdrückt, also II. Hss.-Klasse. Folgen die praefatio domni Karoli, die 4 Bücher3 mit voranstehenden Kapitelverzeichnissen, und Bl. 66a die beiden ersten Appendices4; App. III. fehlt.

b) Bl. 70a-80a: Sammlung von sieben Einzelkapitularien, und zwar MG. Capit. I no. 77; II no. 184. 186. 191. 192. 193. 189.

c) Bl. 80a-137b: die vier Additionen des Benedictus Levita, teilweise gekürzt (s. unten).

d) Bl. 137b-139: die Zugaben (fünf falsche canones), vollständig.

e) Bl. 139b-191b5: Sammlung von Einzelkapitularien, und zwar MG. Capit. II no. 254. 227. 291. 292. 255. 2576. 204. 205. 258. 259. 294. 206. 260. 261. 207. 295. 262.

Die zwei Schwesterhandschriften7 enthalten die vier Additionen des Benedictus in folgender Gestalt.

Additio I., "Anno incarnationis - metum habeant" ist rubriziert und numeriert. Die Nummern beginnen im Anschluß an das dritte Buch des Benedictus mit 479 und enden mit 558. - Sämtliche 80 Kapitel der Add. I. haben Aufnahme gefunden.

Additio II., "Capitula quae - potius augeatur", ist ebenfalls rubriziert8. Über die Numerierung entnehme ich dem




1) Erwähnungen: Baluze Praef. § 48. 70; Catalogus III, 617; MG. LL. I, p. XXXII (hier die Vermutung, daß die Hs. aus Reims stamme). 270; IIb, 18. 133 not. f; MG. Capit. I, 343. 391 no. 37; II, p. XXIII; MG. Conc. II, 911.
2) Es finden sich in ihr auch verschiedene Notizen von neuerer Hand über den verschollenen cod. Bellovacensis (oben S. 381ff., Nr. 3).
3) Im zweiten Buch sind die Ziffern der Kapitel nicht in Ordnung.
4) App. II. 1-4 (?) haben die Ziffern 36. 35. 36. 38(!); dann folgen die Nummern 4 (!) bis 37.
5) Das Schlußblatt 192 interessiert hier nicht.
6) Hier scheint in meinen summarischen Notizen no. 293 ausgefallen zu sein.
7) Oder ist die eine Hs. aus der andern abgeschrieben? Über einen Unterschied vgl. oben S. 400 N. 4.
8) Mit Ausnahme von Add. II. 21 (im Phillippicus; über den Parisiensis habe ich keine Notiz).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 402]

cod. Phillipp.1 folgendes: Add. II. 1-20 führen die richtigen Ziffern; Add. II. 21 ist mit II. 20 zusammengeschmolzen (Bl. 91b Zeile 1); Add. II. 21-23. 28 ohne Nummer; Add. II. 24-27 mit I. II. III. IIII. beziffert. - Auch Add. II. kehrt unverkürzt in den zwei Hss. wieder.

Additio III., "De his qui a proprio - sanarique oportet", hat durchweg Kapitelrubriken, entbehrt aber durchweg der Kapitelzählung. Der echte Kapitelbestand (124 cc.) ist durch Streichung auf 102 cc. reduziert. Es stehen da (im cod. Phillipp.)1: Add. III. 72-25. 28. 31. 34. 37. 40-65. 67-74. 76-80. 82 bis 114. 117. 119-124.

Es fehlen also III. 1-6 (sämtlich aus dem Capitulare ecclesiasticum 818/9). 26. 27. 29. 30. 32. 33. 35. 36. 38. 39 (durchweg aus dem Conc. Mogunt. 813). 66. 75. 81 (diese drei aus der Summa de ordine ecclesiastico). 115. 116. 118 (diese nochmals aus dem Conc. Mog. 813). Die Beschränkung des Kürzungsverfahrens auf die Benediktkapitel einer so eng begrenzten Provenienz (nur drei Quellen!)3 legt den Gedanken nahe, der Bearbeiter habe, im Besitz einer respektablen Gelehrsamkeit, die Kapitel gewisser Herkunft aus seiner Rezension ausschalten wollen. Doch böte dieser Gedanke4 nicht den Schlüssel zu dem Kürzungsmechanismus, den der Breviator hat spielen lassen5. Vielmehr löst sich das Rätsel durch die Beobachtung, daß die Streichungen zusammenfallen mit gewissen Duplicata. Stellt man aus der Add. III. die Duplierungen zu Ansegisus6 und zum ersten Buche Benedikts zusammen7, so erhält man ein Verzeichnis, das sich fast8 genau mit der Liste




1) Für den Parisiensis versagen meine Notizen.
2) Das Fehlen des Prooemium und der ersten 6 Kapitel habe ich auch aus dem Parisiensis notiert.
3) Beibehalten sind z. B. alle Kapitel aus den vier übrigen Synoden des Jahrs 813 (Rem., Cabill., Tur., Arel.).
4) Der sonstwo die Erklärung für Streichungen liefert, vgl. ob. S. 389ff. 393fg.
5) Wäre er nämlich auf das Ziel ausgegangen, alle Stücke aus dem Mainzer Konzil und aus der Summa (das Capitulare kommt nicht weiter in Betracht) zu tilgen, so hätten seinem Rotstift ferner zum Opfer fallen müssen aus Conc. Mog. 5 Kapitel (Add. III. 117. 119-122) und aus der Summa 19 (!) Kapitel (Add. III. 28. 31. 34. 37. 40. 43. 46/47. 50. 53. 56. 59. 62. 69. 72. 78. 84. 87. 90).
6) Es sind Add. III. 1-6.
7) Es sind Add. III. 27. 29. 30. 32. 33. 35. 36. 38. 39. 59. 62. 66. 72. 75. 81. 115. 116. 118. 119.
8) Nur fünf Ausnahmen: Add. III. 26. 59. 62. 72. 119.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 403]

der Weglassungen in vorliegender Kürzung1 deckt. Die wenigen Ausnahmen lassen, wenn es dessen noch bedarf, eine plausible Erklärung zu2. Der Redaktor der Kürzung von Add. III. entpuppt sich also als ein vortrefflicher Kenner der Kapitularien, wie sie bei Ansegisus und im ersten Buch des Benedictus stehen. Bei einem Manne von solchen Qualitäten darf man eine lückenlose ignorantia iuris hinsichtlich des zweiten und dritten Buchs des Benedikt nicht voraussetzen; wahrscheinlicher klingt die Annahme, daß ihm Benedictus - abgesehen von den Additionen - nur in verstümmelter Gestalt3 vorlag. -

Additio IV., "Sequentia - uendere presumat", weist, wie Add. III., bei den einzelnen Kapiteln zwar Rubriken, aber keine Ziffern auf. Der Kapitelbestand ist von 170 auf 98 capita reduziert. Es stehen da (in beiden Hss.): Add. IV. 1-18. 20-764 78-945; das Prooemium (hinter Add. IV. 119) "Anno feliciter"; Add. IV. 120-123. 125. 138.

Es fehlen also IV. 19 (Fälschung; ohne Parallele im ersten Buch). 77 (= 1, 133a). 95-103 (=6 Capitulare Wormatiense 829, MG. Capit. II, no. 191). 104-116 (=7 Capitulare missorum Wormatiense 829, MG. Capit. II, no. 192). 117-119 (=8 Capitulare pro lege habendum Wormatiense 829. MG. Capit. II, no. 193). 124 (= 1, 304). 126-137 (= 1, 193-197. 305. 198-203). 139-143 (= 1, 204-207), sämtlich aus dem Cap. Haristall. 779 nebst Anhang. 144-147 (Quelle unbekannt; ohne Parallele im ersten Buch). 148-153 (= IV. 91. 94. 93. 92. 90. 89). 154-159 (aus der Hispana; ohne Parallele im ersten Buch). 160 (Fälschungsmosaik). 161. 162 (beide wieder aus MG. Capit. II, no. 193 cit.).




1) Wie sie am Anfang dieses Absatzes gegeben ist.
2) Bei Add. III. 26 hat es sich der Breviator an der bloßen Sachparallele in Ben. 1, 5 genügen lassen. Bei Add. III. 59. 62, 72. 119 versagte seine Aufmerksamkeit oder sein Gedächtnis. Kein Wunder; denn die Herstellung einer vollständigen Liste aller Duplicata ist eine bis heute nicht gelöste Aufgabe.
3) Nach Art der Hs. von Barcelona (oben Nr. 9, S. 385/386).
4) In Add. IV. 32 fehlt die erste Rubrik "De laicis - de religione". Übrigens bietet keine der mir zur Zeit genauer bekannten Hss. (Vat. 4982. Goth. Par. 4634. Vat. Pal. 583) diese Rubrik.
5) Die mehrfach aufgestellte Behauptung (Pertz, MG. LL. I, 270; V. Rose, Verzeichnis a. a. O. S. 359), daß Add. IV. 1-94 ohne Auslassungen wiederkehren, ist einfach unrichtig.
6) Vgl. auch Ben. 1, 98. 99. 275. 100. 276. 101. 277. 278.
7) Im ersten Buche des Ben. war nur Add. IV. 108 (= 1, 110) zu finden.
8) Im ersten Buch war nur Add. IV. 118 (= 1, 300) bereits enthalten.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 404]

163-168 (wieder aus MG. Capit. II, no. 191). 169 (= Anseg. 4, 29). 170 (wofür zum dritten Mal das Capitulare no. 191 cit. als Quelle gedient hat).

Wie bei Add. III., so erklärt sich auch hier - mindestens für Add. IV. 1 bis 143 - die Kürzung durch das Bestreben, solchen Kapiteln die Aufnahme zu versagen, die schon bei Ansegisus oder im ersten Buche des Benedictus zu lesen waren. Unter Ansegisus ist freilich der weitverbreitete1 Ansegisus auctus zu verstehen, wie er - vermehrt um die Sammlung von sieben Einzelkapitularien - gerade auch in der Rezension unserer beiden Hss. vorliegt und dem Bearbeiter der Add. IV. vorlag2. Geht man von diesem Erklärungsgrund aus3, so geht die Rechnung fast ganz genau auf4. Beachtung verdient die Exaktheit, mit welcher der Bearbeiter aus den 23 (24) Kapiteln des Capitulare Haristallense (Add. IV. 120-143) die Duplicata herausgesucht hat.

Weniger befriedigend ist das Ergebnis, wenn man auch den Schluß der Add. IV. (c. 144-170) im Lichte derjenigen Kürzungsmethode betrachtet, die im Bisherigen als die Methode des Bearbeiters vorausgesetzt worden ist. Angenommen, der Bearbeiter habe Add. IV. 144-170 vor sich gehabt, so hätte er nicht sämtliche 27 Kapitel streichen dürfen, sondern elf von ihnen5 Raum gewähren müssen. Der Bearbeiter erscheint aber als unfähig (oder die hier versuchte Ermittelung der Kürzungsmethode als mißlungen) erst dann, wenn jene Annahme zutrifft. Sie braucht aber nicht zuzutreffen, und sie wird nicht zutreffen. Es ist vielmehr wahrscheinlich, daß dem Bearbeiter ein am Ende defektes Exemplar der Additiones quatuor Benedicti vorgelegen hat.




1) Oben S. 400 N. 5.
2) Oben S. 400. 401, je litt. b.
3) Im vorhergehenden Absatz des Textes habe ich bereits die Gleichungen der Add. IV. mit dem Ansegisus auctus und mit Ben. lib. 1 ins Einzelne hinein nachgewiesen.
4) Im Rest bleibt nur Add. IV. 19, ein Kapitel, dessen Weglassung sich bei jeder möglichen Betrachtungsweise nur aus Unachtsamkeit erklären läßt. An eine Tendenz kann ich nicht glauben (IV. 19 handelt von peregrina iudicia); die Tendenz müßte ja eine antiklerikale sein, und diese liegt dem Bearbeiter gewiß ferne.
5) Add. IV. 144-147. 154-159. 160. Dagegen brauchte er in Fortbildung seines Tilgungsprinzips IV. 148-153 nicht nochmals herzusetzen, weil die Stücke schon einmal in Add. IV. standen.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 405]

Zweiter Abschnitt.

Auszüge aus Benedictus Levita.

Unter den gemeinsamen Oberbegriff von Auszügen aus Ben. Lev. fallen sehr verschiedenartige Erscheinungen; reicht doch der Begriff des Exzerptes von einem einzigen Kapitel oder Kapitelfragment, das sich in eine Rechtssammlung oder ein Gesetzgebungsprodukt weltlichen oder geistlichen Charakters eingestreut findet, bis hinauf zu selbständigen Werken, die Hunderte von Kapiteln zu einem Statut und dergl. oder zu einem privaten Rechtsbuch vereinigen.

In Beschränkung auf die privaten Kollektionen (und die bischöflichen Capitula)1 lassen sich die bisher ermittelten Auszüge unter einem quellengeschichtlichen Gesichtspunkt auf zwei Hauptgruppen verteilen, je nachdem sie entweder im Zusammenhang mit Rechtssammlungen erscheinen - sei es, daß die betreffende Sammlung weltliches Recht (unten Kap. I), sei es, daß sie überwiegend kirchlichen Rechtsstoff zusammenstellt (unten Kap. II) -, oder ein solcher Zusammenhang nicht besteht oder sich nicht nachweisen läßt (unten Kap. III).

Erstes Kapitel.

Die "Capitula a domno Karolo imperatore et filio eius Hludouuico ac sapientissimis ipsorum episcopis excerta2" als Anhang zu Ansegisus.

Dieses Pseudo-Karl d. Gr., Pseudo-Ludwig d. Fr. und ihren Pseudo-Bischöfen3 zugeschriebene Exzerpt findet sich unter dem angegebenen Titel in der Hs.:




1) Auf das übrige Material an Auszügen aus Ben. Lev. kann hier nicht eingegangen werden. Es handelt sich dabei um Folgendes.

A. Weltliche Gesetzgebung. Bekanntlich finden sich Exzerpte aus Ben. Lev. in den Kapitularien vom Jahr 857 ab: Cap. Carisiac. 857 (MG. Capit. II, 290 f; dieselben Stücke in den Capitula missis tradita 860 p. 300 und in den Capitula Pistensia 862 p. 307); Cap. Carisiac. 873 (p. 345f.); Synod. Attiniac. 874 (p. 459f.); Cap. de Tungr. episc. 920 (p. 379);

B. Konzilien des 9. und 10. Jahrh.: Conc. Pistense 863, Wormat. 868, apud. S. Macram 881 = Colon. 887, Mogunt. 888, Trosleian. 909; vgl. Knust, MG. LL. II b, 35;

C. Exzerpte in der Literatur, angefangen von Hinkmar von Reims (vgl. Schrörs, Hinkmar S. 409 N. 5); vgl. dazu ferner die Libelli de lite impp. et pontiff. (MG. Libelli I, 666; II, 742f.; III, 774a. b, wo die Zitate freilich der Nachprüfung bedürfen).
2) = excerpta.
3) Die Inskription ist gebildet nach Ben. Lev. lib. 3 prooemium.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 406]

17. *Paris, Bibl. nat., Lat. 4761 (erster bekannter Eigentümer: Philibertus de la Mare senator Divionensis). Pergament, 10. Jahrh., kleinquart. Der Codex1 wurde aus der Pariser Bibliothek gestohlen und in drei Teile zerlegt. Hier interessiert nur der erste Teil2, bestehend aus 102 Blättern. Er kam als cod. Barrois 146 in die Bibliothek zu Ashburnham und dann wieder nach Paris. An Ort und Stelle habe ich die Hs. im Jahre 1909 geprüft. Der erste Teil enthält:

a) Bl. 1b-89b: Ansegisus (Hss.-Klasse I). Anfang intakt. Die vier Bücher mit voranstehenden Kapitelverzeichnissen3; es folgen die drei Appendices4 mit ihren Überschriften; als "fünftes Buch"5 werden die Appendices nicht im Text bezeichnet, sondern nur in der (allerdings ebenfalls alten) Kolumnenüberschrift, die über Bl. 84b/85a lautet: "Explicit liber quartus. Incipit liber quintus". An das Ende der Appendix III. (Bl. 89b: "dare precipiant") schließen sich ohne äußere Trennungsmerkmale (Überschrift und dergl.) folgende drei Exzerpte aus Bene- dictus6, Buch 2 (Bl. 89b. 90a):

1. Vt neminem liceat - bibendum = Ben. 2, 233 (nicht 1, 42) Text;

2. De canibus - dom(ini) regis ueniat = Ben. 2, 236 Text;

3. Vt populus - capitulis faciant = Ben. 2, 237 Text.

b) Bl. 90a-99b: die oben erwähnten Capitula. Überschrift




1) Erwähnungen: Baluze Praef. § 74; Delisle, Catalogue des manuscrits des fonds Libri et Barrois (Paris 1888), p. 196-199; N.A. XIX, 242; MG. LL. I, p. XXXII. 268; IIb, 18 unten; MG. Capit. I, 390 no. 4; II, p. XXIV; MG. Conc. II, 911.
2) Denn derjenige Teil der Hs., der nach Pertz (MG. LL. I, p. XXXII) ebenfalls "capitula quaedam Benedicti libris excerpta" enthielt, ist nach dem Zeugnis von Delisle (oben N. 1) verloren.
3) Das Verzeichnis zu Buch 4 endet schon mit Nr. "LXXI. De dispensa missorum dominicorum" (= Nr. 70 der Ausgabe); vgl. wegen verwandter Hss.: MG. Capit. I, 436 not. b. Auch Buch 4 selbst endet schon mit Anseg. 4, 70 (vv. "ad caballos modios duos"); vgl. MG. l. c. p. 445 not. c.
4) Nicht fortlaufend numeriert.
5) Vgl. Boretius, MG. Capit. I, 390 no. 4.
6) Statt des Benedictus bezeichnet Pertz (MG. LL. I, 268) die Vorlage des Benedictus, d. h. das Capitulare missorum 803 c. 16. 18. 19 (MG. Capit. I, 116), als Quelle der drei Exzerpte. Diese Annahme scheitert an der Lesart "scriptiones et manufirmationes" im dritten Exzerpt. So schreibt nur Ben. Lev. 2, 237 (nach der ed. Baluze und nach den bisher verglichenen 5 guten Hss.), während das Original, trotz vieler Hss. ohne Variante, "subscriptiones et manufirmationes" bietet.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 407]

in Majuskeln: "Capitula - excerta" (oben S. 405). Die Kapitel sind rubriziert, aber nicht numeriert. Ihre Texte sind1 folgende:
Nr.    Textanfänge
Ben.2
Nr.    Textanfänge
Ben.2
  1    Ubicumque commutatio3 1, 110 15    *Quia instigante 3, 142
  2    Si quis ecclesias(ti)cam 1, 190 16    Prohibemus omnino 3, 143
  3    Quia iuxta sanctorum 1, 208 17    Placuit ut episcopi 3, 261
  4    Placuit ne predia 1, 339 18    Qui reicolam 3, 265
  5    Qui fidelium oblationes 2, 84 19    Si quis cuiuscumque 3, 267
  6    Ut priuilegia que eccl. 2, 103 20    Ea quę circa cath. 3, 287
  7    Ut priuil. quę sacrosa 2, 112 21    Ut nullus episcoporum 3, 420
  8    Si quis in noc genus 2, 115 22    Priuilegia atque praec. 3, 421
  9    Ab omnibus illius 2, 117 23    Ne cui liceat res 3, 419
10    Sacrilegi sunt ecclesię 2, 394 24    Monemus ut iura 3, 445
11    Ea quę domino 2, 395 25    Placuit ut omnes eccl. 3, 468
12    Omnia quę domino 2, 407 26    Quaecumque a par. 3, 477
13    Praecipimus omnibus 2, 426 27    Has omnes constit.4 3, 476
14    Volumus omnes scire 2, 430

Bei Beginn der Exzerpte aus dem dritten Buche steht (an der durch das Sternchen markierten Stelle) eine buchstäbliche5 Wiederholung der mehrerwähnten Überschrift (Bl. 93b): "Capitula - excerta".

Die 27 Capitula6 sind unter einem systematischen Gesichtspunkt ausgewählt; sie handeln durchweg (c. 27 ausgenommen) vom kirchlichen Vermögensrecht (einschließlich des Sakrilegs) und von den kirchlichen Privilegien.

Baluze7 hat die Capitula in zwei Reihen (Nr. 1-14; 15-27 der obigen Zählung) als echtes Capitulare secundum und tertium incerti anni aus cod. Paris. 4761 abdrucken lassen. Heute besteht wohl nirgends ein Zweifel, daß die Capitula aus Benedictus ausgezogen sind.




1) Nach den Textanfängen, die ich allein in der Hs. verglichen und daraus notiert habe. Angesichts der Ausgabe bei Baluze (s. unten) schien mir die Textvergleichung überflüssig.
2) Zu c. 8: nicht 2, 406; zu c. 9: nicht 2, 385; zu c. 18: nicht 3, 409; zu c. 19 nicht 3, 411 (trotz "collata").
3) Nicht: commutationes.
4) Endet mit dem Worte "deputetur". Es folgt noch Bl. 99b-102b das Kapitular MG. Capit. II no. 259.
5) Nur ist "imperatore" abgekürzt (nicht unterdrückt, wie bei Baluze, unten N. 7) und in "hludouu(i)co" das i ausgelassen.
6) Darunter 5 bis 6 Fälschungen und viele interpolierte Stücke.
7) Baluze, Capit. I, 519. 523.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 408]

Zweites Kapitel.

Exzerptmassen in Kanonensammlungen.

Seit dem Beginn des 10. Jahrhunderts gibt es unter den Dutzenden von Sammlungen überwiegend kirchlichen Rechtsstoffs nur verhältnismäßig wenige, die nicht von den falschen Kapitularien in höherem oder geringerem Grade infiziert wären. Es kann natürlich keine Rede davon sein, an dieser Stelle auf Ermittelung aller Benedictus-Kapitel in allen Kanonensammlungen vom 9. bis zum 13. Jahrh. auszugehen1 2 3.. Soll hier überhaupt von Collectiones canonum gesprochen werden, so muß eine grundsätzlich umgrenzte Auswahl getroffen werden. Ich will über die Erscheinung berichten4, daß in gewissen Kanonensammlungen ganze Massen von Exzerpten aus Benedikt beieinander geblieben sind5. Hier besteht quellengeschichtlich




1) Über Regino vgl. vorläufig die Ausgabe von Wasserschleben S. 523 Sp. 2 no. 21; über Burchard: P. Fournier in der Nouv. Revue historique de droit XXXIV (1910), 91f. 98. 302f. 308ff. 583f., dessen verdienstliche Untersuchungen eine neue Behandlung nicht ersparen. - Über Ivos Dekret siehe oben S. 380fg. und unten S. 453fg. - Bei Deusdedit (ed. Glanvell) stehen Benedictus-Texte in Lib. 4 c. 291. 292 (dazu Ben. 1, 231). 295. - Über Gratians Dekret vgl. einstweilen Friedberg, Corp. iur. can. I, p. XLI; über die Decretales Gregorii IX. denselben, l. c. II, p. XVIII.
2) Die Identifizierung von vereinzelten Stücken, die aus Ben. Lev. in Sammlungen kirchlichen Rechts übergegangen sind, macht begreiflicherweise auch kundigen Forschern des kanonischen Rechts erhebliche Schwierigkeiten; so hat P. Fournier Ben. 3, 372 und Ben. 1, 302 in der Collectio 114 capitulorum c. 112 "De periculo - eorum. CCC[C]. LX(X)II[I]. Maius - puniat" und c. 113 "Presbiter autem - veritas" etc., ferner Ben. Add. IV. 83 in der Collectio 342 eapitulorum c. 138 "Qui occiderit hominem - subsistit" nicht als Quelle nachgewiesen (Annales de l'Université de Grenoble IX, 1897, p. 387. 380).
3) Des vereinzelten Vorkommens von Benedictus-Stellen in nur handschriftlich überlieferten Kanonensammlungen zu gedenken, lohnt kaum der Mühe. So finden sich: im Berliner Cod. Phillipps. 1776 Teil I (9. Jahrh.) auf der Schlußseite (Bl. 92 b) zwei Stellen: Ben. 2, 382 (ohne die Schlußworte "qui non uult" usw.) und 383 (von Rose, Verzeichnis S. 155 nicht, bzw. unrichtig identifiziert); - in der Kanonensammlung des cod. Paris. 2449 (Abschnitt XI und XII) 5 + 3 Stellen: Ben. 1, 398. 2, 345; 3, 100; 2, 315; 3, 224; + 3, 324 (lies: 224?); 2, 345; 1, 36; vgl. P. Fournier, Annales cit. XI, 1899, S. 366. 367; - in einer Pariser Hs. des Decretum Gratiani (Bibl. Mazarine 1288; siehe Catalogue des mss. de la bibl. Maz. II, 1886, p. 54) die "préface du livre V des Capitulaires".
4) Ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit!
5) Die Erscheinung hat seit langem zur Folge gehabt, daß überhaupt




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 409]

jeweils eine doppelte Möglichkeit: entweder hat der Sammler selbst reichlichere Auszüge aus Benedikt genommen und die exzerpierten Stücke in ihrer Zusammenballung belassen1, oder übernimmt der Sammler (ganz oder teilweise) einen fremden Auszug, der vor seiner Einverleibung in die Sammlung als selbständiges2 Werk3 oder Werkchen umlief. Die Sammler pflegen ehrlich die "Kapitularien", d. h. Ben. Lev. (oder Anseg. und Ben. Lev.), als die Quelle der Exzerpte zu nennen.

