Das Monumenta-Archiv und Benedictus Levita
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Versucht man, sich anhand der jährlichen Berichte im Neuen Archiv einen Eindruck vom Fortgang des Editionsprojektes zu verschaffen, dann verdichten sich die einzelnen Informationen bald zu einem Bild großer Illusionen. Es war immer „nur noch“ dies und das zu erledigen, ansonsten sah man dem umgehenden Druck mit großen Erwartungen entgegen.

Was ist wirklich vorhanden?

Im MGH-Archiv finden sich mehrere Mappen mit Materialien Seckels und/oder Junckers. Meist sind es Arbeitsunterlagen, die Seckel für seine „Studien“ benötigte. Sie sind oft auf der Rückseite von gevierteilten Doktorurkunden der Berliner Universität notiert und befinden sich insgesamt in wildem Durcheinander. Beispiel.

Am wichtigsten dürften jene sechs Blätter sein, die einen Probedruck von einigen Kapiteln des ersten Buches darstellen, die sog. „Schedulae pseudoisidorianae“. Sie sind höchstwahrscheinlich von Josef Juncker und nicht mehr von Seckel eingerichtet und auch von seiner Hand korrigiert worden. (vgl. MGH-Archiv, Kasten A 82/II)

Vom ersten Buch Benedikts existieren Teile eines maschinenschriftlichen Manuskripts, das den kritischen Text bieten soll. Es fehlen aber die Varianten und auch die Anmerkungen und Quellenverweise.

Vorhanden sind auch noch Kollationen von Mitarbeitern (Müller, Brinkmann, Caspar), die z. T. Migne, z. T. Baluze als Vergleichsgrundlage genommen haben. Beispiel.

Von erheblicher Bedeutung scheint mir eine von Arno Mentzel-Reuters entdeckte Mappe zu sein, die den kritischen Text der Additio III bietet. Leider fehlen Sachanmerkungen und – was besonders wichtig wäre – die Quellenangaben völlig. (vgl. MGH-Archiv, Kasten A 17)

Ansonsten ist nicht mehr damit zu rechnen, daß von diesem mehr als einhundertjährigen Editionsprojekt der MGH noch weitere Mappen im Archiv aufgefunden werden, da jetzt alle Kästen auf Benedikt-Material überprüft wurden. Es muß also in der Tat bei der Bewertung von Ernst Perels bleiben, der 1940 nach einer Durchsicht der Materialien meinte: „Seckels Nachlaß bestand wesentlich aus Text-Entwürfen, Abschriften, unzähligen Notizen und Zusammenstellungen. Alles unvergleichlich gelehrt, kritisch scharfsinnig; auch geistreiche Einfälle. Genaue Sichtung erfordert Monate. – Nichts fertig und für den Druck abgeschlossen, zumal er selbst über die Technik der Ausgabe noch nicht schlüssig geworden war“ (zit. nach FUHRMANN, Einfluß und Verbreitung S. 165 Anm. 52). So ist es!

Gerhard Schmitz


Stand: 2006-05-23