1. Der Auszug der Handschrift von Chartres.

Eine Exzerptmasse von 38 Kapiteln (15 aus Ansegisus und 23 aus Ben. Lev.) in der Reihenfolge der Vorlagen findet sich in der Collectio Carnotensis (saec. XI.), die Schulte4 kurz und wenig brauchbar beschrieben hat5.

18. Chartres, Bibl. de la ville 193 (früher 172). Pergament, 11. Jahrh., 187 Bl. quart. In der Sammlung steht (zwischen Bl. 114 und 155b) folgendes6:

a) In capitul(is) tempore Karoli imp. et Ludovici Aug(usti) et Lothar(ii) Caes(aris) eorum iussu per intervalla temporum editis 7 8. Es folgen Ansegisus 1, 60 (zweite Hälfte)9. 50. 75.



Kanonensammlungen in Verbindung mit Ben. Lev. besprochen wurden; vgl. unten S. 410 (cod. Mett. 236).
1) Dies gilt namentlich für Ivos Decretum (mit Ausnahme der unten N. 3 erwähnten Reihe). Welche Stellen Ivo aus Anseg. und Bened. Lev. direkt bezogen hat, ist schon oben S. 380/381 berichtet worden. Hier ist nur noch nachzutragen, welches die Massen sind, die in Ivos großer Sammlung durch inskribierte Benedictus-Stellen gebildet werden. Solcher Massen sind es wenige in den ersten 15 Büchern: 6, 401-403. 8, 26b. c. 51-54. 10, 8-10. 41-46; dagegen füllen sie einen großen Teil des 16. Buches, und zwar 16, 56-59. 100. 101. 206-241 (aus Ben. Buch 1-3, Ans. Buch 3. 4). 261-333 (aus Ans. Buch 1. 3. 4, Ben. Buch 1-3). 345-362 (aus Ans. Buch 2. 4, Ben. Buch 2. 3 und nochmals 2).
2) Vgl. unten Kapitel III (S. 417ff.)
3) Dies wird sich für Ivo Decr. 16, 334-344 wahrscheinlich machen lassen; s. unten S. 453f.
4) Schu1te, Iter Gallicum (SB. der Wiener Akad. LIX, 1868), S. 460 bis 466, inbes. S. 464/5. Vgl. auch Catalogue général, Dép. XI (1889), 99f.
5) Sie beginnt mit einem umfänglichen Exzerpt aus Pseudoisidor (bis Bl. 114). Daran schließen sich Auszüge aus Augustinus und Hieronymus; dann die Kapitularienexzerpte; hinter diesen wieder theologische Schriften.
6) Nach Schulte. Ich habe die Handschrift nicht gesehen.
7) Diese Inskription ist mit Hilfe der Vorrede des Ansegisus (MG. Capit. I, 394, 15-18) gebildet.
8) 9) [siehe auf der nächsten Seite].




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 410]

87. 96. 99. 125. 157; 2, 25. 37; 3, 4. 8. 23; 4, 13. 21. Zusammen 15 Kapitel.

b) In capitulis Karoli imperat(oris) quinti libri a Zacharia papa confirm(atis). Unter dieser Inskription stehen Ben. Lev. 1, 18. 20. 36. 43. 87. 109. 156. 168. 179. 190 (lies: 180?). 186. 192. 193. 196. 206. 220. Zusammen 16 Kapitel.

c) Ex libro VI. capitul(arium), de lege Moysi. Unter dieser Inskription stehen Ben. Lev. 2, 5. 6.

d) Ex septimi libri capitular(ibus). Unter dieser Inskription stehen Ben. Lev. 3, 13. 15.

e) Ex capitulis postmodum a fidelibus repertis et hic insertis. Unter dieser Inskription1 steht Ben. Add. II. 24.

f) Ex capit(ulis) propriis episcoporum. Unter dieser Inskription1 stehen Ben. Add. III. 57. 58 (in der Hs. statt dessen die Ziffern 58. 59). - Folgt eine leere Seite. -

Der Exzerpent hat es sich sehr bequem gemacht; das erste Buch hat er kaum mehr als zur Hälfte herangezogen, das zweite und dritte kaum angelesen. Sachlich erstreckte sich sein Interesse auf ziemlich verschiedene Dinge: Ehe, Bischöfe und Priester, heilige Oerter, Verbrechen (Meineid, Raub, Mord), Gewohnheitsrecht, Pflichten des Königs, Ohrenbeichte, unparteiisches Gericht.

2. Ein alter Auszug überliefert in der Appendix Dacherianae Mettensis und in der Collectio Ambrosiana.

a) Die Appendix Dacherianae Mettensis.

Baluze2 berichtet, daß in einem cod. Mettensis S. Arnulfi "descripta sunt plurima3 capitula excerpta ex tribus postremis capitularium libris ab eo qui priores quatuor haud dubie non noverat". Die Benedictus-Forschung kann sich der Aufgabe nicht entziehen, dieser recht unbestimmten Angabe auf den Grund zu gehen4.

19. *Metz, Stadtbibliothek 236 (früher E. 29; aus S. Arnulf




8) Die folgenden Worte bei Schulte: "A domnibus (!) eps" lese ich: ab omnibus episcopis.
9) Schulte setzt, ohne sie zu identifizieren, die Worte her: "Priorum (! lies: Primo) in iudicio diligenter discernatur lex".
1) Gebildet nach dem Prooemium von Ben. Add. II. (bzw. III.).
2) Baluze Praef. § 74, vgl. § 47 Mitte.
3) In Wahrheit sind es nur 27 (s. unten S. 412f.).
4) Die Metzer Hs. ist meines Wissens bisher von Niemandem genauer behandelt worden.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 411]

in Metz1. Pergament, 10./11. Jahrh., folio. Für die freundliche Übersendung des Ms. nach Berlin, wo ich im Sommer 1910 es untersucht und die Stellen aus Benedictus kollationiert habe, bin ich der Bibliotheksverwaltung verpflichtet. Die Handschrift2 enthält zwei Hauptstücke: die Collectio canonum Dacheriana3 (Bl. 3a-121b) und die (wegen Defektes der Hs. unvollständige) Collectio 400 capitulorum4. Hier interessiert nur die Dacheriana und was mit ihr zusammenhängt.

a) Bl. 1a-2a: C(ons)titutio5 memorata (aus Ben. Lev. 1, 35 fin.) de sacer(do)tum5 purgatione. ex cap. domni Karoli cap. XXXIII. Omnibus uobis uisu - reperiri poterit (= Ben. Lev. 1, 36).

b) Bl. 2a-b: In nomine domini nostri Iesu Christi Incipit ordo de celebrando concilio. Hora diei prima - nobis et dignare | , womit der Text (= Pseudoisidorus ed. Hinschius p. 22 lin. 1-21) abbricht.

c) Bl. 3a-121b: die Collectio Dacheriana. Anfang: Incipit de utilitate paenitentiae. Bl. 10b-23a die Kapitelverzeichnisse, Bl. 23b Textanfang. Die Hs. stimmt in der Hauptsache mit der Ausgabe überein6. Unmittelbar anschließend folgt

d) Bl. 121b (Zeile 5 von unten) - 142b: der Anhang zur Dacheriana. Beginn. Qui res eclesię collatas repetere presumunt.




1) Auf der Vorderseite des Vorblatts steht die Eigentümer-Notiz: (L)iber sancti arnulfi usw. - Nebenbei: auf der Rückseite des Vorblatts finden sich Distinktionen-Schemata, wie sie später bei den Glossatoren begegnen.
2) Erwähnungen (außer bei Baluze, oben S. 410 N. 2): Archiv VIII, 454; Catalogue général (alte Serie) V (1879), 103, vgl. p. LX. CLXXXVI; Maassen, Gesch. der Quellen des canon. Rechts I (1870), 843. 849; MG. LL. IIb, 18.
3) Vgl. Maassen a. a. O. S. 848-852. Zu den 22 bei Maassen angeführten Hss. kommen mindestens acht weitere hinzu: Paris 3839 (unten Nr. 23, S. 421) und Paris 3839 A (unten Nr. 24, S. 421f.); (nach Schmitz, Die Bußbücher I, 1883, S. 716:) Paris 1927, Rom, Vat. Reg. 845. 847 und 848; (nach dem Verzeichnis der Pergamenthss. der K. Universitätsbibl. Würzburg, 1886, S. 8 und nach Gillmann, im Archiv f. kath. Kirchenrecht 87, 1907, S. 587.) Würzburg, Universitätsbibl. Mp. th. f. 22 saec. IX.; (nach J. Geel, Catalogus librorum mss., qui . . . bibl, Lugd. Batav. accesserunt, 1852, Nr. 478:) Leiden, Universitätsbibl. 127 AB, Blatt 1-73a (saec. IX.).
4) Vgl. Maassen a. a. O. S. 842-846.
5) Die eingeklammerten Buchstaben sind zerstört.
6) In Buch I haben die Kapitel 97. 98 den Platz gewechselt. Im II. Buch ist c. 23 vollständiger als im Druck; bei c. 59 weicht der Anfang ab; die im Druck ausgelassenen cc. 90-94 stehen da. In Buch III findet sich bei c. 26 die Inskription und Subskription; die Numerierung der cc. 154-158 ist in Unordnung geraten.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 412]

Ex concilio aurelianensi cap. XII.1. Ne cui liceat. - Ende: praedicatores sanctae aecclesiae2. -

Die Appendix Dacherianae Mettensis setzt sich aus 52 in der Hs. nicht numerierten Kapiteln zusammen. Sachrubriken finden sich nur bei c. 1. 23. 30. 38. Die Kapitel sind mit Inskriptionen versehen, ausgenommen c. 6. 7. 12. 13. 19. 20. 43. 44. (50.) 51. 52.

Die Appendix geht mittelbar oder unmittelbar auf fünf größere Quellengruppen zurück: 1. Konzilien der Merowingerzeit (cc. 1-7); 2. ein Opusculum Hincmari Remensis (cc. 8-123); 3. Dekretalen (cc. 21-29); 4. Sirmondische Konstitutionen (cc. 46-48) und zwar const. 1. 3. 17 ohne den Kommentar des Florus von Lyon;4 endlich 5. Benedictus Levita.

Die 27 Stellen aus Ben. Lev. stehen nicht ungetrennt beieinander; sie sind vielmehr auf drei kleinere Massen verteilt (c. 14-20; 30-45; 49-52). Ich teile die 27 Stellen in Form einer Analyse unter Beibehaltung der handschriftlichen Rubriken und Inskriptionen mit. (Masse I, Bl. 124a bis 126b).

(14.) Ex capitularibus gloriosissimorum imperatorum domni Karoli et domni hludouuici libro II. Vt nullus episcoporum aut cuiuslibet - restituat. - Ben. 2, 135 (nicht 3, 420 wegen der Lesart "a communione eclesiae").

(15.) Item in eodem. Si quis cuiuscumque - pellatur. - Ben. 2, 134 (nicht 3, 267 wegen der Lesart "auxiliante", und nicht 3, 411 wegen der Lesart "cuiusque").

(16.) Item in eodem. Praecipimus, ut nullus laicorum - possunt. - Ben, 2, 89.

(17.) Item in eodem, ex lege ueteris testamenti. Cum uoueris - promisisti. - Ben. 2, 51.

(18.) Item ex eisdem capitularibus. Omnibus sciendum est quod sacrilegi - saluatoris. - Ben. 2, 404.

(19.) Item. Nulli liceat ignorare - sacrilegus. - Ben. 2, 405.

(20.) Item. Omnia quae deo - efficiuntur. - Ben. 2, 407.
(Masse II, Bl. 135b bis 141a).

(30.) Item ex eisdem capitularibus gloriosissimorum imperatorum, de priuilegiis episcoporum. Quaecumque a singulis - saeculari. - Ben. 2, 111.

(31.) Item ex eisdem. Vt priuilegia quae - incorrupta. - Ben. 2, 112 (nicht 2, 103 wegen der Lesarten).




1) Conc. Aurel. V. 549 c. 13 (MG. Conc. I, 104).
2) Ben. 2, 402 (unten S. 413).
3) c. 13 schöpft (ohne Vermittelung?) aus der Dionysio-Hadriana.
4) Von diesen Quellen kann hier nicht gehandelt werden.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 413]

  (32.) Item ex eisdem. Si quis in hoc - mereri. - Ben. 2, 115 (nicht 2, 406 wegen der Lesart "aliquid quae non oportet iniuriae inferat").

(33.) Item ex eisdem. Synodali decreto - feriatur. - Ben. 3, 207.

(34.) Item in eisdem. De uiris - facultas. - Ben. 3, 199.

(35 a.) Item in eisdem, ex libro primo. Ut episcopi potestatem - ecclesias dei. - Ben. 1, 182 erste Hälfte.

(35 b.) Et nicholaus papa ad locum ita ut secundum sacrorum - dispenset. - Nicolai I. epist. 69 (a. 865; Jaffé 2783), MG. Epist. VI, 388 lin. 23-26 ed. E. Perels).

(35 c.) et in supra scripto libro ex canonica auctoritate1 assumptum istud ita inuenitur capitulum: "si quis oblata - anathema sit." - Ben. 1, 24 (= 3, 8 = 3, 261g2).

(36.) Item in eisdem. Si quis cuiuscumque - pellatur. - Ben. 2, 134 (nicht 3, 267 oder 3, 411; vgl. oben c. 15).

(37.) Item in eisdem. nec ulli - reddantur. - Ben. 2, 136.

(38.) Item de priuilegiis episcoporum3, in eisdem, ut epi- scopus eiectus - uocatus. Canonica - dubium est. - Ben. 3, 153 Rubrik und Text.

(39.) Item ex capitularibus ex canonica auctoritate promul- gatis. Canones - prouocare. - Ben. 3, 102.

(40.) Item ex eisdem. Si quę causae - iudicetur. - Ben. 3, 109 (nicht 2, 381r wegen der Lesarten).

(41.) Item in eisdem. Si quis episcopus a - delegerint. - Ben. 2, 309 (= 3, 171 = 3, 178).

(42.) Item ex eisdem capitularibus. Praecipimus atque - singulorum. - Ben. 1, 315.

(43.) Item. Igitur quia - alienos. - Ben. 1, 322.

(44.) Item. Principaliter itaque - inuenitur. - Ben. 1, 319.

(45.) Item ex capitularibus ei[u]sdem. Uolumus atque - conueniat. - Ben. 2, 366.
(Masse III, Bl. 141b bis 142b).

(49.) Item in eisdem cap(itularibus) gloriosissimorum imperatorum domni Karoli et domni hludouuici ita istud capitulum inuenitur. Constantinus - estis et reliq. - Ben. 2, 403.

(50.) Maxime trium - ęterna oramus. - Ben. 3, 478.

(51.) Item. Episcopi a deo - discernit. - Ben. 3, 441.

(52.) Item. Quod omnibus - sanctae aecclesiae. - Ben. 2, 402 (nicht 3, 331).

Damit schließt (ohne Explicit) die Appendix am Anfang der vorletzten Zeile der Seite.




1) Vgl. unten c. 39 inscr.
2) Zugunsten von Ben. 1, 24 entscheiden die einleitenden Worte in 35c: "in supra scripto libro" verglichen mit der Inskription in 35a.
3) Vgl. oben c. 30 rubr.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 414]

b) Die Collectio Ambrosiana.

Diese Kanonensammlung ist enthalten in der Handschrift

20. Mailand, Bibl. Ambrosiana A. 46. inf. (früher laut einer im 14. oder 15. Jahrh. geschriebenen Notiz auf Bl. 151: liber sancti Dionysii Mediolanen. ordinis sancti Benedicti). Pergament, 10. Jahrh., 158 Blätter. Die Sammlung von Mailand2 zerfällt in vier "Teile", Teil I (Bl. 15b-85b) in zwei "Bücher", Buch II in zwei "Abteilungen" (c. 1-149; c. 150-209). Unter den Quellen von Buch II3 figuriert Benedictus Levita4. In jeder der zwei Abteilungen des II. Buches findet sich eine geschlossene Reihe von Benedictus-Stellen5.

In Abteilung 1, capp. 67-776, steht Reihe I mit elf Texten aus Benedictus, die zumeist von der kirchlichen Gerichtsbarkeit handeln. Nach Fournier7 sind es folgende Stücke aus Ben.: 3, 102. 109. 178 (s. unten); 1, 315. 322. 319; 3, 441; 1, 402 (?); 2, 366; 1, 403 (?); 3, 478. Aus Gründen, die sich unten bei der Vergleichung des cod. Ambrosianus mit dem cod. Mettensis ergeben werden, muß ich die Genauigkeit von zwei (vorhin von mir mit Fragezeichen versehenen) Angaben Fourniers bezweifeln8; man wird, vorbehältlich einer Nachprüfung des cod. Ambrosianus, damit zu rechnen haben, daß in Reihe I nicht Ben. 1, 402. 403, sondern Ben. 2, 402. 403 stehen. - Bei 3, 178




1) Maassen (unten S. 416 N. 2) S. 303 N. 3.
2) Ihre Analyse verdankt man P. Fournier, Un groupe de recueils canoniques inédits du Xe siècle, in den Annales de l'Université de Grenoble XI (1899), 373-399. - Die Sammlung ist im Anfang des 10. Jahrhunderts entstanden; ihr Vaterland ist (zwischen Frankreich und Oberitalien) streitig. Auf den Streit kann hier nicht eingegangen werden.
3) Der Anfang von Buch II (c. 1-28) ist verloren. In c. 14. 15 standen zwei Kapitularienfragmente de purgatione sacerdotum, nach der Vermutung von Fournier S. 379 N. 1 vielleicht Ben. 1, 36 und 3, 281.
4) Dies hat zuerst Maassen a. a. O. signalisiert.
5) In Abteilung 1 cap. 98 begegnet außerdem ein Einzelkapitel (Ben. Add. IV. 6 bis "mansit"); s. Fournier S. 381. Ferner ist in einen nicht identifizierten Kanon der zweiten Abteilung (c. 156/157) ein Benedictus-Fragment "Laicis quam" eingefügt (nach Fournier S. 384: Ben. 1, 403; es kann ebensogut Ben. 2, 393 sein).
6) So Fournier, S. 381 N. 4; im Widerspruch damit werden im zugehörigen Texte Fourniers (S. 381) capp. 66-76 genannt.
7) Fournier, S. 381 N. 4.
8) Fournier teilt in seiner Analyse der Mailänder Hs. bedauerlicherweise die Kapitelanfänge nicht mit. So zwingt er hier den Benutzer, seinen mit bloßen Ziffern gemachten Angaben zu mißtrauen.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 415]

hätte die Auswahl zwischen 3, 171. 178 und 2, 309 offen bleiben sollen.

In Abteilung 2, capp. 159-162, steht Reihe II mit 13 Texten aus Benedictus, die vornehmlich de bonis ecclesiasticis handeln. Nach Fournier1 sind es folgende Stücke aus Ben.: 2, 404. 405. 407. 111. 112. 116 (?); 3, 207. 199; 1, 182 nebst dem Stück "Et Nicholaus papa ad locum: Ita ut - dispenset"2; 3, 8 (s. unten); 3 (?), 135. 134. 136. Auch hier scheinen mir - Nachprüfung des Ambrosianus wiederum vorbehalten - zwei Schreib- oder Druckfehler sich eingeschlichen zu haben3; statt 2, 116 muß es wohl heißen: 2, 115, und statt 3, 135. 134. 136 vielmehr: 2, 135. 134. 136. An Stelle von 3, 8 hätte 1, 24 genannt, und die eigenartige Stellung dieses Kapitels (Anhang zu 1, 182) hätte kenntlich gemacht werden sollen. Daß Fournier in der Ambros. nichts übersehen hat (auch nicht Ben. 2, 51. 89; 3, 153), nehme ich bis auf weiteres als feststehend an.

c) Das gegenseitige Verhältnis der Appendix Dacherianae Mettensis und der Collectio Ambrosiana.

Die meisten der Benedictusfragmente4, die sich in Mett. und Ambr. ausgezogen finden, sind beiden Sammlungen gemeinsam. Auf alle Fälle decken sich Mett. und Ambr. in 18 Benedictuskapiteln (Ben. 1, 24. 182. 315. 319. 322; 2, 111. 112. 306. 404. 405. 407; 3, 102. 109. 171 [=178]. 199. 207. 441. 478). Sie decken sich in weiteren 6 Kapiteln (Ben. 2, 115. 134. 135. 136. 402. 403) auf den sehr wahrscheinlichen Fall, daß die Angaben Fourniers unrichtig und die oben (S. 414/415) vorgeschlagenen Emendationen richtig sind.

Nur 3 Fragmente (Ben. 2, 51. 89; 3, 153) sind der Mettensis (c. 17. 16. 38) eigentümlich. Schon dieser Überschuß beweist, daß Mett. nicht bloß ein Auszug aus Ambros. ist. Nun besteht eine dreifache Möglichkeit: entweder beruht die Mett. auf der Ambros. und hat der Verfasser der Mett. die drei Stücke aus dem Original (oder einer Zwischenquelle) an passender Stelle eingefügt; oder beruht umgekehrt die Ambr. auf der




1) Fournier S. 385.
2) Vgl. oben S. 413 (c. 35b).
3) Vgl. N. 8 auf voriger Seite.
4) Entsprechendes gilt von den Partien, die aus Hinkmar von Reims, aus Dekretalen und aus den Sirmondischen Konstitutionen stammen; die nähere Darlegung würde aber hier zu weit führen.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 416]

Mett. und hat der Verfasser der Ambr. die drei Stücke aus seiner Vorlage (Mett.) ausgemerzt; oder gehen sowohl Mett. als auch Ambr. auf eine gemeinsame Zwischenquelle (X) zurück, in der die drei überschießenden Stücke der Mett. bereits enthalten waren. Die zweite Möglichkeit entspricht der Wirklichkeit sicher nicht; daß die weit reichere Ambr. nicht aus der kleineren Mett. geschöpft habe, läßt sich zwar nicht am Benedictus-Material1, wohl aber an sonstigem Quellenstoff2 dartun. Da mit der ersten Möglichkeit nur bei sehr gelehrten Sammlern, wie z. B. bei den pseudoisidorischen Fälschern, gerechnet werden darf, so spricht die dritte Alternative am besten an.

Die unbekannte Sammlung X, in der unsere Auszüge aus Ben. Levita mit seinen das kirchliche Vermögensrecht und die kirchliche Gerichtsbarkeit betreffenden Pseudo-Kapitularien3 enthalten waren, muß schon um 900 vorgelegen haben; denn die Ambr. ist wenig jünger als das 9. Jahrh. Über den Entstehungsort der Collectio X läßt sich Sicheres nicht ausmachen; auch wenn die Ambr. oberitalienischen Ursprungs sein sollte, bleibt die Möglichkeit oder vielmehr die Wahrscheinlichkeit, daß die Collectio X fränkischen Ursprungs ist.

Zu welcher Zeit aus der Coll. X die Appendix Dach. Mettensis hergestellt wurde, läßt sich nicht genauer ermitteln. Die Zeit vom Ende des 9. Jahrh. bis zur Niederschrift des Manuskripts (10./11. Jahrh.) muß für ihre Entstehung offengelassen werden. -

So sehr die aus Benedictus exzerpierten Kapitel der Mett. und der Ambr. in ihrer Zahl und ihrem Textbestande übereinstimmen, so sehr unterscheiden sie sich in ihrer Reihenfolge. Welche Kapitel der Ambr. den Kapiteln der Mett. entsprechen, erhellt aus folgender Zusammenstellung der mit römischen Ziffern bezeichneten Reihen und der mit Majuskeln bezeichneten Unterabschnitte innerhalb der Reihen.




1) Von der Reihenfolge des Materials wird alsbald die Rede sein; sie wird zeigen, daß Ambr. nicht aus Mett. herrühren kann.
2) Die Ambr. enthält const. Sirm. 1. 3. 6. 11. 15. 17. 20 mit dem Kommentar des Florus (vgl. Maassen, Ein Kommentar des Florus von Lyon, Wiener S.B. 92 [1879] S. 321ff.; E. Caillemer, Florus et Moduin, in den Mémoires de l'Académie de Lyon, classe des Lettres, XXI [1885] p. 367ff.), die Mett. (oben S. 412) weit weniger. Daß der Kompilator der Ambr. von sich aus den Sirmondischen Konstitutionenstoff aus einer kommentierten Vorlage erweitert habe, ist ganz unwahrscheinlich.
3) Ferner die oben S. 415 N. 4 genannten Exzerptmassen aus Const. Sirmond., Dekretalen und Hinkmar.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 417]


Mettensis
Ambrosiana
Benedictus Levita
Reihe
Abschnitt
Kapitel
Reihe
Abschnitt
Kapitel

I A 14. 15 II C ? 2*, 135. 134.
I B 16. 17 -- -- -- 2, 89. 51.
I C 18-20 II A 159 2, 404. 405. 407.
II A 30-35 II B ? 2, 111. 112. 115*; 3, 207.
199; 1, 182; (Nicol.);
1, 24.
II B 36. 37 II C/D ? 2*, 134. 136.
II C 38 -- -- -- 3, 153.
II D 39-44 I A 67-72 3, 102. 109. 171; 1, 315.
322. 319.
II E 45 I C 75 2, 366.
III A 49. 50 I D 76. 77 2*, 403; 3, 478.
III B 51. 52 I B 73. 74 3, 441; 2*, 402.

Die größere Ursprünglichkeit dürfte der Anordnung in der Ambr. zukommen. Dafür spricht der passende Platz, den Ben. 3, 478 in der Ambr. (am Ende der Reihe I), aber nicht in der Mett. erhält. Ferner vermeidet die Ambr. die Wiederholung von Ben. 2, 134, die in die Mett. durch eine Ungeschicklichkeit im Exzerpieren der Vorlage (X) hineingekommen ist. Die sachliche Ordnung (daß zuerst von den res ecclesiae, dann von der Gerichtsbarkeit der Kleriker oder über die Kleriker die Rede ist) wird übrigens auch in der Umordnung der Mett. (I A bis, II B; II C bis III B) gewahrt.

Drittes Kapitel.

Selbständige Auszüge.

Unter selbständigen Auszügen aus Ben. Lev. verstehe ich, wie gesagt, solche, bei denen sich kein Zusammenhang mit der Kapitulariensammlung des Ansegisus (oben Kap. I, S. 405ff.) oder mit einer Kanonensammlung (oben Kap. II, S. 408ff.) nachweisen läßt.

Die bisher bekannten Auszüge1 des angegebenen Charakters haben die Anordnung der Vorlage bald einfach beibehalten (unten Ziff. 1. 5?), bald mehr oder weniger verändert (unten Ziff. 2-4).




1) Nicht Auszug, sondern Verarbeitung von Auszügen aus Anseg. und Ben. Lev. sind die am 16. Mai 858 gegebenen Statuten des Herard von Tours in 140 Kapiteln. Sie können hier unberücksichtigt bleiben; vgl. über sie Werminghoff, N.A. XXVI, 623. Wie in originaler Fassung (oben S. 408 N. 1), so kommt Benedictus auch in der ihm von Herard gegebenen Gestalt noch in Gratians Dekret zum Worte (Friedberg, Corp. iur. can. I, p. XXXVIII no. 43).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 418]

1.

Einen Auszug von 24 Kapiteln aus dem zweiten Buche des Benedictus Levita überliefert die Handschrift:

21. Rom, Bibl. Vat., reg. Christ. 612 (früher: 1373 und 136). Pergament, 9./10. Jahrh., 94 Blätter oktav. Die Hs.1 hat bunten Inhalt: Formulae Salicae Merkelianae, annotationes de diebus Aegyptiacis, astronomische Tafeln, iudicium aquae frigidae (und an dessen Ende tironische Noten)2, Aeclogae de ordine Romano usw. (Bl. 40-58), hinter diesen Bl. 58-62 die Ex- zerpte aus Benedictus Levita, Bl. 62-70 Capitula episcoporum, die ersten beginnend: Notissimum, fratres karissimi, quod adhuc nouello mundo habuisset deus collectionem ecclesiae (15 Kapitel)3, die nächsten beginnend: In nomine solius. ego Herardus (46 Kapitel)4, Bl. 71 formulae Parisienses; Bl. 71-92 Märtyrerakten; Bl. 92-94 ein Schreiben von Papst Leo I.

Von den Excerpta Benedicti berichtet Merkel: "Auszüge aus Benedictus Levita mit den Kapitelrubriken und meistens auch den Kapitelzahlen, nämlich 17 (II)5 99. 100. 104. 117. 116. 118. 125. 129. 134-136. 139. 140. 142. 156-158. 426-431"6. Die 24 Kapitel handeln von sehr verschiedenen Rechtsmaterien7.

Die Beschränkung der Auszüge auf das zweite Buch Benedikts mag äußere Gründe gehabt haben (Unvollständigkeit der Vorlage?).




1) Erwähnungen: Ballerinii, Disquisitiones de antiquis collectionibus canonum, Pars IV., c. 9 7 i. f. (Migne, Patrol. Lat. 56, 314); Archiv XII, 298; J. Merkel, Zeitschr. f. Rechtsgeschichte I (1861), 194f.; Stobbe, Gesch. der Rechtsquellen I (1860), 240 N. 36; MG. Formul. p. 239.
2) Nach gütiger Mitteilung von M. Tangl scheinen sie nicht entziffert und nicht veröffentlicht zu sein.
3) Warum Merkel diese Diözesanstatuten dem Herard von Tours zuschreibt, weiß ich nicht.
4) Ein Teil der 140 Capitula Herardi vom Jahr 858 (Baluze, Capit. I, 1283; Werminghoff, N.A. XXVI, 623).
5) Sic! Gemeint ist wohl, daß alle Auszüge dem zweiten Buche entlehnt sind.
6) Die vorstehenden tatsächlichen Angaben beruhen auf den Notizen von Merkel (und Zeumer). Wegen mehrerer Berichtigungen vgl. den Nach- trag (unten S. 461f.).
7) Haftung für Tierestat, Entehrung der Bischöfe, Nonnenraub, Kirchenraub, Verletzung der Residenzpflicht durch Kleriker und Mönche, Unterwerfung der Äbte unter die Gewalt des Bischofs, Verbot des Verkehrs mit Exkommunizierten, Privilegium fori der Kleriker.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 419]

2.

Als Auszug aus Ansegisus und Benedictus Levita1 und zwar mit Umordnung der Kapitel2 hat sich herausgestellt das vielbesprochene "Capitulare incerti anni datum in synodo, cui interfuit Bonifacius apostolicae sedis legatus, circa annum Christi 744". Wegen dieses Auszugs darf ich auf die dritte meiner Benedictus-Studien3 verweisen. Ob das Exzerpt ein "selbständiges" in dem oben Seite 417 definierten Sinne ist, weiß ich nicht sicher4.

3.

Nichts als ein umfänglicher5 ("selbständiger") Auszug aus Benedictus (Buch 1-3), geordnet nach einem eigenen System, sind6 die Statuten des Bischofs Isaac von Langres (859-880). Über dieses seit langem durch den Druck bekannte Werk ist schon oben7 gehandelt worden. Um sich einen Einblick in das System der Statuten zu verschaffen, genügt ein Blick in die bequem zugänglichen Ausgaben. Innerhalb der einzelnen Titel verzichtet Isaac auf die selbständige systematische Anordnung. Er hält sich hier vielmehr an die Reihenfolge seiner Vorlage. Nur ganz selten weicht er von dieser Reihenfolge ab8.




1) In der Ausgabe (Baluze, Capit. I, 151-156) nicht vollständig (27 Kapitel und der Anfang des 28sten).
2) Die Auszüge stellen sich freilich immer noch überwiegend als Reihen aus den einzelnen Büchern des Benedictus dar (Seckel, Studie III, N. A. XXIX, 296f. 304).
3) Seckel a. a. O. S. 294-308.
4) Weil ich leider die Hss. nicht kenne. Nach Werminghoff (N.A. XXVI, 668) existieren deren drei: Paris 1568 (vgl. dazu den Catalogus und MG. Conc. II, 910; scheint Fragmente von Konzilien zu enthalten, ohne Kanonensammlung zu sein); Paris 4375 (Inhalt: zwei systematische Kanonensammlungen, die zweite in 92 Kapiteln, zwischen beiden ein Papstkatalog bis auf Leo VI., hinter der zweiten die Excerpta, s. Catalogus III, 585); Paris 4376 (nach dem Catalogus l. c. und nach MG. LL. IIb, 18 unten, eine Collectio canonum in drei Büchern, dahinter die Excerpta).
5) 151 bzw. 148 Kapitel.
6) Und sollen sein! Denn der Verfasser gibt offen seine Quelle in der Vorrede an.
7) Abschnitt I, Kap. IV, Ziff. 2 (S. 394f.).
8) Im Titel 9 folgen sich Ben. 1, 25. 30. 75; 2, 88. 99. 248; 3, 9. 180; 1, 62. 63; also sind die Texte aus Ben. Buch 1 zerrissen. Im Titel 11 folgt Ben. 1, 104 auf 1, 145; also ist die echte Reihenfolge umgekehrt.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 420]

4. Die Abbreviatio Ansegisi et Benedicti Levitae.

I. In nicht weniger als vier Handschriften liegt uns heute noch1 ein Auszug aus den echten und den falschen Kapitularien vor, der sich schon durch seinen erheblichen Umfang (572+XVI Stellen aus beiden Kapitulariensammlungen) vor allen andern Exzerpten auszeichnet. Von den vier Hss. ist die eine (Nr. 22) durch Schulte2 und P. Fournier3 untersucht worden; über die drei andern4 (Nrn. 23-25) lag bisher nur die viel und nichts besagende Nachricht vor, daß sie eben "Exzerpte" aus den Kapitulariensammlungen enthalten5.

22. *Montpellier, École de Médecine H. 137 (früher Franciscus Pithoeus gehörig, dann der Bibl. Oratorii Trecensis I E. 18). Pergament, 320 Bl. quart. Die Hs. wurde mir bereitwilliger und dankenswerter Weise nach Berlin überschickt, wo ich sie im Sommer 1912 untersucht und (was Ben. Lev. angeht) in ausgewählten Partien kollationiert habe. In dem einen Bande sind durch den Buchbinder zwei noch zu F. Pithous Zeiten getrennt gewesene Manuskripte zusammengebunden. Hier interessiert nur das zweite Manuskript6 (11. Jahrh., Bl. 167-320). Dieses beginnt mit zwei Bußbüchern (Poen. Fulberti; Poen. Gregorii III.); dann folgt Bl. 172b-229b die vollständige Abbreviatio Ansegisi et Benedicti Levitae7 (vgl.




1) Daß es einstmals mehr als vier Hss. gegeben haben muß, wird sich unten (S. 423 N. 3. 5. 6) zeigen. Alle vorhandenen Hss. entfernen sich mehr oder weniger von der Urform der Abbreviatio.
2) Schulte, Iter Gallicum (Wiener SB., 1868) S. 407-412.
3) P. Fournier, Notice sur le manuscrit H. 137 de l' École de médecine de Montpellier, in den Annales de l'Université de Grenoble IX (1897), 357-389.
4) Auch Fournier kennt sie nicht; er gedenkt ihrer nirgends in seiner Beschreibung des cod. Montispessulanus.
5) Pertz (MG. LL. I, 270) zum Beispiel bezeichnet den cod. Paris. 3839 als "aeque (nicht: eadem!) ac Trecensis (= Montispess.) Ansegisi et Benedicti excerpta continens".
6) Erwähnungen: Baluze Praef. § 75. 79 i. f.; Archiv VII, 199, 790; Catalogue gén. (alte Serie) I (1849), 335; Schulte a. a. O. S. 408-410; Maassen, Gesch. der Quellen I, 849; P. Fournier a. a. O., namentlich S. 370-377; MG. LL. I, 269; II b, 17; MG. Capit. I, 392; II, p. XX; MG. Conc. II, 910.
7) Mitteilungen darüber bei Baluze und Schulte a. a. O.; eingehendere Untersuchung bei Fournier a. a. 0. Nicht identifiziert hat Fournier Abbr. XIII (= Ben. 1, 281); 7, 65-67. 171. 175. 177. 181. 183; vgl. unten S. 424. 428. 442. 444f. 451f. Unrichtige Angaben, die zum Teil (bei Abbr. 7, 51. 52/3. 98. 170) Druckfehler, aber darum nicht weniger störend sind, bringt Fournier zu Abbr. 1, 15. 23. 37/38; 3, 1; 4, 60. 67. 104. 108. 109; 6, 8. 20.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 421]

die Analyse unten S. 424f., 430-445). Hinter der Abbreviatio stehen: ein Fragment (c. 1-9?) des Titels de matrimonio aus der Irischen Kanonensammlung; die Coll. can. Dacheriana; Canones des Conc. Meld. 845; eine Kanonensammlung von 342 Kapiteln1; das Inhaltsverzeichnis der Coll. Hispana Gallica; eine Kanonensammlung von 114 Kapiteln1; Briefe des Fulbert von Chartres, untermischt mit einigen Auszügen aus der Hispana.

23. *Paris, Bibl. nat., Lat. 3839 (frühere Nrn.: 533. 3887). Pergament, ausgehendes 10. Jahrh., 122 Bl. breitfolio2. Hinter der Coll. Dionysio-Hadriana (Bl. 1-86b'; von mir nicht geprüft) steht die Abbreviatio Ans. et Ben. Lev. (Bl. 86b' Mitte - 121b, Spalte 1 unten). Sie beginnt ohne Überschrift mit den Worten: "I. Sunt aliqui qui culpis exigentibus"; Bl. 87a auf dem oberen Rande ist beigeschrieben: "Liber primus". - Auf die Abbreviatio folgt (Bl. 121b' oben - 122a, Spalte 1) unter der Überschrift: "Incipit de matrimonii ratione" das Exzerpt aus Coll. Hibern. 46 (c. 1. 2. 13a. 3. 4. 5 usw. bis c. 12). Auf Bl. 122a, Spalte 1 unten, beginnt die Dacheriana ("Incipit de utilitate pęnitentiae - cum pręfatione operis subsequentis. Excepto baptismatis"), um alsbald auf der nächsten Seite wegen Defekts der Hs. abzubrechen. - Ich habe dies Manuskript im Frühjahr 1909 zu Paris und wiederholt im Sommer 1912 zu Berlin, wohin mir die Hs. freundlicherweise geliehen wurde, untersucht; auch habe ich eine Reihe von Textkollationen vorgenommen.

24. *Paris, Bibl. nat., Lat. 3839A (früher Baluzianus 90, dann Regius 4241/3. 3). Pergament, 10. oder 11. Jahrh., 162 Bl. quart. Die Hs.3 enthält zunächst (Bl. 1-33) gewisse Formeln, eine Notitia provinciarum, die Vorrede Pseudoisidors nebst Ordo de celebrando concilio, und4 die Dionysio-Hadriana5. Nun



71-74. 81. 82; 7, 7. 49. 50. 51. 52/53. 84/85. 98. 125. 168. 170. 180; vgl. unten S. 430-445.
1) Dazu oben S. 408 N. 2.
2) Erwähnungen der Hs.: Baluze Praef § 79 ("habui ex bibl. regia"); Catalogus III, 517; Archiv VII, 46; Maassen, Bibl. iur. can. ms. I, II, p. 231; Derselbe, Gesch. der Quellen I, 443 no. 41; MG. LL. I, 270; IIb, 18; MG. Capit. I, 392; II, p. XXII.
3) Erwähnungen: Baluze Praef. § 79; Catalogus III, 517; Archiv VII, 46; Hinschius, Decretales pseudoisid. p. XII; (Maassen blieb die Hs. unbekannt); MG. LL. I, 270; IIb, 18; MG. Capit. I, 392; II, p. XXII.
4) Hier beginnt die Übereinstimmung mit Paris. 3839.
5) Die vorstehend genannten Stücke erwähne ich ohne Garantie, da ich sie nicht geprüft habe.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 422]

folgt Bl. 34a-76a die Abbreviatio Ans. et Ben. Lev. mit dem Anfang: "I. Sunt aliqui, qui culpis exigentibus". Hinter der Abbr. stehen: Bl. 76 das Exzerpt aus der Hibernensis; die Dacheriana, usw. Das Manuskript ist eine Schwester- oder Tochter-Handschrift des cod. Paris. 3839. Ich habe die Handschrift 1909 zu Paris eingesehen.

25. *Paris, Bibl. nat., Lat. 17526 (früher Notre Dame 105). Pergament, 12. Jahrh., 150 Bl. großquart. Die bisher meist übersehene Hs.1 enthält Bl. 1ff.2 ein Regionenverzeichnis, die Vorrede Pseudoisidors nebst Ordo de celebrando concilio, Stücke aus der Dionysio-Hadriana (Canones apostolorum, griechische Konzilien, das römische Konzil Gregors II.). Nun, unmittelbar an die Subskription "Explicit constituta papę gregorij sub anathemate interdicta" anschließend, auf Bl. 24a-58a' ein Fragment der Abbreviatio Ans. et Ben. Lev. mit dem Beginn: "I. Sunt aliqui"; die Abbr. bricht auf der letzten Zeile von Bl. 58a' in Buch 7, c. 82 (= Anseg. 3, 43) mitten im Worte ab: "aut collatione cartarum uictus fuerit ex | "3. - Was folgt, hat keine oder nur geringe Beziehungen zu den beiden ParallelHandschriften (Paris 3839. 3839 A). Bl. 58b: Decretum beati gregorii pape, de libertate monachorum. Quam sit necessariorum (!) - firmamus4 (folgen Unterschriften; Jaffé † 1366; vgl. MG. Epist. II, 19 not. 4 i. f.); Bl. 59a: Epistola domni gregorij pape VII. Gregorius-. Dilectissimi - mereamini (Jaffé 5042); Bl. 59a'-b': Decreta gregorij papę; Anfang: I. Quicumque militum; Ende: XI. Si quis episcopus fornicationem - suspendatur (= Conc. Rom. 1079 c. 1-11; Mansi XX, 509); Bl. 60a leer; Bl. 60b-149b': (Exceptiones) ęcclesiasticarum regularum usw., Kanonensammlung in acht Teilen und zwar die (gekürzte?) Panormia des Ivo von Chartres; sie hört schon mit c. 134 der letzten Pars auf: in corde ita sit. Explicit feliciter. - Paris. 17526 ist eine Schwester- oder




1) Erwähnungen: Archiv VIII, 300; Hinschius, Decretales pseudoisid. p. XII not. 1; Delisle, Inventaire p. 51.
2) Sofort in Übereinstimmung mit cod. Paris. 3839 A.
3) Vgl. MG. Capit. I, 430, 14. - Der Abschreiber scheint aus irgendeinem Grunde am Weiterschreiben verhindert worden zu sein. Eine defekte Vorlage möchte ich nicht annehmen; denn es wäre mehr als merkwürdig, wenn das Ende der defekten Vorlage gerade mit dem Seitenende in der Abschrift zusammengefallen wäre.
4) Das gefälschte Decretum findet sich auch im cod. Paris. 3839 A, Bl. 146a. b.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 423]

Tochter-Hs. der codd. Paris. 3839. 3839 A. Ich habe die Handschrift 1909 in Paris untersucht.

Die vier Handschriften der Abbreviatio Anseg. et Ben. Lev. gehen in zwei Rezensionen auseinander: die eine Rezension wird von dem Montisp. (M), die andere von den drei Parisienses (P 1. 2. 3) repräsentiert. Keine der vier Hss. ist das Originalmanuskript (X) der Abbreviatio1. Aus der ferneren Betrachtung wird sich ungefähr folgender Stammbaum ergeben:



Wir gehen nun (Ziff. II-IV) zur Beschreibung der Abbr. über.

II. Die Eigentümlichkeiten des cod. Montispessu- lanus9. Die Handschrift von Montpellier unterscheidet sich in ihrem Anfang von den drei Pariser Handschriften der Abbr. durch einen Überschuß an Material, das ebenfalls aus Ansegisus und Benedictus herrührt.




1) Denn beide Hss.-Klassen zeigen gewisse Merkmale größerer Ursprünglichkeit (unten S. 423ff. 446f.).
2) Eine vollständige (vgl. unten Ziff. VI. 1, S. 450f.) Hs. des Ansegisus und Benedictus Levita, Ansegis mit dem Text der Klasse I, Ben. mit dem Text der Klasse II. Die (wahrscheinlich verlorene) Handschrift wird heute zu etwa 4/10 durch die vier Hss. der Abbreviatio vertreten.
3) Archetypus der Abbreviatio, mit den Eingangsstücken und den Rubriken von M (unten S. 424ff.), sowie mit Lesarten, die den Hauptvorlagen näher stehen als gewisse Varianten in M oder P (unten S. 446).
4) Mit den Eingangsstücken und Rubriken (aber mit zum Teil verderbten Lesarten, die in Z nicht wiederkehren, vgl. unten S. 456 N. 5).
5) Mit den Eingangsstücken (aber ohne Rubriken).
6) Ohne Eingangsstücke und ohne Rubriken (aber mit teilweise bessern Lesarten als M). - Z könnte auch aus Y geflossen sein.
7) Vgl. unten Abschnitt III, Stück 2 (S. 455-459).
8) Das gegenseitige Verhältnis von P 1-3 kann ich zurzeit nicht feststellen; vielleicht deckt sich P 1 mit Z.
9) Abgesehen von den der Hs. eigentümlichen Lesarten; über diese siehe unten S. 446f.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 424]

Vor Abbr. 1, 1 "Sunt aliqui" stehen im codex Montispessulanus Bl. 172b-177b folgende (nicht numerierten) sechzehn Stücke, von denen die ersten fünf aus Anseg., die übrigen elf aus Ben. Lev. stammen:   

(I.) Incipit prefatio Ansegisi abbatis. Dominante - congessi. Explicit prefacio. - Das ist die Praefatio1 des Ansegisus zur ganzen Sammlung (MG. Capit. I, 394).

(II.) Incipit prefatio domni inperatoris Karoli. Regnante - remuneretur. Explicit prefacio domni Karoli imperatoris. - Der Prolog (aus der Admon. gen. 789), der das erste Buch des Anseg. eröffnet (MG. Capit. I, 397).

(III.) Incipit prefatiuncula libelli secundi. Supra - libello. - Das Prooemium1 zum zweiten Buch des Anseg. (MG. Capit. I, 413).

(IV.) Incip. prefat. libelli tercii. Superius - libello. - Das Prooemium1 zum dritten Buch des Anseg. (MG. Capit. I, 424).

(V.) Incip. prefat. libelli iiii.ti. Quia - libello. - Das Prooemium1 zum. vierten Buch des Anseg. (MG. Capit. I, 435)2.

(VI.) Epistola Zacharię papę Francis et Gallis directa. Zacharias papa constitutis. Referente - inconcussa. Bene valete. - Ben. Lev. 1, 1.

(VII.) Incipit synodus - DCC. XLII. In nomine - negligant. - Ben. Lev. 1, 2.

(VIII.) Incipiunt versus de predictis (!) principibus. Aurea - talenta tibi. - Die metrische Vorrede3 des Ben. Lev.

(IX.) Item altera - habita. Modo - XV. solidis. - Ben. Lev. 1, 3.

(X.) De hoste - prohibita4 nisi electis5. § CXLI. Secunda - pugnare non est licitum. - Ben. Lev. 3, 141 Rubrik und erste Hälfte6 des Textes.

(XI.) Decretum - baiulent. § CXXIII. Karolus - possit. - Ben. Lev. 3, 123 Rubr. und Text.

(XII.) Capitulo CC.7 XXXVIIII. Personę8 - uitanti (!). - Ben. Lev. 3, 3399 Text.

(XIII.) Capitulo CCLXXXI. Ut nullus - senior. - Ben. Lev. 1, 281 (nicht 2, 294) Text.

(XIV.) Sequentia - iussimus. - Ben. Lev., Prooemium der Add. IV.

(XV.) Ex sacrarum - capitulo X. Quam - effugiet. - Ben. Lev. Add. IV. 110 (nicht 3, 475).




1) Die Lesarten weisen die Handschrift in Boretius' erste Klasse; in der Praefatio und in den Prooemia erscheint der Name des Hlotharius.
2) Die drei Appendices des Ansegisus haben keine Prooemia.
3) Vers 33ff. in der Fassung der Hss.-Klasse II.
4) Ebenso schreibt Vat. Pal. 583.
5) Die Worte "nisi electis" sind nicht etwa vom Abbreviator interpoliert, sondern der Vorlage (die mit Vat. Pal. 583 übereinstimmte) entnommen.
6) Das Stück kehrt (vollständig) wieder in Abbr. 6, 32 (280).
7) Versehen in der Hs., statt des richtigen: CCC.
8) Ben.: Quot personae; der Abbreviator zerstört die Frageform des Satzes.
9) Das Stück kehrt (mit richtigem Anfang) wieder in Abbr. 7, 157 (560).
10) Das Stück kehrt wieder in Abbr. 7, 29 (430).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 425]

(XVI.) Ex epistola - directa. Plurimos reformari. - Ben. Lev. Add. IV. 4 (nicht 2, 337).
* * *

Ein zweiter Überschuß, den die Handschrift von Montpellier vor den Pariser Handschriften voraus hat, besteht in vier Rubrikenverzeichnissen, die jeweils dem Anfang der vier1 Bücher des cod. Montisp. vorangehen.

Die Rubrikenverzeichnisse sind, gleich den Texten2, mit fortlaufender Numerierung (1-586) versehen; die Bucheinteilung blieb also auf die Kapitelzählung ohne Einfluß. Die Gesamtsumme der Rubriken (586) deckt sich mit der Gesamtsumme der numerierten Texte. Wenn man aber annehmen wollte, daß zu jedem der 586 Texte die entsprechende Rubrik im Rubrikenverzeichnis stehe, daß man sonach nur die bei Ansegisus und Benedictus3 den 586 Texten vorangehenden Inhaltsangaben hintereinander abzuschreiben brauche, um die vier Rubrikenverzeichnisse des Montispessulanus zu gewinnen, so würde man sich täuschen. In Wahrheit weicht die Rubrikation in der Handschrift von Montpellier - abgesehen von Verstümmelung und sonstiger Verderbnis einzelner Rubriken - von der richtigen, d. h. bei Anseg. und Ben. Lev. gegebenen Rubrizierung in mehrfacher Hinsicht ab. Es bleibt nichts übrig, als über die Rubrikation des Montispessulanus genauer zu berichten.

1. Der Standort der Rubriken.

a) Das erste Rubrikenverzeichnis vor Buch 1 der Abbr. Montisp. beginnt (Bl. 177 a) ohne Überschrift so:.i. De his qui ab episcopo proprio excommunicantur 4. 5; Ende: XLiij. De ampullis tribus in cena domini habendis. - Nunmehr folgt der nichtrubrizierte Text des ersten Buches der Abbr.: Ineipit liber primus. § i. Sunt aliqui usw. Finit liber primus.

b) Das zweite Rubrikenverzeichnis vor Buch 2 steht Bl. 180 a. Überschrift: Incipiunt capitula secundi libri. Anfang: XLiiij. De nonis et decimis; Ende: XLViiij. De corporis et sanguinis domini communicatione laicorum. - Folgt der nicht




1) Vgl. genaueres unten S. 425f. 447f.
2) Vgl. unten S. 449.
3) Von den wenigen kapitularienfremden Texten gilt Analoges.
4) Das Folgende mit anderer Tinte, aber von derselben Hand.
5) Hinter der Rubrik 1, 36 (36) steht die Inskription: ex decretis beati siluestri papę et CC. LXXXIIII. episcoporum.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 426]

rubrizierte Text des zweiten Buches der Abbr.: Incipit liber secundus. (Kapitelziffer 44 fehlt.) De nonis usw. Explicit liber secundus.

c) Das dritte Rubrikenverzeichnis vor Buch 3 steht Bl. 180b. Überschrift: Incipiunt capitula libri tercii. Anfang: § .L. De eruditione filiorum usw.; Ende: Lij. De placito centenarii. - Folgt der nichtrubrizierte Text des dritten Buches der Abbr.: Incipit liber tercius. § .L. Ut parentes usw. Explicit liber tercius.

d) Das vierte Rubrikenverzeichnis vor Buch 4 steht Bl. 180b-186b1. Überschrift: Incipiunt capitula (bezeichnenderweise fehlt die Angabe des Buches oder der Bücher). Anfang: § Liii. De locis iamdudum usw.; - Ende: DLXXXVI. De regula clericorum. - Folgt (Bl. 187a) der nichtrubrizierte Text der Abbr.: Incipit quartus liber. § Liij. De locis usw.; (Bl. 199b) hinter Abbr. 5, 77 (245): Finit liber.iiij. Incipit quintus. CCXLVI. Omnibus usw.; (Bl. 213a) hinter Abbr. 6, 151 (401), also hinter dem Schlußkapitel von Buch 6 der Pariser Hss.: Explicit liber.VIII.Incipit liber VIIII. CCCCII. Hoc ammonendum usw. - Am Schluß des Ganzen kein Explicit.

2. Unstimmigkeiten zwischen dem Verzeichnis der 586 Rubriken und den in den Körper der Sammlung aufgenommenen 586 Texten. - Bei kursorischer Prüfung der Rubrikenverzeichnisse sind mir zwei solche Diskrepanzen aufgefallen, beide im vierten und längsten Verzeichnis:

a) Abbr. 6, 98-101 (348-351) besteht (in allen Handschriften, auch) im Montispess. aus den Texten von Ben. 3, 309. 311 Satz 1. 311 Satz 2. 316; Ben. 3, 312 steht nicht da. Die Kapitel 6, 99/100 sind das einzige und darum sehr auffallende Beispiel der Zerreißung eines Kapitels der Vorlage in zwei Teilkapitel2. Wäre das Rubrikenverzeichnis des cod. Montisp. mit seinen Texten im Einklang, so müßte es enthalten:
Rubr. zu Ben. 3, 309;
Rubr. zu Ben. 3, 311;
etwa die Rubr.: Item de eodem;
Rubr. zu Ben. 3, 316.




1) Das Ende steht auf Zeile 13 der Seite; der Rest der Seite, Zeile 13 Mitte bis Zeile 31, ist leer gelassen. Möglicherweise ist das Rubrikenverzeichnis erst nachträglich auf freigebliebene Blätter hinzugeschrieben.
2) Ihren Wortlaut siehe unten S. 438 N. 3.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 427]

In Wahrheit lauten die Rubriken:
cccxLviii. De peregrinis usw. . . . . . . . . (Ben. 3, 309);
cccxLviiij. De contumacibus clericis et ad officium tardis . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Ben. 3, 311);
cccL. De his qui alienam pecuniam sibi commendatam adtractare presumunt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (Ben. 3, 312);
cccLi. De presbiteris qui usw. . . . . . . (Ben. 3, 316).

Danach ist zu vermuten, daß nach der Absicht des Abbreviators als c. 349 das ganze Kapitel Ben. 3, 311, als c. 350 der Text von Ben. 3, 312 hätte aufgenommen werden sollen.

b) Abbr. 7, 39-42 (440-443) besteht in allen Handschriften, auch im Montispess., aus den Texten von Ben. Add. IV. 66. 69. 68. 90; Ben. Add. IV. 67 steht nicht da. Eine Unregelmäßigkeit, die aber auch sonst einigemal begegnet1, liegt insofern vor, als die Texte nicht die Reihenfolge der Vorlage einhalten. Herrschte im Montispess. Einklang zwischen Rubriken und Texten, so müßten sich im Rubrikenverzeichnis die Inhaltsangaben zu Ben. Add. IV. 66. 69. 68. 90 finden. In Wirklichkeit liest man hier die Rubriken:

ccccxL. De clericis (!) turpiloquiis . .  (Ben. Add. IV. 66);
ccccxLi. De clericis qui in conuiuio cantare presumpserint . . . . . . . . . (Ben. Add. IV. 67);
ccccxLii. Ne ante horam usw. . . . . . .(Ben. Add. IV. 69);
ccccxLiii. De pauperibus usw. . . . . . .(Ben. Add. IV. 90).

Der Abbreviator hat also entweder das in dem zuerst abgefaßten Rubrikenverzeichnis entworfene Programm nicht genau ausgeführt oder, wenn er das Rubrikenverzeichnis nachträglich zusammenstellte, sich in den Rubriken geirrt. Da es nicht wahrscheinlich ist, daß ein Irrtum auf die richtige Reihenfolge (IV. 66. 67. 69. 90) führt, so verdient die erste Annahme den Vorzug.

3. Vom Abbreviator frei erfundene Rubriken. - Die Rubriken haben vielfach eine andere Gestalt als in der Ausgabe (MG. LL. IIb). Die Abweichungen erklären sich zum Teil daraus, daß die Vorlage des Kürzers andere Lesarten bot. So finden sich die Zusätze in den Rubriken zu Abbr. 6, 32 (280)2 und 6, 51 (300)3 schon im Cod. Vat. Pal. 583 des Benedictus;




1) Vgl. unten S. 447 N. 8.
2) "nisi tantum electis". Vgl. Montisp. c. X (oben S. 424).
3) "similiter et de clericis".




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 428]

auch die Verwirrung der Rubriken zu Abbr. 6, 118/119 (368/9)1 teilt der cod. Montisp. mit dem Palatinus. Die Einschaltung (hinter "uiro eius") in 6, 120 (370) rubr.2 hat er mit dem Bellovacensis (Vat. 4982) gemein.

Ohne Anhalt in der bisher bekannten Überlieferung, also wohl aus Eigenem gestaltend, geht der Abbreviator vor in Fällen wie den folgenden3:   a) Abbr. 7, 6 (407) rubr.: Ut episcopi, presbiteri uel abbatissę ioca turpia deserant; statt Ben. Add. III. 41 rubr.: De episcopis et abbatibus, ut ante se ioca turpia fieri non permittant.

b) Abbr. 7, 28 (429) rubr.: Nemo proprium filium de baptismo suscipiat neque commatrem neque filiolam ducat uxorem; statt Ben. Add. III. 116 rubr. Ne proprius filius de baptismo suscipiatur.

c) Zu Abbr. 7, 29 (430) gibt der Montisp. nicht die bei Ben. Add. IV. 1 stehende Inskription, sondern eine frei erfundene Rubrik: De his qui pro iusticia munera accipiunt.

d) Abbr. 7, 45 (446) rubr.: De presbiteris atque clericis, qui suas decimas uendunt, antequam eas recipiant; statt Ben. Add. IV. 144 rubr.: Ne presbiter uel reliqui clerici aut ullus fidelium praesumat decimas uendere uel donare aut pignorare ecclesiaeque quoquo modo alienare.

e) Abbr. 7, 126 (529) rubr.: Qualiter tradatur res uel quid meretur, qui eas inde auferre, uastare uoluerit; die Neuschöpfung erklärt sich hier daraus, daß der Abbreviator nur einem Teil des langen Kapitels (Ben. 2, 370) Aufnahme gewährt.

f) Abbr. 7, 181 (584) rubr.: Item unde supra; statt Ben. Add. IV. 75 rubr.: Item de incestis. Ex epistolis Gregorii papae usw.

g) Abbr. 7, 183 (586): De regula clericorum; statt Ben. Add. I. 80 rubr.: De disciplinae modo4.   

4. Ausgelassene Rubriken.

a) Nur in einem Falle hat die Abbreviatio zwei Kapitel der Vorlage zu einem einzigen Kapitel zusammengeschmolzen: Abbr. 7, 7 (408) = Ben. Add. III. 46 + 47; hier findet sich nur die Rubrik von Add. III. 46. - Wo bei Benedictus (vereinzelt) unter einer Kapitelziffer zwei rubrizierte Teilkapitel stehen (Ben. 2, 69a. b), wiederholt die Abbr. cod. Montisp. 7, 118 (521)




1) Die Rubrik von 6, 118 endet: penitentię temporis institutio; die von 6, 119 (statt mit den Worten: corrigenda sit temporis institutio): corrigendi sunt.
2) "et de mulieribus et uiris infantes opprimentibus".
3) Teils wird eine anderslautende Rubrik des Ben. Lev. verdrängt, teils eine fehlende Rubrik neu beschafft.
4) Zu den Neuschöpfungen kommen selbständige Erweiterungen. So lautet die Rubrik zu Ben. 1, 40: De ordinatione presbiterorum; im Montisp. (Abbr. 7, 51a [452]) ist hinzugefügt: uel de detractione eorum.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 429]

nur die zweite Rubrik ("De his qui - uolunt")1, obwohl im Korpus der Abbr. das ganze c. 69 aus der Vorlage herübergenommen ist.

b) Die Rubrik zu Abbr. 7, 24 (425) ist versehentlich ausgelassen. Darauf macht ein Randvermerk aufmerksam, der mit roter Farbe geschrieben ist. Er lautet: "§ cccc(x)xv. cap'.j. deest".

5. Die Rubriken2 der aus andern Quellen als Ans. und Ben. entlehnten Kapitel lauten:   a) zu Abbr. 7, 51b (453): De muliere pregnante si debeat baptizari, uel post partum qualiter ęcclesiam ingredi debeat.

b) zu Abbr. 7, 51c (454): De illusione quę per somnium accidi solet, quid agendum sit.

c) zu Abbr. 7, 68 (471): Non debere quemquam continentię causa filios suos negligere (.) ex concilio g[r]angrense.

d) zu Abbr. 7, 69 (472): De his qui auorsum faciunt uel natos suos occidunt. ex concilio hilerdense.

e) zu Abbr. 7, 70 (473): De mulieribus fornicariis et auorsum uel contra conceptum facientibus. ex concilio bracharense.

f) zu Abbr. 7, 171 (574): Concilio aurelianense. cap. xviiij. De his qųe in domibus propriis uelatę fuerint.

g) zu Abbr. 7, 172 (575): De (c)oncilio vnde supra. et3 de .iii. sanctę monialium3 et penitentia eorum.

h) zu Abbr. 7, 173 (576). De clericis (.) ex libro officiorum.

i) zu Abbr. 7, 174 (577): De generibus clericorum.

k) zu Abbr. 7, 175 (578): Quod non liceat episcopum in alia prouintia clericos ordinare.

l) zu Abbr. 7, 176 (579): Vt tantum curam rerum ęcclesiasticarum episcopus habeat.

m) zu Abbr. 7, 177 (580): Hoc (!) statuta ęcclesię antiquę. qualiter presbiter esse debet ordinandus.

n) zu Abbr. 7, 178 (581): Vnde supra.

o) zu Abbr. 7, 182 (585): Ex concilio carnaconensis (!). ut nullus episcopus aut presbiter pro iudiciis munera accipiat.

III. Der gemeinsame Grundstock beider Rezen- sionen. Ich beschreibe ihn durch Lieferung einer genauen Ana1yse, in der die Bezifferung beider Rezensionen, die Textanfänge und die Quelle jedes Kapitels angegeben werden.




1) Da bei Ben. diese Rubrik nur im Korpus und nicht im Kapitelverzeichnis sich findet, so muß der Verfasser der Abbr. hier (und wohl überhaupt?) die Rubrizierung aus dem Korpus des Benedikt entlehnt haben.
2) Und bei litt. c - h. m - o die Inskriptionen.
3) Muß etwa (statt "et - monialium") heißen: De raptoribus sanctęmionialium.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 430]



Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ansegisus
1, 1 1 Sunt aliqui qui 1, 1
1, 2 2 Item in eodem 1, 3
1, 3 3 Auditum est 1, 6
1, 4 4 Haec uero per 1, 7
1, 5 5 Item in eodem 1, 8
1, 6 6 Item in eodem 1, 10
1, 7 7 Item in eodem 1, 16
1, 8 8 Item in concilio 1, 20
1, 9 9 Item in eodem 1, 31
1, 10 10 Ut clerici ecclesiastici 1, 38
1, 11 11 Item in eodem 1, 40
1, 12 12 Item in eodem 1, 41
1, 13 13 In decretalibus 1, 50
1, 14 14 In decretis Leonis 1, 54
1, 15 15 Habemus in lege 1, 62
1, 16 16 Ut episcopi dilig. 1, 66
1, 17 17 Simul et hoc 1, 69
1, 18 18 Auditum est 1, 71
1, 19 19 Ut illi clerici 1, 72
1, 20 20 Pseudograph(i)ae 1, 73
1, 21 21 Statuimus quoque 1, 75
1, 22 22 De seruorum 1, 82
1, 23 23 Statutum est 1, 80 (!)
1, 24 24 Statutum est ut 1, 84
1, 25 25 Sancitum est ut 1, 85
1, 26 26 Statutum est postq. 1, 86
1, 27 27 Sancitum est de 1, 87
1, 28 28 De feminis quae 1, 96
1, 29 29 De raptis uero 1, 97
1, 30 30 De puellis raptis 1, 98
1, 31 31 De desponsatis 1, 99
1, 32 32 De his uero 1, 100
1, 33 33 (Ne uero puellae)1 1, 101
1, 34 34 (Sancitum est ut) 1, 102
1, 35 35 (Quicumque enim) 1, 125
1, 36 362 Fecit hos gradus 1, 133
1, 37 37 Si quis ad 1, 134
1, 38 38 Ut presbiteri non 1, 136
1, 39 (a) 39 Ut mercatus 1, 139
(1, 39b) 40 Ut unusquisque 1, 150




1) Im Folgenden (bis 3, 2 [51]) habe ich einige Textanfänge nicht aus den Hss. notiert; sie stehen deshalb in Klammern.
2) In M steht zwischen Kapitelziffer und Textanfang mit roter Tinte die Inskription: "canon sancti Siluestri et ccLxxxiiij. episcoporum". (Ähnlich schon im Rubrikenverzeichnis, oben S. 425 N. 5).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 431]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ansegisus
1, 40 41 Ut nullus presb. 1, 151
1, 41 42 Ut presbiter semper 1, 155
1, 42 43 Ut presbiter in 1, 156
2, 1 (44) De nonis et d. 2, 21
2, 2 45 Ecclesiae antiquitus 2, 34
2, 3 46 (Dictum est nobis) 2, 37
2, 4 47 (In perceptione) 2, 38
2, 5 48 (Monasteriis sane) 2, 40
2, 6 49 Ut si non 2, 43
3, 1 (!) 50 Ut parentes 2, 44
3, 2 51 (Ut presbiter qui) 3, 55
3, 3 52 Ut nullus homo 3, 79
4, 1 53 De locis iam 4, 51
4, 2 54 Ut nullus episcopus 4, 60



Ben. Lev.
4, 3 (!) 55 Si quis baptizatus 1, 6
4, 4 56 Si quis filiastrum 1, 7
4, 5 57 Qui propter faidam 1, 8
4, 6 58 Mulier quę sine 1, 18
4, 7 59 Si quis homo 1, 21
4, 8 60 Monachos per 1, 27
4, 9 61 Clericum permanere 1, 28
4, 10 62 Si quis excommunic. 1, 30
4, 11 63 Omnibus uobis uisu 1, 36
4, 12 64 Manifestum est 1, 37
4, 13 (a) 65 Ut nullus presbiter 1, 41
(4, 13b) 66 (U)t ecclesiae uel 1, 47
4, 14 67 Ut episcopi preuid. 1, 44 (!)
4, 15 68 Statutum est ut 1, 55
4, 16 69 Si quis presbiter 1, 62
4, 17 70 Hęc uero per 1, 63
4, 18 71 Item in eodem 1, 71
4, 19 72 Item in eodem 1, 73
4, 20 73 Item in eodem 1, 74
4, 21 74 Ut nullus presbiter 1, 60 (!)
4, 22 75 De ecclesiis inter 1, 99
4, 23 (a) 76 De uno manso 1, 100
(4, 23b) 77 (D)e decimis quas 1, 101
4, 24 78 Ecclesiam1 in qua 1, 111
4, 25 79 Laicus non debet 1, 112
4, 26 80 Ut nemo sacerdot. 1, 116
4, 27 81 Pęnitentes qui 1, 118
4, 28 82 Multiplex miseric. 1, 119
4, 29 83 Si quis in 1, 120




1) Ecclesiam P 1-3, De ęcclesia M.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 432]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
4, 30 84 Ut pęnitens 1, 121
4, 31 85 Penitentes tempore 1, 122
4, 32 86 Omni tempore 1, 123
4, 33 87 Nec absoluendos 1, 124
4, 34 88 Placuit his qui 1, 125
4, 35 89 Criminalia peccata 1, 127
4, 36 90 Ut secundum 1, 128
4, 371 91 Qui a communione 1, 129
4, 38 92 Qui poenitentiam 1, 130
4, 39 93 Item confirmatum 1, 131
4, 40 94 De pęnitentibus 1, 132
4, 41 95 Qui conuiuio 1, 133
4, 42 96 Poenitentes qui 1, 134
4, 43 97 Nec caticumini 1, 135
4, 441 98 Qui poenitentiam 1, 136
4, 45 99 Ut hi qui freq. 1, 137
4, 462 100 Ut negligentiores 1, 139
4, 47 101 Is3 qui pęnitentiam 1, 140
4, 48 102 Poenitentes qui in 1, 1414
4, 49 103 Poenitentes qui anteq. 1, 1424
4, 50 104 Presbiteri sub 1, 145
4, 51 105 Presbiteri sine 1, 146
4, 52 106 Ut laici presb. 1, 147
4, 53 107 Ut laici omnino 1, 148
4, 54 108 Ut unusquisque ep. 1, 149
4, 55 109 Quod si quis 1, 152
4, 56 110 Omnes dies 1, 153
4, 572 111 Admonemus atque 1, 154
4, 58 112 Reum confugientem 1, 155
4, 59 113 Pręcipimus ut in 1, 156
4, 60 114 Si quis ecclesiasticam 1, 190 (!)
4, 61 115 Nullus presbiter ut 1, 159
4, 62 116 Oblationem quoque 1, 160
4, 63 117 Magnum malum 1, 162
4, 64 118 Canticum turpe 1, 164
4, 65 119 Contradicimus quoque 1, 166
4, 66 120 Nullus igitur 1, 167
4, 67 121 Si quis uiduam 1, 168
4, 68 122 Ut baptismum 1, 171
4, 69 123 Ut nemo. presb 1, 172




1) In P 3 bleiben bei Abbr. 4, 37-44 die Ziffern um eine 1 zurück, lauten sie also 4, 36-43.
2) In P 3 fehlen die Ziffern 4, 46-57.
3) Is P 1-3, His M.
4) In P 3 steht Ben. 1, 142 vor 1, 141.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 433]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
4, 70 124 Ut presbiteri curas1 1, 174
4, 71 125 Ut presbiteri qui 1, 175
4, 72 126 De fugitiuis 1, 177
4, 73 127 Qualicunque modo 1, 180
4, 74 128 In omnibus 1, 185
4, 75 129 Presbiteri interfecti 1, 186
4, 76 130 Quicunque iudex 1, 192
4, 77 131 Statutum est ut 1, 212
4, 78 132 Si seruus ecclesię 1, 191 (!)
4, 79 133 De sacris uasis 1, 216
4, 80 134 Si quis aut ex 1, 230
4, 81 135 Sanguinis effusio 1, 231
4, 82 136 Qui subdiaconem 1, 261
4, 83 137 De ecclesiis destruct. 1, 275
4, 84 138 Ut nullus quilibet 1, 290
4, 85 139 Quicunque propria 1, 300
4, 86 140 Placuit ut testes 1, 309
4, 87 141 Sciendum est 1, 316
4, 88 142 Placuit sciri 1, 317
4, 89 143 De presbiteris et 1, 323
4, 90 144 Similiter de 1, 325
4, 91 145 Quoniam multi 1, 327
4, 92 146 Comperimus 1, 329
4, 93 147 De clericis 1, 330
4, 94 148 Si quis ministros 1, 336
4, 95 149 Si quis homo 1, 337
4, 96 150 Placuit ne prędia 1, 339
4, 97 151 Si quis die 1, 340
4, 98 152 Si cui aurum 1, 356
4, 99 153 Si quis causam 1, 360
4, 100 154 Placuit ne peregr. 1, 364
4, 101 155 Presbiteros crimin. 1, 370
4, 102 156 Ut unusquisq. presb. 1, 371
4, 103 157 Ut omnis presb. 1, 372
4, 104 158 Nemo ecclesiam 1, 382
4, 105 159 Qui in domo 1, 383
4, 106 160 Nemini regum 1, 386
4, 107 161 Si quis ex scen. 1, 388
4, 108 162 Item a predicta 1, 393
4, 109 163 Placuit ut si 1, 394
4, 110 164 Maior a minori 1, 397
4, 111 165 Iudicis non est 1, 398
4, 112 166 Eius qui 1, 399
4, 113 167 Sunt quidam 1, 401




1) curas M, causas P 1-3.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 434]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
4, 114 168 Laicis qui sunt1 1, 403
5, 12 169 Si quis episcopus 2, 61
5, 23 170 Ut hi uel hae 2, 63
5, 3 171 Ordinatus clericus 2, 67
5, 4 172 De eo qui 2, 70
5, 5 173 De incestuosis 2, 71
5, 6 174 Ut clerici uel 2, 72
5, 7 175 Si4 infirmitate 2, 755
5, 8 176 Presbiteri degrad. 2, 76
5, 9 177 Quod in sabbato 2, 77
5, 10 178 Presbiteros quos 2, 81
5, 11 179 Ut omnes max. 2, 83
5, 12 180 Presbiteri qui sine 2, 85
5, 13 181 Ut episcopi atque 2, 86
5, 14 182 Ut nulli liceat 2, 87
5, 15 183 Si quis secular. 2, 88
5, 16 184 Qui occiderit 2, 90
5, 17 185 Si uir et 2, 91
5, 18 186 Puellam despons. 2, 92
5, 19 187 Non licet bapt. 2, 93
5, 20 188 Si quis presbiter 2, 94
5, 21 189 Si quis alterius 2, 96
5, 22 190 Si quis sacerdotem 2, 98
5, 23 191 Ut episc. iudices 2, 107
5, 24 192 Si monachus 2, 108
5, 256 193 Si quis in hoc 2, 115
5, 26 194 Placuit ne corep. 2, 121
5, 27 195 Ne iudęi 2, 122
5, 28 196 Si presbiter aut7 2, 123
5, 29 197 Clericus uel mon. 2, 124
5, 30 198 Si quis episcopo 2, 129
5, 31 199 Qui pro delicto 2, 131
5, 32 200 Si quis cuiuscunq. 2, 134
5, 33 201 Quicunque post 2, 141




1) Laicis qui sunt religiosis Ma, Laicis quamuis religiosis Mb; Laicis qui sunt religiosi P 1-3. - Im folgenden setzt der Miniator von M stellenweise aus, so daß die Kapitelziffern fehlen; sie sind in Spalte 2 stillschweigend ergänzt.
2) In P 3 als 4, 115 gezählt.
3) In P 3 bleiben bei Abbr. 5, 2--24 die Ziffern um eine 1 zurück, lauten sie also 5, 1-23.
4) Si P 1-3, Si quis M.
5) Vollständig.
6) Von 5, 25 ab kehrt P 3 zur richtigen Bezifferung zurück.
7) Aut (statt: uel) haben alle Hss. der Abbr.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 435]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
5, 34 202 Si quis a comm. 2, 142
5, 35 203 Placuit ut cler. 2, 145
5, 36 204 Ut nullus iud. 2, 156
5, 37 205 Si quis secul. 2, 158
5, 38 206 Si iudex 2, 164
5, 39 207 Annuncient p. s. 2, 177
5, 40 208 Ut presb. sine 2, 178
5, 41 209 Ut nullus presb. 2, 180
5, 42 210 Ut baptizare 2, 181
5, 43 211 Placuit ut instr. 2, 182
5, 44 212 Annuntient p. ut 2, 175 (!)1
5, 45 213 Iterum admoneant 2, 187
5, 46 214 Quando populus 2, 196
5, 47 215 Admoneantur f. 2, 197
5, 48 216 Fideles pro 2, 198
5, 49 217 Placuit ut fid. e. 2, 199
5, 50 218 Ut nullus presb. 2, 202
5, 51 219 Placuit ut fid. d. 2, 205
5, 52 220 Quia auaricia (!)2 2, 206
5, 53 221 Cum enixa 2, 207
5, 54 222 In quarta 2, 209
5, 55 223 Placuit ut fid. c. 2, 215
5, 56 224 De ecclesiis emend. 2, 216
5, 57 225 Placuit ut fid. se 2, 235
5, 58 226 Si quis presb. inc. 2, 306
5, 59 227 Eos qui falsa 2, 314
5, 60 228 Ut clerici in 2, 321
5, 61 229 Occurrere certe 2, 323
5, 62 230 Hominum conf. 2, 369
5, 63 231 Omnibus notum 2, 371
5, 64 232 Constantinus 2, 403
5, 65 233 Omnibus sciendum 2, 404
5, 66 234 Nulli liceat 2, 405
5, 67 235 Si quis in hoc 2, 406
5, 68 236 Omnia quę3 2, 407
5, 69 237 Si quis non 2, 409
5, 70 238 Ut4 deinceps 2, 411
5, 71 239 Scire uos 2, 412
5, 72 240 Si clericus cum 2, 413




1) Diese Umstellung zeigt noch das Exzerpt der Kanonensammlung von Poitiers (unten Abschn. III, Stück 2, Tabelle Nr. 36).
2) Quia auaritię necessitatem (necessitate M b.) M, Q. auaricia necessitate P 1-3.
3) O. q. domino M, O. q. deo P 1-3.
4) Et M.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 436]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
5, 73 241 Sciendum e. o. q 2, 414
5, 74 242 Quod pene1 2, 415
5, 75 243 Sciendum e. o. q 2, 421
5, 76 244 Iubemus omnes2 2, 424
5, 77 245 Precipimus omn. 2, 426
5, 78 246 Omnibus nos 2, 427
5, 79 (a) 247 Placuit nobis3 2, 428
5, 79 (b)4 248 Volumus omnes 2, 430
6, 1 249 Ut unaquęque 3, 1
6, 2 250 Tempora pęnit. 3, 21
6, 3 251 Qui tales 3, 22
6, 4 252 Qui in ordin. 3, 23
6, 5 253 Ab illicitis5 3, 24
6, 6 254 Non est permitt. 3, 25
6, 7 255 Si quis excomm. 3, 26
6, 8 256 Placuit ut q. s. 3, 35
6, 9 257 Qui se diuinę 3, 42
6, 10 258 Interiorum 3, 57
6, 11 259 Non omnis 3, 59
6, 12 260 Non est coniugii 3, 60
6, 13 261 Nullus sacerdos 3, 67
6, 14 262 Ad clerum 3, 68
6, 15 263 Dęmoniis6 3, 69
6, 16 264 Mali7 bona 3, 72
6, 17 265 Qui interueniente 3, 73
6, 18 266 Is qui in 3, 85
6, 19 267 Nolentibus 3, 95
6, 20 268 Si necessitas 3, 96
6, 21 269 Si de ordinat 3, 97
6, 22 270 Emersisse 3, 98
6, 23 271 Placuit ut quot. 3, 100
6, 24 272 Testes ad 3, 101
6, 25 273 Si quis episc. d. 3, 103
6, 26 274 Dubium non 3, 105
6, 27 275 Si quis episc. s. 3, 116
6, 28 276 Statuimus ut 3, 126
6, 29 277 Si sacerdotes 3, 127




1) pene M, bene (!) P 1-3.
2) Übereinstimmend fahren die Hss. (M, P 1. 2 [3 nicht notiert]) fort: scire omnibusque populis a ("p. a" fehlt bei Ben.) sacerdotibus.
3) nobis et ab P 1-3; enim nobis et M.
4) Die Wiederholung der Kapitelziffer 79 ist allen Pariser Hss. gemeinsam.
5) illicitis M, illitis P 1 (2. 3 nicht notiert).
6) Dęmonosis (?) P 1b.
7) Mali M P 2. 3, Tali (!) P 1.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 437]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
6, 30 278 De his qui rec. 3, 138
6, 31 279 Ut nullus iudex 3, 139
6, 32 280 Secunda1 uice 3, 141
6, 33 281 Quia inuestigante (!)2 3, 142
6, 34 282 Si aduocatus 3, 157
6, 35 283 Si quis presb. c. 3, 161
6, 36 284 Statutum est ut 3, 162
6, 37 (2853) Sancitum est ut 3, 166
6, 38 (286) Si quis infant. 3, 168
6, 39 (287) Statutum est uid. 3, 172
6, 40 (288) Ut reos4 3, 174
6, 41 (289) Ut excommun. 3, 180
6, 42 290 Statutum est ut 3, 190
6, 43 291 Si quis criminator5 3, 191
6, 44 292 Qui sepulchra 3, 192
6, 45 293 Sancitum est de 3, 194
6, 46 294 Eos qui falsa 3, 197
6, 47 295 Is qui in 3, 200
6, 48 296 Statutum est et 3, 202
6, 49 (a) 297 Si quis clericus 3, 203
(6, 49 b) 298 Delator si quis 3, 205
6, 50 299 Sancitum est atq. 3, 206
6, 51 300 Omnes episcopi6 3, 211
6, 52 301 Qui hominem 3, 212
6, 53 302 Statutum est ut 3, 214
6, 54 303 Omnium anath. 3, 215
6, 55 304 Sancitum est ut 3, 218
6, 56 305 Occurrere certe 3, 221
6, 57 306 Vaticinatores 3, 222
6, 58 307 Statutum e. u. p. 3, 225
6, 59 308 Statutum (!)7 e. u. s. 3, 228
6, 60 309 Sancitum e. ut8 3, 2349
6, 61 310 Si extiterint 3, 236
6, 62 311 Statutum est u. c. 3, 237




1) Secunda M P 1. 2, Ecclesia (!) P 3.
2) So alle 4 Hss. (statt: instigante).
3) Durch Schreibfehler bleiben die Ziffern 285-289 in M um eine 1 zurück, so daß geschrieben steht: 284-288.
4) So alle 4 Hss. (nicht: eos).
5) So die Hss. (statt: criminatur).
6) Die Hss. fahren fort: in tertia accessione (statt sessione).
7) So die Hss. (statt: Sancitum).
8) Die Hss. fahren fort: unusquisque (statt: quisquis) clericus.
9) In M (Bl. 204b) steht das ganze Kapitel (Ben. 3, 234a-c), in P nur das erste und letzte Teilkapitel (3, 234a. c).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 438]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
6, 63 312 Sancitum. e. u. p. 3, 242
6, 64 313 Qui luget 3, 243
6, 65 314 Sancitum e. u. i. 3, 245
6, 66 315 Statutum e. u. f. 3, 248
6, 67 316 Volumus atque 3, 252
6, 68 317 Pęnam quam 3, 253
6, 69 318 Ut incestum 3, 258
6, 70 319 Omnia primo 3, 259
6, 71 320 Omnibus sanctę 3, 260
6, 72 321 Placuit ut e. r. 3, 261
6, 73 322 Ut per sollemn. 3, 263
6, 74 323 Qui reicolam1 3, 265
6, 75 324 Si quis cuiusc. 3, 267
6, 76 325 Clericis sine 3, 269
6, 77 326 Ante omnia 3, 270
6, 78 327 Si quis per c. 3, 271
6, 79 328 Pręcipimus ne 3, 272
6, 80 329 Si quis clericor. 3, 274
6, 81 330 Si quis res 3, 275
6, 82 331 Audiuimus 3, 276
6, 83 332 Sacrificia 3, 278
6, 84 333 Quidam sabbato 3, 280
6, 85 334 Omnibus uobis 3, 281
6, 86 335 Si quis iudęor. 3, 286
6, 87 336 Aecclesiarum s. 3, 290
6, 88 337 Multi contra 3, 292
6, 89 338 Sint semper 3, 293
6, 90 339 Deuotam 3, 294
6, 91 340 Si quis laicus 3, 295
6, 92 341 Hoc etiam 3, 296
6, 93 (a) 342 Cum rebaptizatis 3, 300
(6, 93b) 343 Qui iubente 3, 301
6, 94 344 Clerici quos 3, 302
6, 95 345 Hi2 uero 3, 305
6, 96 346 Clerici etiam 3, 306
6, 97 347 Nullus episcop. a. 3, 308
6, 98 348 Peregrina 3, 309
6, 99 349 Contumaces 3, 311 (!)3
6, 100 350 Ut si qui 3, 311 (!)3




1) reicolam P, reiculam M; res ed. Pertz.
2) Hi M, Si (!) P 1-3.
3) Ben. 3, 311 wird in der Abbr. in zwei Stücke zerrissen (6, 99 "Contumaces uero clerici, prout dignitatis ordo permiserit, ab episcopis corrigantur"; 6, 100 "Ut [statt: Et] si qui prioris" usw.) In P 6, 99 fehlen die Schlußworte "ab episcopis corrigantur".




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 439]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
6, 101 351 Si in alicuius 3, 316
6, 102 352 Poenitens quę 3, 317
6, 103 353 Placuit eorum 3, 322
6, 104 354 Non est cred. 3, 324
6, 105 355 Quod omnibus 3, 331
6, 106 356 Qui uxorem 3, 336
6, 107 357 Illud etiam 3, 337
6, 108 358 De uiduis 3, 338
6, 109 359 Nulli infami1 3, 351
6, 110 360 Delatori aut2 3, 360
6, 111 361 Homicide 3, 369
6, 112 362 Auctores sed.3 3, 371
6, 113 363 Maius peric. 3, 372
6, 114 364 Accusatores adu. 3, 373
6, 115 365 Sic odit 3, 374
6, 116 366 Instruendi 3, 375
6, 117 367 Inhibendum 3, 376
6, 118 368 Quęrendum 3, 379
6, 119 369 Si quis quiete 3, 380
6, 120 370 Mulier quę 3, 381
6, 121 371 Mulier habens 3, 382
6, 122 372 Pręcipimus ut 3, 383
6, 123 373 Notum esse o. u. 3, 385
6, 124 374 Omnibus fidel. 3, 386
6, 125 375 Sciendum e. o. e. 3, 387
6, 126 376 Notum sit o. q. 3, 388
6, 127 377 Sciendum e. o. e. f. 3, 389
6, 128 378 Si quis sęcul. 3, 397
6, 129 379 Statuimus ut q. s. 3, 400
6, 130 380 Pręcipimus u. q. a 3, 401
6, 131 381 Ne quisquam 3, 406
6, 132 382 Quod pro cath. 3, 407
6, 133 383 Nullus episc. u. p. 3, 408
6, 134 384 Ut hi qui a 3, 424
6, 135 385 Ut sabbato 3, 430
6, 136 386 Statutum sępiss. 3, 431
6, 137 387 Incesti dum 3, 433
6, 138 388 Quicunque se 3, 442




1) Abbr. 6, 109 schließt in allen 4 Hss. schon mit dem Worte "inscriptione". Die 2 Schlußwörter des echten Textes (Ben. 3, 351 "christianum inpetere") fehlen hier; vgl. die folgende Note.
2) Abbr. 6, 110 lautet in den Hss.: Delatori aut lingua capuletur aut conuicti (Ben. 3, 360: conuicto) caput christianum impetere amputetur. delatores autem sunt, qui inuidia produnt alios.
3) Auctores seditionis P, Ductores (!) seductionis (!) M.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 440]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
6, 139 389 Quicunque iudex 3, 443
6, 140 390 Quando ea 3, 444
6, 141 391 Episcopis1 sing. 3, 447
6, 142 392 Clerici lege 3, 452
6, 143 393 Si forte2 3, 458
6, 144 394 Statutum e. u. n. 3, 459
6, 145 395 Ex epistola s. Cl. 3, 461
6, 146 396 Episcopum uero 3, 462
6, 147 397 Decretum e. u. u. 3, 463
6, 148 398 Placuit u. o. q. in 3, 472
6, 149 399 Placuit u. o. q. s. 3, 473
6, 150 400 Quam sit extr. 3, 475
6, 151 401 Maxime trium 3, 478



Ben. Lev. Add.
7, 1 402 Hoc admonendum II. 1
7, 2 403 De eo etiam II. 3
7, 3 404 Si quis de alio III. 7
7, 4 405 Si qui3 erga III. 22
7, 5 406 Quod nosse III. 23
7, 6 407 Ut episcopi uel III. 41
7, 7 408 Clericus uel mon. III. 46. 47 (!)
7, 8 409 Dictum est nobis III. 52
7, 9 410 Si quis clericus III. 53
7, 10 411 Dictum est nobis4 III. 54
7, 11 412 Sed et hoc III. 55
7, 12 413 Quidam deo III. 57
7, 13 414 Quia igitur III. 58
7, 14 415 Multi quod III. 60
7, 15 416 Sed nec hoc III. 61
7, 16 417 Modus autem III. 63
7, 17 418 Sunt in III. 65
7, 18 419 Si monachus III. 66
7, 19 420 In cena III. 67
7, 20 421 Quęcunque ad III. 71
7, 21 422 Nemo ecclesiam III. 72
7, 22 423 Admoneant sac. III. 93
7, 23 424 Ut presbiteri sub III. 99
7, 24 425 Volumus atque III. 112
7, 25 426 Quod habet III. 113
7, 26 427 Nec illi qui III. 114
7, 27 428 Si quis uiduam III. 115




1) Episcopis M, Episcopi P 1-3.
2) Alle 4 Hss. fahren fort: aliquis clerum (statt: clericorum).
3) qui P, quis M.
4) D. n. e. P.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 441]



Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev. (Add.)
7, 28 429 Nullus igitur III. 116
7, 29 430 Quam sit extr. IV. 1
7, 30 431 Ut enim const. IV. 6
7, 31 432 Ut episcopi IV. 35
7, 32 433 Ministri autem IV. 46
7, 33 434 Si quis seruum IV. 49
7, 34 435 Placuit ut s. IV. 50
7, 35 436 Si quis intrat in1 IV. 51
7, 36 437 Item placuit ut IV. 63
7, 37 438 De his qui rebapt. IV. 64
7, 38 439 Placuit ut cl. s. IV. 65
7, 39 440 Clericos scur(r)iles IV. 66
7, 40 441 Non oportere2 cler. IV. 69
7, 41 442 Clericum per cr. IV. 68 (!)
7, 42 443 Ut presbiteri quot IV. 90
7, 43 444 Ut doceantur IV. 93
7, 44 445 Ut examen IV. 113
7, 45 446 Nullus presbiter a. d. IV. 144
7, 46 447 Sunt sane IV. 160
7, 47 448 Delator si quis IV. 343
7, 48 449 Delatores dicuntur   3, 177
7, 49 450 Placuit ut hi4 q. s. IV. 81
7, 50 451 Viduas a prop. IV. 88
7, 51 (a) 452 Ut presbiteri non   1, 40
(7, 51b) 453 Interrog. Aug. Greg. I.5
(7, 51c) 454 Interrog. Aug. Greg. I.5
7, 52 455 De uindicta et   1, 1976
7, 53 456 Dictum est n. q. in   1, 274
7, 54 457 Pręcipimus atque   1, 315
7, 55 458 Pari ergo   1, 326
7, 56 459 Nemo audeat   1, 378
7, 57 460 Ut missi   2, 69
7, 58 461 Si expositus   2, 144
7, 59 462 De quibus dub.   2, 184
7, 60 463 Ut quid rex II. 24
7, 61 464 De nobilibus II. 17
7, 62 465 Accusationis   3, 436
7, 63 466 Omnes serui   3, 437




1) intrat in M, intra (!) P.
2) oportere P, oportet M.
3) Nicht Ben. 2, 317. 3, 205.
4) hi M, his P.
5) Vgl. unten Ziff. VI 2 a. b (S. 451).
6) Auf Grund der Lesarten bleibt die Wahl zwischen Ben. 1, 197 und Ben. Add. IV. 130. Die Reihenverhältnisse entscheiden wohl zugunsten von 1, 197.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 442]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
7, 64 467 Si quis episc. u. p. 3, 438
7, 65 468 Decreuimus iuxta 3, 130
7, 66 469 Si quis episc. d. 3, 9
7, 67 470 Cum excommunic. 3, 10
7, 68 471 Si quis dereliquerit Conc. Gangr.1
7, 69 472 Hi uero qui Conc. Ilerd.
7, 70 473 Si qua mulier Mart. Brac.



Ansegisus:
7, 71 474 Placuit nobis adm. 1, 67
7, 72 475 Quia uero prof. 1, 79
7, 73 476 Ne pueri 1, 95
7, 74 477 De sacerdotibus 2, 5
7, 75 478 Omnes laicos 2, 72
7, 76 479 Abbatibus et 2, 8
7, 77 480 Deinceps tamen 2, 15
7, 78 481 Remittit autem 2, 29 i. f.3
7, 79 482 Quia ergo constat 2, 39
7, 80 483 Pręcipimus quic.4 3, 9
7, 81 484 Precipimus ut4 3, 10
7, 825 485 Si quis per 3, 43
7, 83 486 Nemini liceat 3, 44
7, 84 487 Si quis ad 3, 45
7, 85 488 De illis homin. 3, 47
7, 86 489 Si alicui post 3, 48
7, 87 490 Ut6 testes ad 3, 52
7, 88 491 Quicunque absque 3, 70
7, 89 492 Ut ęquales 3, 90
7, 90 493 Volumus ut u. 4, 9
7, 91 494 Pręcipimus ut q. 4, 15
7, 92 495 Si liber homo 4, 27
7, 93 496 Si mancipia 4, 34
7, 94 497 Si quis terram 4, 37
7, 95 498 Consideratum 4, 38
7, 96 499 De placitis 4, 55
7, 97 5007 Ut debito 4, 56



Ben. Lev.
7, 98 501 Si aliqua pers. 1, 12
7, 99 502 Ut nullus presb. 1, 53




1) Vgl. unten Ziff. VI 2 c-e (S. 451).
2) Anseg. 2, 7 bis Zeile 25 (ed. Boretius) v. "compellant".
3) Anseg. 2, 29 Zeile 17ff.
4) Lesart der Gruppe des cod. Vat. Pal. 583 (oben Hs. Nr. 4. 5).
5) Mit 7, 82 bricht P 3 ab (oben S. 422).
6) Et M.
7) Abbr. 500 bis 506 sind im Corpus von M irrtümlich beziffert mit 495-497. 497(!)-499. 494.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 443]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
7, 100 503 Ut unusq. presb. 1, 56
7, 101 504 Ut parentes 1, 96
7, 102 505 Ut nullus homo 1, 105
7, 103 506 Ubicunque comm. 1, 110
7, 104 507 Presbitero non 1, 114
7, 105 508 Pręcipimus ut u. 1, 144
7, 106 509 Si seruus eccl. 1, 191
7, 107 510 De latronibus 1, 206
7, 108 511 Peruenit ad nos 1, 279
7, 109 512 De liberis 1, 301
7, 110 513 Si quis de1 1, 306
7, 111 514 Principaliter 1, 319
7, 112 515 Igitur quia 1, 322
7, 113 516 Si monachus m. 1, 379
7, 114 517 Si aliquis incogn. 1, 380
7, 115 518 Si autem mon. 1, 381
7, 116 519 Ut presbiter uel 2, 60
7, 117 520 Si litem 2, 64
7, 118 521 Ut missi 2, 69
7, 119 522 Si quis episcopo 2, 99
7, 120 523 Lector subdiac. 2, 128
7, 121 524 Si expositus 2, 144
7, 122 525 Annuntiet unusq. 2, 191
7, 123 526 Placuit ut fid. 2, 220
7, 124 527 Conspirationes 2, 276
7, 125 528 Si extiterint 2, 339
7, 126 529 Quisquis ergo 2, 370 fr.2
7, 127 530 Quod omnibus f. 2, 402
7, 128 531 Scripturę quę 2, 416
7, 129 532 Ut iudices 2, 418
7, 130 533 Decreuimus s. 2, 422
7, 131 534 De his qui innoc. 2, 435
7, 132 535 Penes episcopos 3, 5
7, 133 536 Conuersatio 3, 6
7, 134 537 Si quis oblata 3, 8
7, 135 538 Accusatores cal. 3, 107
7, 136 539 Quorum fides 3, 112
7, 137 540 Ut sacerdotes n. 3, 124
7, 138 541 Quod illi presb. 3, 144
7, 139 542 Ut unusq. presb. 3, 147
7, 140 543 Ut singulis 3, 148
7, 141 544 Si quis episcopor. 3, 156




1) So alle 3 Hss.
2) Ben. 2, 370 zweite Hälfte bis zu den Worten: "defecerint, non dubitabimus".




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 444]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
Ben. Lev.
7, 142 545 Qui contra prof. 3, 158
7, 143 546 Si quis ad 3, 169
7, 144 547 Placuit ut qu. 3, 173
7, 145 548 Statutum e. u. n. 3, 198
7, 146 549 Conuinci nemo 3, 204
7, 147 550 Sancitum e. a. o 3, 206
7, 148 551 Quincunq. necess. 3, 229
7, 149 552 Nos qui sacerd. 3, 233
7, 150 553 Qui episcopum 3, 255
7, 151 554 Ut laicus1 3, 279
7, 152 555 Testes priusquam 3, 283
7, 153 556 Si quis creditor 3, 313
7, 154 557 Donatio in 3, 330
7, 155 558 Clericus aut2 l. 3, 332
7, 156 559 Appellantem non 3, 333
7, 157 560 Quot personę 3, 339
7, 158 561 Agnati sunt 3, 341
7, 159 562 Si aliquis 3, 345
7, 160 563 De his qui irr. 3, 3563
7, 161 564 Si quis iratus 3, 364
7, 162 565 Qui crimen 3, 365
7, 163 566 Pulsatus ante 3, 367
7, 164 567 Placuit ut h. q. r. 3, 395
7, 165 568 Ne parrochias4 3, 410
7, 166 569 Qui se contra 3, 451
7, 167 570 Si quis conuictus 3, 454
7, 168 571 Si quis statuta 3, 457
7, 169 572 Placuit ut omn. 3, 468
7, 170 (573)5 Has omnes 3, 476
7, 171 (574) Quę in domibus Conc. Aurel. V.6
7, 172 (575) De raptoribus Conc. Aurel. III. (II.)
7, 173 (576) Cleros autem Isid.
7, 1747 577 Duo sunt Isid.
7, 175 578 Episcopum non Can. apost.




1) laicus Abbr., laici Ben.
2) aut Abbr., uel Ben.
3) Der Anfang von Ben. 3, 356 "In hoc - dicere" fehlt in der Abbr.
4) Ne parrochias P, De parrochia (!) M.
6) Abbr. 573-576 sind im Corpus von M irrtümlich beziffert mit 572 (!)-575. Durch Überspringen von "575" auf "577" kommt die Zählung wieder in Ordnung. - Im Rubrikenverzeichnis (oben S. 429) finden sich die richtigen Ziffern.
6) Vgl. unten Ziff. VI 2 f-n (S. 451f.).
7) Durch Schreiberversehen sind in P 1 die Kapitelziffern von Abbr. 7, 174-183 mißraten zu: 172-181.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 445]




Numerierung:
Textanfänge:
Quellen:
Paris.
Montp.
7, 176 579 Omnium negot. Can. apost.
7, 177 580 Si natura Stat. eccl. ant.; Isid.
7, 178 581 Ut episcopus Stat. eccl. ant.
7, 179 582 Si inuenti Ben. Lev. 1, 821
7, 180 583 Contradicimus Ben. Lev. 1, 1662
7, 181 584 Progeniem Ben. Add. IV. 753
7, 182 585 Obseruandum Conc. Tarrac.4
7, 183 586 In doctrina Ben. Add. I. 805

Von der Textgestalt der Abbreviatio gibt vorstehende Analyse nur für die Textanfänge eine Vorstellung. Schon die Textanfänge, aber auch Stichproben von Kollationen, die sich auf ganze Texte des Benedictus6 erstrecken, ergeben mit Sicherheit, daß, wo M und P übereinstimmen7, die Abbreviatio in ihrer Urform X8 einen Text der II. Hss.-Klasse des Benedictus Levita wiedergibt, wie er insbesondere in dem cod. Palatinus (oben Nr. 4) und in dem (fragmentarischen) cod. Vat. reg. Christ. 447 (oben Nr. 10) vorliegt9. Die Wiedergabe, die Ben. (Klasse II) in dem Archetypus X erfahren hat, war aber nicht immer eine buchstäblich getreue; denn sowohl in M als in P finden sich erstens manchmal gemeinsame Textverderb-




1) Dagegen kommen als Quelle von 7, 179 nicht in Frage die unmittelbare Vorlage des Benedictus, d. h. Anseg. 1, 48, und noch weniger die Vorlage des Ansegisus, d. h. die Admon. generalis 789 c. 49, oder die Vorlage der Admon., d. h. das Conc. Ancyranum c. 15. Denn in Abbr. 7, 179 kehrt wörtlich die Interpolation des Benedictus ("aut cum consanguineis usque ad septimum genuculum") wieder. Die im Rubrikenverzeichnis von M stehende Inskription "De (c)oncilio ancyrano" (aus Ben.!) ist also irreführend.
2) Vor dem Schlußwort "separetur" ist in 7, 180 (nach M und P 1) eingeschoben: absque ulla retractatione (retrac | cione M). 3)Gegen Ben. 2, 80 und für Ben. Add. IV. 75a als Quelle entscheidet die Lesart "accedere" in Abbr. 7, 181.
4) Vgl. unten Ziff. VI 2 o (S. 452).
5) MG. Capit. I, 348. Vgl. auch unten S. 451 N. 1.
6) Die sonstigen Texte können hier unberücksichtigt bleiben; auch Ansegisus, über den oben S. 424 N. 1, S. 442 N. 4 zu vergleichen sind.
7) Auch wo M mit seiner Überlieferung von Benedictus-Material alleinsteht, spiegelt er den Text der Klasse II (Vat. Pal. 583) wieder; vgl. oben S. 424 N. 4. 5, S. 427, Ziff. 3 Abs. 1.
8) Oben S. 423.
9) Um nur ein Beispiel zu geben, so erscheint in Abbr. 7, 143 (546) die seltsame Lesart "animę"; die Abbr. geht also in Ben. 3, 169 (= Brev. C. Th. 9, 11, 2 Ep. Aegid.) mit den codd. Vat. Pal. 583 und Goth. (= Klasse II), während die codd. Paris. 4636. 4634 und Vat. 4982 (= Klasse I) richtig "a nemine" schreiben.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 446]

nisse, durch die schon die Urform X entstellt gewesen sein muß1, ferner gelegentliche Interpolationen, die ebenfalls schon der Mutter-Handschrift X eigen waren2.

Nach dem bisher Berichteten könnte es den Anschein haben, als ob der jüngere, aber reichere3 Montispessulanus und die zum Teil älteren, aber ärmeren Parisienses sich nur durch den Umfang unterschieden, dagegen in der Textform beide mit schönster Übereinstimmung ein treues Abbild der Rezension X lieferten. Dem ist aber nicht so. Vielmehr gehen sie in zwei (Unter-)Rezensionen auseinander, von denen ausweislich der Lesarten bald die Montispessulana4, bald die Parisiensis (P 1-3)5 dem Text beider Handschriftenklassen des Benedictus näher stehen. Für die Mutterrezension X der beiden Tochterrezensionen M und P versteht sich, daß sie (X) in allen Fällen, wo durch ihre Vermittelung entweder M oder P das Original (Ben.) treuer festgehalten haben, die originale Lesart des Benedictus geboten hat. Selbst durch gewisse Verderbnisse, die M und P miteinander teilen, schimmert noch die gute Überlieferung des Archetypus X hindurch6.




1) Z. B. 4, 23a (76) dato Ben., elato MP; 4, 111 (165) eiectus Ben., condem(p)- natus MP 1. 2 (3 nicht notiert); 5, 76 (244): vgl. oben S. 436 N. 2; 6, 33 (281): vgl. oben S. 437 N. 2; 6, 109. 110 (359. 360): vgl. oben S. 439 N. 1. 2; 6, 143 (393): vgl. oben S. 440 N. 2.
2) Gemeinsam ist M und P das Einschiebsel in Ben. 1, 166 "absque ulla retractatione", vgl. oben S. 445 N. 2.
3) Oben S. 423-429.
4) In den Lesarten: Abbr. 4, 11 (63) nos tamen pleniter M, nos pleniter P; 4, 16 (69) gegen Ende: interim M, inter P; 4, 17 (70) synodo M, concilio P; 4, 70 (124) curas M, causas P; 5, 68 (236) domino M, deo P; 5, 74 (242) pene M, bene (!) P; 6, 95 (345) Hi M, Si P; 7, 35 (436) intrat in M, intra (!) P; usw.
5) In den Lesarten: Abbr. 4, 5 (57) femina P, mulier M; 4, 17 (70) presumunt P, presumpserint M; 4, 21 (74) institutionem P, auctoritatem M; 4, 24 (78) Ecclesiam P, de ęcclesia M; 4, 28 (82) Cui utique P, Cui itaque M; 5, 4 (172) considerandum P, consideratum M; 5, 13 (181) ullum officium P, officium M; 5, 79 a (247) nobis et ab P, enim nobis et M; 6, 112 (362) Auctores seditionis P, Ductores (!) seductionis (!) M; 7, 30 (431) addiderunt P, tulerunt M; 7, 165 (568) Ne parrochias P, De parrochia M; [7, 172 (575) et ipsa P, et ex ipsa M;] 7, 183 (586) proterue P (= MG. Capit. I, 348, 25), propterue (!) M; usw.
6) Die höchst merkwürdige Verderbnis, die durch die oben S. 429 N. 1. 2 berichtete Wortversetzung in M und P verursacht worden ist, erklärt sich aufs Einfachste durch die Annahme, daß in der gemeinsamen Mutterhandschrift X die Schlußworte ("christianum impetere") von 6, 109 (359) am Ende der ersten (Lang-) Zeile von 6, 110 (360) gestanden haben (vielleicht ohne das




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 447]

Daß keine unserer Hss. mit der Urgestalt der Abbr. (X) sich deckt, liegt demnach auf der Hand. Wenn die zum Teil größere Ursprünglichkeit des cod. Montisp. nicht nur durch gewisse Lesarten1, sondern auch durch seine Überschüsse an Ansegisusund Benedictusmaterial2 verbürgt ist, so steht er doch hinter den codd. Parisienses (insbesondere P 1) sowohl an Alter als (teilweise) in der Güte der Lesarten3 zurück4.

IV. Die Bücher- und Kapiteleinteilung. - Wäre die Büchereinteilung der Handschriften nicht, so ließe sich durch einen Blick in Spalte 4 der Tabelle5 leicht erkennen, daß die Abbreviatio in einen Hauptabschnitt - Abbr. 1, 1 bis 7, 46 (447)6 - und in drei Anhangsabschnitte7 zerfällt. Der Hauptabschnitt umfaßt 3/4 des Ganzen; die 3 Anhangsabschnitte (139 Kapitel) machen zusammen knapp 1/4 aus. Der Hauptabschnitt schließt sich aufs Engste an die Kapitelfolge des Ansegisus und des ganzen Benedictus Levita an8. Von den Anhangsabschnitten zählt der zweite nur 24 Kapitel9; der



übliche Trennungszeichen). Der Schreiber sowohl von M als von P (oder vielmehr von Z, oben S. 423) schrieb die Worte der Zeile 1: "Delatori aut lingua capuletur aut conuicti caput | christianum impetere " stumpfsinnig hintereinander ab.
1) Oben S. 446 N. 4.
2) Oben S. 423ff., S. 437 N. 9, S. 438 N. 3.
3) Oben S. 446 N. 5.
4) Die Urform X und damit eine freilich stellenweise verderbte und interpolierte Teilhandschrift (Klasse II) des Benedictus Levita ließe sich aus den beiden Rezensionen M und P wiederaufbauen. Ob eine solche Rekonstruktion zwecks Herstellung der kritischen Ausgabe sich lohnen würde, ist mir sehr zweifelhaft, zumal wir über vortreffliche Repräsentanten der II. Hss.- Klasse verfügen.
5) Oben S. 430-445.
6) So auch Baluze Praef § 75; dagegen will Fournier a. a. O. S. 376 den ersten Hauptauszug erst mit 7, 51a (452) enden lassen.
7) Wenn Baluze l. c. aus diesen Anhängen der Abbreviatio auf eine fünfte, sechste usw. Additio zu Benedictus schließen will ("Unde fortassis colligi potest alias quoque additiones post quartam in usu fuisse eo tempore, quo liber iste" [Trecensis = Montisp.] "scriptus est"), so bedarf dies m. E. einer Widerlegung.
11) Die Legalfolge - wenn dieser Ausdruck erlaubt ist - wird nur siebenmal durchbrochen: Abbr. 1, 23. 4, 14. 21. 60. 78 (in den beiden letzten Fällen besonders energische Abweichung!). 5, 44. 7, 41.
9) Abbr. 7, 47 (448) - 7, 70 (473). Hier begegnen die ersten nicht aus Ans. und Ben. gezogenen Exzerpte (7, 51b. c; 7, 68-70). Die meisten Auszüge aus Ben. bilden kleine Unterreihen (7, 49. 50; 7, 51a. 52-56; 7, 57-59; 7, 60. 61; 7, 62-67)




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 448]

gebenen Ordnung nochmals die 4 Bücher des Ansegis und die 3 Bücher des Benedikt in Kontribution setzt, bringt es auf die immerhin stattliche Zahl von 100 Exzerpten1; der letzte Anhangsabschnitt, der seinen Stoff aus den verschiedensten (Ur-?)Quellen zusammenstoppelt, enthält nur 13 Fragmente2.

Ob die Anhangsabschnitte einer Bucheinteilung sich fügen sollten, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls zeigen die Hss. hinter 7, 46 (447) keine Spuren einer Bucheinteilung mehr3. Der Hauptabschnitt ist in beiden Rezensionen (M und P) in Bücher eingeteilt. Die Einteilung folgt zunächst den Vorlagen (Ans. und Ben.); wäre sie konsequent durchgeführt, so ergäben sich 8 oder 10 Bücher4. Am Maßstabe der Folgerichtigkeit gemessen erscheint die Einteilung in beiden Rezensionen zerrüttet:
Benutztes Material
Abbr. Paris.
Abbr. Montisp.12
Ansegisus lib. I lib. I5 lib. I
Ansegisus lib. II lib. II6 lib. II
Ansegisus lib. III lib. III7 lib. III
Ansegisus lib. IV lib. IV8 9 lib. IV13 14
Benedictus lib. I lib. IV8 9 lib. IV13 14
Benedictus lib. II lib. V10 lib. IV13 14
Benedictus lib. III lib. VI11 lib. V15
Benedictus Add. II lib. VII lib. VIIII16 (scr. VI?)
Benedictus Add. III lib. VII (lib. VII?)
Benedictus Add. IV lib. VII (lib. VIII?)16



1)Abbr. 7, 71 (474) - 7, 170 (573).
2) Abbr. 7, 171 (574) - 7, 183 (586).
3) Es wird einfach fortnumeriert.
4) Je nachdem die Add. II.-IV. als ein Buch oder als 3 gerechnet werden. - Ben. Add. I. zählt nicht mit, ebensowenig wie die Appendices des Ansegisus; denn aus diesen finden sich überhaupt keine Exzerpte in dem Hauptabschnitt.
5) Hinter Abbr. 1, 42 steht: Finit liber I. Incipit liber secundus.
6) Schon hinter Abbr. 2, 6 (statt 3, 1!; vgl. oben S. 431. 426) steht: Finit liber seeundus. Incipit tertius.
7) Hinter Abbr. 3, 3 steht korrekterweise: Finit liber III. Incipit quartus.
8) Die Zusammenfassung von Ans. lib. IV und Ben. lib. I ist beiden Rezensionen gemeinsam. Korrekt ist sie nicht; wäre der Abbreviator seinem Einteilungsgrundsatze treu geblieben, so hätte er schon hinter Abbr. 4, 2 ein fünftes Buch beginnen lassen müssen.
9) Hinter Abbr. 4, 114 steht: Finit liber quartus. Incipit V.
10) Hinter Abbr. 5, 79 (b) steht: Finit liber V. Incipit sextus.
11) Hinter Abbr. 6, 151 steht: Explicit liber sextus. Incipit liber (so P 1.2; ausgelassen in P 3) septimus.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 449]

Die 586 Kapitel werden in M durchgezählt, während in P mit jedem der 7 Bücher eine neue Zählung beginnt. In M erhält jedes Kapitel der Vorlagen1 seine eigene Nummer2; in P bleiben 7 (8) Kapitel der Vorlagen ohne Nummer, indem sie jeweils mit dem vorhergehenden Stück zu einem mit einer Nummer versehenen Sammelkapitel zusammengezogen werden3. So kommt es, daß die Summe der Kapitel in P (578) um acht hinter der Gesamtzahl in M (586) zurückbleibt.

V. Daß bei der Auswahl der 580 Stellen4 aus Ansegis und Benedikt und bei ihrer Einreihung in die vier Abschnitte der Exzerptensammlung5 irgendein sachliches Prinzip befolgt wäre, habe ich so wenig finden können als die beiden andern Forscher, die bisher sich mit der Abbreviatio beschäftigt haben6. Weder der Gedanke, nur Stücken aus weniger be-




12) Die Angaben über den handschriftlichen Befund der Büchereinteilung in M finden sich bereits oben S. 425f., Ziff. 1a-d.
13) Im Gegensatz zu P nimmt M auch die Exzerpte aus Ben. lib. II in das vierte Buch hinein. Zwischen Abbr. 4, 114 (168) und 5, 1 (169) findet sich in M keine Spur eines Buchabschnitts.
14) Die Notiz "Finit liber.iiij. Incipit quintus" hätte hinter Abbr. 5, 79 b (248) eingetragen werden sollen. Sie steht aber in M bereits hinter 5, 77 (245)! - Über einen ähnlichen Fehler beider Rezensionen vgl. oben N. 6.
15) Die Angaben, wo das fünfte Buch enden, das sechste bis achte beginnen soll, finden sich in der Hs. nicht. An eine Zerreißung von Ben. lib. III dürfte nicht zu denken sein; also bleibt nur die (im Folgenden in der Tabelle mit Fragezeichen angenommene) Möglichkeit, daß jede der benutzten Additiones Benedicti im Sinn des Abbreviators ein besonderes Buch ausmachen soll. - Oder sind in M alle Buchbezeichnungen außer den ersten vier unecht? Das Rubrikenverzeichnis in M kennt nur vier Bücher (oben S. 425 f).
16) Die Notiz "Explicit liber VIII. Incipit liber VIIII." hätte hinter Abbr. 7, 46 (447) eingetragen werden sollen. Sie steht aber in M bereits hinter Abbr. 6, 151 (401), vor Abbr. 7, 1 (402)! (und nicht, wie Fournier S. 376 sich verschreibt, hinter Abbr. [7, 75] 478).
1) Einzige bereits (S. 428) erwähnte Ausnahme (in beiden Rezensionen): Abbr. 7, 7 (408) = Ben. Add. III. 46 + 47.
2) Einmal (6, 99. 100 [349. 350]) wird ein Kapitel der Vorlage (Ben. 3, 311) gespalten und mit 2 Nummern versehen (in beiden Rezensionen M und P); vgl. oben S. 426f. 438 N. 3.
3) Die 7 Sammelkapitel sind folgende: Abbr. 1, 39 (39. 40). 4, 13 (65. 66). 23 (76. 77). 5, 79 (247. 248). 6, 49 (297. 298). 93 (342. 343). 7, 51 (452. 453. 454). Im letzten Fall erhalten zwei Kapitel in P keine Nummer.
4) Unten S. 450 N. 1. 2.
5) Oben S. 447.
6) Baluze Praef. § 75 (der Auszug enthalte "illa tantum, quae scriptoris genio aut studiis conducebant"); Fournier S. 376f.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 450]

kannten Quellen einen Platz in der umgestalteten Sammhing einzuräumen, noch der Plan, aus dem systematischen Chaos der beiden Collectiones capitularium ein systematisch ge- ordnetes handliches Werk über bestimmte Rechtsmaterien zu schaffen, kann den Abbreviator geleitet haben. Est pro ratione voluntas.

  VI. Die Quellen der Abbreviatio.

1. Aus den Hauptquellen, den Kapitulariensammlungen des Ansegisus und des Benedictus Levita, haben in die Abbreviatio die in der Note 2 verzeichneten XVI + 564 Stücke1 Aufnahme gefunden (ein beigesetztes M deutet an, daß das Stück sich nur in der vollständigeren Rezension der Hs. von Montpellier findet)2.




1) Es wären XVI + 572 (586-14; vgl. unten Ziff. 2) Stellen, wenn nicht 8 Kapitel aus Ben. je 2mal aufgenommen wären: Ben. 1, 166 in Abbr. 4, 65 und 7, 180; 1, 191 in 4,78 und 7,106; 2, 69 in 7, 57 und 118; 2, 144 in 7, 58 und 121; 3, 141 in X und 6, 32; 3, 206 in 6, 50 und 7, 147; 3, 339 in XII und 7, 157; Add. IV. 1 in XV und 7, 29.
2) Anseg. Praef. (M.); Prooem. libri 1 (M.); 1, 1. 3. 6-8. 10. 16. 20. 31. 38. 40. 41. 50. 54. 62. 66. 67. 69. 71-73. 75. 79. 80. 82. 84-87. 95 -102. 125. 133. 134. 136. 139. 150. 151. 155. 156;

Anseg. Prooem. libri 2 (M.); 2, 5. 7. 8. 15. 21. 29. 34. 37-40. 43. 44;

Anseg. Prooem. libri 3 (M.); 3, 9. 10. 43-45. 47. 48. 52. 55. 70. 79. 90;

Anseg. Prooem. libri 4 (M.); 4, 9. 15. 27. 34. 37. 38. 51. 55. 56. 60;

Ben. Praef. metrica (M.); 1, 1 (M.). 2 (M.). 3 (M.). 6-8. 12. 18. 21. 27. 28. 30. 36. 37. 40. 41. 44. 47. 53. 55. 56. 60. 62. 63. 71. 73. 74. 82. 96. 99-101. 105. 110-112. 114. 116. 118-125. 127-137. 139-142. 144-149. 152-156. 159. 160. 162. 164. 166-168. 171. 172. 174. 175. 177. 180. 185. 186. 190-192. 197. 206. 212. 216. 230. 231. 261. 274. 275. 279. 281 (M.). 290. 300. 301. 306. 309. 315-317. 319. 322. 323. 325-327. 329. 330. 336. 337. 329. 340. 356. 360. 364. 370-372. 378-383. 386. 388. 393. 394. 397-399. 401. 403;

Ben. 2, 60. 61. 63. 64. 67. 69-72. 75-77. [80: cf. Add. IV. 75]. 81. 83. 85-88. 90-94. 96. 98. 99. 107. 108. 115. 121-124. 128. 129. 131. 134. 141. 142. 144. 145. 156. 158. 164. 175. 177. 178. 180-182. 184. 187. 191. 196-199. 202. 205-207. 209. 215. 216. 220. 235. 276. 306. 314. 321. 323. 339. 369-371. 402 bis 407. 409. 411-416. 418. 421. 422. 424. 426-428. 430. 435;

Ben. 3, 1. 5. 6. 8-10. 21-26. 35. 42. 57. 59. 60. 67-69. 72. 73. 85. 95-98. 100. 101. 103. 105. 107. 112. 116. 123 (M.). 124. 126. 127. 130. 138. 139. 141. 142. 144. 147. 148. 156-158. 161. 162. 166. 168. 169. 172-174. 177. 180. 190-192. 194. 197. 198. 200. 202-206. 211. 212. 214. 215. 218. 221. 222. 225. 228. 229. 233. 234. 236. 237. 242. 243. 245. 248. 252. 253. 255. 258-261. 263. 265. 267. 269-272. 274-276. 278-281. 283. 286. 290. 292-296. 300-302. 305. 306. 308. 309. 311. 313. 316. 317. 322. 324. 330-333. 336-339. 341. 345. 351. 356. 360. 364. 365. 367. 369. 371-376. 379-383. 385-389. 395. 397. 400. 401. 406-408. 410. 424. 430. 431. 433. 436-438. 442-444. 447. 451. 452. 454. 457-459. 461-463. 468. 472. 473. 475. 476. 478;




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 451]

Die Sammlung der echten und der falschen Kapitularien lag dem Bearbeiter in einer vollständigen oder fast1 vollständigen Hs. vor.

2. Nebenquellen. Für alle Kapitel, die nicht aus Ans. oder Ben. entlehnt sind, läßt sich die Quelle nachweisen2; dies gilt auch für diejenigen Stücke, die im cod. Montisp. nicht inskribiert sind3.   a) b) Abbr. 7, 51 b. c (453. 454). Interrogatio Augustini. Si pregnans - comperta. Responsio Gregorii. Hoc non - intrare; Interrogatio Augustini. Si post illusionem - celebrare. Responsio Gregorii. Hunc4 quidem - inuitus. - Quelle: Greg. I. Registr. 11, 56a5 cap. 8. 9 (10. 11), MG. Epist. II, 338 l. 1 bis 343 l. 25.

c) Abbr. 7, 68 (471). Si quis dereliquerit - anathema sit. - Quelle: Conc. Gangr. c. 15, versio Hispana (Migne 84, 115; cf. 56, 451 c. 14)6.

d) Abbr. 7, 69 (472). Hi uero qui male conceptos - communio tribuatur. - Quelle: Conc. Ilerd. 546 c. 2 (Migne 84, 322).

e) Abbr. 7, 70 (473). Si qua mulier fornicauerit - penitentiam iudicamus. - Quelle: Martini episc. Bracarensis Capitula c. 77 (Migne 84, 584).

f) Abbr. 7, 171 (574). Quę in domibus propriis - gratiam reuocentur. - Quelle: Conc. Aure1ianense V. 549 c. 19 fin. (Migne 84, 299; MG. Conc. I, 107 l. 6-9).

g) Abbr. 7, 172 (575). De raptoribus uirginum. - Quelle: Conc. Aurel. III (II.) 538 c. 19 (Migne 84, 282; MG. Conc. I, 79).

h) Abbr. 7, 173 (576). Cleros autem - domino "Ego hereditas eorum". - Quelle: Isidorus Hispal., De ecclesiasticis officiis 2, 1 § 1. 2 (Opp. VI, 413; Migne 83, 777)7, welchen Text die Abbr. gekürzt hat.

i) Abbr. 7, 174 (577). Duo sunt genera - poeta "genus prolisque(t) biformis". - Quelle: Isid. l. c. 2, 3 (Opp. VI, 415; Migne 83, 779), wiederum gekürzt.



  Ben. Add. I. 80;

Ben. Add. II. 1. 3;

Ben. Add. III. 7. 22. 23. 41. 46. 47. 52-55. 57. 58. 60. 61. 63. 65-67. 71. 72. 93. 99. 112-116;

Ben. Add. IV. Prooem. (M.); IV. 1. 4 (M.). 6. 34. 35. 46. 49-51. 63-66. 68. 69. 75. 81. 88. 90. 93. 113. [130: cf. Ben. 3, 197]. 144. 160.
1) Bei Ansegisus werden die (wenig ergiebigen) Appendices nicht gefehlt haben, obwohl die Abbr. ihnen nichts entlehnt. Bei Benedictus mag die Additio I. gefehlt haben (Gruppe II, oben S. 381ff.); Abbr. 7, 183 (=Add. I. 80) kann aus einer Sonderhandschrift des Capitulare monasticum 817 genommen sein.
2) Fournier S. 377 lies noch quelques textes d'origine incertaine übrig. 3) Vgl. oben S. 429.
4) "Hinc" M erste Hand?; "Hunc" M zweite Hand?; "Hoc" P 3.
5) Dieser berühmte (echte?) Brief findet sich in vielen Sammlungen, z. B. bei Pseudoisidor (ed. Hinschius p. 740-742).
6) Nicht versio Dionysiana (ed. 1609 p. 50) und nicht versio prisca Migne 56, 790).
7) Nicht Isid. Etymol. 7, 12.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 452]

  k) Abbr. 7, 175 (578). Episcopum non audere extra. - Quelle: Can. apostol. c. 36 (Migne 67, 145).

l) Abbr. 7, 176 (579). Omnium negotiorum ecclesiasticorum. - Quelle: Can. apostol. c. 39 (Migne 67, 146).

m) Abbr. 7, 177 (580). Aus mehreren Quellen1:

α) 2Si natura prudens est, si docibilis, si moribus temperatus, si uita castus, si sobrius, si semper suis negotiis3, si humilis4, si misericors, si litteratus, si in lege domini instructus, si in scripturarum sensibus cautus5, et ante omnia fidei6 documenta uerbis simplicibus asserat. - Quelle: Statuta ecclesiae antiqua c. 1 Anfang (Migne 56, 879, c. 1 Zeile 2-8);

β) quia in episcoporum nomine eos iungit. et "quod7 docet uerbo, instruat exemplo". - Quelle der letzten Worte: Isidorus, Sentent. 3, 36 § 2 (Opp. VI, 324; Migne 83, 707);

γ) et "ante ordinationem probari debent8, si digni sint9, et postea10 ministrent". - Quelle: Isidorus, De eccl. off. 2, 8 § 5 i. f. (Opp. VI, 428; Migne 83, 790).

n) Abbr. 7, 178 (581). Ut episcopus absque consilio. - Quelle: Stat. eccl. ant. c. 10 (Migne 56, 881); Schluß kürzer als in den Statuta.

o) Abbr. 7, 182 (585). Obseruandum quoque - degradandos. - Quelle: Conc. Tarracon. 516 c. 10 (Migne 84, 312).

VII. Entstehungsverhältnisse. Die Abfassungszeit der Abbreviatio wird begrenzt durch das Datum der jüngsten Vorlage (d. h. Benedictus Levita) und durch das freilich nicht absolut sicher feststehende Jahrzehnt der Niederschrift des ältesten Manuskripts (P 1, Ende des 10., spätestens Beginn des 11. Jahrh.; oben S. 421) oder vielmehr seiner sei es nächsten, sei es entfernteren Vorlage (oben S. 423)11. Den Entstehungsort wird man mit Sicherheit in Frankreich, mit Wahrscheinlichkeit im Norden des Landes nicht weit von der Urheimat der




1) Dem folgenden Abdruck des ganzen Kapitels liegen die codd. M und P1 zugrunde.
2) Die Anfangsworte des Originals, unter deren Fehlen der Sinn von Abbr. 7, 177 leidet, lauten: Qui episcopus ordinandus est, antea examinetur, si natura etc.
3) Hier läßt die Abbr. aus: uacans.
4) hominibus affabilis Stat.
5) In Stat. folgt: si in dogmatibus ecclesiasticis exercitatus.
6) si fidei Stat.
7) quos (s in rasura) P1.
8) debent P 1, debentur M.
9) sunt Isid.
10) postea sic Isid.
11) Fournier S. 377, dem die Pariser Hss. noch unbekannt waren, mußte beim 11. Jahrhundert stehen bleiben; P1 gestattet es, den terminus ante quem um ein Jahrhundert früher anzusetzen.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 453]

falschen Kapitularien zu suchen haben; die vier erhaltenen Hss. befanden sich alle in nordfranzösischem Besitz, und nur eine von ihnen ist in neuerer Zeit nach dem Süden gewandert.

5. Ein durch Ivo von Chartres benutzter großer Benedictus-Auszug?

Bei vielen Dutzenden von Entlehnungen aus Ansegisus und Benedictus Levita hat Ivo von Chartres in seinem Dekret die Quelle mit Buchtitel1, Buchzahl2 und mit den richtigen Kapitelzahlen angegeben3; wo die Ausgabe des Ivo falsche Zahlen bietet, liegt die Emendation immer auf der Hand.

Es muß daher auffallen, daß in einer kleinen geschlossenen Reihe von Kapiteln des Dekrets (Ivo 16, 334ff.) vor Entlehnungen aus der dritten und vierten Additio des Benedictus Levita Ziffern erscheinen4, die, ganz anders als die große Masse der Ziffern, in keiner Weise mit den Zahlen der Vorlagen (Add. III. IV.) in Einklang gebracht werden können. Der merkwürdige Tatbestand ist folgender.
Ivo XVI
Kapitelzahl
bei Ivo
Ben. Add.
Ivo XVI
Kapitelzahl
bei Ivo
Ben. Add
334 cccLXX III. 9 340 cccLXXVIIII IV. 106
335 cccLXXII5 III. 54 341 cccLXXX IV. 107
336 cccLXXV III. 61 342 cccLXXXI IV. 119
337 cccLXXVI6 III. 88 343 cccLXXXII --7
338 cccLXXVII IV. 100 344 cccLXXXIII --8 9
339 cccLXXVIII IV. 105





1) Capitularia oder ähnlich.
2) Die drei Bücher des Benedictus erhalten die übliche Bezeichnung als liber V., VI., VII. Daß aber dem Ivo auch die selbständige Zählung der 3 Bücher des Benedictus nicht völlig fremd war, beweist die Inskription von Decr. 10, 34 (= Ben. 1, 1 med.): "Epistola Zachariae papae in capite Capitularium, omnibus episcopis in regno Francorum constitutis".
3) Oben S. 380. 381.
4) Diese Ziffern halten in der Hauptsache jeder Kritik stand; es wäre unmethodisch, sie durch Konjekturalkritik aus der Welt schaffen zu wollen.
5) Die Ausgabe druckt - offenbar fehlerhaft innerhalb der charakteristischen Reihe - "cap. 472".
6) Zweiter und letzter offenbarer Fehler der Ausgabe: "cap. 371".
7) Dieses Kapitel ("Probat illa") ist den Kapitulariensammlungen fremd. Seinem Inhalt nach zu schließen (vv. "de saecularibus legibus locutus sum in nostro iudicio"), stammt es aus der Gerichtsrede eines Bischofs auf einer Synode. Der bischöfliche Redner beruft sich für seine These („Probat illa uera esse, quae aduersum se dicta sunt, qui ad ea confutanda minime uult adesse"), die




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 454]

Beachtung verdient, daß die Kapitelziffern, die den (wirklichen oder angeblichen) Kapitularienexzerpten bei Ivo 16, 334 bis 344 beigelegt werden, in anderer Weise ansteigen, als die Kapitelziffern der Vorlage (Ben. Add. III. IV.): hier (Spalte 3) 6 Mal erhebliche Sprünge, während dort - in den Bezifferungen der Spalte 2 - nur 2 Mal über wenige (2 bzw. 3) "Capitula" hinweggegangen wird.

Für diesen Tatbestand weiß ich nur eine Erklärung. Ivo benutzt1 einen unbekannten Auszug aus Benedictus Levita2, der mindestens 381 Kapitel enthielt, also an Umfang der Abbreviatio codicum Montisp. et Paris. (oben Stück 4) unter allen Auszügen am nächsten kam.

Dritter Abschnitt.

Auszüge aus Auszügen aus Benedictus Levita.

Es wäre verwunderlich, wenn das Schicksal der Verkürzung, das die Exzerptoren den Originalwerken bereitet haben, niemals ihnen selbst von einem Nachfolger bereitet würde. Findet doch



er ohne Quellenangabe wörtlich dem Schreiben des Papstes Bonifatius I. an Patroclus etc. "Valentinae" (Jaffé 349; Maassen, Gesch. d. Qu. I, 251 Nr. 2; Migne 84, 677) entnommen hat, auf einen Satz des weltlichen Rechts ("in saecularibus legibus inuenitur scriptum: Iniuste uictus infra tres menses reparet causam; quod si facere neglexerit, sententia, quae aduersus eum collata fuerit, perseueret"). Dieser Satz steht - was bisher m. W. nirgends bemerkt wurde - in der Epitome Aegid. Cod. Theod. 11, 9, 1 (ed. Haenel p. 228). Von dieser Stelle war bisher nur die Benutzung in dem englischen Rechtsbuch leges Henrici bekannt (Wretschko, Cod. Theod. I 1, p. CCCL. CCCLXVII).
8) Auch diese interessante kirchliche Rechtsnorm ("Si quos culpatorum regia potestas"; beinahe wörtlich entlehnt aus dem letzten Drittel des c. 3 Conc. Tolet. XII., Migne 84, 473) ist den Kapitularien des Ans. oder Ben. Lev. fremd.
9) Wenn bei Ivo auch das nächste Kapitel (16, 345) außer der originalgetreuen Ziffer ("Libelli secundi XL."; scr. XLI.? = Anseg. 2, 41) die zweite Ziffer "cap. CCCLXXXIIII." führt, so möchte ich darin nur eine Äußerung der vis inertiae auf einen Abschreiber erblicken: an die fortlaufende Numerierung 375-383 gewöhnt, setzte er sie auch bis dahin fort, wo sie nicht mehr paßte. Ivo 16, 345-362 sind wieder direkt der Vorlage (Ans. und Ben. Lev.) entnommen.
1) In Ermangelung einer vollständigen Hs. des Benedictus?; vgl. oben S. 381.
2) Ob sich der Auszug auch auf Ansegisus erstreckte, können wir nicht erraten. - Am Ende der exzerpierten Vorlage (hinter der originalen Add. IV.) mögen die (in gutem Glauben für Kapitularien gehaltenen) Quellen gestanden haben, von denen uns bei Ivo 16, 343. 344 als cap. "382. 383" Reste erhalten sind (oben S. 453 N. 7. 8).




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 455]

das Exzerpieren seine letzte Grenze erst bei dem Atom eines einzigen noch in sich verständlichen Satzes. So wurden denn in der Tat auch die Auszüge aus Benedictus Levita einem nochmaligen Kürzungsverfahren unterzogen.

Sind die Ausführungen richtig, von denen wir gerade herkommen1, so hat z. B. Ivo von Chartres (Decretum lib. XVI) die Schlußpartien eines umfänglichen Auszugs aus Benedictus exzerpiert. Was ich weiter beibringen kann, ist Folgendes.

1. In der Kanonensammlung von Térouane, Pars IV, stehen 11 Kapitel unter der Überschrift "Ex decretis Bonifacii legati". In meiner Studie V zu Ben. Lev.2 habe ich gezeigt, daß die ersten sieben Kapitel ein Exzerpt aus den Statuten des Isaac von Langres3, also ein Exzerpt aus einem Benedictusauszug, sind.

2. Einem anscheinend zu Ende des 11. Jahrhunderts verfertigten Auszug aus der großen Abbreviatio Ansegisi et Benedicti Levitae4 begegnen wir in einer Kanonensammlung von Poitiers.

Die Collectio sancti Hilarii Pictaviensis5 liegt in zwei Handschriften6 vor:

26. * Ber1in, Königl. Bibliothek, Phillippicus 1778 (früher Sancti Hilarii Pictaviensis, dann Jesuitarum collegii Claramontani und Meermannianus). Pergament, 12. Jahrh., 135 Bl. oktav.




1) Oben S. 453/454.
2) N.A. XXIX (1904), 324-331, insbes. S. 326.
3) Oben S. 419.
4) Oben S. 420-423.
5) Im Wesentlichen nichts anderes als ein Auszug aus Burchard und aus der Sammlung in 74 Titeln.
6) Die Handschriften decken sich nicht mehr von der Stelle an, wo das Exzerpt aus der Abbr. Ans. et Ben. Lev. aufhört. Die Unterschiede der Hss. mögen hier auf sich beruhen. Nur so viel mag bemerkt werden, daß in der wüsten Kompilation, die in der Berliner Hs. (Bl. 119b-131a) folgt, sich wiederfinden: 1. (Bl. 120b) ein Kapitel "Probat uera esse" (oben S. 453 N. 7; mit Ivo 16, 343 deckt sich übrigens das Kapitel nur teilweise, denn es lautet [im Text wie bei Bonifatius I., l. c.]: de eo qui subterfugit iudicium. Probat uera esse illa, que aduersum se dicta sunt, qui ad ea confitenda [! scr.: confutanda] adesse minime uult. et nullus dubitat, quia (?) dicta iudicum nocens subterfugit, quemadmodum, ut absoluatur, qui est innocens querit); - 2. (Bl. 122a) einige weitere Stellen aus Ben. Levita, und zwar 3, 346 "Constitutiones contra canones"; 1, 378 (in verkürzter Gestalt) "Nemo audeat clericum"; 1, 336 (wiederum verkürzt) "Si quis ministros"; 1, 231 "Sanguinis effusio"; 1, 261 "Qui subdiaconem occiderit".




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 456]

Die uns interessierende Kapitelreihe steht Bl. 112b-119b1 unter der Überschrift: "Incipiunt capitula ex sanctorum patrum decretis"2.

27. Reims, Bibl. publique 675 (G. 528; seit dem Anfang Hdes 15. Jahrh. Eigentum des Kapitels von Reims). Pergament, 12. Jahrh., 94 Bl. quart. Hinter Buch XV der Sammlung von Poitiers steht Bl. 63b die gedachte Kapitelreihe unter der Überschrift: "Capitula ex s. p. d."3. Die 864 Kapitel der Reihe entbehren der Bezifferung und jeglicher Einzelinskription. Dagegen ist ein erheblicher Teil derselben mit Rubriken versehen5. Rührt schon die Gesamtüberschrift "Incipiunt capitula ex sanctorum patrum (!) decretis" aus Benedictus Levita6 her, so läßt auch gleich das erste Kapitel "Quam7 sit extraneus" (= Ben. Add. IV. 1) keinen Zweifel darüber, was für "Dekrete der heiligen Väter" wir ungefähr zu erwarten haben. Die ganze Reihe setzt sich fast ausschließlich aus Kapiteln des Ansegisus und des Benedictus Levita zusammen8. Eingedenk des methodischen Grundsatzes, daß jedes Exzerpt aus Ansegis und Benedikt



1)Zwischen zwei Burchardexzerpten: "Si quis cum duabus sororibus' (Burch. 17, 6) und "Cum dominus sit cordis" (Burch. 18, 1 nach dem Anfang).
2) Erwähnungen der Hs.: V. Rose, Verzeichnis der lat. Hss. (1892) Nr. 92, S. 194-197; J. Tardif, Une collection canonique Poitevine, in der Nouv. Revue histor. de droit XXI (1897), 158f.; P. Fournier, De quelques collections canoniques issues du Décret de Burchard, in den Mélanges Paul Fabre (Paris 1902), p. 205; P. Fournier, Le Décret de Burchard de Worms, in der Revue d' histoire ecclésiastique XII (1911), S. 695 Abs. 4, S. 696 Abs. 3.
3) Erwähnungen der Hs.: P. Fournier, Mélanges P. Fabre p. 205-207; Catalogue gén., Dép. XXXIX. 2 (1904), p. 26 et s.; P. Fournier, Revue d' hist. eccl. XII (1911), S. 696 Abs. 3.
4) So in der Berliner Handschrift. Nach Fournier, Mélanges Fabre p. 206 umfaßt der Auszug in der Reimser Hs. hundert Kapitel ("une série de cent fragments").
5) In der Berliner Hs. sind es deren 33 (vor c. 3. 5. 14. 16. 17. 19. 22. 23. 25. 30-32. 34. 39. 40. 45. 46. 50-52. 55. 61-64. 67. 69. 73. 74. 76. 80. 82. 83). - Nach Fournier a. a. O. hat die Reimser Reihe keine Rubriken ("cent fragments privés de tout sommaire").
6) Add. IV. Prooemium. - Fournier a. a. O. hat dies nicht erkannt.
7) "Quantum" der cod. Rem. nach Fournier a. a. O., der auch dieses Stück nicht identifiziert hat.
8) Das hat schon Fournier a. a. O. erkannt. Er sagt ganz richtig (auf Grund seiner Kenntnis der Reimser Hs.): "cette série est faite à peu près exclusivement d'extraits du recueil de Benoît le Diacre, précédés de quelques extraits du recueil d'Ansegise".




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 457]

darauf geprüft werden muß, ob es unmittelbar oder durch das Medium eines Exzerptes, insbesondere der Abbreviatio, aus den Sammlungen der echten und der falschen Kapitularien geflossen sei, gebe ich in der nachstehenden Analyse des Auszugs der Sammlung von Poitiers1 sofort auch die Ziffern der Parallelkapitel in der Abbreviatio an. Ein Blick auf diese Ziffern spart jeden weitern Beweis2 für die Tatsache, daß unser Auszug ein Exzerpt aus der Abbreviatio ist3.
Phill.
Ansegisus oder
Benedictus
Abbreviatio
Anfänge und Enden
- B. Add. IV
prooem.
XIV Incipiunt - decretis.
1 B. Add. IV. 1 XV Quam sit extraneus - effugiet.
2 A. 1, 87 1, 27 Sancitum - conferantur.
3 A. 1, 99 1, 31 De desponsatis - anathematizentur.
4 A. 1, 102 1, 34 Sanctitum - habeatur.
5 A. 1, 139 1, 39 Ut mercatus - habeatur.
6 A. 2, 34 2, 2 Aecclesie - tribuantur.
7 B. 1, 7 4, 4 Si quis fil. - consensit.
8 B. 1, 21 4, 7 Si quis homo - aliam.
9 B. 1, 37 4, 12 Manifestum - constat.
10 B. 1, 116 in. 4, 26 in. Ut nemo - presumat.
11 B. 1, 124 4, 33 Nec abs. - episcopi.
12 B. 1, 127 in. 4, 35 in. Criminalia - absolutum.
13 B. 1, 134 in. 4, 42 in. Penitentes - abnegare.
14 B. 1, 137 in. 4, 45 in. Hi qui - subiaceat.
15 B. 1, 149 4, 54 Ut unusq. - faciat.
16 B. 1, 155 4, 58 Reum conf. - fecerunt.
17 B. 1, 156 4, 59 Precipimus - fiant.
18 B. 1, 174 4, 70 Ut presbiteri - fiant.
19 B. 1, 216 4, 79 De sacris - compellatur.
20 B. 1, 275 4, 83 De ęcclesiis - possint.
21 B. 1, 371 4, 102 (U)t unusq. episc. (!) - recipiatur.
22 B. 1, 372 4, 103 Ut omnes - agatur.
23 B. 1, 388 4, 107 Si quis ex - tradatur.



1)Nach der Berliner Handschrift. Von dem Reimser Manuskript ist an Einzelheiten, auf die allein ein Beweis sich stützen kann, nur bekannt, daß auf das erste Fragment folgen "Ansegise 1, 87. 99. 102 et 139; Benoît le Diacre 1, 7. 37. 116 (1re phrase). 124. 127 (1re phrase). 134 (jusqu'à "abnegare"). 137 (jusque à "subiaceat"). 149. 155. 156. 215" (?). "275. 371. 372. 388. 397. 398 etc." (Fournier a. a. O. S. 206 N. 3). - Unter der Voraussetzung, daß die ersten 25 Kapitel des Auszugs von Poitiers in der Reimser Hs. ebenso lauten wie in der mir allein bekannten Berliner Hs., ist an vorstehendem Bericht Fourniers folgendes zu verbessern. Es fehlen: Anseg. 2, 34; Ben. 1, 21. 174, und statt Ben. 1, 215 muß es heißen: Ben. 1, 216.
2) Er ließe sich aus den Lesarten führen. Vgl. auch die kapitularienfremden Stücke in capp. 76. 86.
3) Das hat Fournier (1902) nicht erkannt, obwohl er 1897 über eine Hs. der Abbreviatio geschrieben hatte.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 458]


Phill.
Ansegisus oder
Benedictus
Abbreviatio
Anfänge und Enden
24 B. 1, 397 4, 110 Maior a - iudicari.
25 B. 1, 398 4, 111 Iudicis non - condempnatus (!).
26 B. 2, 61 5, 1 Si quis episc. - habeat.
27 B. 2, 71 in. 5, 5 in. De incestuosis - de(r)elinquat.
28 B. 2, 75 in. 5, 7 in. Si quis infirm. - careat.
29 B. 2, 85 5, 12 Presbiteri qui - constituti.
30 B. 2, 96 in. 5, 21 in. Si quis alter. - habeat.
31 B. 2, 108 II 5, 24 II Si uero monachus - licentiam.
32 B. 2, 123 5, 28 Si presbiter - disciplinis.
33 B. 2, 124 5, 29 Clericus uel - uindicandum.
34 B. 2, 164 5, 38 Si iudex - faciat.
35 B. 2, 180 5, 41 Ut nullus presb. - domini.
36 B. 2, 175 (!) 5, 44 Annuntient - tenuerint.
37 B. 2, 198 5, 48 Fideles pro - subiaceant.
38 B. 2, 321 5, 60 Ut clerici in - contradantur.
39 B. 2, 407 s. f. 5, 68 s. f Omnis (!) predones - ęcclesię.
40 B. 2, 413 5, 72 Si clericus - priuetur.
41 B. 3, 42 6, 9 Qui se - efficiatur.
42 B. 3, 95 6, 19 Nolentibus - refutare.
43 B. 3, 97 6, 21 Si de ordin. - episcopus.
44 B. 3, 157 6, 34 Si aduocatus - accipiat.
45 B. 3, 166 6, 37 Sanctitum - feriatur.
46 B. 3, 180 6, 41 Ut excomunic. - recipiantur1.
47 B. 3, 200 6, 47 His qui in - proponunt2.
48 B. 3, 203 6, 49a Si quis cler. - habeatur.
49 B. 3, 205 6, 49b Delator si - communionem.
50 B. 3, 206 6, 50 Sanctitum - a clero2.
51 B. 3, 212 6, 52 Qui hominem - habeatur (!).
52 B. 3, 265 6, 74 Qui regula - excludantur.
53 B. 3, 272 6, 79 Precipimus - intrare2.
54 B. 3, 281 med. 6, 85 med. De quolibet - gradu3.
55 B. 3, 301 6, 93b Qui iubente - ueniam.
56 B. 3, 302 6, 94 Clerici - choerceantur.
57 B. 3, 337 6, 107 Illud etiam - reuerti.
58 B. 3, 371 6, 112 Auctores - deportentur.
59 B. 3, 372 6, 113 Maius - puniat.
60 B. 3, 379 6, 118 Querendum - medicinam2.
61 B. 3, 381a. b. 6, 120 in. Mulier que du. - accipiat.
62 B. 3, 381c 6, 120 i. f. Mulier que do. - ciborum.
63 B. 3, 382 i. f. 6, 121 i. f. Si uir adult. - reconciliari.
64 B. 3, 383 6, 122 Precipimus - obediatur.
65 B. 3, 442 6, 138 Quicumq. se - recipiatur.
66 B. 3, 447 in. 6, 141 in. Episcopis sing. - disponere.
67 B. III. 53 7, 9 Si quis cler. - reconcilietur.
68 B. III. 58 p. i. 7, 13 p. i. Nullus sacerd. - uisum fuerit2.
69 B. III. 61 7, 15 Sed nec hoc - possit4.
70 B. III. 63 7, 16 Modus autem - auctores.
71 B. III. 113/14 7, 25/26 Quod habet accipiunt.




1) Schluß fehlt.
2) Zweite Hälfte fehlt.
3) Nur der in 3, 281 von Benedikt aufgenommene Kanon.
4) Der Text weicht am Schlusse ab. Er lautet im cod. Phillipp.: " . . . elemosinam facere debet, ut redire ad ueniam possit."




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 459]


Phill.
Ansegisus oder
Benedictus
Abbreviatio
Anfänge und Enden
72 B. IV. 6 7, 30 Etenim (!) const. - humilitas1.
73 B. IV. 50 7, 34 Placuit ut - pellantur.
74 B. IV. 51 7, 35 Si quis intrat - promereri.
75 B. 2, 184 7, 59 De quibus - sancti.
76 Mart. Brac. 7, 70 Si qua mulier - iudicauimus.
77 B. 2, 128 7, 120 Lector subd. - subiciantur.
78 B. 2, 418 7, 129 Vt iudices - excommunicentur.
79 B. 2, 435 7, 131 De eis qui - paciatur1.
80 B. 3, 144 7, 138 Quod illi - luituri.
81 B. 3, 198 7, 145 Statutum - subiaceat2.
82 B. 3, 255 7, 150 Qui episcopum - ueniant.
83 B. 3, 283 7, 152 Testes prius - audiendum.
84 B. 3, 313 7, 153 Si quis cred. - debitori.
85 B. 3, 457 7, 168 Si quis stat. - priuetur.
86 Tarracon. 7, 182 Obseruandum - degradandos.

Das Exzerpt (oder vielmehr die Sammlung von Poitiers, die es enthält) ist in den zwei letzten Jahrzehnten des 11. Jahrhunderts entstanden3. Seine Grundlage war eine am Anfang unverkürzte Abbreviatio, wie sie heute allein in der Hs. von Montpellier erhalten ist4. Die 33 Rubriken5 sind eigene Zutat des Exzerptors der Abbreviatio; bei ihrer Formulierung hält er sich naturgemäß eng an die Textesworte der einzelnen Kapitel6. In der Erfassung des inhaltlichen Kerns der Kapitel hat der Urheber der neuen Rubriken Anerkennenswertes geleistet7. Er muß wohl eine nichtrubrizierte Abbreviatio vor sich gehabt haben; sonst hätte er sich schwerlich in die Unkosten der eigenen Rubrikenbeschaffung gestürzt8.




1) Schluß fehlt.
2) Der Schluß lautet im cod. Phillipp.: "tamquam contemptor canonum g. s. p. subiaceat".
3) Fournier a. a. O. S. 207.
4) Vgl. die Gesamtinskription, sowie Phillipp. c. 1, welche Stücke sich am Eingang der Rezension von Montpellier finden (oben S. 424).
5) Oben S. 456 N. 5.
6) In ihrem Wortlaut weichen die Rubriken fast alle von den (auch in der Abbreviatio konservierten) Rubriken des Benedictus ab. Nur in drei Fällen (c. 3. 61. 73) hat es der Zufall gewollt, daß die selbsterfundene Rubrik des Exzerptors sich bis auf kleine Abweichungen mit der Originalrubrik deckt. - Auch zu c. 76 (Martin von Braga) kehrt die Rubrik der Abbreviatio (oben S. 429, Ziff. 5e) nicht wieder; vielmehr lautet die Inhaltsangabe: "de muliere fornicante, qui (!) infantem exinde natum occiderit".
7) Mißlungen ist nur die Rubrik zu c. 55 (Ben. 3, 301): "de eo, qui iubente presbitero pro qualibet culpa de ecclesia contendit".




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 460]




8) In dieser Schlußnote stelle ich einige Ignota zusammen, die meist zugleich Desiderata sind.

1. London, Bibl. des Earl of Ashburnham (dort noch vorhanden?), cod. Libri 1814. Pergament, 10. und 11. Jahrh., folio. Die Hs. wird erwähnt in dem als Manuskript gedruckten Catalogue of the mss. at Ashburnham Palace (London 1853 fol.); Auszüge aus diesem Catalogue bei Haenel im Serapeum 1862, Intelligenzblatt S. 158, und danach bei Maassen, Bibl. iur. can. I 3-6 (1867), S. 169 [in Paris befindet sich die Hs. nicht, vgl. Delisle, Catalogue des mss. du fonds Libri et Barrois (1888) p. 266]. Nach Libri's unbrauchbarer Beschreibung enthält die Hs.: 1. Provinciarum descriptio; 2. Hieronymus, Vitae pontificum; 3. Libellus de paenitentia laicorum; 4. Regulae de ministris ecclesiae; 5. Excerpta capitularium regum Francorum; 6. Halitgar, Liber poenitentialis (Schmitz, Bußbücher II, 256-258 kennt die Hs. nicht); 7. Beda presbyter, De canonibus; 8. Epistolae Paulini, Gregorii etc.; 9. Canones varii; 10. Liber de ordine penitentiae. Aus dieser Beschreibung läßt sich nicht erkennen, ob die Kapitularienexzerpte sich etwa mit der Abbreviatio oder mit dem Excerptum Mettense-Ambrosianum oder mit dem Excerptum Carnotense usw. decken.

2. Oxford, Bodleiana 5193, Junii 82. Nach Archiv VII, 91. 791 enthält der Band: Karoli M. et Ludovici . . . capitula edit. ex bibl. Pithoeana. Parisiis 1640. 8°. Cum variantibus ex codice quodam capitularium manu Junii. Dazu bemerkt Pertz a. a. O.; "ist nicht näher untersucht; die verglichene Hs. mag vielleicht die Leydener sein?" (Eine Leidener Hs. des Benedictus Levita existiert nicht, wie ich zu Leiden im Herbste 1912 durch persönliche Anfrage erfahren habe).

3. Paris, Bibl. nat., Lat. 3851 (saec. X.) enthält (nach dem Catalogus III, 520) hinter Cresconius, Concordia canonum, "Capitula 126 excerpta ex capitularibus regum Francorum". Ist nicht untersucht.

4. Rom, Bibl. Vaticana, reg. Christ. 973 (aus dem 13. Jahrh.) enthält nach L. Bethmann im Archiv XII, 311 auf Bl. 1-131 eine Kanonensammlung "mit vielen Stellen aus den Kapitularien". Mit dieser Notiz läßt sich vorläufig nichts anfangen. "Die Hs. ist genau untersucht von Merkel"; Merkels Notizen kenne ich nicht.

5. Rom, Bibl. Vaticana, reg. Christ. 1000 bis (Pergament, 10. Jahrh., quart; vgl. MG. Capit. I, 391 no. 21; II, p. XXIX) soll nach Bethmann im Archiv XII, 312 hinter Ansegisus noch "Capitularia" enthalten. Die Hs. bedarf der Prüfung; ebenso die Hs.

6. Rom, Bibl. Vaticana, reg. Christ. 1023 (Pergament, 9. oder 10. Jahrh.), die nach demselben (Archiv XII, 312) hinter dem Breviarium Alaricianum "ein Stück aus Bened. capitularia" haben soll. Genauer berichtet Haenel (Lex Romana Visigothorum, 1849, p. LXI), der Codex enthalte Bl. 1a "Ex Capitularibus Lib. V. cap. CCCXLII." und auf dem defekten Schlußblatt 133 in Unzialschrift folgende Worte: "Haec capitula propriae ad episcopos / vel ordines quosque ecclesiasticos per/tinentia, quae non solum hi observari / sed etiam sibi subiectis vel commissis faci/enda perdocere debent. /quia iuxta sanctorum patrum traditionem novimus". Das aber ist Bened. Lev. Add III. prooemium und c. 1 Anfang.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 461]

Anhang.

Verzeichnis der 15 (16) von Baluze1 benutzten BenedictusHandschriften nebst Nachweis des heutigen Ortes der Aufbewahrung.


Benennung bei Baluze
Heutiger Bibliotheks-
ort nebst Signatur
Nummer
in dieser Studie
Baluzianus ("Noster") Paris 3839 A 24, S. 421
Bellovacensis - (verschollen) 3 (3a. b), S. 381
Camberonensis Paris 18 239 13, S. 392
Colbertinus Paris 4637 7, 11, S. 384. 386
Divionensis Paris 4761 17, S. 406
Metensis S. Arnulphi Metz 236 19, S. 410
S. Michaelis Avranches 145 12, S. 389
Palatinus (alter) Rom, Vat. Pal. 583 4, S. 383
Parisiensis (soc. Jesu) Berlin, Phill. 1762 15, S. 399
Pithoeanus (iam Thuanus) Paris 4638 16, S. 400
Regius Paris 3839 23, S. 421
Rivipullensis Barcelona 40 9, S. 385
Sangallensis St. Gallen 727 8, S. 385
Tilianus Paris 4635 14, S. 397
Trecensis Montpellier H. 137 22, S. 420
             

Nachträge, die während des Druckes dieser Studie hinzugekommen sind.

  1. Zu S. 382/383 (Hs. Nr. 3b): Über den cod. Vat. reg. Christ. 291 verdanke ich freundlicher Mitteilung von E. Caspar (März 1914) folgende genauere Notizen. Der Hauptteil des Codex (Bl. 1-103) ist eine Pergamenths. des 12. Jahrh. patristischen Inhalts (Basilii Admonitio ad monachum; u. a.). Daran ist geheftet eine Papierhs. des 16. (? 17.?) Jahrh. mit der Überschrift: . . . Petavius Ex vetustissimo libro manuscripto, quod (!) allatum est ex bibl. Bellovacensi, in quo plures libri erant. Es folgen a) Bl. 104ff.: Einzelkapitularien; b) Bl. 123b bis 127b: Auszüge aus Ansegisus bis App. III.; c) Bl. 128a-140a: Auszüge aus Ben. lib. 1-3. Add. II.-IV.

2. Zu S. 418 (Hs. Nr. 21): Aus cod. Vat. reg. Christ. 612 sind die tironischen Noten, die Exzerpte aus Benedictus und die Bischofskapitel für die Mon. Germ. hist. photographiert worden. Die tironischen Noten wird M. Tangl, der sie bereits entziffert hat, im N. A. als Ergänzung und Berichtigung zu MG. Formulae veröffentlichen. Die Bl. 62b-68a geschriebenen Bischofskapitel "Notissimum fratres - numquam ualeo obliuisci" scheinen nach meinen vor-




1) Vgl. Baluze, Capit. I, 691/92, sowie die oben zu den einzelnen Handschriften angeführten Stellen aus Baluze, Praefatio. Außer dem Bellovacensis, von dem aber (unvollständige) Abschriften existieren, sind sämtliche Baluze bekannten Handschriften noch heute erhalten. Dieser Umstand ist für die kritische Herstellung des Textes von größter Bedeutung.




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 462]

läufigen Ermittelungen in der Tat unbekannt zu sein; ich behalte mir ihre Herausgabe vor. - Vor den Exzerpten aus Ben. Lev. Buch 2 stehen zu Beginn von Bl. 58a die Rubrik: Ut si quis sacerdotum contra interdicta fecerit, a suo sit officio submouendus, die Inskription: exempla (!) papę leonis, und der Text: Hoc itaque admonitio - noluit esse disciplinae. Das ist: Leonis I. epist., Jaffé 402, c. 5 rubr. und Textanfang (Migne 84, 762). Von Ben. 2, 17 (vgl. oben S. 418, bei N. 5) steht nichts da. - Es folgen die Rubriken und die Texte von Ben. 2, 99. 100. 104. 117. 116. 118. 125. 129. 134-136. 139. 140. 142. 154 (von Merkel übersehen). 156-158. 426-431; zusammen 24 Kapitel. Da die nach 858 geschriebene Hs. sicher noch dem 9. Jahrh. angehört, so ist sie mit cod. Paris. 4636 (oben Nr. 1, S. 378f.) die älteste Benedictus-Hs. An Korrektheit kann sie sich freilich mit ihrer Pariser Altersgenossin nicht entfernt messen; wie die Kollation des cod. Vat. reg. ergeben hat, ist er trotz seines Alters durch zahlreiche Textverschlechterungen entstellt. Die Kapitelziffern des 2. Buches sind 13mal richtig angegeben (2, 99. 104. 139. 142. 154. 156. 158. 426-431); 8 mal fehlt vor der Ziffer die Hunderterangabe "C." (2, 117. 116. 118. 125. 129. 135. 136. 157); 2mal greift die Verderbnis tiefer (c. LV. statt c. 100; c. CXX. statt c. 140); 1mal fehlt jede Ziffer (2, 134).

3. Zu S. 460 N. 8 Ziff. 4: Cod. Vat. reg. Christ. 973. Die Hs. (Pergament, ausgehendes 12., nicht 13. Jahrh., 193 Bl.) enthält, wie sich auf Grund der von E. Caspar gütig gelieferten Beschreibung feststellen läßt, die Collectio canonum tripartita. Da in der Tripartita das 16. Buch von Ivos Decretum beinahe vollständig wiederkehrt, so begreift sich die Behauptung, daß die Sammlung viele Kapitularienexzerpte bietet. Andererseits verliert die Sammlung durch die jetzt ermöglichte Charakterisierung für uns fast jedes Interesse.

4. Zu S. 460 N. 8 Ziff. 5: Cod. Vat. reg. Christ. 1000 bis (88 Bl.) enthält den Ansegisus (Bl. 1-82b) nebst seinen 3 Appendices (Bl. 83a-87b oben), dahinter nur noch (Bl. 87b. 88a) c. 1-6 in. des Capitulare Olonnense 822. 823 (MG. Capit. I, 316). Die Prüfung der Hs. (durch E. Caspar) hat also ergeben, daß uns die Hs. nichts angeht.

5. Zu S. 460 N. 8 Ziff. 6; Cod. Vat. reg. Christ. 1023. Die dankenswerten Mitteilungen E. Caspars bestätigen die Angaben von Haenel. Ergänzend mag hinzugefügt werden, daß von Bl. 133 drei Viertel fortgeschnitten sind; doch hat der Text mit dem Worte "novimus" tatsächlich abgebrochen, da noch heute leerer Raum für etwa zwei Schriftzeilen übrig ist. Bl. 133b enthielt scheinbar zusammenhangslose, kurze Notizen, die zum Teil fast zerstört sind und mit Benedikt offenbar nichts zu tun haben.         




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 463]

Inhaltsübersicht.

Einleitung Seite
377
Erster Abschnitt.
Die vollständige Sammlung des Benedictus Levita und ihre Kürzungen.
378-404
Erstes Kapitel. Manuskripte der vollständigen Sammlung (Par. 4636. 4634. Vorlage des Ivo von Chartres) 378-381
Zweites Kapitel. Manuskripte, in denen nur die Additio I. ausgelassen ist (Bellovac. [Vat. 4982. Vat. reg. 291.] Vat. Pal. 583. Vat. reg. 974. Goth. I. 84) 381-384
Drittes Kapitel. Unvollständige (defekte oder abbrechende) Handschriften (Par. 4637 I. Sangall. 727. Barcin. 40. Vat. reg. 447. Par. 4637 II) 384-387
Viertes Kapitel. Manuskripte, in denen mehr als nur die Additio I. ausgelassen ist 387-404
1. Weglassung der Stücke aus Ansegisus (Abrinc. 145. Par. 18239) 389-394
2. Weglassung einer - aus Kapiteln der Admonitio generalis von 789 bestehenden - Reihe (Vorlage des Isaac von Langres) 394-397
3. Willkürlich auswählende Kürzung (Par. 4635) 397-399
4. Sonderhandschriften der gekürzten vier Additionen (Berol. Phill. 1762. Par. 4638) 399-404
Zweiter Abschnitt.
Auszüge aus Benedictus Levita.
405-440
Erstes Kapitel. Die "Capitula a Karolo imperatore excerta" als Anhang zu Ansegisus (Par. 4761 I) 405-407
Zweites Kapitel. Exzerptmassen in Kanonensammlungen 408-417
1. Der Auszug der Hs. von Chartres (Carnot. 193) 409-410
2. Ein alter Auszug, überliefert in der Appendix Dacherianae Mettensis und in der Collectio Ambrosiana (Metz 236. Mailand Ambr. A. 46. inf.) 410-417
Drittes Kapitel. Selbständige Auszüge 417-454
1. Der Auszug des cod. Vat. reg. 612 418. 461f.
2. Das "Capitulare incerti anni datum in synodo, cui interfuit Bonifacius apostolicae sedis legatus, circa ann. Chr. 744". 419
3. Die Statuten des Isaac von Langres 419
4. Die Abbreviatio Ansegisi et Benedicti Levitae 420-453
I. Handschriften (Montispess. H. 137. Par. 3839. 3839 A. 17526); zwei Rezensionen 420-423
II. Die Eigentümlichkeiten des cod. Montispess 423-429
III. Der gemeinsame Grundstock beider Rezensionen 429-447
IV. Die Bücher- und Kapiteleinteilung 447-449
V. Prinzip der Abbrevierung? 449-450
VI. Die Quellen der Abbreviatio 450-452
VII. Entstehungsverhältnisse 452-453




[Seckel, "BL decurtatus et excerptus", FS Brunner (1914), Seite 464]

5. Ein durch Ivo von Chartres benutzter großer Benedictus-Auszug Seite
453-454
Dritter Abschnitt
Auszüge aus Auszügen aus Benedictus Levita.
454-459
1. Die Capitula 1-7 "Ex decretis Bonifacii legati" in der Kanonensammlung von Térouane 455
2. Der Auszug aus der Abbreviatio Ansegisi et Benedicti Levitae in der Collectio canonum Pictaviensis (Berol. Phill. 1778. Rem. 675) 455-459
Anhang. Verzeichnis der 15 (16) von Baluze benutzten BenedictusHandschriften nebst Nachweis des heutigen Ortes der Aufbewahrung 461
Nachträge, die während des Druckes dieser Studie hinzugekommen sind 461-462

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